as Zuchthaus Kaiserslautern hat die Be—
zeichnung. „Strafanstalt Kaiserslantern“ zu führen.
Bei der Strafanstalt Kaiserslauten werden neben den
bereils bestehenden beiden Abtheilungen für männ⸗
liche und für weibliche Zuchthausgefangene 2 weitere
Abtheilungen — eine Abtheilung für erwachsene und
eine Abtheilung für jugendliche weibliche Gefangniß⸗
Sträflinge — errichtet.
Bei der am 27. September zu Neustadt
a. d. Haardt Statt findenden Hauptversammlung
Pfälzischer Bienenzüchter“ sollen folgende Referate
zur Verhandlung kommen: J. Etwas aus dem Leben
der Arbeitsbienen. 2. Welche Vortheile hat der
Honig und wie läßt er sich verwerthen? 8. Nach
Zeichen Grundsätzen sollen wir Vienen züchten?
4. Haben große Koniginen vor kleinen einen Vorzug?
Sind die aus Schwarmzellen oder Nachschaffungs—
zellen besser? — Da mit der Hauptversammlung
gewöhnlich eine größere Ausstellung von Bienen⸗
dolkern und ⸗Geraäthen verbunden ist, obige Fragen
außerdem geeignet find, das Interesse der Bienen⸗
züchter in Anspruch zu nehmen. wird die Versamm⸗
lung gewiß eines zahlreichen Besuches sich zu er⸗
freuen haben.
Der prol. Verein der Pfalz erläßt in der
„Union“ nachstehende Bekanntmachung: „Der Sit i⸗
pendienausfchuß des prot. Vereins der Pfalz
hat auch in diesem Jahre mehrere Stipendien an
Studierende der Theologie zu vergeben. Meldungs⸗
gesuche sind bis spätestens j. Okltober l. J. an den
uͤnterzeichneten einzusenden. Ju denselben ist die
Universitat anzugeben, welche der Petent im nächsten
Jehre zu besuchen gedenkt. Den Gesuchen ist bei⸗
zulegen: 1. ein Zeugniß über eine mit Erfolg
abgelegte Stipendiatenprüfung. resp. das Absolutorium
des Gymnasiums; 2. ein akademisches Sittenzeugniß
(testim. praes.); ein nach dem vorgeschriebenen Sche⸗
ma durch das Bürgermeisteramt der Heimathgemeinde
ausgestelites Vermoͤgenszeugniß. Neustadt a. H.
den 27. August 1888. Jatob Erter.“
Ludwigshafen, 830. August. In der
heutigen Stadtrathsitzung verursachte die Frage des
Einbringens von FFleisch und Fleischwaaren aus
anderen Orten eine sehr iebhafte Dedatie. Die Metzger
wünschen die Einfuhr erschwert, um sich eine be⸗
deutende Konkurrenz vom Halse zu schaffen, Bezirks—
thierarzt Bouquet mit Anhängern, um dem Verkauf
gesundheitsschädlichen Fleisches vorzubeugen. In
Verückfichtigung des Letzteren Punltes stimmt der
Stadtrath einer Abänderung der betreffenden Para⸗
graphen der Schlachthausordnung zu, wonach die⸗
selben ungefähr folgenden Wortlaut bekommen sollen:
Wer Fleisch von auswärts in zerlegtem Zustande
hierherbringt muß außer dem Bestellschein eine vom
Bürgermeisieramt des Schlachtortes amtlich beglau⸗
bigte und gesiegelte Bescheinigung, die auf den Tag
der Lieferung ausgeftellt sein muß und nur für
diesen gilt, vorweisenkönnen, worauf genau das
Quantuͤm und die Art des Fleisches, der Wurst ꝛc.
auzugeben ist. Das Fleisch u. s. w. ist dann
Morgens um 9 Uhr oder Abends um 5 Uhr, bevor
es den Kunden gebracht wird, zur nochmaligen Kon⸗
trole dem Fleischbeschauer zu uͤbergeben, und für
das Pfund 5 Pfg. Fleischbeschau⸗ Gebühren zu ent⸗
richten. Für Lieferungen aus Mannheim bis zu
zehn Kilo ist außer dem Bestellschein und der Be⸗
ftätigung des Fleischbeschauers keine weitere Kontrole
nöthig, aber für solche aus allen anderen Orten
muß jedes Quantum, auch das Kleinfte zuerst im
Schlachthaus dahier von dem Fleischbeschauer unter⸗
sucht werden. Die betreffenden Scheine sind der
Polizeimannschaft auf Verlangen vorzuzeigen. —
Der Stadtrath beschließt ferner, die Kreislehrerver⸗
sammlung ini Pirmasens einzuladen, die nächste
Versammlung im Jahre 1866 hier abzuhalten.
— Der projektirte Extra zug aus der Pfalz
nach München wird nicht gefahren und
zwar infolge der überaus kläglichen Betheiligung.
Es haben sich nämlich ganze 43 Theilnehmer an⸗
gemeldet, während es in minimo 300 hätten sein
müssen.
Vermischtes.
München, 31. August. Verwaltungsge⸗
richtshof. Zur Verhandlung kam die Beschwerde
des kaiferl. Notars Julius Vogel in Colmar wegen
Beiziehung zu den Gemeindeumlagen in Neustadt
1. d. H. Im gleichen Banne von Neustadt a. d.
H. liegt ohne ausgeschiedene Markung der Ort
Winzingen. Beide Orte haben ihre eigenen, voll⸗
kommen organisirten Gemeindederwaltungen und
deide hestehen auf ihren Rechten. daß der Winzinger
seine Gemeindeumlagen an die Gemeindekasse Win⸗
zingen, der Neustadter dieselben an die von Neu—
stadt entrichtet. Ebenso bestehen beide auf ihren
Rechten, wenn Angehörige der besagten Gemeinden
durch Heirath oder Wegzug aus dem einen oder
indern Orte scheiden. So kommt es oft, daß Win⸗
zjinger nach Neuftadt ziehen, daselbst Gemeindeum⸗
jagen entrichten, aber auch aach Winzingen zu die⸗
en. Umlagen beigezogen werden und umgekehrt. Be⸗
onders verlangt nun Neustadt das Haupttecht und
araufhin auch den größten Umlagesatz. Gleichwohl
erhebt wieder Winzingen als eigene Gemeinde für
einen noch nicht ausgeschiedenen Angehörigen seine
gesetzlichen Ansprüche. So kommt es, daß die kaiserl.
Notarsfrau Vogel, eine geborene Winzingerin, ihre
Umlagen nach Winzingen zu entrichten habe, wäh—
tend Neustadt dieselbe Anforderungen an diese stellt
Die heutige Beschwerde bittet nun um einen Ent—
cheid: In welchem Verhältniß dem Notar Vogel
die Umlagen in beiden Gemeinden zu normiren
seien und in welcher Gemeinde er zur Besteuerung
heigezogen werden solle. Der kgl. Verwaltungsge⸗
ichtshof weist die Beschwerde ab.
f Dachau, 27. August. Gestern Abends
zwischen 10 und 11 Uhr wurde der verheirathete
Gütler Anton Schorrer von Poln, Gemeinde Au⸗
zustenfeld, oußerhalb der Rothschwaige, Gemeindeflur
Dachau, erschlagen aufgefunden. Der Schädel war
vie eine von einem Hammer entzweigeschlagene Nuß
zerschmettert. Wie es allen Anschein hat, ist der
urchtbare und sofort tödtliche Hieb hinterrücks ge⸗
ührt worden, da sich der Schädel hinter dem rech⸗
en Ohre am Meisten eingedrückt zeigte. Verdacht
dieses Verbrechen verübt zu haben, fällt auf den
llegitimen Sohn des CErschlagenen, Sebastian Som⸗
mer, welcher auch unter'm Heutigen von der Gen⸗
darmerie vorläusig festgenommen und in die hiesige
Amtsgerichtsfrohnfeste eingeliefert wurde.
f Straßburg, 31. August. Das vom
Wetter so überaus begünstigte schöne „Feerscht er⸗
'est“ geht heute zu Ende. Hoffentlich werden die
cheidenden Gäste nur freundliche Erinnerungen an
Ztraßburg heimtragen; der gute Wille, ihnen der
ziesigen Aufenthaltsort recht angenehm zu machen
var wenigstens reichlich vorhanden. Hatten doch
ogar die in Toasten viel gefeierten Frauen durch
ine dichterische Vertreterin den Forstmännern einen
innigen Gruß gesandt. Bei dem Ausflug nach
ohdarr wurde nämlich nachstehender , Gruß der
damen an die Forstmänner“, verfaßt von der Frau
eines elsassischen Oberförsters (Volley in Hagenau
vertheilt und mit ungeheurem Jubel begrüßt. Dieser
Gruß lautet:
Habt Dank, daß Ihr in Euren Kreis
Uns freundlich ladet ein;
Der Forstmann ja am besten weiß:
Der Frau muß Ehre sein!
Wenn für des Landes Wohl und Heil
Den Wald er hegt und pflegt,
Nimmt sie an seiner Arbeit theil,
Die Sorgen mit ihm trägt.
Hauptnutzung zwar und auch Kultur,
Das bleibt ihm ganz allein,
Sie läßt die Nebennutzung nur
Ihr Hauptgeschäfte sein.
Mit Besenpfriem, nach altem Brauch,
hält sie ihm rein das Haus
sünd räuchert mit Wachholderrauch
Die bösen Geister aus.
Mit Epheu und mit Immergrün
Wird jeder Raum geschmückt,
Daß Lust und Freude ihn umblüh'n,
Wohin sein Auge blickt.
Und will im Freundeskreise traut
Er froh und heiter sein,
Dann pflückt sie ihm das duft'ge Kraut
Waldmeister in den Wein.
Mit Beeren, Pilsen klein und groß,
Erquickt sie ihn so gern,
Am Fenster hält ein Kranz von Moos
Die Zuoluft von ihm fern.
Und holt er sich in Kält' und Wind
Wohl gar das Zipperlein,
In Waldwoll schlägt sie sanft und lind
Die kranken Glieder ein.
Doch pflanzt sie auch manch edles Reh—
JZu streben himmelwärts,
Auch Himmelsschlüssel und Ehrenpreig
In seiner Kinder Herz.
Und ist der Wald in Wintersgraus
Ein kalter, öder Raum,
Dann pflanzt sie ihm ins stille Hauz
Den gold'nen Weihnachtsbaum.
Drum, wenn Ihr Gäste heimwärts wad
Erzählt im Walde drauß:
Hoch steht im Elsaß der deutsche Wald
Und fest das deutsche Haus!
EGer Carcer.) Die Wände des Carcer—
en Heidelberg sind mit allerlei poetischen Betrachtunge
einer einstigen Insasser bedeckt. Witz und Humo—
fehlen dabei nicht wie u. A. folgendes Allegr
carceroso überschriebene und auch in Noten geieß.
Lied darthut.
Weil wir schwärmend in der Nacht
Fünf Laternen ausgemacht,
Traf uns schrecklich das Verhängniß,
Sperrte man uns ins Gefängniß.
Strenge Strafe sollt es sein,
Jammer wünscht man uns und Pein
Aber statt voll Qual und Bangniß
Urfidel ist dies Gefängniß.
Allen, die gedrückt von Noth,
Denen Schmerz und Undheil droht,
Rath' ich: flieht aus der Bedrängniß
In dieses lustige Gefängniß.
f Berlin, 3. Sept. Gestern, Sonntag
Abend 9 Uhr 55 Min. fuhr der von Berlin kom—
mende Kurierzug auf Bahnhof Steglitz durch eint
Ptenscheamenge, welche mit einem von Steglitz ab
gehenden Personenzug nach Berlin zurückkehren
wollte und von der verkehrten Seite in den Zug ein
zusteigen suchte. Die Zahl der Todten und Verwun
deten steht noch nicht fest, wird aber auf einig
dierzig angegeben.
7 Berlin, 3. Sept. Die Volkszeitung bring
folgende ihr von authentischer Seite über den gester
zei Steglitz stattgehabten Eisenbahn-⸗Un
plücksfall zugegangene Mittheilung: Gestert
Ubend gegen 10 Uhr fuhr der von Potsdan
kommende Personenzug auf der Station Sieglit
ein, um dort die schon lange wartenden Personer
nach Berlin zu befördern. Der Zug war not
nicht zum Stillstand gekommen, als die Mengt
heilweise über die Barrièren sprang, theilweise di
Barrièeren selbst öffnete und den Zug von der
alschen Seite zu besteigen versuchte. Die ange—
trengten Bemühungen und Warnungsrufe des Be—
amtenpersonals waren vergeblich. In diesem Augen
blicke brauste der von Berlin kommende Courierzu
heran und durchschnitt den Menschenknäuel, wodurc
17 Männer, 18 Frauen und 4 Kinder sofort ge
tödtet und 5 Personen verwundet wurden. Aerzt
üche Hilfe war sofort zur Stelle. Der Transpor—
der Leichen nach Berlin erfolgt im Laufe des
heutigen Tages.
F Ein mächtiges Denkmal wurde dem Sedan
tage in Berlin errichtet. Das Panorama an
Alexanderplatz ist jetzt eröffnet, welches den spare
nungsvollsten Augenoͤlick der Entscheidung aus de
Schlacht von Sedan in überwältigender Treue und
Wahrheit wiedergiebt. Wir befinden uns auf einen
Hügel in der Nähe des Dorfes Floing. Ringsum
dehut sich in unabsehbare Ferne das Riesenschlacht
feld mit seiner gebirgigen Umgebung. Bis zu den
dunklen Höhen des Ardennerwaldes, der in schweigen
der Ferne die belgische Grenze markirt, schweift der
Blick und umfaßt die ganze Bühne des gewaltiger
triegerischen Schauspiels. das sich zu unseren Füßen
entwickelt.
Der eiserne Gürtel der deutschen Armeen ha
sich um das brennende Sedan und die französisch
Armee geschlossen. Noch einmal fassen die Ftan
zosen ale iht Kräfte zusammen, um mit einem ge⸗
waltigen Vorstoß den linken Flügel der deutscher
Kolennen zu durchbrechen, damit sie die Strater
nach Belgien frei betommen, Wie eine zotrig
Sturzwelle brausen die französischen Reiter⸗ Regimen
ter gegen die langen dünnen Linien der —J
Jäger und Infanterie. Aber der wuchtig geführ
Sloß ist vergebens, die Reiterwelle zerstäubt
pralit machtlos ab an der felsenfesten Linie p
Gegner. Links wüthet in unserer unmitteltars
Nähe ingrimmig der Kampf von Mann gegen Mau
Fin wisder Khduel von Pferden und Menjche