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Indgherter Atzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Mountag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs-
zlatt und Sonnlags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 14 40 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen TA 7S A, einschließlich
d A Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragt bei Inseraien aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 30 8. Bei 4maliger' Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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Af 1705. Sonntag, 2. September 18833. 18. Jahrg.
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Beerdigung des Grafen Chambord getroffen und
Am Sedantage. — illen Höfen den Tod desselben mittelst Rundschrei⸗
3.4.0 zens angezeigt. Der orleanistische „Clarion“ hatte
Feieruut eee ——— ieser Tage gemeldet, der Graf von Paris werde
anei uͤber eer, — zas bourbonische Wappen annehmen und künftig
aute. frohe —R— J den Vornamen Philippe führen. Diese Nachricht
künden ungeahnte Mär: erhält jetzt ihre Bestätigung dadurch, daß das Rund—
chreiben an die Höfe „Philippe Graf von Paris“
mterzeichnet ist. Er, nennt sich also nicht Louis
Zhilippe, wie sein Großvater, der „Bürgerkönig,“
das wäre ein Zugeständniß an die Legitimisten,
velches deren Verschmelzung mit den Orleanisten
vesentlich erleichtern würde.
In Anam haben die Franzosen doch noch
inen Erfolg errungen: so erhieltder Marineminister
»om Gouverneur von Cochinchina ein Telegramm
uus Saigon, welches besagt: Auf der Corvette
Chateau Renault“ kam Champeaur mit den in
hue am 25. August unterzeichneten Friedenspräli⸗
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iber Anom und Tonking voll und ganz anerkannt
vird. Weiter wird darin festgesetzt, die Einver⸗
eibung der Provinz Dinthuan in Cochinchina, die
militätische Besetzung der Forts von Thuanan und
Vingschua, die sofortige Rücdberufung aller nach
Tomin gesandten Anam⸗ Truppen, deren Garnisonen
auf Friedenestärke gesetzt werden. An die Manda—
inen soll der Befehl ergehen, auf ihre Posten zu⸗
ückzukehren. Die amtliche Bestätigung- derselben
rfoigt durch die französischen Behörden. Frankreich
üͤbernimmt es, die Banden,«die unter dem Namen
»er schwarzen Flaggen bestehen, ju vertreiben und
die Sicherheit und Freiheit des Handels wieder her⸗
ustellen. — Dagegen wird die Haltung China's
mmner drohender, so daß wohl ein Conflikt mit
Frankreich nicht ausbleiben wird. — Das Reuter'sche
Zureau meldet aus Shangai: „Von der chinesischen
segierung werde eine neue Truppenabtheilung von
2000 Mann nach Canton abgeschickt und die Ab⸗
endung won Munition und Torpedos vorbereitet.
In den chinesischen Arsenalen herrscht große Thä⸗
igkeit
Politische Uebersicht.
Deutiches Reich.
Muͤnchen, II. Auguͤst. An der freierlichen
enthullung des Nationdl Denkmals auf dem Rieder
Hald wird als Vertreter Sr. Maj des Königs
ze. K.Hoheit Poünmz Luitpold theilnehmen,
zur Theilnhme an dieser Feier siud von Sr. Maj.
m Deutschen Kaiser insbesondere die kommandi—
enden Generale der beiden Armeekorps, v. Orff
ad Frhr. v. Hoxnn, eingeladen worden.
Berlin, 30. Auqgust. Der Kronprinz, der
cute Mittag, über Leipzig nach Traunstein und
ingolstadt ziui Vornahme von Truppenbesichtigungen
boereist ist gedenkl sich am 1. September nach
Nuͤnchen zu begeben und über Würzburg am 5.
zepteinber zurückzukehren. „Laut der „Allgemeinen
ifung“ -räumte König Ludwig das königliche
ochloß zu Würzburg dem Krounprinzen für die
dauer seines Doriseins rin und beorderte den
-bersthofmarschall v. Malfen mit Equipagen und
dienerschaft auf Samstag nach Würzburg,
Ausland.
Salzburg, 31. August. Die Dispositionen
ider die Zusammenkunft Bismartk's mit dem Grafen
dalnolh sind dahin abgeändert worden, daß der
sierreichische Minister erst morgen und nicht, wie
uerst bestinmt war, schon heute wieder von hier
ibreist.
Salzburg, 31. August. Vraf Kalnoky
nutte gestern nach Ankunft im dotel de l'Eurxope,
nit dem Fürsien Bissmarc eine Conferenz und
ahm dann am Diner bei der fürstlichen Familie
kteil. Der Reichskanzler verließ außer einer kurzen
dromenade gestern das Hotel nicht und setzte später
ie Conferenz forrtr. —
VBei dem Krawalle in Zala⸗Egers⸗
eg am Samftag ind nach den bisherigen Unter⸗
uchungen über vierzig Menschen verwundet worden,
arunter acht bis zehn tödtlich.
Der Graf von Paris sritt jetzt offen als
ramilienoberhaupt der Bourbonen auf. In dieser
Ligenschaft hahrer die Anordnungen bezüglich der
London, 31. Augüst. Reuter's Bureau meldet
us Zanzibar; daß der deutsche Reisende Dr.
Fischer aus dem Innern Afrika's wohlbehalten
iach dort zurückgekehrt sei.
New-York, 81. August. Die zur Eröffnung
der Northern⸗Pacific-Bahn geladenen deutschen Gäste
ind gestern in Buffalo eingetroffen und von Seiten
es Rew⸗-NYork Union Leagne Club und Liederkranzes
länzend' empfangen worden. Dieselben besichtigten
jestern die Riagarafälle. Anwesend sind auch der
Feutsche Gesandie v. Eisendecher, Consul Feigel, der
Zenaior Karl Schurz und andere Notabilitäten.
Abends begaben sich die Gäste nach Chicago.
Eokale und pfäͤlzische Nachrichten.
Zweibrüchen. 28. ARugust. Det- auf
Xer nahen Bärenhütie wohnendet Tagner Gil,
Vater mehrexer Kinder, wurde gestern à in. spaler
Abendstunde von den ebendaselbst wohnenden Brü⸗
ern L. und, F. Fuhrmann mit einer sog.
Wagenlippe durch einen Schlag auf den Kopf der⸗
itt verletzt, daß sehr wahrscheinlich der Tod ein ⸗
reten wͤrd. Die drei genannien hatten längere
zZeit gemeinschaftlich und friedlich mit einander ge⸗
irbeitet, bis gestern nach der Feierabendstunde zwischen
hnen wegen der Arbeitstleistung ein Wortwechsel
itstanden ist, welcher den unglüchseligen Schritt
jerbeigeführt hat. Die beiden Thäter wurden verhaftet
— — Kaiserslautern, ,321. August. Die
Nr. 77,587 der Traunsteiner Kirchenbaulotterie mit
dem Haupttreffer 20,000 Mk. Gewinn wurde als
eines der Z3 letzten noch vorhandenen Loose vor un⸗
zefähr 10 Tagen in unserer Expedition dahier ge⸗
sauft. Die glückliche Gewinnerin ist Frau Elise
Bfeiffer, Gattin des Herrn Carl Pfeiffer, Maschinen⸗
'abrikanten (Theilhaber der Firma Gebr. Pfeiffer)
dahier. (Kais. Zig.)
— Dürkheim, 31. August. Herr M.
Wolf dahier ließ aus Frühtrauben bereits neuen
Wein keltern, dessen Mostgewicht 909 Grad beträgt.
— Aus Forst wird der Bgztg. geschrieben:
Immer mehr steigern sich die Aussichten auf einen
Jünstigen Weinherbst. Wenn die Witterung noch
uurze Zeit anhält, so erhalten wir hier ein Wein⸗
Hen, wie seit langen Jahren nicht mehr.
— Die Nachricht, daß das Schönauer
düttenwerk mit allen dazu gehörigen Besitz⸗
ingen üm den Preis von 110,000 Mark verkauft
vorden sei, ist nicht richtig. Es gingen nur die
gebäulichkeiten des Hüttenwerks mit den dazu ge⸗
söreuden Gärten sowie der am nördlichen Ende des
Ortes Schönau gelegene große Weiher um die
SZumme von 45,000 Mark in den Besitz der Ge⸗
ellschaft Dietrich und Comp. zu Niederbronn im
ẽlsaß über. Letztere soll beabsichtigen, auf dem
—Schönauer Werlke lediglich Roheisen zu produziren,
um dasselbe dann in den ihr gehörenden Fabriken
bei Lüneville in Frankreich weiter verarbeiten zu
lassen.
— Aus Ludwigshafen schreibt man der
„Frkf. Ztg.:43 Wenig erbaut ist man hier von
»inem seitens des „Hilfskomites für die Wasserbe⸗
chädigten“ vorgekommenen -Mißgriff, welcher dieser
Tage neuerdings Anlaß zu Erörterungen gab. Es
jat das Komise nämlich seiner Zeit - für gut be⸗
sunden, mehreren städlischen Bediensteten die Aner⸗
—X
rend der Ueberschwemmung in klingender Münze
auszudrücken und von den doch lediglich zur Unter⸗
fttützung der Wasserbeschädigten von Mildthätigen aus
Nah und Fern erbrachten Geldern namhafte Beträge
— der städtische Poligeikommissär erhielt z.
B. 1000 Mark — anzuweisen.“ ().
— In allen pfälzischen Blättern lesen wir An⸗
kündigungen über die bevorstehende Sedansfeier,
ein Beweis, daß die Bevölkerung allerorten dem
großen nationalen Gedenktag ein tireues Gedächtniß
hewahren will. *55*
—
Vermischtes.
7 Léoͤbach, 29. August. Im Laufe des näch ⸗
sten Monats wird' der „Saarztg.“ zufolge die hie⸗
iige neu serbaute gothische Kirche durch den hochw.
Herrn Bischof' eingeweiht und gleichzeitig durch den⸗
selbden das hl. Sakrament der Firmung gespendet
werden.
— ; Maunheim. Welche Wirkung der von
der „Norddeutschen Allgemeinen“ nach Paris ge⸗
andie « kalte Wasserstrahl“ in manchen Gemüthern
auch diesseits des Rheins angerichtet hat, davon
zeigt sicher folgendes kleine Ereigniß. Kommt da
rin junges Weibele zu mir, das erst vor 8 Tagen
inter die Haube geschlüpft ist, und frägt mich mit
Thraͤnen in den Äugen: „Ist es denn wahr. daß
bald Krieg giebt?“ Sie hörte in ihrer Herzenß⸗
angst schon Generalmarsch schlagen, sah ihren Herz⸗
allerliebsten schon aus ihren Armen gerissen und
mit dem Kalbfell auf dem Rücken dem Feinde, der
Gefahr, den Wunden, dem Tode entgegenziehen.