St. Jugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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M 200. Sonntag, 14. Oktober 1883.
18. Jahrg.
Voliti merheblich abkürzend, nämlich um 2,4 km, für den
Politische Uebersicht Staat eher ent⸗ als belastend sich erweisen werde.
Deutsches Reich. Herr Oberlandesgerichtsrath Hessert gab einen
Es verlautet, daß dem Reichstage Vorlagen mnteressanten Abriß der Geschihle man dunte fasi
agehen werden, welche eine Verbesserung respektive sagen: Leidensgeschichte des Projektes zum besten.
zrhöhung einzelner Positionen des Zolltarifs bee Nachdem noch Herr Bollinmger-Ingweiler (Elsaß⸗
wiclen. Insbesondere soll der Versuch gemacht Lothringen) in der Angelegenheit gesprochen hatte,
verden, den kunstgewerblichen Erzeugnissen vermehr· nahm die gegen 200 Köopfe starle Versammlung
en Schutz angedeihen zu lassen, vorausgesetzt, daß instimmig folgende Resoluton an:
q gelingt, die großen praktischen Schwierigkeiten, „Die am 11, Ottober 1883 im „Zweibrücker
ie dem entgegenstehen, zu überwinden. Die Wieder⸗ Hof“ versammelten Bewohner von Iweibrücken
inbringung der in der letzten Reichstagssession ab⸗ und Umgegend stellen an die kgl. Staats re—
plehnten Vorlagen, die Abänderungen des Zolltarifs gierung das dringende Ersuchen, nunmehr
zetreffend, scheint jedoch für jetzt nicht ins Auge diejenigen Einleitungen zu treffen, um endlich
efaßt zu sein. das längst in Aussicht gestellte alte Projekt des
Wie man für den Schuz der deutschen Ost⸗ Baues einer Eisenbahn von Zweibrücken über
zrenze sorgt, beweist die Nachricht, daß die Fest⸗ Hornbach bis an die Landesgrenze in
ing Thorn an der Weichsel zwei flachgehende Ka⸗ der Richtung nach Wolmünster und Siers⸗
onenboote, wie solche bereits bei Straßburg und thal mit Fortsetzung nach Süden und Abzweig-
doblenz stationirt sind, erhalten wird. Außerdem uing nach Bitsch zur Ausführung zu bringen,
zedenst man an geeigneten Stellen zwischen den nachdem die Voraussetzung hierzu, nämlich der
dorts Gruson'sche Panzerthürme zu placiren, welche Anschluß auf reichsländischer Seite ab Grenze, jetz⸗
uurch Glühlichtlampen im Innern Erleuchtung er— schon als gesichert betrachtet werden kann.
saalten sollen. Am 1. April nächsten Jahres trit! „Zugleich werden die Herren Bürgermeister
u der Garnison Thorns noch ein Pionierbataillon. Märckher-Zweibrücken, Bürgermeister Ober⸗
Ausssland. lbinger- Hornbach, Oberlandesgerichtsrath Hes⸗
Paris, 12. Oltober. Es wird bestätigt, daz sert und Dr. Jakob⸗ Zweibruücken ersucht, sich
hanische Botschafter seine Demission gegeben hat. Shne Verzug nach Speher zu verfügen, um
*Nach mehr als zweimonatlicher Äbwesenheit diese Bitte Sr. Erzellenz dem igl. Regierungs
n seinem Reiche dürfte Czur Alexander IUI. Prafsidenten Staatsrath v. Braun zur Kennt-
ur Zeit wieder nach Petersburg, resp. Peter⸗ niß zu bringen, durch dessen befürwortende Ver—
of zurückgekehrt sein. Die mehrmals verschobene mittelung die Vorlage an die kgl Staatsregier—
tdreise des russischen Kaiserpaares von Kopenhagen, ung veranlaßt werden möge.“
xo dasselbe weilte, ist endlich am 11. ds. Mis Nachdem noch Herr Notar Pasquan namens
gelgt. Der Czar findet sein Reich in demselben der Versammlung den Herren des Komitess den
suftande anscheinend tiefster innerer Ruhe wieder, Jebührenden Dank für ihre rührige Thätigteit aus
b er es verlassen hat und er hat sicherlich auch Jesprochen und die Versammlung dem deigestimmt
mhache genug sich dessen zu freuen, zumäl, da datte, schloßz Herr Märder dieselbe mit dem
uch die Nihilisten noch anscheinend in ihrer jetzigen Wunsche, daß das Projekt sich dald verwirklichen
Jassivität vorläufig weiter verharren. Dieser MRo⸗ noöchie. —
ent inuerer Ruhe kam der am 9. Oktober in — Nach dem Geschäftsbericht der Spar- und
lelersburg stattgefundenen Begräbnißfeier des rus- dilfskasse zu Homburg waren am Schlusse des
ihen National · Dichters und Schriftstellers Turge. dJahres 1882 von dem Sparkassebermögen 74, 000
ieff zu Gute, die sich unter großartiger Theilnahine Mk. an Private gegen Schuldscheine mit doppelter
e Bevölkerung vollzog und in dem politisch so Bürgschaft und 39,000 Mt. gegen erste hypothe
illen Lande wiederhalsi⸗ darische Sicherheit ausgeliehen. Welch' ein Segen
ist doch eine solche Kasse gegen das Ueberhandnehmen
der Wucherer! Die während des Jahres 1882 ge⸗
machten Spareinlagen beziffern die gewiß erstaunliche
Zumme von beinahe 72,000 Mark. Moge diese
Spar- und Hilfskasse, die in den letzten Jahren
ꝛinen so erfreulichen Aufschwung genommen hat,
uind nachdem sie anfänglich nur für die Kantone
homburg nnd Waldmohr bestimmt war, nun den
zanzen Amtsbezirk Homburg einschließlich des Kan⸗
'ons Landstuhl umfaßt, so weiter wachsen und ge⸗
deihen zum Heil unsrer Bevölkerung!
— Ter Verbandstag zur Berathung der Sta—
tuten der Pfälzer Obstbaumzüchter in Homburg
war von 11 Vereinen beschickt. Es wurden drei
Entwürfe von Pfarrer Rütter, Jung und Blum zu
Grunde gelegt und in dreistündiger Berathung in
9 Paragraphen zusammengefaßt. Als Vorstand
wurde Herr Pfarrer Rütter, als Sekretär Herr
Langenbrunner gewählt, als Verbandsort Homburg,
als Vorort der nächsten Versammlung Zweibrücken
— In Hinterweidenthal herrscht die
Halsbräune sehr stark und sind ihr schon einige
dinder zum Opfer gefallen. Da bis Sonntag die
dirchweihe dortselbst abgehalten wird, so wurde auf
hezirksamtliche Weisung die Tanzmusik untersagt
— Speyer, 12. Oktober. Von 22 Kandi—
daten erhielten nur 83 den Berechtigungsschein zum
Einjahrig⸗Freiwilligen⸗Dienst.
—
Vermischtes.
F. Wie heißt es: Der Most wiegt 900 nach
Oechsle! Die bei uns übliche Mostwaage ist vom
Mechaniker Oechsle in Pforzheim aus Neu—
silber angefertigt, sda Glas zu zetbrechlich ist und
Silber bald schwarz anlaufen würde. Die Skala
dieser Mostwaage zeigt gewöhnlich 50 bis 180 Grad
und basirt auf dem Grundsatz. daß 1 Liter destil⸗
lirtes Wasser genau 1000 Gramm wiegt. Zeigt
also diese Waage 90 oder 102 Grad, so heißt dies:
ein Liter solchen Mostes wiegt 1,090, 1.102 Gramm
oder, wissenschaftlich ausgedrückt, das specifische Ge⸗—
wicht dieses Mostes ist, 1,090, 1,102. Diese An—⸗
zaben gelten nur für eine Temperatur von 140 R.
Will man daher genaue Angaben haben, so muß
der Most genau diese Temperatur haben. Ist es
aber bei der Untersuchung des Mostes nicht X
denselben auf diese Temperatur zu bringen, so muß
man für je 4 Grad unter 14 einen Grad von der
angezeigten Gradezahl abziehen und für je 4 über
14 einen Grad zuzählen. Nach den so gefundenen
Braden der Mostwaage wird der Zuckerg halt des
Mostes berechnet, und da dies nicht Sache des Ein—
jelnen ist, hat Dr. Gall in Trier eine Tabelle üͤber
den Zuckergehalt des Mostes nach den Graden der
Dechsle'schen Mostwaage berechnet, die also absolut
neben der Waage nothwendig ist, will man von der
Gute des Mostes eine richtige Vorstellung gewinnen.
Nach dieser Tabelle weisen 90, 102 Grad auf 20
und 23,9 Pfund Zucker in 100 Pfund Most.
Nach vielfachen Versuchen ist nun festgestellt, daß
1Pfund Zucder UapCt. reinen Weingeist giebt.
Darnach würden obige Zahlen einen „feurigen“,
mit 10 bis 12 pCt. Alkohol bedeuten; allerdings
ein starker Kamerad, der Manchen werfen wird, aber
für dieses Jahr ist dazu keine Gefahr.
* Frankfurt, 11. Oktober. Ein hiesiger
Aepfelwein⸗Produzent will es in diesem Herbste auf
2500 Stüdfaß Aepfelwein bringen. Wenn die
Fufser nicht ausreichen, werden große Cisternen im
Felsenkeller benutzt. Im Durchschnitt geben hier 16
Malter Aepfel ein Stück Wein; dasselbe stellt sich
mit Wochenlahn auf 120 Mk. Der in Rede stehende
Produzent hält 80 Mühlen und 16 Pressen Tao
und Nacht im Gang.
F Bonn, 10. Oktober. Dieser Tage kam ein
Ehepaar vom Lande zu einem hiesigen Rotar, um
eine größere Geldsumme — 29,000 Mik. — bei
demselben zu erheben. Das Geld nahm die Frau
in Empfang, welche bedeutend jünger war als der
MNann. Vom Notar begaben sich die Eheleute in
ein Weinhaus. Nachdem sie dort eine Zeitlang
verweilt, sagte die Frau, sie müsse noch einen Gang
machen, werde aber bald wiederkommen. Sie kam
aber nicht wieder, sondern ist mit dem Gelde und,
wie man allen Grund hat anzunehmen, mik einem
jungen Manne durchgebrannt.
F Kiel, 10. Oktober. Wir exhalten die sen⸗
sationelle Nachricht von einem durch das hiesige
Marinegericht gefällten Todesurtheil, die wir iudeß
nur mit aller Reserve wiedergeben. Ein Marine—
Artillerist der Korvette „Elisabeih“ erzählte vor zahl—
reichen Zeugen Folgendes: „Als sich die „Elifa⸗
beth“ auf der Rückfahrt nach der Heimath auf der
Höhe von Lissabon befand, habe waͤhrend einer Ge—
schützübung Einer der Mannschaft den ihm einen
Tadel ertheilenden Offizier an der Kehle erfaßt; di⸗
Lokale und pfälzische Nachrichten.
St. Ingbert, 183. Oktober. Mit dem 15.
Nts. schließen für die hiesigen Volksschulen
e Herbstferien. Der Unterricht für das
Aintersemester beginnt am darauffolgenden Tage
o am nächsten Dienstag.
— Zweibrücken, 12. Oktober. Der von
xumn Bürgermeister Märcker auf gestern Nachmit-
ein den Saal des „Zweibrücker Hofes“ in
chen des Bahnbauprojektes Zweibrücken.
itsch ansgeschriebenen Volksversammlung wurde
uhlreich entsprochen. Nebst Zweibrücken waren die
ideren interessirten pfälzischen Orte und Gegenden
treten. Zum Vorsitzenden wurde per Acclamation
r Märcker gewählt. Derselbe begrüßte die
sammelten, berichtete dann über den Verlauf der
Sonntag in Bissch stattgehabten Versammlung
machte u. a. die Mittheilung, daß die Direk—
n der Pfälzischen Bahnen bestimmt erklärt habe
sie nuͤr der Richtung Zweibrücken ⸗Hornbach—
vAmünster · Siersthal anso durch's Schroolbthal
it Abzweigung nach Bitsch) ihre Zustimmung
un konne, wei sie die kürzeste und, da den Koh
ürangporlweg aus dem Saargebiet nach Elsaß