Full text: St. Ingberter Anzeiger

ðSl. Ingbherter Ahhriger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
ge „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünufmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1.4 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen IM 75 H, einschließlich 
94 tZustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 18 R, bei Reclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
Je 6h.. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Muünchen, 19. August. Der König hat den 
ommandeur des ersten bayerischen Armeekorps, 
freiherrn v. Horn, anläßlich dessen fünfzigjährigen 
dienstjubiläums zum General der Infanterie ernannt. 
Berlin, 18. August. Der Reichsanzeiger 
neldet: Der italienische Botschafter de Laungy er⸗ 
chien vorgestern bei dem Staatssekretär Grafen 
haßfeld und gab im Auftrage des Koönigs von Ita⸗ 
en in warm empfundenen Worten dem Gefühle 
es Dankes des Koönigs und der italienischen Re— 
zierung für die werkihätige Theilnahme Ausdruck, 
helche der Kaiser, der Kronprinz und das gesammte 
zeutjiche Volk dem Unglück in Ischia widmen. 
Potsdam, 18. August. Bei dem heutigen 
aladiner anläßlich des Geburtstages des Kaisers 
— 
denselben, wobei die Geschütze von Babelsberg Salut 
euerten. Der Kaiser, Kronprinz und Prinz Wil— 
—X 
jeben dem Kaiser. — Der König von Rumänien 
ist Abends hier eingetroffen und im Orangeriege⸗ 
äude in Sanssouci abgestiegen, empfangen von dem 
aronprinzen, den Prinzen Wilhelm, Friedrich Karl, 
Leopold Alexander und allen Offizieren der hiesigen 
Harnison. 
Bemerkenswerth und von allgemeinem Interefse 
t die Antwort, welche nach zuverlässigem Berichte 
der kommandirende General des 9. Armeekorps, 
heneral v. Treskow, der Abordnung der Stadt⸗ 
behötden Sonderburgs gab, die ihn ersucht hatten, 
iich jür Beibehaltung der dortigen Besatzung zu 
derwenden. In der bezüglichen Unterredung be— 
merkte nämlich der General nach einem Be— 
richte der M. Ztg., daß die Angelegenheit 
auf das sorgfältigste erwogen worden, die mili— 
ärischen Rücksichten aber den Ausschlag gegeben 
hätten. Eine ganze Anzahl kleiner Festungen als 
olche sei theils schon gefallen, theils werde sie noch 
allen, um die Ostgrenze des deutschen Reiches zu 
zerstärken und die Truppen in großen Festungen 
usammenzuhalten. Das Schichsal, in dieser Weise 
anfgegeben zu werden, könne auch Sonderburg nicht 
erspart werden und so der Abzug der Artillerie nich! 
urückgenommen und ein Ersatz dafür nicht gewährt 
werden. Indessen sei es nicht ausgeschlossen, daß 
n den nächsten Jahren an leitender Stelle andert 
Hhesichtspunkte sich geltend machen und die allge—⸗ 
neine Lage der Dinge sich ändere. 
Zurm ersten ·Male liegt jetzt, wie das Berl. Tabl 
dreibt, eine öffiziöse Kuͤndgebung vor, welche be⸗ 
iätigt, daß die Tripelallianz zwischen Deutsch⸗ 
land, Oesterreich⸗ Ungarn und Italien 
icht nur auf einem mündlichen Gedankenaustausch der 
etreffenden Monarchen und Staatsmänner, sondern 
auuf einem wohlverbrieften und versiegelten Vertragt 
uße. Wie ein Wiener Korrespondent dem gen. Blatt 
eiegraphirt, meldet der in Pest erscheinende ‚Nemzet“ 
n hervorragender Stelle, daß das österreich⸗deutscht 
dündniß im vorigen Herbst auf weitere sechs Jahrt 
»tlängert wurde und daß Italien diesen Vertrag 
dbenfalüs unterzeichnete. 
Ausland. 
„Wien, 18. Augnst. Gestern Abend, als am 
aortage von Kaisers Geburtstag, wurde in Triest 
d großer Zapfenstreich abgehallen, welchem riesigt 
emengen beiwohnten. Während des Zapfen⸗ 
eichs wurde auf der „Piazza Lipsia“ eine Pe— 
arde geworfen, welche jedoch Niemand verleßtte. 
Montag, 20. August 1883. 
—18. Jahrg. 
Zwei Individuen wurden verhaftet. Erbittert über 
den Bubenstreich stürmte ein großer Volkshaufe zur 
talienischen Thurnhalle, erbrach Thüren und Fen⸗ 
ster und demolirte Alles, was nicht niet- und nagel⸗ 
est war. Hundertköpfige Trupps durchzogen 
Triest unter den Rufen: „Hinaus mit den Italienern, 
hinaus mit den Fremden, hoch Oefterreich, hoch un⸗ 
ser Kaiserhaus!“ Auch vor der Redaktion des Irre⸗ 
denta⸗Organs „Independente“ wiederholten sich die 
italienfeindlichen Demonstrationen. 
Paris, 18. August. Berichte aus den De— 
partements an der spanischen Grenze ergeben, dem 
Telegraphe zufolge, daß seit zwei Tagen kein In⸗ 
urgent die Grenze überschritt. Die Insurrection 
cheine in der Abnahme begriffen. Laut einem Ma⸗ 
drider Telegramm wurde der König auf seiner Reife 
nach Madrid und Valencia von der Bevöllerung 
ntkusiastisch bearüet 
Knecht daselbst mit 90,000 Liter 1881er und 
1882er anreiht. Diesem Termine folgen am 18. 
September die Herren Karl Heinrich Wolf und 
Söhne in Wachenheim a. d. Hdt. mit ca. 110 
Fuder 1880er und 1881er Weinen eigenen Wachs⸗ 
thums aus besten Lagen von Wachenheim, Forst 
u. s. w. Es lommt hier eine schöne Kollektion 
fein gebauter Sachen zu Markt. 8 
— Die Pfälzischen Eisenbahnen ver— 
einnahmten im Monat Juli ds. Is. 76,921 Mt. 
86 Pf. mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. 
In den 7 verflossenen Monaten des lauf. Jahres 
zdeträgt die Mehreinnahme gegenüber dem gleichen 
Zeiträume des Jahres 1882 — 523.647 Mt. 76 Pf. 
Vermischtes. 
4 Bamberg, 186. August. Vorgestern wurden 
vier Untersuchungsgefangene vom Amtsgerichts-Ge⸗ 
fängniß Scheßlitz in die hiesige Frohnfeste verbracht. 
Dieselben sind beschuldigt, in der Ott'schen Milli⸗ 
onenErbschaftsangelegenheit einen Meineid geschworen 
zu haben. Auch einige hiefige Persönlichkeiten sollen 
Befahr laufen, in der Angelegenheit compromittirt 
zu werden. 
Ein amusantes bureaukratisches Geschichtchen 
soll sich vor einigen Tagen in Hof ereignet haben. 
In seinem Bureau auf dem Rathhaus sitzt der Herr 
Rechtsraih H. im Aktenstudium tief versunken. Da 
klopft es... es klopft öfter einmal den Tag über 
un der Thüre des Bureaus eines rechtskundigen 
Magistratsrathes, man läßt ruhig klopfen, die Leute 
treten schon so ein. Es klopft wieder, und ärger⸗ 
lich über den heharrlichen Klopfer ruft Rechtsrath 
H.: „Zum Donnerwetter noch einmal, 'rein wer 
draußen ist!“ Der Rechtsrath H. hat aber noch 
rinige Bogen zu lesen und denkt, der, die oder das 
Eingetretene kann schon so lange warten, er liest 
ruhig weiter und schaut nicht einmal auf. Das 
muß aber dem Eingetretenen doch zu lange gedauert 
haben, denn auf einmal hört der Rechtsrath hinter 
sich sagen: „Minister Freiherr v. Feilitzsch zur In⸗ 
spizirung.“ Unbeschreibliches nicht wieder zu geben⸗ 
des Tableau! 
Neunkirchen, 17. August. Der !,Tr. 
Landesztg.“ schreibt man: „Ein Ehepaar von hier 
wurde unlängst wegen einer Forderung von über 
5000 Mark gepfändet; die Schuldner hatten sich 
aber so eingerichtet, daß beim Zwangsverkauf bloß 
45 Mark erlöst wurden. Hierauf forderte der 
Bläubiger beim Gerichte die Leistung des Offen⸗ 
barungseides, da er wußte, daß die Schuldner erst 
—XX& 
und siehe da, die Schuldner, welche erst einige Tage 
vorher ihre wenigen Möbel durch den Gerichtsvoll⸗ 
zieher versteigern ließen, zahlten sofort an den 
Gläubiger in preußischen Staatspapieren 4000 M.!“ 
4 Aus Frankfurt a. M., 18. August., wird 
dem „Pf. K.“ berichtet: Gotthard⸗Aktien stiegen 
infolge des günstigen Eiudruckes der Juli-Einnahmen 
von 1124 auf 115. 
fF Ein Unglücdsfall hat sich am Freitag 
Morgen zwischen 4 und 5 Uhr auf dem Rhein er⸗ 
eignet. Der Kessel eines Güterbootes erplodirte, 
zerschmeiterte das mit Petroleum gefüllte Schiff und 
ödtete 8 Menschen. Der Capitän wurde gereitet, 
doch schwer verletzt in das städttische Krankenhaus 
gebracht. Die Explosion war von so mächtiger Wirk— 
ung, daß viele Theile des Schiffes nach beiden 
Seiten des Ufers geschleudert wurden. Es sind alle 
Maßregeln ergriffen, um die Verunglückten aufzu⸗ 
inden. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
M Sit. Ingbert, 20. August. In der 
zestrigen Generalversammlung des Kriegervereins im 
horst'schen Saale wurden 4 neue Mitglieder auf— 
zenommen und dadurch die Zahl 200 erreicht. Es 
ist erfreulich, zu bemerken, wie das Kriegervereins⸗ 
wesen hier sieis mehr Anklang findet und läßt sich 
diese Erkenntniß unstreitig auf das segensreicht 
Wirken der Wohlthätigkeitscassen innerhalb der Ver⸗ 
eine wie der größeren Verbände zurückführen. Se 
werden z. B. bom Ausschuße des bayer. Veteranen⸗ 
drieget · und Kampfgenossenbundes jeden Monas 
Unterstützungen an bedürftige kranke Kameraden bis 
zur Höhe von Mark 1500 gewährt, und damit 
manche Thräne getrocknet. Auch die Pfäalzische 
sampfgenossenschaft spendet ihre Gaben reichlich, 
wenn auch nicht so häufig, an die bedürftigen Mit— 
glieder ihrer Brudervereine, da deren Kasse nur über 
zinige Tausend Mark zu verfügen hat, wähtend dem 
bayer. Veteranen⸗rrBunde nahezu dreimalhundert. 
ausend Mark zur Verfügung stehen, aus deren Zinsen 
die Unterstützungen entnommen werden. Sein dies— 
jähriges Stiftungsfest feiert der Kriegerverein durch 
inen Ball am 16. September im Baumann'schen 
Saale und folgt demselben am darauffolgenden 
Sonntage die Rechnungsablage mit Neuwahl des 
Vorstandes im Horst'schen Saale. 
— Hombuürg, 19. August. Heute Nach— 
nittag wurde dahier unter sehr starker Betheiligung 
Diesiger und Auswärtiger das Bezirks-Missionsfest 
sur das Dekanat Homburg gefeiert. Der Gottes— 
dienst begann mit Gesang und einer erhebenden 
Ansprache des Herrn Dekans Henn. Die Fest— 
dredigt hielt in sehr wirkungsvoller Weise Herr 
pfarrer Ferckel von St. Ingbert. Den Jahres— 
zericht erstattete Herr Pfarrer Blaul von Neu— 
zäusel. Demselben entnehmen wir, daß die Ge— 
meinde St. Ingbert in Bezug auf die Höhe des 
Beitrages allen anderen Gemeinden des Dekanats 
weit voran steht. Die gottesdienstliche Feier wurde 
herschönert und gehoben durch einige Lieder, welche 
der hiesige Kirchenchor unter Leitung des Herrn 
dehrers Dick vortrug. Nach Schluß des Gottes 
dienstez versammelten sich die Festgäste in ver⸗ 
schiedenen Wirthschaften zu gemüthlicher Unterhaltung. 
Wo das nächstjährige Bezirksmissionsfest abgehalten 
wird, konnte noch nicht festgesetzt werden. 
— (Weinversteigerungen.) Für den 
10. September hat Herr Wilh. Kölsch, Gutsbe— 
itzer in Neustadt a. d. Hdt. eine Auktion von 170 
Fuder 1880er, 1881er und 1882er angekündigt 
der sich am 17. September' Herr Dr. Ferdinand