Full text: St. Ingberter Anzeiger

Garantie besteht! Denn es zählt zu den Ausnahmen 
vpo ein frisch angelegter Acker keine Seide hat 
vdas einzige Mittel, sich daven dauernd zu befroien. 
liegt in der Selbsthilfe. indem man nur von solchen 
Aeckern, und zwar schon der ersten Schur (weil 
bei unserm Klima es zweifelhaft ist, ob bei der 
zweiten noch der Samen vollfiandig reif wird), 
welche mindestens 56 Jahre liegen und bis dato 
seideftei waren, Saͤmen nimmt und den fremden 
hesonders den französischen, wegläßt. (3. 3) 
Homburg, 2. Oti. Wie wir aus 
sicherer Quelle vernehmen, findet der erste Verbands⸗ 
tag des Verbandes pfalzischer Obstbauvereine am 
Donnerstag den 11. Oltober zu Homburg im Hotel 
Dummler statt und ist der Beginn der Verhandlungen 
auf 2 Uhr Nachmitiags festgesetzt. 
dKaiserslautern, 2. Oktober. An 
Mitglieder der pfalzischen Kampfgenossenschaft wurden 
an Unterstützungen ausbezahlt: 3008 M. 1879, 
zoss Mi. 1880. 3057 Pik. 1881, 3300 Mt. 
1882. Der Vermögensstand betrug 1879: 70,000 
Mad 1880: 83,126, 1881: 70,650, 1882: 
72,000 Mark. 
uner Leitung des Herrn Dr. Mehlis aus 
Dürlheim wurden auf dem Schloßberg zu Wald⸗ 
fischbach, wie der „Pf. K.“ schreibt, Ausgrab⸗ 
ungen vorgenommen. Das Resuliat bestand in sehr 
wichtigen und interessanten Funden. Es wurden 
nämlich 24 römische Sculpiuren und Inschriftsteine 
zu Tage gefördert. Unter den Sculpturen befinden 
sich z. B. drei Darsiellungen von Ehepaaren unterm 
Baldachin. Der Fund, der seines Gleichen im 
ganzen Rheingebiet nicht hat, wird dem historischen 
Museum in Speyer überantwortet werden. 
— In Riederhochstadt hat sich der Ackerer 
Georg Haf, nachdem er noch vorher sein Vieh 
verkauft, seine Güter verpachtet und seinen Freunden 
ein Essen gegeben, in seiner Scheuer mit einem 
Strick erhängt. 
— Zum Dürkheimer Wurstmarkt wur⸗ 
den am Sonntag nach zuverlässiger Mittheilung 
da. 5600 Personen aus der Richtung Grünstadt⸗ 
Frankenthal· Ludwigshafen und ca. 2800 Personen 
Zus der Richtung von Neustadt mit der Bahn be⸗ 
fördert. Trotz des schlechten Wetiters! 
Vom'Gebirg, 1. Oltober. Die Hoff⸗ 
nungen unserer Winzer sind arg gesunken. Das 
anhaltende Regenwetter hat den ungünstigsten Ein— 
fluß auf die Traubenreife. Biele Trauben wenn 
auch vollkommen reif, sind angefault. In Folge 
der verderblichen Witterung sind auch die Mostpreise 
zurückgegangen. Es wurden erzielt für die Loge 
bon 40 Liter in Ungstein anfänglich 16 M. 
zuletzt 12 M., Dürkheim 14, später 12 M., 
Erlterstadt 18-214 M., Kallstadt 142-11 
Leistadt 12210 M., Friedelsheim 15- 12 
M., Forst für hervorragende Partien 18 M. 
deidesheim, Rupp ertberg desgleichen, 
Fönigsbach 20—517 M. Gimmeldingen 
135M. Mußbach 15 M., (Pf. J.) 
-Die Polizei in Ludwigshafen soll einem 
Schwindler auf der Fährte sein, der. als Kaufmann 
sich ausgebend, in einem Gasthofe logirte und mit 
nem Komplicen mehrfach falsche Banknoten à 50 
M. an den Mann zu bringen suchte. In einigen 
Fällen soll dies den Fälschern auch gelungen sein. 
Zodald sie die Unsicherheit des Terrains aber merk· 
len, suchten Beide schleuniost das Weite. 
Vermischtes. 
München, J. Olt. In der benachbarten 
Landgemeinde Esting wurde vorgestern ein Unbe⸗ 
annier im Stadel eines Bauern bei einem Dieb— 
stahlsversuche erwischt. Auf den Hülferuf der Bäuerin, 
welche der Fremde drosselte, eilten mehrere Orts⸗ 
einwohner herbei, vor welchen derselbe flüchtete. 
Auf der Straße wandte er sich gegen seine Ver⸗ 
folger um und feuerte einen Revolverschuß ab, der 
den verheiratheten Wagner Zimmermann so unglück⸗ 
lich traf, daß er sofort mederstürzte. Ueber den 
Mörder fehlen alle Anhaltspunkte. 
In München wurde dieser Tage die 44 
Jahre alte Schriftstellerin“ und Müůhlenbesitzers⸗ 
vpittwe Meda Däuwel aus Lingenfeld bei 
Germersheim (gebürtig ist sie aus Mannheim) 
wegen Betrugs zu 5Monaten Gefängniß verur⸗ 
theilt; sie hatte unter der Vorspiegelung, daß sie 
da und dort größere Summen Geld zu gut habe, 
eine Münchener Kellnerin um 300 M. beschwindelt. 
Am 22. Juni 1881 war die Däuwel in die 
Isar gesprungen, aber gerrettet worden; als Ober⸗ 
värtetin hat sie den Feldzug von 1870171 mitge— 
macht; sie spricht vier Sprachen und war auch bereitẽ 
schriftstellerisch thätig J 
F Rosenheim. Der Schaden, der durch 
den Bahnunfall in Kufstein verursacht wurde. be⸗ 
trägt ca. 80,000 M. Der schuldtragende Hilfs⸗ 
wechselwärter Demmel, ein fleißiger und braver 
Mann, der sich sofort nach dem Unsall in den Inn 
ftürzte, konnte noch nicht aufgefunden werden. Der 
Unglückliche hinteriäßt eine Frau und 3 Kinder. 
7 Trier, 29. Sepi. Ein origineller Schwindel 
ist juͤngst von zwei Handelsleuten aus Metz und 
St. Johann hier aufgeführt worden. Der eine 
brachte einen großen Posten Waaren (Konfektions- 
artikel) hierher mit dem Vorgeben, sie hier verstei⸗ 
gern zu wollen. Am andern Tage aber kam jener 
weite, zeigte dem Gericht einen vollstreckbaren Schuld⸗ 
chein des ersten vor, erwirkte sich einen Pfändungs- 
zefehl und ließ nun ohne Weiteres die Waaren 
zurch einen Gerichtsvollzieher zur Auktion bringen 
Während die Versteigerung noch im Gange war, 
erschien plötzlich die Polizei und machte dem Trei⸗ 
hen ein Ende. Es handelte sich nämlich um eine 
ibgekartete Geschichte: Die beiden Freunde wollten 
nuf diese Weise — die Wanderlagersteuer, die Hausir⸗ 
teuer und die sonstigen höheren Kosten einer Pri⸗ 
atversteigerung umgehen, ein Manöver, das sie 
chon in anderen Städten mit vertauschter Rolle 
benso aufgeführt haben. Das Schöffengericht zwar 
prach die Ängeklagten frei, aber die Staatsanwalt- 
chaft legte Berufung ein und erzielte gestern ein 
erurtheilendes Erkenntniß, indem der Angeklagte 
vegen Umgehung der Wanderlagersteuer und Hausir⸗ 
teuer zu insgesammt 256 M. Geldbuße bezw. 32 
Tagen Haftstrafe verurtheilt wurde. 
Merzig, 1. Oltober. Dem Paulinusblatte 
chreibt man aus New⸗NYork über die Behandlung. 
velche den Zwischendecks ·Passagieren des Dampfers 
„Beigenland“ der „Red Star Line“ unter dem 
dapitan Herrn Grifing zutheil geworden ist, fol⸗ 
jendermaßen: „Die Behandlung war eine äuß er st 
schhechte. Das Essen war dermaßen, daß kein 
Mensch dasselbe genießen konnte: erstens sehr un⸗ 
einlich und zudem derart zubereitet. daß man in 
deutschland der Verpflegung des Viehes größere 
Zorgfalt widmen würde. Gewöhnlich gab es: 
janz ungenießbare Pallkartoffeln, faule Häringe, 
chlechtes Fleisch, halbgebackenes Brod und Wasser, 
velchem der Name Kaffee oder Thee beigegeben 
dar. Das Trinkwasser war durchaus schlecht 
varm wie Spülwasser und dazu sehr schmutzig 
Nicht besser sah es mit dem Nachtlager aus 
20 Personen in einem ungefähr 3 qm großen Raum, 
velcher durch ein rundes Fenster, etwa so groß, 
aß man einen Kinderkopf hindurchstecken kann, er⸗ 
—DDD— 
Deffnung nicht hinreichend Licht und frische Luft 
sineindeingen. In den Kajüten herrschte eine 
Temperatur und eine Luft, daß es selbst der stärkste 
Nann nicht aushalten konnte. Was die ärztliche 
dülfe anlangt, so hätten wir selbst nicht geglaubt, 
zas ein Arzt vorhanden sei, wenn uns nicht am 
„orletzten Tage der Arzt geimpft hätte. Das war 
ilso, kurz geschildert, die Behandlung der Passagiere 
ꝛes Zwischendecks.“ — Unlerschrieben ist vorstehende 
Schilderung von elf Passagieren des Zwischendeds, 
mier anderen auch von Bernhard Normann aus 
Spiesen und Heinrich Knerr aus Reiskirchen (Pfalz). 
Aus Tauberbischofsheim schreibt 
nan: Die Ott'schen Millionen haben auch indirekte 
Frben. Ein hiesiges erstes Geschäft, Emanuel St. 
nacht bekant, daß es sein Waarengeschäft aufgibt 
ind blos noch Bankgeschäfte abschließe. Der Chef 
»es Hauses war seiner Zeit finanzieller Beirath 
der Erben, machte die Fahrt nach Wien mit, er⸗ 
job dort die Gelder und setzte solche in Staats- 
zapiere um, auch leitete er die Auszahlungen der 
ciesigen Summen an die Erben. 
F Rüdesheim, 1. Oktober. Der „Mainzer 
Anz.“ schreibt: Wie vorauszusehen, war das Nieder⸗ 
valdfest von Taschendieben und sonstigen Gaunern 
zielfach frequentirt und die Opfer derselben sind 
zahlreich. Einzelne Personen wurden empfindlich 
Jeschädigt. Die Anmeldungen über entwendete 
Gelobeträge haben bereits die Höhe von 59000 M. 
überstiegen: einem Herrn wärde eine Geldbörse mit 
1400 M., einem anderen eine Brieftasche mit 2000 
M. an Werthpapieren gestohlen. Werthvolle Uhren 
und Ketten, sowie eine Menge kleinerer Geldbeträge, 
tind denselben Weg gegangen. 
(Der Kaiserpokal in Rüdesheim.) 
Die folgenden Einzelheiten über den „funkelnden 
Joldpokal“, in welchem dem Kaiser beim Feste in 
Rudesheim der beste Becher Weins credenzt wur 
dürfte allgemein intereffiren. Der Pokal i de 
Beschenk des Pfalzgrafen bei Rhein (Konig Ludwi mn 
don Bayern) an Nitolas Beder, den Dichter 
Liede. W 
„Sie sollen ihn nicht haben. 
Den freien deutschen Rhein⸗— 
und das Credenzen des Trunkes in diesem Becher 
zei dieser Gelegenheit ist daher von hochpoelische 
HDedeutung. Der Pokal selbst mit Dedel ist *— 
ein Fuß hoch und mag ungefähr den Inhalt einet 
Flasche enthalten. Der Deckel besteht aus einer 
Decoration von Weinlaub. Der Becher enthält auf 
der einen Seite ein Medaillon, welches die alle 
norische Abbildung des Rheins enthält, namliqh 
Bater Rhein in ähnlicher Auffassung, wie am Nie 
»erwalddenkmal, und im Hintergrunde die Pfalz 
bei Caub; auf der anderen Seite sind die Wor 
eingegraben: 
„Der Pfalzgraf bei Rhein, 
Dem Dichter des Liedes: Der deutsche Rhein! 
fF Frankfurt, 2. Oltober. Das Urtheil in 
dem Militärentziehungsprozeß lautet gegen Reinaqch 
nuif 3 Monate 14 Tage; gegen Nahmer auf 2 
Monate; gegen H. Marschütz auf 2 Moanate7 
Tage; gegen M. Marschütz auf 2 Monate; gegen 
Joseph Frank auf 3 Monate und gegen seinen 
Vater auf dieselbe Strafe; gegen Stern wegen 
Beihülfe auf 6 Monate Gefängnis und 1 Jahr 
Ehrverlust. Das Gericht fand keinen Beweis, daß 
die Angeklagten positiv eine direkte Bestechung ver— 
übt haben; wohl aber seien sie sich bewußi ge— 
wesen, daß die gezahlten Summen zur Bestechung 
verwendet wurden, wenn sie auch nicht wußten, wie 
fF Ein junger Hochstapler, erst 22 Jahre⸗ 
alt, stand gestern in der Person des sehr elegant 
gekleideten Wilhelm Hahn vor dem Frankfurter 
dandgericht. Dem ihm von seinem Vater gegebenen 
schlechten' Beispiele folgend, der unter dem Namen 
Duc de Montalembert in der Criminalgeschicht⸗ 
bekannt ist und zur Zeit in irgend einem Gefäng— 
niß Oesterreichs eine langjährige Kerkerstrafe abbüßt 
hjat der Angeklagte seit seinem 15. Jahre allerlei 
Schwindeleien verübt, für die er schon mehrfuch 
Strafen erhalten hat. Er pflegte sich notor— sch 
wohlhabenden Leuten als Baron Hahn, Prem ier— 
lientenant a. D. und Besitzer mehrerer Güter, vor⸗ 
ustellen, wußte durch sein Auftreten — er vergaß 
nie mehrere Orden an seiner Brust zu befestigen 
— zu imponiren und pumpte seinen Opfern mehr 
»der weniger große Summen ab. Einer der Ge⸗ 
schädigten, ein Frankfurter Einwohner, den er in 
Boppard kennen gelernt und dort im Handumdre her 
um 100 M. beschwindelt hatte, veranlaßte, als der 
Zauner die Frechheit hatte, ihn hier aufzusuchen, 
eine Verhafsung. Auch noch auf andere Weise 
vußte er sich Geld zu verschaffen. Er erließ Annoncen. 
in denen er einen Verwalter für seine Güter suchte. 
xs gingen mehrere Briefe darauf ein, und jeden⸗ 
alls hat er auch Manchen, der Verwalter werden 
vollte, auf den Leim gelodt und ihm ˖sein Gehd 
ibgenommen. In seinem Besitze befanden fit 
densbander, gefälschte Postanweifungen und Briefe 
Rie ihn für einen Mann von Diftinktion erklärten. 
Stacusanwalt Gordon beantragt 6 Monate Ge— 
ängniß, drei Jahre Ehrverlust und wegen An⸗ 
nahung des Adels und Ordenstragens 4 Wohhen 
Haft. Das Urtheil lautete dem Antrage gemäß— 
.Ueber ein neues Verfahren, da⸗ 
gieraus dem Fasse zu heben, wird vn 
Westf. Merkur“ aus Dortmund, wie jolg 
„erichtet: „Ein Herr Budenberg von hier hat in 
deller des hiesigen Gewerbe⸗Vereins aus 10 Brau— 
ereien je einen Hektoliter Bier gelagert, die er fur 
Interessenten allmählich in einem Zeitraum von 
wa 14 Tagen zum Ausschank bringt und zun 
alle Fässer zugleich, sodaß jedes einzelne du 
— ä— ye 
g. will hierdurdh den Beweis liefern, daß 
ieser langen Zeit das letzte Glas noch gerade 
zut ist wie das erste. Dieser Umstand soll ee 
adurch erreicht werden, daß das Bier anstatt. 
aAllgemein üblich, durch Luftdruck mittels dege 
reiner Kohlensäure gehoben wird. Von den 
adungen, welche den Wirthen, Brauereibesiten 
Vertreiern der Presse u. s. w. zugegangen m 
sich während dieser vierzehn Tage zeitweise 
der Gleichmäßigkeit der Biere zu überzeugeng 
elbstredend bei dem Interesse, welches ein guted — 
Bier ausübt ausgedehnter Gebrauch gemacht wore 
und man kann sich jetzt auch wohl, m 
gier schon zehn Tage im Anstich liegt, ein