Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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W 216. 
Politische Uebersicht. 
Deutisches MReich. 
Bayerischer Landtag.) Der Referent 
iver den Hagelgesetzentwurf, Abg. Soden, stellt 
ꝛen besonderen Antrag, die Kammer wolle an den 
gönig die Bitte richten, daß dem Landtage bald⸗ 
nöglichst ein Gesetzentwurf, die staatliche Mobiliar⸗ 
xrandversicherungskasse betr. vorgelegt werde, welcher 
auf den Prinzipien des Hagelversicherungsgesetzes 
zeruht. 
Karlsruhe, 3. Nob. Die Kammern sind 
uuf den 20. November einberufen. Der Großher⸗ 
og hat zur ersten Kammer acht liberale Mitglieder 
ernannt. Zum Präsfidenten wurde Rüdt von Collen⸗ 
jerg ernannt. 
Berlin, 4. Nov. (F. J.) Auf Grund authen⸗ 
ischefter Informationen kann ich Ihnen versichern, 
naß die Frage der Verhängung des kleinen Belage—⸗ 
ungszustandes über Fraukfurt a. M. an maßgeben⸗ 
jer Stelle gar nicht zur Erörterung gekommen, die 
Nachricht eines hiesigen Blattes also vollständig er⸗ 
unden ist. Thatsache ist nur, daß seitens des Mini—⸗ 
teriums des Innern, wie dies ja ganz natürlich, 
Zericht über den Vorfall in Frankfurt eingefordert 
st. Uebrigens wird von sonst gut versirter Seite 
zezweifelt, daß die preußische Regierung das Atien⸗ 
at auf das Frankfurter Polizeigebäude zum Aus— 
jang eines diesbezüglichen Antrags beim Bundes- 
raihe nehmen werde. 
Ausland. 
Paris, 3.Nov. Challemel begibt sich morgen 
zach Cannes; während seiner Abwesenheit verwal⸗ 
et Ferry interimistisch das auswärtige Amt. Ad⸗ 
niral Lespes wurde an Stelle des Admirals Meyer, 
sessen Commando abgelaufen, zum Commandanten 
)er Schiffsabtheilung in den chinesischen Gewässern 
xnannt. Die Regierung wird kommende Woche 
inen Rachtragscredit für Tongking in den Kammern 
inbringen. Die Forderungen dürften zehn Millionen 
iicht übersteigen. Das Gerücht, das Personal der 
hinesischen Gesandischaft treffe Vorbereitungen zur 
lbreise, ist unbegründet. 
New⸗-York, 4. Nov. Zu Danpville in Vir—⸗ 
iinia ist es zu einem politischen Tumult zwischen 
WVeißen und Negern gekommen, wobei 5 Reger 
jetödtet und eine Anzahl verwundet worden sein 
ollen; von den Weißen sind angeblich 2 verwundet 
vorden, darunter 1 tödilich 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
St. In gbert, 5. Nov. Vor einigen Tagen 
eierte der kgl. Bergmeister Hert J. Kammann 
Nahier seinen siebenzigsten Geburtstag. Die Knapp— 
chaft wollte diesen Tag nicht vorübergehen lassen, 
hne ihrem verdientem Chef durch ein äußeres 
Zeichen ihre Verebrung zu bezeigen und ließ ihm 
zur Feier desselben durch eine Deputation einen 
werthvollen silbernen Pokal überreichen. Möge 
)Ner Judilar noch lange in ungebrochener Rüstigkeit 
ich dieses Zeichens pietätvoller Verehrung erfreuen! 
— Zweibrücken, 2. Nov. Die Leiche des 
ürzlich hier so plötzlich verstorbenen Bierbrauers 
dr. Busch wurde heute in aller Frühe auf Antrag 
er betreffenden Versicherungsgesellschaft, wo der 
berstorbene mit 50,000 Mksein Leben versichert 
atte, exhumiert zur genaueren Untersuchung der 
in geweide und des Magens. Man sieht dem 
kesultat natürlich mit größler Spannung entgegen. 
Frkth. Tabl.) 
Montag, 5. November 1883. 
18. Jahrg. 
— In Zweibrücken wurde am3. ds. Mtis. 
zie landwirthschaftliche Bezirksschule 
röffnet. Die neue Schule zählt 24 Schüler. 
— Kirchheimbolanden, 3. Nov. Die 
B8f. Pr. schreibt: Gestern weilte der kgl. Unter⸗ 
uchungsrichter am Landgerichte Kaiserslautern, Herrn 
Dr. Krell, in hiesiger Stadt, um in neuerlich gegen 
ziesige Personen erhobener Anklage wegen Bethei⸗ 
igung an sozialdemokratischen Umtrieben Recherchen 
u pflegen und Haussuchungen vorzunehmen. Für 
ie Betroffenen ist bereits seit Anfangs September 
Zriefsperre angeordnet. Gesucht wurde nament⸗ 
sch angeblich aus Anlaß eines der Staatsanwalt⸗ 
chaft in die Hände gefallenen Briefes nach einer 
ẽssenz, welche aus Blutlaugensalz und Eisenchloryd⸗ 
äure bestehen und zur Anfertigung geheimer Schrift⸗ 
tücke dienen soll. Gefunden wurde das Gesuchte, 
vie ich vernehme, nicht; die Betreffenden mußten 
rst Aufklärung darüber erhalten, was diese Sub— 
lanzen mit den fremdklingenden Namen eigentlich 
ür eine Bedeutung in der Untersuchungssache haben. 
— Ludwigshafen, 3. Nov. Nach einer 
ins zugehenden Mittheilung liegt es wohl außer 
llem Zweifel, daß Herr Oberförster Kiefhaber 
u Dannenfels vor mehreren Wochen nicht durch 
Zelbstmord, wie vielfach berichtet wurde, sein Leben 
endete, sondern durch einen Unglücksfall. Von 
dieser Thatsache hat sich die bayerische Hypothelen⸗ 
ind Wechselbank, bei welcher der Verunglückte ver— 
ichert war, auf's eingehendste überzeugt und daher 
iuch nicht weiter gezögert, den Hinterbliebenen die 
Bersicherungssumme auszuzahlen, was dieser Tage 
geschehen ist. (Pf. J.) 
nahm. Gelegentlich der diesjährigen Manöver in 
ener Gegend wurde nun bei unserem Bauer ein 
Interoffizier einquartirt, der sich's recht bequem 
nachte und alsbald seinen Platz am geheizten Ofen 
innahm. Beim Einblick in die Ofenröhre aber 
pringt er entsetzt auf, den in der Mitte derselben 
erblickt er unheimlich und drohend hervorstarrend 
eine Granate. „Um Gottes Willen, Bauer, da 
habt ihr ja im Ofen eine gefüllte Granate!“ ruft 
außer sich der Unteroffizier. „Wißt Ihr denn nicht, 
daß Euch dieselbe in Stücke zerreißen würde?“ 
Doch unseren Dickhäuter von einem Bauern bringt 
das nicht aus seinem Phlegma, und erwidert der⸗ 
elbe mit der größten Seelenruhe: „Granat rum 
'der num, das Ding ka nit so g'färli sei, dös han 
da ganze Winter als Bettfläsch g'höt!“ 
x Anläßlich der am 1. Juni 1884 bevorstehen⸗ 
hen Einführung der deutschen Sprache bei 
)er Metzer Stadtderwaltung hat dieselbe eine Spra⸗ 
henstatistik über die Metzer Bevölkerung veröffent- 
icht. Nach dieser umfaßt die französische Ein⸗ 
vohnerschaft 23,571 Seelen, die deutsche (Zivil 
ind Militär) 24,414, die fremde 5146, im ganzen 
353, 131 Seelen. 
fGEtraßburger Morde.) Der erste 
„taatsanwalt in Straßburg hat folgende Be— 
anntmachung erlassen: Gegen die unten näher be⸗ 
chriebenen: Johann Philipp, gebürtig aus Bu— 
ach bei Karlsruhe, und Johann Stürzer, ge— 
hürtig aus Ottersbach oder Ottersheim bei Landau, 
jeide zuletzt in Hönheim als Ziegler beschäftigt, ist 
vegen dringenden Verdachtes, in der Nacht vom 
22. auf den 23. Oktober l. J. dahier den Mus— 
etier Adels ermordet zu haben, richterlicher Haft⸗ 
defehl erlassen. Ich ersuche ergebenst, auf die Beiden 
in eingehendster Weise zu fahnden und dieselben 
m Falle der Ergreifung hierher liefern zu lassen. 
Straßburg i. E., den 31. Oktober 1883. Der 
zaiserliche Erste Staatsanwalt: Popp. (Folgt 
das Signalement.) Der des Mordes des Apothekers 
Lienhardt verdächtige, von dem Kartenmädchen aus 
der Straße „Wo der Fuchs den Enten predigt“ 
viedererkannte Mann wurde in der Wirthschaft 
„Zur Kansne“ am Rabenplatz verhaftet. Er ist 
von Profession Schuster. 
FGeinschmierer verurtheilt) In 
Nülhausen i. E. wurde ein Weinhändler zu einer 
zeldstrafe von 900 Mark verurtheilt, weil man in 
einem Keller 7000 Liter gefälschten Wein vorfand. 
F Unter der Marke „Neue Bierpression“ 
hreibt die „Barmer Zeitung“ aus Barmen: „Bei 
em stetig wachsenden Consum des Bieres, welches 
n Dentschland mehr und mehr zum Nationalge— 
ränk und Volksnahrungsmittel geworden ist, ver⸗ 
angt das Interesse des consumirenden Publikums, 
aß der Wirth das Bier mindestens ebenso gut zum 
usschank bringt, wie ihm dasselbe vom Brauer ge— 
iefert wird. Bekanntlich ist das Bier beim Anstich 
»es Fafses wegen seines hohen Kohlensäuregehaltes 
im wohlschmeckendsten und bekömmlichsten und nimmt 
»eim weiteren Verzapfen an Güte allmählig derart 
ib, daß die letzten drei oder vier Gläser als völlig 
ingenießbar bezeichnet werden müssen. Wie freudig 
hegrüßt daher den Kenner den „Anstich“ und wie 
uingern trinkt er von der Neige des Fasses, wie 
verhaßt ist ihm geradezu der sogenannte „Nacht⸗ 
wächter'. Die Frage nach einer guten, das Bier 
virklich conservirenden Art des Ausschanks ist in 
sohem Maße zu einer brennenden geworden; be⸗ 
zeutungsvoll und wichtg für den Brauer. den Wirth 
Vermischtes. 
F Amberg. Das Schwurgericht beim hiesigen 
randgerlchte hat den 41jährigen Gütler Michael! 
deitner von Kemnathen, der seine im Wochen⸗ 
ett liegende Z5jährige Frau mit Arsenit vergiftete 
ind sich in unsittlicher Weise an seiner leiblichen 
ichtzährigen Tochter verging, wegen Mordes und 
berbrechens wider die Sittlichkeit zum Tode und 
Jahren Zuchthaus verurtheilt. 
F Ein mysteriöser Fund ganz erschreckender 
Art, wurde am verflossenen Freitag in der Nähe 
on Rosenheim (Bayern) gemacht. Eine Frau 
jatte sich in die Inuaue unterhalb der Stadt be⸗ 
zeben, um Klaubholz zu sammeln und stieß dabei 
iuf einen zusammengeworfenen Haufen von dürren 
zweigen, unter welchem zu ihrem nicht geringen 
entsetzen die Leiche eines Mannes versteckt lag. 
kine behördliche Kommission erkannte, daß hier das 
Opfer eines Verbrechens vorliege. Die Leiche, 
velche gegen drei Wochen an dieser Stelle gelegen 
sjaben mochte, hatte einen bis auf die Wirbelsäule 
deichenden Schnitt durch den Hals und einen tiefen 
Messerstich im Rücken. Rock, Hut und Hosen fehlten; 
die noch vorhandenen Kleidungsstücke (Wäsche, Bein⸗ 
kleider ꝛc., sowie die goldenen Manschetknöpfe) lassen 
iach Stoff und Mache auf einen Mann aus den 
esseren Ständen schließen und die Prägung der 
dosenknöpfe weist auf österreichische Herkunft hin. 
Vahrscheinlich ist die Leiche nach ihrer Beraubung 
die Hosentaschen waren umgestülpt) an den Fund- 
oxt verschleppt worden. 
F Von einem Finjährig⸗Freiwilligen wird dem 
„N.U. Anz.“ folgendes wahrheits, treue Vorkomm⸗ 
niß mitgetheilt. Nach einer Stitt gehabten Schieß⸗ 
ibung unserer Artillerie auf dem Lechfelde fand ein 
zauersmann eine noch nicht krepirte Granate, die 
rrals ihm völlig Unbekanntes mit nach Hause