ʒt. Iugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
b St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, DeAuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs
sa und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 A 60 A einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1./ 75 4, einschließlich
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auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 18 4. bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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Sonntag, 25. November 1883. 183. Jahrg.
230.
Politische Uebersicht.
Deuisches Neich.
München, 23. Nov. Nach zweistündiger
xhatte ging die zweite Kammer über die Pelition
zs Bisschufses der deutschen Volkspartei in Bayern
heh fend die Einführung des allgemeinen und di⸗
Aten Wahlrechts für die Landtagswahlen zur Tages-
dnung über.
München, 28. Nop. Der Magistrat ge⸗
chmigte mit 20 gegen 11 Stimmen für drei ka⸗
oe he, eine protestantische Kirche, sowie für eine
? agoge zusammen 6380,000 Marktk.
Die Verlängerung des kleinen Belagerungszu⸗
andes für Berlin bis zum 30. September 1884
vurde vom Bundesrath beschlossen.
Ausland.
Paris, 22. Nov. Der „National“ schreibt:
zules Ferry empfing gestern den spanischen
dotschafter Serrano in Privataudienz. Der
zeue Botschafter ließ es sich angelegen sein, dem
Thef des Kabinets seine Gefühle der Achtung und
der Sympathie für Frankreich auszudrücken, die
zugleich diejenigen seiner Regierung seien. Serrano
wird dieselben Gedanken heute dem Präsidenten
Grevy gegenüber wiederholen, der ihn heute gleich—
ialls in Privataudienz empfängt.
Nom, 22. Nob. Der König und die Kö—
igin sind heute Vormittag von Monza über
denua in bestem Wohlsein hier eingetroffen. In
Zenua beglückwünschte der König den Bürgermeister
u dem von der Stadt dem deutschen Kronprinzen
hdereiteten herzlichen Empfang.
Madrid, 28. Nov. Der deutsche Kronprinz
heute Mitlag 1123 Uhr hier eingetroffen und
um Bahnhofe vom Könige aufs Herzlichste empfangen
vordenß, mit welchem er gemeinsam in offegem
daumont⸗Wagen ins köonigliche Schloß fuhr, wo
ie Minister und Großwürdenträger den hohen Gast
erwartelen. Auf dem ganzen Wege wurde der
dronprinz von der dichtgedrängten Bevölkerung un⸗
anlerbrochen mit sympathischen Zurufen begrüßt;
von den Balkons grüßten die Damen durch wehende
Taschentücher.
Kairo, 22. Nov. In den Meldungen über
trederlage vom Sudan werden die Streit⸗
läfte des Mahdi auf 300,000 Mann geschätzt.
dichs Pascha wurde vom Mahdi nach Z3tägigem
vberzweifelten Kampfe vollständig geschlagen.
Die Note Chinas, welche in Peking den
dertretern der fremden Mächte übergeben worden,
st in einem sehr entschiedenen Tone ge—
alten und rechtfertigt volltommen die von Marquis
kseng der französischen Regierung gegenüber ein⸗
enommene Haltung. China läßt keinen seiner
Unsprüche fallen und erklärt, daß, wenn Frankrrich
ijeselben verletze, der Krieg unausbleiblich sei, die
berantwortlichkeit dafür aber auf Frankreich zurück—
alle. Die Folgen dieser Note sind noch nicht ab ⸗
usehen; sie häͤngen von den nächsten französischen
entschließungen ab. Wenn diese sich gar nicht
indern, so erscheinen schwere Verpicelungen unver⸗
neidlich; ist Frankreich aber nachgiebiger, dann
wird es so weit gehen müssen, die Chinesen zu be—
friedigen; denn nach diesem diplomatischen Siege
wirde kaum zu erwarten sein, daß die Chinesen
dem Feinde goldene Rückzugsbrücken bauen. Man
darf auf die nächste Debatte über die Tonkin⸗An⸗
elegenheit in den französischen Kammern gespannt
in. die voraussichtlich Klarheit in die dunkeln
Wirren bringen wird.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
Vor Kurzem verunglückte der Ackerer Mat⸗
hias Hartz von Oberwürzbach in einem
Steinbruche während der Arbeit. In Folge der
assen Witterung löste sich über ihm eine größere
ẽrdmasse los und begrub ihn unter sich. Am
Abend bermißten ihn seine Angehörigen; sie fanden
hn dann an seiner Arbeitsstätte entseelt. Der
Gerunglückte war Wittwer und hinterläßt 3 Kinder.
—. Blieskastel, 23. Nov. Gesitzwechsel.)
Bei der heute Nachmittag stattgehabten Versteiger⸗
ung des an der Schloßbergstraße gelegenen Wohn⸗
hauses von Michael Bruch, Schreiner, wurde
asselbe dem Glaser Karl Bruch um die Summe
on 5,500 Mk. zugeschlagen.
— Zweibrücken, 283. Nov. Gestern wurden
»om landw. Bezirkskomitèͤ Zweibrücken die vom
generalkomité in München ertheilten Preise im
ztadthause dahier im Beisein der Bezirkskomite⸗
Mitglieder durch den J. Vorstand, Herrn Freu⸗
denberg, verabreicht, und zwar an folgende
Breisträger: die große silberne Vereinsdenkmünze:
in Herrn Dr. Hessert, prakt. Arzt in Zwei—
zrücken; die kleine silberne Vereinsdenkmünze: an
ie HH. Ph. Ambos, Bäcker und Landwirth in
dornbach, Friedrich Huber, Ackerer in Contwig
Adam Schmitt, Ackerer auf dem Heidelbingerhof
und Urban Jacob in Rohrbach; ehrende Erwäh—
aung: Anton Burkart, Ackerer in Contwig.
— Die am 8. November in Zweibrücken
ibgehaltene General⸗Versammlung des Vereins der
ßranntweinbrennereibesitzer der Pfalz
sat beschlossen, eine Eingabe an die Kammer der
Abgeordneten zu richten, mit der Bitte um Auf⸗
hebung der Gewerbesteuer auf den Brennerei⸗
hetrieb mit Viehhaltung. Außerdem will man die
Anstellung eints Brennereitechnikers zur Belehrung
der kleinen Brenner, sowie zur Revision der großen
Brennereien in's Auge fassen.
— Ouirnbach, 22. Nov. Bei der soeben
dahier stattgefundenen Verloosung gewannen Pserdes
doos Nr. 774, 1468, 2074, 3293, 3603, 3962,
5568, 6735, 8610, 9031, 10403, 10559, 10836,
11180, 11238, 11917, 12980, 92687 zusammen
—18 Stück.
— Zu Neustadt im Saalbau fand am
Donnerstag unter dem Vorsitz des Herrn Hey den⸗
reich⸗Speyer die Generalversammlung des pfäl⸗
ischen Feuerwehrverbandes statt. Aus allen Be—
irken waren Vertreter anwesend und aus den
Verhandlungen ergab sich, daß das Interesse und
der Eifer für das Löschwesen in der Pfalz allerorts
im Sieigen begriffen sind. An Gesuchen um
rankenunterstützungen lagen neun vor, von denen
alle bis auf eins gewährt wurden. Es wurde für
Entschädigung und Krankenkosten der Gesammtbetrag
»on 298 Mark ausgeworfen. In Bezug auf die
Bewilligung von Beiträgen zu Armaturen, sieht sich
der Ausschuß leider veranlaßt, sparsamer zu Werke
zu gehen, da die Einnahmen aus der Brandkasse
iich bedeutend herabgemindert haben und voraus—
ichtlich noch weiter sinken werden. Der Vorsitzende
ichlägt vor, eine Petition an den Landrath zu
richten und denselben zu ersuchen, den bisherigen
Modus dahin abzuändern, daß der Beitrag für das
Feuerloschwesen nach dem Prozentsatz der Versicher⸗
ingssumme, nicht aber nach dem Brandschaden be⸗
rechnet werde. Die Versammlung erklärt sich hiermit
einversianden. Von den 45 eingereichten Gesuchen
uim Beihilfe zur Ausrüstung der Mannschaften
anden weitans die meisten Berücksichtigung. Be—⸗
dacht wurden u. A. die Feuerwehren der Gemeinden:
Irheim, Eindd, Ens heim, Webenheim, Wals⸗
seim, Limbach, Niederauerbach und Gries. Die
Besammtsumme der Armatur⸗Unterstützungen beträgt
3600 Mk. Der Herr Vorsitzende bemerkte, daß in
548 von den 711 pfälzischen Gemeinden sich or⸗
zanisirte Feuerwehren befinden. Ferner wurde mit⸗
jetheilt, daß eine für Wasserbeschädigte eingelaufene
XX
—XX
Borsitzende um die Zusendung von Berichten über
zedeuiendere Bräͤnde. Zum Schluß wurde die
Fufionsfrage gestreift, doch sprach sich die Mehrheit
ʒer Versammlung gegen eine Fusion der Brandkassen
aus, befürwortele dagegen eine Reorganisation des
Versicherungswesens nach Gefahrklassen. 22
— Speyer, 22. Nov. Heute wurde unsere
Stadt durch ein schreckliches Ereigniß in
ANufregung versetzt. Der in der Steinmetzengasse
vohnende Ackerer Mund ist nämlich von seiner
cshefrau und deren aus erster, geschiedener Ehe
zammendem Sohn, wahrscheinlich infolge häuslicher
Zwistigkeiten, derart mißhandelt worden (wobei ein
dickel als Werkzeug gebraucht wurde), daß er,
ebensgefährlich verletzt, in's Bürgerspital verbracht
verden mußte. Die Thäler sind bereits in Haft
genommen. (Pf. K.)
— Die Pfälzischen Eisenbahnen ver⸗
innahmten in den 10 verflossenen Monaten des
auf Is. 745,528 Mti. 95 Pf. mehr als in dem
leichen Zeitraume des Vorjahres.
—
Vermischtes.
F In München wurde am 9. ds. Mtis. ein
unger Mann schlafend aufgefunden und ins Kran⸗
enhaus verbracht, wo er seitdem, mit einer einzigen
Unterbrechung, weiterschlaͤft; er sagte während dieser
etzteren, daß er Johann Katzer heiße und aus
Mehring bei Freiburg sei. Die Nahrung empfängt
r auf mechanischem Weg; eine Seite des Patienten
erscheint gelähmt, nach ärztlicher Ansicht in Folge
ines Gehirnschlages.
4In Muünchen ist ein Auslaͤufer eines
hautegeschäftes, dem zur Begleichung eines Wechsels
i2, 000 Mk. anvertraut worden waren, mit Hinter⸗
lassung seiner Familie durchgebrannt.
Würzburg, 283. Nov. Wie man fich
jier erzählt, hat ein unlängst verstorbener reicher
daufmann bei Lebzeiten so wenig Vermögen fatirt,
vaß jetzt die Erben das hübsche Sümmchen von
20,006 Mk. nachzahlen müssen. Sie koͤnnen es
abrigens leicht, da das Erbe die Kleinigkeit von 4
Milsionen Mark betragt.
F In Augsburg feierte am 20. ds. Herr
Bischof v. Dinkel sein 25jähriges Bischofsjubiläum.
Der Jubilar wurde von vielen Seiten beglückwünscht.
Die theol. Fakultät der Universitiat Würzburq ver⸗
lieh ihm den Ehrendoktor. Se. Maj. der König
andte ein Glückwunschschreiben.
Karlsruhe, 22. Nov. Das blutige Drama
n der Kronprinzenstraße zu Stuttgart hat auf dem
Bahnhof in Pforzheim ein nicht minder blutiges
stachspiel erhalten. Was bisher hiervon in die
Defsentlichkeit drang ist nicht ganz richtig. Die
Zache verhält fich vielmehr so: die von Stuttgart
aus telegraphisch benachrichtigte Gendarmerie und
Polizei Pforzheims begab sich zu dem um 9 Uhr
36 Minuien dort anlommenden Stuttgarter Zug
ind durchsuchte denselben. In einem Koupé zweiter
Zlasse fand sich ein Individuum, auf das das an⸗
jegebene Signalement eines der Mordgesellen paßte.