Full text: St. Ingberter Anzeiger

zahen Postenhauses kam hinzu, zog den Mann aus 
Graben und führte ihn zur Ablssung in die 
daserne. Ueber die Thäter ist noch nichts ermittelt; 
dan nimmt an, die drei sterle hätten die Weiden 
dorliger Gegend stehlen wollen und seien dabci 
In dem Posten überrascht worden, der dadurch 
srer Rache verfiel. 
5 Nicht ohne Reiz ist jedenfalls gegenwärtig 
et Besuch des Theaters in Neckarel z. Der 
direktor der dort spielenden Truppe, welcher den 
samen Hamilton führt, verkündet nämlich am Fuße 
einer Theaterzettel: „Zwischen dem ersten und 
weilen Alt ist jedem Theaterbesucher erlaubt, bei 
derrn Zopf eine Wurst nebst Brod und einen 
choppen Bier zu verzehren.“ 
P'Kassel, 25. Novbr. Für Auswanderer 
ringt das „Hünfelder Kreisblatt“ folgende beach⸗ 
twerthe Mittheilung: „Verläßlichen Nachrichten 
molge hat der preußische Staatsangehörige Fran⸗ 
ato Bogen unter dem 12. Juni d. J. mit der 
trgierung des Freistaates Salvador (Zentral⸗Ameri⸗ 
einen Kontrakt über die Einführung europäischer 
olonisten abgeschlossen, inhalts dessen er für jeden 
olcher Einwanderer bis zur Zahl von 1000 die 
zunme von 45 Pesos und für jeden Kopf mehr 
en Betrag von 40 Pesos erhält. Als Zweck dieser 
Finwanderung ist die Hebung des Ackerbaues be⸗ 
eichnet, dessen Entwickelung „der Mangel an 
drmen“ bis jetzt hindernd im Wege steht. Das 
dlima von Salvador ist für europäische Feldarbeiter 
urchaus ungeeignet. Von den italienischen Kolo- 
uisten, welche vor sechs Jahren sich in bedeutend 
ͤher gelegenen und deßhalb weniger gefährlichen 
zegenden des Nachbarstaates Guatemala ansiedelten, 
t mehr als die Hälfte dem Klima zum Opfer ge⸗ 
utlen. Da voraussichtlich den von dem ⁊c. Bogen 
ach Salvador eingeführten Auswanderern ein 
leiches Schicksal bevorsteht, so muß vor etwaiger 
—D 
ringend gewarnt werden.“ 
In Berlin ging am Samstag der dort 
roßes Aufsehen erregende Prozeß gegen den Kom⸗ 
nissionär Dickerhoff zu Ende. Derselbe war ange⸗ 
chuldigt, zwei ältere Frauen, Lissauer und Königs— 
id, ermordet oder bei deren Ermordung Beihülfe 
eleistet und dieselben beträchtlicher Summen an 
zaatgeld und Werthpapieren beraubt zu haben. 
die Verhandlung entrollt ein düsteres Bild von 
em Treiben gewisser Existenzen, welche unter dem 
damen „Kommissionär“ mit der Verbrecherwelt 
a den engsten Beziehungen stehen und durch Aus- 
undschaftung der Gelegenheit zu Diebstahl, Raub 
ud Mord den Verbrechern Vorschub leisten. Nach 
ceistündiger Berathung bejahten die Geschworenen 
ie Fragen wegen Beihilfe zum Morde und wegen 
instiftung zum schweren Raube im Lissauer'schen 
zalle und wegen Anstiftung zum schweren Raube 
egen die Königsbeck. Die Frage wegen Beihilfe 
um Morde der Königsbeck wurde verneint. Der 
gerichtehof verurtheilie Dickerhoff zu lebensläng⸗ 
chem Zuchthaus, Verlust der Ehrenrechte und Zu⸗ 
issigkeit der Polizeiaufsicht. 
FUeber den bedauernswerthen Un⸗ 
ali, der sich am Sonnabend auf der Hofjagd in 
-pringe, welcher bekannilich der Kaiser anwohnte, 
reigneie, werden folgende Einzelheiten bekannt. 
heneral⸗Lieutenant v. Thile aus Hannover erhielt 
on seinem Standnachbarn Vice-Oberjägermeister 
Kotze einen Schuß, der ihm durch den Oberarm 
rang. Die anwesenden Leibärzte des Kaisers, 
de. Leuthold und Dr. Thimann legten den ersten 
herband an und schafften den General ins Schloß 
urück. Der Kaiser nahm an dem Unfall den leb⸗ 
zaftesten Antheil und ging auf dem Bahnhof Springe 
imn das Koupé des verwundeten Generals heran, 
ceichte ihm die Hand und rief ihm in jovial⸗trösten⸗ 
der Weise zu: „Na, ich hoffe, es wird bald wieder 
jut.“ Der Kaiser läßr sich seither telegraphischen 
zericht über das Befinden des Generals erstatten. 
FWEntsetzlich) In Folge des von der 
stedaktion des „Deutschen Dichterheim“ in Dresden⸗ 
Striesen erlassenen Preisausschreibens (100 Mark 
ür eine Ballade, 50 Mark für ein lyrisches Gedicht 
ind 50 Mark für einl poetische Erzählung) sind 
anicht weniger als 682 Einsendungen mit zusammen 
nindestens 1000 Gedichten eingelaufen, ungerechnet 
inige hundert Einsendungen, die den Forma.täten 
des Preisausschreibens zuwiderliefen und deshalb 
u demselben nicht zugelassen wurden. 
(GDdas Recht der Gläubigeran eine 
Versicherungspolice zu Gunsten Drit— 
der. Das Reichsgericht hat bisher forigesetzt er⸗ 
annt, daß bei Lebensversicherungen die Gläubiger 
iuf die Versicherungssumme, sobald dieselbe zu Gun⸗ 
ten eines bestimmt benannten Dritten abgeschlossen 
st, z. B. vom Ehemann zu Gunsten seiner Ehe⸗ 
rau und Kinder, keinen Änspruch machen dürfen, 
ielmehr die Versicherungssumme den in der Police 
zczeichneten Personen voll und ganz ausgezahlt 
vecden muß. Durch eine neuerliche Entscheidung 
zes Reichsgerichts hat dieses Prinzip insofern eine 
cinschränkung erlitien, als der Cessionar berechtigt 
st, seine Rechte an der Police nach dem Tode des 
zersicherers auszuüiben und daß den in der Police 
jenannten Personen nur der Ueberest verbleibt, die— 
er ihnen aber auch ganz verbleibt. — Ein Kauf⸗ 
nann hatte zu Gunsten seiner Ehefrau sein Leben 
dersichert. Da er in Verlegenheit gerieth, so cedirte 
reeinen Theil der Versicherungssumme einem seiner 
hläubiger. Nach dem Tode des Kaufmanns wurde 
ieser Glaubiger aus der Versicherungssumme vor⸗ 
ib befriedigt, den Rest erhielt die Ehefrau,den üb— 
cigen Gläubigern wurde durch obiges Erkenntniß 
edes Recht auf einen Theil der Versicherunassumme 
ibgesprochen. 
Gichtig für Hauswirthe.) Ein 
Mieiher war auf die Klage des Hauswirths hin, 
ur sofortigen Räumung der gemietheten Wohnung 
zerurtheilt. Da der Miether dennoch gutwillig 
nicht auszog, so hob der Wirth die Thüren und 
Feuster in der fraglichn Wohnung aus. Das 
eichsgericht sah jedoch hierin einen Verstoß gegen 
240 R.«St.⸗B., welcher lautet: „Wer einen 
ndern widerrechtlich durch Gewalt „oder durch 
hedrohung mit einem Verbrechen oder Vergehen 
zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung 
oͤthigt, wird „mit Gefängniß bis zu einem Jahre 
»der mit Geldstrafe bis „zau 600 Mark bestraft. 
Der Versuch ist strafbar!“ 
Ger nächste Krieg von 188. .) Den 
zuch von uns wiedergegebenen Artikel der Armee 
nançaise veröffentlicht Kladderadatsch folgender— 
naßen: „Bis zur Beendigung der Schlacht bei 
Werthheim, in welcher die Deutschen auf's Haupt 
jeschlagen werden, soll alles nach Wunsch der 
Armee frangaise gehen — dann aber geschieht 
olgendes: In dem Augenblicke, da die Verhand⸗ 
— 
riffi im französischen Hauptquartiere die Nachricht 
in, daß die Spanier Paris genommen haben. In 
iller Stille ist König Alfons mit 700,000 Ulanen 
iber die Pyrenäen gegangen, hat in Windeseile 
»as von Truppen gäͤnzlich entblößte Frankreich 
urchzogen und sich — eins, zwei, drei! — der 
ranzösischen Hauptstadt bemachtigt. Panischer 
-chrecken ergreift die französische Armee. Alles 
tützt in Unordnung dem Rheine zu. Aber des 
Weges unkundig und weder mit Karten noch mit 
zädekern versehen, verirren sich die Flüchtenden in 
die Sümpfe des Teutoburger Waldes, wo sie von 
)em nachrückenden deutschen Landsturm langsam 
ber sicher erschlagen werden. Zugleich wird Ruß 
and durch die Nachricht, daß Tongking und China 
jegen Moskau vorrücken, aus Ostpreußen zurückge⸗ 
usen. Es kommt mit einem blauen Auge davon 
ind erhält Frieden unter der Bedingung, daß es 
vährend der nächsten hundert Jahre den sämmt— 
ichen innerhalb seiner Grenzen gewonnenen Caviar 
in die Berliner Volksküchen abgibt. Schlimm er⸗ 
eht es Frankreich. Es muß den Rest von Loth⸗ 
ingen, sowie Burgund an Deutschland abtreten 
ind abermals 5 Milliarden erlegen. Außerdem 
nuß es sich verpflichten, zu Gunsten der rothen 
Zaale⸗Weine seine sämmtlichen Rothweinberge aus— 
urotien und künftiobin keinen Rordeanr mehr zu 
auen. 
FBern, 14. Nov. Hier hat sich gestern 
in schwerer Unglücksfall zugetragen. General 
Achsenbein, der bekannte Freischaarenführer, 
ztaatsmann und spätere Napoleonische Titular⸗ 
eneral, war im Begriff zur Jagd zu gehen, als 
ich sein Gewehr unter der Thür entlud, und zwar 
jerade auf die in der Nähe befindliche Frau Ochsen⸗ 
zein; in Rücken und Herzgegend getroffen, sank die 
Anglückliche als Leiche zu Boden. Die Theilnahme 
ür den schwergeprüften 72iährigen Greis ist all⸗ 
gemein. 
Cyprfer religiösen Wahns.) Der 
Kuryer Codzienny“ berichtet aus dem Dorfe Bud⸗ 
incy, Kreis Stopnika: Der Bruder eines sehr 
vohlhabenden Landwirths dieses Dorfes hatte sich 
o sehr in die „Geschichte der Heiligen“ vertieft, 
aß er zu der Ueberzeugung kam, man könne die 
ẽrlosung und das bimmlische Reich nur durch 
rgend ein schreckliches Marihrium gewinnen, und 
aner geraden Wegs in den Himmel zu gelangen 
pünsche, sei er entschlossen, den Feuertod zu sterben. 
yn seiner Umgebung lachte man über solcht 
eußerungen und doch sollte es damit bitterer 
rẽrnst werden. In dieser Nacht begab er sich in 
»en Heustall, zündete ihn an und faud dort den 
Tod.“ Die Nachbarn sahen ihn noch mitten in den 
Flammen; ihn zu retten, war unmöglich. Das 
Feuer nahm eine erhebliche Ausdehnung an und 
erstörte eine ganze Reihe von Bauernhütten. 
Ein 18jähriger Bäcker Namens 
Furien, aus Hagenau gebürtig, machte am 
Freitag einen Mordversuch auf den franz. Minister⸗ 
räsidenten Ferry. Er wurde vom Thürhüter 
iberwältigt, der ihm den Gläufigen Revolver ab⸗ 
iahm und seine Verhaftung bewerkstelligte. 
F Die Subskriptionen zur Errichtung 
ines Monuments für Gambetta haben bis jetzt die 
Sesammtsumme von 300,000 Fres. erreicht. 
4 Einen wahrhaft klassischen Opfer— 
nusih hat unlängst im Dienste der Kunst eine 
Schauspielerin im Théutre Frangais zu Paris, 
Mademoiselle Dudley, bewiesen. Anläßlich der 
Bremiere von Albert Delpits „Maucroix“ ließ sich 
die genannte Künstlerin sechs gesunde Vorderzähne 
rusziehen und durch künstliche ersetzen, um ein 
zurch die Stellung der natürlichen Zähne hervor⸗ 
zebrachtes Lispeln zu entfernen. 
PPeinliches Aufsehen erregt in Paris 
ein Urtheil des dortigen Schwurgerichts. Eine ge— 
wisse Genuit, die kürzlich am hellen Tage einen 
zungen Arbeiter, die einzige Stütze seiner Mutter 
imd Schwester, mit fünf Revolverschüssen tödtete 
und dann kaltblütig erklärte, sie habe sich geirrt 
und einen Unbekannten statt ihres Mannes er— 
mordet, über den sie sich zu beklagen hatte. wurde 
zreigesprochenn. — 
FDer berühmte Pariser Hornist Vivier, der 
auch durch seine launigen Einfälle bekannt ist, tritt 
'u ein Moͤde-Magazin. „Ich wünsche einen rothen 
Stoff“ erwiederte er dem nach seinem Begehren 
ragenden geschmeidigen Kommis. — „Welche Art 
»on Stoff und in welchem Preise befehlen Sie 
hn?“ — „Das ist mir ganz egal, mir kommts 
Jauptsächlich auf die Farbe an.“ Der Kommis 
holt ein Stüct Stoff nach dem anderen hervor. 
Flanell, Tuch, Seide, Sammet, Brocard von allen 
stuancen und allen Sorten. Endlich entscheidet 
ich Vivier für ein Stück Tuch in Scharlach. „Was 
oftet der Meter?“ — „Ein hundert und zwanzig 
Francß.“ — „Nun; dann geben Sie mir zwei 
Fentimeter, denn ich brauche das Zeuqg zum Frösche 
ingeln.“ 
Aus New-PYork wird dem „Standard“ 
gemeldet, daß 15 berittene Räuber einen vorher 
zJum Entgleisen gebrachten Eisenbahnzug auf der 
Mexikanischen Nationalbahn in der Nähe von La— 
arito angegriffen haben; allein es sei ihnen nicht 
zelungen, die Behälter der ExpretzeKompagnie auf⸗ 
ubrechen; wohl aber sei es geglückt, Gold- oder 
Zilbetbarren im Werthe von 8000 Dollars mit⸗ 
unehmen; der Heizer wurde getödtet und der Loko— 
notivführer verwundet. Mexikanische Truppen be— 
inden sich auf der Suche nach den Räubern. 
4 (Ein phänomenaler Magen.) Wie 
ius Washington gemeldet wird, ist dort in den 
etzten Tagen ein zehnjähriger Knabe, Namens Elmer⸗ 
Beach, gestorben, der eine sonderbare Leidenschaft 
besaß, uͤnverdauliche Gegenstände zu verschlingen. 
Bei der von Dr. Custer unter Assistenz mehrerer 
Aerzte vorgenommenen Autopsie der Leiche zeigte 
es sich, daß eine Obstruktion der Eingeweide den 
Tod herbeigeführt habe. Man fand in demselben 
wanzig große Pflaumenkerne, eine Kupfermünze, 
in Fünf⸗Cent⸗Stück aus Nickel, einen Zahn, zwei 
nöopfe und noch andere unverdauliche Dinge, sowie 
einige Pomeranzensamenkörner, welche auszuschlagen 
() begonnen haiten. Die Leber war so angeschwollen, 
daß sie sich bis zu den Lungen ausdehnte und eine 
der Nieren war ganz aus ihrer Stellung gerückt. 
Die medicinische Fakulität in Washington weiß sich 
keines ähnlichen Falles zu erinnern. 
(GDer artige Brief) Em Landwirth 
richtet an einen andern, der als Schweinszüchter 
hekannt ist, folgenden Schreibebrief: Lieber Freund! 
Gestern war ich auf dem landwirthschaftlichen Feste 
in Dingshofen. Es wird Sie inleressiren, zu hören, 
daß viele Schweine da waren, darunter auch von 
Ihrer Rasse. Deßhalb wunderte ich mich auch sehr, 
Sie dort nicht zu sehen. Ihr u. s. w.