Full text: St. Ingberter Anzeiger

xn JIngherter Atzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
7 „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich funfmalz: Am Montag, Oienstag, Sonuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1M 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1MA 75 , einschließlich 
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auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
X 173. Dounerstag, 6. September 1883. . 183. Jahrg. 
iti sangt. Nachdem der Vertreter des Kaisers, Fürst 
VPolitische Ucbersicht. —* —53 Taxis, um Y9/ Uhr eingetroffen 
Deutjiches Reich. war, setzte sich der Leichenzug vom Bahnhofe aus 
München, 4. Sept. Sehr befremdlich wirken in Bewegung. Demselben vorqus gingen Betera⸗ 
x portikularistischen Worte, welche auf dem gestern nen, Militär, städtische Musitkapellen, JInstitute mit 
ler abgehaltenn Kongreß der deutschen Fahnen, die Geistlichkeit, das Domkapitel und der 
kunstgewerbevereine Professor Sepp sprach. Erzbischof. Hinter dem sechsspännigen, schwarz mit 
5r sagte u. A.: Wir wollen auch bei dieser Ver⸗ Silber drapirten Leichenwagen folgten der Fürsi 
inigung den Zweck beachten, daß Süd- und Nord⸗ von Thurn und Taxis, der Großherzog von Tos— 
ꝛeutschland sich naͤhern mögen. Wir wollen klar⸗ ana, der Herzog von Parma, die französische De— 
zachen, daß wir gute Bayern sind, gute Schwaben, putation, der Siatthalter, Militär⸗ und Zivilbehör⸗ 
zachsen und Preußen, aber keinerlei Herrschversuch den, Corparationen und Deputationen aus Frankreich 
uftommen lassen. Nur gleichmäßig wollen wir nit Fahnen und prachtvollen Kränzen. Um 105 
ur Geltung kommen. Berlin mache Anstrengungen, lIhr langte der Zug im Dom an, wo der Erz⸗ 
3 München in Kunst gleichzuthun, aber Dürer und bischof dast Traueramt celebrirte. 
yolbein haben Süddeutschland angehört, und München Varis, 4. Sept. Der heute Vormittag statt⸗ 
nüsse der Mittelpunkt bleiben. — Sigls „Vater⸗ jehabte Ministerrath hat deschloffen, ansehaüliche 
an de erregt durch die selbst für diese Feder unge- Herstärkungen' nach Tongtingezu senden, 
pohnlichen Unfläthereien gerechte allgemeine Ent- velche dem algerischen Truppendestande entnommen 
üstung. Sigl legt dem bayerischen Volk in derden sollen. 
en Muud, daß es das Sedanfest das „Satans⸗ Port⸗Said, 5. Sept. Nach einer Meldung 
it“ nenne. des Reuter'schen Bureaus ist die Quarantäne auf⸗ 
Rünchen, 5. Sept. Der Congreß für sehoben worden. Die Durchfahrt durch den Sueß 
s Bolkerrecht ist gestern zusammengetreten. qnal erfolgt wieder wie vor dem Auftreten der 
die. Verhandlungen finden unter Ausschluß der Fholera. Die britischen Truppen kehren nach Kairo 
Jeffentlichfeit stait; die Vertreter der Presse sind urück. 
icht zugelassen. Die Stadt veranstaltete dem Con⸗ (Unruhen.) Dem Journal des Debats 
resse zu Ehren ein Diner im Festsaale des Rath - vwird aus Bexiro berichiet, daß sich Cortina mi 
auses, welchem Minister v. Crailsheim beiwohnte. 300 Aufständischen am 7. Auguft zu Queretaro 
is sind 40 Delegirte anwesend. efunden habe. Nachrichten aus amerikanischer 
München. Der bayerische Landtag Quelle zufolge wäre es wahrscheinlich, daß sich noch 
auf Freitag den 28. September nächsthin ein⸗ hor Enbe des Jahres alle Rordstaaten Mexiko'q 
erufen. mpört haben würden. Auch aus Atrizona wird 
Würzburg, 4 Sept. Dem deutschen Rrone⸗ gemeldet, daß am 8 August mexikanische Soldaten 
inzen wurde gestern Abend ein Facelzug und gemeutert, ihren Kapitan und Lieutenant erschlagen 
n Ständchen gebracht. Heute Vorm. fuhr er zum ind fich mit Munilion und Waffen in's Gebirge 
hanöper. Heute Abend 226 Uhr reiste er nach jezogen haben. General Topete ist an der Spitze 
herlin ab. Am Bahnhof waren Herzog Lud⸗neraus Infanteri und Kavallerie bestehenden Kolonne 
vi g. die Generalität. der Regierungspräsident so . bgegangen, um die Aufstandischen zu züchtigen. 
yie die Vertreter der Stadt anwesend. Von der 
ichtgedrängten Menge wurden begeisterte Hochrufe 
uusgebracht. 
Trier, 1. Sept. Bischof Korum hat von 
en Erleichterungen des vom Kaiser auf der Mainau 
nterzeichneten Kirchengesetzes Gebrauch gemacht und 
Gs Hilfsgeistliche für die Didzese Trier berufen. 
deitere Berufungen sind zu e.warten. 
Berlin, 3. Sept. Ueber den Steglitzer 
senbahnunfall wird seitens des koöniglichen 
isenbahnbeiriebsamtes Berlin · Magdeburg gemeldet: 
in mit rothgeblendeter Laterne versehener Stations⸗ 
steher wurde beim Ansturm vom Publikum zu 
—X gerissen und die Laterne zertrümmert, sodaß 
em in diesem Augenblick heranbrausenden Kourier- 
ig das Haltezeichen seitens des Stationsvorstehers 
ur mit der in seinen Händen besindlichen weißge⸗ 
lendeten Laterne gegeben werden konnte. Der 
jührer dieses Zuges war jedoch nicht im Stande, 
enselben so plötzich zum Stehen zu bringen und 
ihr mitten durch den im Geleise gebildeten Men⸗ 
ienknäuel. 
Serlin, 5. Sept. Der Besuch des rumäni⸗ 
en Ministerpräsidenten Bratiano in Wien und 
Gastein wird hier als ein Beweis für die Ve— 
vehungen Rumäniens aufgefaßt, die schon durch 
n König Karl angeknüpften Beziehungen zu dem 
nucehsierreichischen Bündniß auf eine dauernde 
tundlage zu stellen. 
Ausland. 
Börz, 3. Sept. Die Leiche des Grafen 
1mbord ist heute früh 712 Uhr hier ange— 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Kaiserslautern, 4. Sept. Heute 
Norgen 81 Uhr verschied nach langem Leiden 
herr Bürgermeister Goerg, Ritter des Verdienst⸗ 
xdens vom hl. Michael, im 57. Lebensjahre. Die 
anze Einwohnerschaft betrauert den Verlust dieses 
allseits geschätzten und geachteten, durch Menschen⸗ 
iebe, Gerechtigkeit und offenen geraden Sinn aus—⸗ 
ezeichneten Mannes, der unsere Stadt eine Reihe 
on Jahren aufs trefflichste leitete. Die Beerdigung 
indet am Donnerstag statt. 
— Kaiserslautern, 4. Sept. Die bei⸗ 
den älteren Knaben des Herrn Cantor Feibelmann, 
7 und 5 Jahre alt, spielten vor einigen Tagen 
yor dem Schlafengehen des Abends ausgekleidet im 
hette sogen. „Stutzenbock'. Während sie scherzten 
ind lachten purzelten sie übereinander, wobei sich 
er jüngere an einem Zahn des älteren ganz un⸗ 
edeutend am Kopf verletzte. Das kaum sichtbare 
stitzchen in der Kopfhaut wurde schlimmer, so daß 
nehrere hiesige und Heidelberger Aerzte zu Rathe 
zezogen werden mußten. Leider ist der bedauerns⸗ 
verthe Junge gestern gestorben. 
— Reichenbach, 5. Sept. Gestern fand 
dahier die Einweihung der ohne Lotterie erbauten 
ind herrlich ausgeschmückten katholischen Kirche durch 
»en hochw. Herrn Bischof v. Ehrler statt. 
— Kirchheimbolanden, 4. Sept. Die 
Pf. Pr.“ meldet, daß Oberförster Kiefhaber aus 
»em Donnersberg erschossen aufgefunden wurde. 
— Reicher Gottes- resp. Kindersegen, schreibt 
der „Land. Anz.“, wurde dem Fabrikarbeiter Adam, 
genannt Bertram Meyer, in Ludwigshafen behei— 
mathet, in Leimersheim bescheert. Nachdem 
denielben seine Frau im vorigen Jahre mit Zwil⸗ 
üngen beschenkt, fiel der Storch vor seiner Abreise, 
vahrscheinlich mit dem Reste seines Vorrathes, bei 
hm ein bescheerte ihm 2 Pärchen, die sich dis jetzt 
quter Gesundheit erfreuen. 
Vermischtes. 
F München, 4. Sept. Der Lokomotivführer 
Joh. Meichelbeck von Nürnberg wurde in Zwiesel 
überfahren und getödtet. 
fF Würzburg, 3. Sept. Im Zeitraum von 
nur vier Tagen erfolgte derzweite Eisenbahn— 
Zusammenstoß im hiesigen Bahnhofe, indem 
der Frankfurter Schnellzug gestern Abend auf vier 
leere Wagen stieß und diese total zertrümmerte. 
Eine Person blieb todt. 
FBuchsweiler, 31. Aug. Da unter den 
Landleuten unserer Gegend auch die Gewohuheit 
zesteht, auf frische offene Wunden Spinnenge— 
vebe als blutslillendes Mittel zu legen, dürfte es 
vohl angezeigt sein, die von dem „Pokrok“ ge— 
zrachte Nachricht anzuführen, laut welcher eine 
olche Wundbehandlung dieser Tage bald einem 
Dienstmädchen das Leben gekostet hätte. Dasselbe 
chnitt sich nämlich in den Finger und legte, um 
»as Blut zu stillen, ein Spinngewebe, das voll 
Staub war, auf die Wunde. Bald schwollen ihm 
uinter furchtbaren Schmerzen Finger und Arm in 
)em Maße, daß ihm, um allgemeiner Blutvergiftung 
„vorzubeugen, die Hand amputirt werden mußte. 
fFBübingen, 83. Sept. Heute früh fand 
man dem „Anz.“ zufolge auf dem Bahngeleise am 
Wegeübergang die Leiche einer ärmlich gekleideten 
Frau; der Kopf war vom Rumpfe getreunt. Man 
dermuthet, daß die Aermste aus Nahrungssorgen 
sich auf die Schienen gelegt und den letzten Abend⸗ 
zug über sich fahren ließ. 
FSaarburg, 2. Sept. Am Montag Abend 
zing ein Bäuerlein durch den Wald bei Saarburg, 
als es plötzlich im Gebüsch rauschen und knacken 
hörte. Der Bauer nahm einen Stein und warf in 
»as Dickicht hinein. Plötzlich sprang zu seinem 
Schrecken ein großer Wolf hervor, stuͤrzte sich auf 
hn und sprang gegen seine Brust, so daß der Bauer 
trauchelte und fiel, wobei er ein schreckliches Angst⸗ 
zeschrei erhob. Sei es nun, daß diese Töre den 
Wolf erschreckten oder daß er zu den gutmüthigen 
Wolfen gehörte, kurz, das Thier begnügte sich da⸗ 
mit, den weiten Kittel des Mannes zu zerfetzen, 
und sprang dann, einen großen Lappen im Maule 
jaltend, wieder in den Wald hinein. Dem Bauer 
aß der Schred noch am andern Morgen in den 
Bliedern. 
FKarsruhe, den 4. Sept. Die Evange⸗ 
ische Diakonissenanstalt Karlsruhe, welche seit mehr 
denn 30 Jahren ihre Liebesarbeit an Pflegebedürf— 
igen aller Art geübt hat, wird Mittwoch den 12. 
Sept. Nachmittags halb 2 Uhr in der großen Stadt⸗ 
irche in Karlsruhe ihre Jahresfeier mit Einsegnung 
nehrerer Schwestern begehen und wird Herr Pfarrer 
Blumhardt aus Bad Boll die Festpredigt halten. 
F Frankfurt, 4. Sept. Zu der Einweih—⸗ 
ang des National-Denkmals auf dem Niederwald 
vird auch die Bundesfahne der Deutschen Turner⸗ 
chaft durch Deputationen der Frankfurter Turner⸗ 
chaft gebracht werden. Dies Bundesbanner wurde 
»ekanntlich bei Gelegenheit des V. Allgemeinen