Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit nunterhaltungs 
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1A 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 H, einschließlich 
d ⸗Zuftellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 13 —, bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
183. Jahrg. 
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Politische Uebersicht. 
München, 12. Sepi. „Eine Vertretung 
eutscher Handelsinteressenin Paris“ 
zird im hiesigen „Südd. Bank- und Handelsblatt“ 
mer Besprechung unterzogen, in deren Eingang auf 
ie leidige Thatsache hingewiesen wird, daß deutsche 
ndustrieartikel nach Frankreich hinüber wandern, 
mm von dort aus, mit französischer Marke versehen 
ind?zu erhöhtem Preis, in alle Welt, Deutschland 
icht ausgenommen, versendet zu werden. Der 
zrund dieser auffallenden Erscheinung ist haupt— 
ichlich in dem Umstand zu suchen, daß, zumal den 
jeineren Fabrikanten, die für den Export arbeiten, 
elfach die Mittel und Wege fehlen, ihre Erzeug— 
isse direkt auf dem Weltmarkt abzusetzen. Das 
enannte Blatt ist zwar genei t, dem Vorschlag des 
gürttemberger Zweigvereins für Handelsgeographie, 
r deutschen Reichsvertretung in Paris eine kauf⸗ 
aͤnnisch gebildete Kraft für alle Angelegenheiten 
s Handels und der Industrie als Attaché beizu⸗ 
eben, zuzustimmen, findet jedoch diese Maßregel 
ilein durchaus nicht für hinreichend, sondern erklärt 
ne gründliche Reform unseres Bank-Kreditwesens 
s unumgängliches Erforderniß zu diesem Zweck. 
München, 12. Sept. Der Verwaltungsge⸗ 
chtshof hat folgenden Entscheid publizirt: Der Wech⸗ 
l des Lokales, für welches Jemand die Erlaubniß 
um Betriebe eines Wirthschaftsgewerbes erhalten 
at, bedarf neuerlicher Erlaubniß zum Wirth⸗ 
haftsbetriebe. Die Aufnahme eines Stellver⸗ 
eters zur Ausühung eines Wirthschaftsgewer⸗ 
8 erfordert keine besondere behördliche Erlaub⸗ 
ß. Die Polizeibehörde ist jedoch befugt, der 
ufnahme eines Stellvertreters, welcher die noth⸗ 
vendigen persönlichen Eigenschaften zum Wirthschafts- 
etriebe nicht besitzt, durch entsprechendes Vorgehen 
egen den Inhaber des Wirthschaftsgewerbes auf 
irund des 8 53 Abs. 2 und des 8 54 der Ge⸗ 
erheordnung entgegenzutreten. 
Ztraßburg i. E., 12. Sept. Die „Deuische 
udakzeitung“ brachte neulich die Mittheilung, es 
dem Unterstaatsselreitär Mayr gelungen, mehr 
3 die Hälfte der bisher unverkäuflichen achtzig 
Nillionen Cigarren der Straßburger Tabakmanu— 
altur zu verkaufen. Die Nachricht beruht auf einem 
jütrthum. Die eingeleiteten Verhandlungen haben 
w endgültig zerschlagen. 
Berlin, 13. Sept. Der Kaiser ist mit 
oßem Gefolge heute Nachmittag 1 Uhr nach 
lerseburg abgereist. Graf Moltke, der Kriegs⸗ 
ninister und Generalquartiermeister Graf Walder⸗ 
»haben sich gleichfalls dahin begeben. 
Berlin, 18. Sept. Der Kronprinz und 
rinz Albrecht sind heute früh zur Lutherfeier 
ach Wittenberg abgereist. Dieseiben begeben sich 
v dort Nachmittags nach Merseburg. 
Wittenberg, 13. Sept. Die Luther— 
er wurde gestern Abend mit Glockengeläute ein⸗ 
leitet. In der Schloßkirche am Grabe Luther's 
ud erhebender liturgischer Gottesdienst statt, wo— 
Oberkonsistorialrath Schmieder eine tiefbewegende 
u„spcache hielt. Die Begrüßung der Festgäste er— 
gte durch Generalsuperintendent Moller Namens 
Festkomitss, durch Bürgermeister Schild Namens 
t Stadt Wittenberg. Auch Deputationen außer— 
dutschetr Kirchen waren anwesend. Professor 
mond brachte Grüße der freien Kirche Schott⸗ 
eine irische Deputation diejenigen der irischen 
resbyterialkirche, Pastor Just (Bradford) dieienigen 
der deutsch-evangelischen Gemeinde Bradford's und 
inderer deutschen Gemeinden Englands. Die 
5traßen und Häuser der Stadt sind mit Kränzen 
uind Guirlanden festlich geschmückt und reich beflaggt. 
Ter Zuzug der Festgäste wächst mit jeder Stunde, 
die Zahl der Augemeldeten beträgt weit über 1300. 
Unter der gesammten Bevölkerung herrscht eine 
ichtlich freudige und festliche Stimmung. 
Ausland. 
Pest, 13. Sept. Die „Ung. Post“ läßt sich 
son Agram melden, daß in Sabukovac, an der 
hrenze des Banats, die Truppen bei dem Ein⸗ 
chreiten gegen die Ruhestoͤrer von der Schußwaffe 
hebrauch machen mußten, wobei 15 Personen ge⸗ 
ödtet und eine Anzahl verwundet wurden. 
— Landau, 11. Sept. Der letzte Stein 
am Synagogenbau wurde gestern Nachmittag auf 
den südwestlichen Thurm aufgezogen. Der Rohbau 
ist nun fertig bis zum Aufrichten, was wahrschein⸗ 
lich auch dieser Tage geschehen wird. 
Am Montag wurden einem Herrn aus St. 
Marltin auf der Kirchweihe in Kirrweiler 1500 
Mark (ein 500-Markschein und 10 einzelne 100- 
Markscheine) nebst einer Quittung von 6000 Mk. 
entwendet. 
— Zu der theologischen Aufnahmsprüfung in 
Speyer haben sich folgende Candidaten gemeldet: 
Michael Alexander von Wollmers, Heinrich Barth 
on Speyer, Karl Becker von St. Johann a. d. 
Zaar, Karl Drescher von Niederhausen, Heinrich 
derberth von Stauf,. Friedrich Kerth von Birkweiler, 
Indreas Krebs von Oberlustadt, Georg Kremer von 
Idenbach. Johannes Lischer von Dierbach, Friedr. 
seuhaus von Dürrheim,. Heinrich Nosẽ von Haßloch, 
Philipp Paul von Oberlustadt, Friedr. Risch von 
haugrehweiler, Friedr. Wagner von Rockenhausen, 
Jakob Zoller von Böchingen. 
— Die Frequenz der pfälzischen Gym— 
rasien und Lateinschulen war am Schlusse 
es Schuljahres 1882 83 folgende: 1) Humanistische 
gymnasien: Speyer 513, Landau 320, Kaisers⸗ 
autern 355, Neustadt 282, Zweibrücken 241. — 
)) Realgymnasium: Speyer 44. — 3) Jsolirte 
dateinschulen: Ludwigshafen 128, Grünstadt 123, 
rrankenthal 102, Pirmasens 93, Edenkoben 89, 
Binnweiler 77, St. Ingbert 77, Dürkheim 79, 
bermersheim 64, Kusel 53, Landstuhl 46, Homburg 
3, Kirchheimbolanden 51, Annweiler 42, Berg⸗ 
abern 47, Blieskastel Z6. — Für die humanistischen 
gymnasien im ganzen Königreich ergab sich gegen 
as Vorjahr eine Zunahme der Schülerzahl um 
118, bei den Realgymnasien und den isolirten 
rateinschulen dagegen eine Abnahme von 47 resp. 
190 Schülern. 
Das Kreisamtsblatt der Pfalz enthält 
ine Bekanntmachung, wonach Studierende der tech⸗ 
nischen Hochschule darauf aufmerksam gemacht werden, 
haß fie in Zukunft ihre Gesuche am Ende des be— 
reffenden Semesters bei dem Direktorium der kgl. 
echnischen Hochschule einzureichen haben. Eine be—⸗ 
ügliche Bekanntmachung, welche die näheren Vor⸗ 
chriften über die Form der Gesuche und über die 
rforderlichen Belege enthält, wird seitens des Direk⸗ 
oriums jeweils durch Anschlag am schwarzen Brette 
eröffentlicht werden. 
— Die an Maria⸗-Himmelfahrt in sämmt⸗ 
lichen katholischen Kirchen der Pfalz erhobene Kol— 
ekte zum Neubau einer katholischen Kirche in Watten⸗ 
Jjeim, Bez.⸗A. Frankenthal, hat, wie das „Fr. T.“ 
neldet, 2785 M. 34 Pfg. ergeben. 
Vermischtes. 
München, 11. Sept. Herrn Oberstabsarzt 
. Klosse Dr. Port zu München wurde durch das 
Internationale Komite vom Rothen Kreuz für zwei 
'on ihm gelöste Preisaufgaben ein Doppelpreis 
von 4000 Franken zuerkannt. 
Augsburg, 11. Sept. Am vergangenen 
Zonntag ist nach einer Meldung der „Augsb. N. 
Nachr.“ im hiesigen Garnisons-Lazareth ein typhus⸗ 
ranker Soldat in der Fieberhitze zum Fenster des 
weiten Stockes so rasch hinausgesprungen, daß seine 
wei Wärter nicht im Stande waren, ihn aukzu— 
halten. Er überschlug sich in der Luft und kam 
inten auf die Seite zu liegen, hat jedoch keinerlei 
enste Verletzungen, sondern nur einigc Beulen davon 
zetragen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 13. September. Die in 
—„chnappbach vorgenommene Sammlung für die 
Unglücklichen auf der Insel Ischia hat die schöne 
Zumme von Mark 86, 10 ergeben. 
— Pirmasens, 1I. Sept. An die Lehrer 
er Pfalz. Immer näher rückt die Zeit, zu welcher 
insere Stadt willkommene und liebwerthe Gäste 
segrüßen und beherbergen wird. Die Lehrer der 
gfalz werden am 18., 19. und 20. ds. Mtis. ihre 
zahresversammlung in Pirmasens abhalten. Die 
Sztadt rechnet es sich zur Ehre, zum Versammlungs⸗ 
irt ausersehen zu sein, sie wird Alles aufbieten, 
im zu beweisen, daß sie diese Ehre zu würdigen 
nersteht. Alles ist zum Empfang der Gäste bereit, 
algemein der Wunsch, ihre Zahl möge eine sehr 
zroße werden. Die Stadt hat zwar keine Pracht⸗ 
auten, keine Kunstschätze, keine wissenschaftlichen 
S„ammlungen u. dgl. aufzuweisen, ihre Sehens⸗ 
pürdigkeiten sind anderer Art, neben Naturschön⸗ 
eiten riesige Fortschritte der Industrie. — Für 
eeistige und leibliche Nahrung ist reichlich und ent⸗ 
prechend gesorgt. Die angekündigten Vorträge sind 
eitgemäß und gewiß lehrreich und anregend für 
dehrer und Eltern. — Möge die Gastfreundschaft 
»er Stadt zur Freude ihrer Bewohner in vollem 
MNaße in Anspruch genommen werden! (P. A.) 
— (EErtrazug zur Enthüllung des 
stationaldenkmals auf dem Nieder— 
vald.) Die Direktion der pfälz. Bahnen macht 
ekannt, daß sie — im Einverständniß mit der 
„pezialdirektion der hessischen Ludwigsbahn — be—⸗ 
rbsichtigt gelegentlich der Feierlichkeiten aus Anlaß 
»er Enthüllung des Nationaldenkmals auf dem Nie— 
»erwalde am 28. September einen Extrazug von 
daifserslautern über Alzey nach Bingen 
ind zurück in folgenden Fahrzeiten einzulegen. 
dinfahrt. Abgang in Kaiserslautern Hauptbahn⸗ 
sof 5 Uhr 16 Min. Morgens. Ankunft in Bingen 
3z Uhr. Rückfahrt. Abgang in Bingen 9 Uühr 
Abends. Ankunft in Kaiserslautern Hauptbahnhof 
1 Uhr 50 Min. Abends. 
Hin und Zurück mit Anhalten auf allen Pfäl⸗ 
ischen Stationen exclusive Eselsfürth. 
Das Zustandekommen des Extrazuges ist jedoch 
ibhängig von einer Betheiligung von mindestens 
300 Personen, welche hiefür die gewöhnlichen Re— 
ourbillete zu bezahlen, und sich in die auf den vor⸗ 
zezeichneten Stationen aufliegenden Listen längstens 
»is zum 22. Abends einzuzeichnen haben. 
Der Extrazug wird II. und III. Kiasse führen, 
veßhalb von den TFinzeichnern auch stets die zu be— 
nützende Wagen-Klasse zu verzeichnen ist. Nach dem 
23. ds. Mts. erfolgt dann eine weitere Bekannt⸗ 
nachung, ob der Ertrazug gefahren wird.