Antliches Organ des königl. Amtsgerichts 5l. Ingbert.
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AW15—
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 3. Oktober. Wie die „Abend⸗
zeitung“ vernimmt, werden die Landräthe des
önigreichs auf Montag den 5. November d. J.
zur Festsetzung der Kreisbudgets pro 1884 einbe⸗
tufen werden.
Berlin, 4. Oktober. Ein Pariser Telegramm
der? „Voss.Zig.“ theilt nach spanischen offiziellen
Queslen den, Wortlaut des von Kaiser Wil heim
an Koönig Alfons gerichteten Telegramms mit.
Dasselbe lautete: „Ich beklage die Ihnen in Paris
zugefügte Beleidigung; ich weiß übrigens, daß sie
ich weit mehr an mich als an Sie wendet.“
Berlin, 5. Oktober. Nach wie vor interessirt
äch der Reichskanzler für die Fertigstellung der Un⸗
allversicherungsvorlage und Herr v. Bötticher, wel⸗
her gestern Abend aus Friedrichsruhe hier wieder
eingelroffen ist, hat sich mit dem leitenden Staats⸗
manne über alle grundlegende Fragen verständigt.
da die vorbereitenden Arbeiten schon ziemlich weit
gediehen sind, so ist an einer baldigen Fertigstellung
des Gesetzentwurfs über die Unfallversicherung nicht
u zweifeln.
*Auf die bewegten und an unverloschlichen Ein⸗
drücken reichen Kaiser wochen ist gewissermaßen
ine Ruhewoche gefolgt, wie man die der Nieder⸗
waldfeier folgende Woche bezeichnen könnte und diese
Ruhe erstreckt sich auch auf das Gebiet der inneren
Politik. Abgesehen von der Thätigkeit in den Reichs—
imtern und den preußischen Ressortministerien, in
denen man mit der Fertigstellung der dem Reichz-
age und dem preußischen Landtage in der nächsten
Zession zu machenden Vorlagen beschäftigt ist, pul⸗
sirt das politische Leben noch immer verhältniß ⸗
näßig schwach und nur die hie und da stattgefun⸗
xuen Nachwahlen zum Reichstag und zum preußi⸗
chen Landtag dermochten auf Momente eine größere
Aufregung hervorzubringen, welche indessen doch auch
uur localer Natur war. Einzig von größerer Be—
zeutung: war die Nachwahl im alten Wahlkreise des
herrn v. Beunigsen, in Otterndorf ⸗Neuhaus, den
ekanntlich die Fortschrittspartei mit Hülfe der
Welfen und Sozialdemokraten den Nationalliberalen
ibgewonnen hat. Der Umstand, daß einer der
altesten nationalliberalen Reichstagswahlkreise und
jugleich „Stammsitz“ des nationalliberalen Führers,
pon der extrem⸗liberalen Partei erobert worden ist,
wird von fortschrittlicher und ultrq⸗montaner Seite
als der Anfang vom Ende des Nationalliberalismus
betrachtet· und prophezeit man deshalb von jener
Seite den baldigen „Untergang“ des gemäßigten
Liberalismus; mit der Erfuͤllung dieser Prophezei⸗
ung dürfte es aber doch noch gute Wege haben.
Ausland.
Paris, 5. Oktober. Ferry konferirte aud
zestern mit Grevyhy. Die Reͤpublique Frangaise
neldet, Grevy beauftragie Ferry, den Kriegsminister
jur Einreichung seines Entlassungsgesuchs zu ver—
mnlassen. Dem Voltaire zufolge hat Thibaudin
zereits demissionirk. Die Nachricht des Gaulois
ind Figaro, daß der spanische Botschafter Fernan—
Numez Ferry und Challemel⸗-Lacour eine Protestnote
überreicht habe. wird für unrichtig gehalten.
Lor⸗eie und vfalzieche Nichrichten.
*Su JIngbert, 6. Oklober. Ein hier in
diensten stehender Knecht wurde wegen verschiedener
zum Nachtheile des Kaufmannes P. Fery hier
2.
18. Jahrg.
berübten Diebstählen gestern dingfest gemacht und Gott sei Dank! Das Wetter macht sich:
nach Zweibrücken transportirt. Achtzehnhundertdreiundachtzig
Zweibrücken, 4. Oltober. Auf Don⸗ Bibts zu Rüdesheim am Rhein
gerstag den 11. ds. Mis., Nachmittags 3 Uhr, Sicherlich noch Kaiserwein!“
adet im Namen eines Komites Herr Bürgermeister FeFrankfurt a. M., 3. Oktober. Nach
Maercker die Bewohner von Zweibrücken und Um- einer der Frkf. Ztg. zugehenden offiziellen Mittheil⸗
Jegend zu einer Volksversammlung in den „Zwei⸗ ing hat ein in der Deutschen Vereinsbank in Frank⸗
zruͤcker Hof“ dahier ein. Zweck derselben ist Be⸗ hurt über zehn Jahre angestellter Beamter (J. Dor⸗
prechung behufs Förderung des Projektes der Er- mitzer) 70.000 M. Wechsel, die mit Blancoindosse-
hauung einer Eisenbahn von Zweibrücken nach nent bei der Bank eingelaufen waren, entwendet
Bitsch, sowie insbesondere Entgegennahme des Re- und ist, nachdem er dieselben verwerthet hat, ent⸗
ultates einer am nächsten Sonntag in Bitsch tagen- flohen.
zen Komitesitzung. 5 F(Eine Ovation für Moltke) Als
— Dürkheim, 5. Okltober. Zufolge Stadt- der Kaiser jüngst der Gärtnerstadt Erfurt einen Be⸗
rathsbeschlusses beginnt die Weinlese dahier nächsten uch abstattete, bewillkommnete die Jugend besonders
dienstag, den 9.d. M. — Die Weinlese be- kurmisch den Krondrinzen, den sie in ihr Herz ge⸗
zinnt am 8. d. M. in Königsbach, Edesdeim und chlossen hat. Dieser aber bog sich aus dem Wagen
sußdorf am 9. in Hambach, Klingen und Frei- ind rief: „Jungens, hinter mir kommt Moltke —
nersheim; am' 10. in Mußbach, Gimmeldingen. chreit tüchtig!“ Und die Jungen thaten es aus
Alberaweiler, Hainfeld, Edenkoben, Böchingen, Rhodi Leibeskräften.
ind Frankweiler; am 11. in Arzheim und Weyher F Zwei Schlachtenbummler hatten sich, so er⸗
uim 15. in Gödlingen“ zühlt das „Frankf. Tgbl.“, nach Großtkarben be—⸗
— In Diedesfeld beginnt die allgemeine zeben, um dem Manoöver mit anzuwohnen, und um
Weinlese Montag den 8. Oktober. Alles recht genau sehen zu können, hatten sie sich
— In Folge der Ueberschwemmungen n unmittelbarer Nähe des Kaisers in einem be⸗
dom Nobember und Dezember 1882 waren in der tellten Rübenfeld postirt. Der Kaiser sah ihnen
Pfal z nothwendig: 1244 Neubauten (darunter inige Augenblicke mit zu, wie fie Feldfrüchte zer-
338 Verlegungen in geschützte Lagen), 17 Erwerb⸗ raten. Endlich ritt er an sie heran und sagte: „Bitte
ungen anderweitiger Gebäude, 956 größere neine Herren, heraus da aus den Rüben!“ —
uind 1462 kleinere Gebäude-Reparaturen, Die Zu Befehl, Majestät,“ riefen fie Beide als gediente
Besammtzahl der in Betracht kommenden Gedäude ZSoldaten und erzählen nun überall, daß sich der
zerägt somit 3679. Am firksten betroffen wurde raiser langere Zeit auf das huldvollste mit ihnen
zas Bezirksamt Frankenthal, wo 1029 Neubauten Anterhalten. .
ind 285 größere Reparaturen ausgeführt werden F Die Concordia“ verdffentlicht im In⸗
nußten; das Bez.⸗Amt Zweibrücken figurirt in der eratentheil unseres heutigen Blattes eine Erklar⸗
diste mit 2 Neubauten, 1 Verlegung, 11 größeren Ang des Herrn Clemens Müller, Mitglied der
ind 38 kleineren Reparaturen. nternationalen Jury der Amsterdamer Colonial⸗
ind Export⸗Ausstellung, aus welcher unzweifelhaft
hervorgeht, daß nicht die Singer-Compagnie, sondern
die deutsche Nähmaschinenindustrie in Bezug auf
die Singernähmaschine die höchsten Auszeichnungen
zavontrug. Die jüngsten Angriffe und Darstellungen
zes Herrn Neidlinger enthalten thatsächliche Unrich⸗
igkeiten und glauben wir, diesen HinweisLauf be⸗
agtes Inserat sowohl der deutschen Nähmaschinen⸗
industrie als unserem Leserkreis schuldig zu sein.
7 Man schreibt dem „Berliner Courier“ aus
Paris: Das Denkmal Alexander Dumas poͤre
teht seit einigen Tagen fix und fertig auf der
Place Malesherbes und nur eine Leinwandhülle ent⸗
iieht es noch den Augen der Passanten. Das Monu⸗
nent, dessen Entwurf von Gustav Dor herrührt,
tellt den populären Schriftsteller im Arbeitscostüm,
itzend, mit der Feder in der Hand dar. Das breite
Untlitz zeigt jene Vermischung von Jovialität und
herzensgüte, die der Creolenphysiognomie Dumas'
einen so gewinnenden Ausdruck verlieh. Auf der
Stirnseite des Piedestals befindet en relief eine
Lesergruppe: Ein junges Mädchen liest ein Dumas'-
sches Werk einem Studenten und einem Handwerker
bor, welche spannungsvoll an ihren Lippen hängen.
Auf der Rückseite sfieht man eine der bekanntesten
Romanfiguren Dumas', den Musketier d'Artagnan
im knappen Wams, den Filzhut keck aufs Ohr ge—
rückt, mit aufwärts gewirbeltem Schnurrbart. Bron⸗
eplatten geben das Geburts- und Todes-Datum des
herühmten Romanciers, sowie die Namen seiner
hauptsächlichsten Werle an. Das Moument Dumas'
ist das Resultat einer Subscription. Die Einweih⸗
ung des Denkmals wird im Oktober mit großer
Feierlichkeit unter Theilnahme der Pariser Künstler
Vermischtes.
27 Camphausen, 5. Okt. Heute Morgen
türzte ein hier beschäftigter Anstreichergeselle vom
Berüste und trug eine schwere innere Verletzung
davon. Derselbe mußte nach Sulzbach ins Hospital
derbracht werden.
7 (627 Todesurtheile.) Wie die „Neuest.
Nachr.“ hören, liegen in Bahern zur Zeit nicht
veniger als fiebenundzwanzig Todesurtheile beim
Justizministerium zur Verbescheidung.
Das Nationaldenkmal auf dem Nie—
derwald hat im Ganzen die Summe von 1,192,000
M. beansprucht; davon treffen auf den architektoni⸗
schen Aufbau mit der Bauleitung, den Anlagen ꝛ⁊c.
uind dem Wärterhaus 512,200 M., die Gußmodelle
210,000. M., die Erzgüsse 889,180. M. (wovon
uuf die Germania 175,750 M. kommen), die Prä⸗
mien bei den Konkurrenzen 27,000 M.“ und die
Verwaltungskosten durch 12 Jahre 31,000 Mark.
— Bei der festlichen Ausschmückung des wein⸗
'eligen Rüdesheim haben auch die Küfer ihrem
humor die Zügel schießen lassen. Man las da
Inschriften wie folgende: 47*
„Ob unter den Linden, ob oben am Prater,
däßlich bleibt immer ein weinsaurer Kater;
Drum bleibe beim Alten, beim edlen Wein,“
Dann fängt weder Kater noch Kätzin Dich ein!“
„Wenn keine Füchse im Beutel klingen,
Dann seh' Dich vor und laß das Weintrinken!“
Ihre Hoffnungen endlich auf den heurigen Weinherbss
jaben die Küfer in folgendem Vers verdichtet: