Full text: St. Ingberter Anzeiger

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St. Jugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der ‚St. Jugberter Anzeiger“ erscheint woöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
sklatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.&M 40 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M G0 4, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 Z, bei Reclamen 30 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 
M 24. 
Sonntag, 4. Febrnar 1883. 
18. Jahrg. 
— 
Politische Uebersicht. Amd gedeihlichen Entwickelung des FleischerGewenbes 
vesteht. 
Deutsches Reich. — Wie dem „Pf. K.“ aus Kaiserslau— 
München, 81. Jan. Der Verwaltungsge- ern mitgetheilt wird, ist nunmehr die Genehmig- 
htshof hat folgenden Entscheid publicirt: Die img zur Errichtung einer vbierten Apothelemn 
Birthschaftsinhaber in der Pfalz, welche bereits vor daserslautern eingetroffen. 
„em Inslebentreten der Novelle vom 28. Juli 1879 — Cautersthalbahn.) Wie die „Kais. 
ur Reichsgewerbeordnung auf Grund der bis dahin Ztg.“ hoͤrt, wird beabsichtigt, die Strecke vom 
n der Pfalz auch in Bezug auf das Wirthschafts: zens. Hauptbahnhofe via Kammgarnspinnerei bis 
ewerbe bestandenen Gewerbefreiheit dieses Gewerbe ur Lampertsmühle zum Zwecke des Personen⸗, 
etrieben haben, sind mit dem Inslebentreten jener hüter. und Kohlenverkehrs schon bis kommenden 
dovelle in das gleiche rechtliche Verhältniß getre- Mai zu eröffnen. 
en wie diejenigen Inhaber von Wirischaften, wel⸗ — Ludwig Heinrich Hauber, früher Lehrer 
hen gemäßz 8 833 der Gewerbeordnung die behörde n Katzweiler, dann Fabrudirektor in Kaiferslautern 
he Betriebsbewilligung für sich ertheilt worden ind jetzt Beheizungslechniker in Münch en hai 
n. Dieselben beduͤrfen daher von diesem Zeit⸗ einer Heimathsgemeinde Jeiten o ach ein Kapital 
unkte an beim Wechseln des Wirthschaftslocales on 10, 000 Mh. zur Grundung eines Armenhauses 
iner Betriebserlaubniß, wobei auch die Bedürfnißze ugewendet und, wie die „Kais. Zig“miltheut 
rage, dann die Frage, ob das betreffende Local nach noch meitere Legate zu diesem Zwecke in Aussich 
rage und Beschaffenheit den polizeilichen Anforder⸗ gestellt. 
ingen entspricht, ebenso der behördlichen Würdigung — Maxau, 1. Febr. Die Bahnstrecke Ger⸗ 
u unterstellen ist, wie bei einer Neuverleihung. nersheim-⸗Wörth wird nach einmonatiicher Unter—⸗ 
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Ausland. dem Ae Ubergegeben werden. 
Paris, 2. Febr. Die Kammer nahm nach 
eunstündiger erregter Debatte mit 373 gegen 168 
Stimmen die Vorlage an, welche die Prinzen 
ür unfähig zur Ausübung der Wahlfunktionen, 
ind zur Bekleidung von Stellen im Civil- oder 
Nilitärdienst erklärt und die Regierung zu deren 
ventuellen Ausweisung ermächtigt. Die Anträge 
jloquet und Ballue und eine Reihe anderer Amende⸗ 
gents waren vorher mit annähernd gleicher Majori— 
at abgelehnt. Der Justizininister und der Kriegs— 
ninister waren für die Vorlage eingetreteten. 
Wie man vernimmt, würde das Krönungsmani⸗ 
est bis zum Geburtstage des Kaisers von Ruß—⸗ 
and (26. Febcuar russischen Stils) fertiggesteuͤt 
in. 
Vermischtes. 
F München, 1. Febr. Angesichts der Op⸗ 
»osition, welche in den leßzten Landrathsversamm⸗ 
ungen gegen die Realschulen erhoben wurde, dürf⸗ 
en Mittheilungen über die Frequenz dieser Schulen 
m Schuljahre 1882/83 erhöhtes Interesse haben. 
Im Anfange dieses Schuljahres betrug die Frequenz 
»er 46 Realschulen im J1. Curs 2297, im 2. Curs 
782, im 3. Curs 1183 und im 4. Curs 798 
-„chüler; dann in den 34 sechscursigen dieser Real⸗ 
chulen im 5. Curs 482 und im 6. Curs 427 
— 6946 Schüler, gegenüber der Schlußfrequenz 
des Vorjahres mehr um 613 Schüler. Die Ho— 
pitunten sind hier nicht mitgerechnet. Mit dem 
Schuljahre 1882/83 gelangt die Realschulorgani⸗ 
ation vom Jahr 1877 zum ersten Male in allen 
lassen zur Durchführung. Die im Herbste 1877 
in den untersten Curs der neuorganisirten Real- 
chulen aufgenommenen Schüler (demnach die 427 
»es 6. Curses) werden im Herbste 1883 absolvirt. 
-Zu den technischen Mitielschulen gehören außer 
)en Realschulen die fünf Realgymnasien, welche bei 
Beginn dieses Schuljahres von 422 Schülern, um 
35 weniger als im Vorjahre, dann die Industrie⸗ 
chulen, an welchen 268 Schüler, gegen das Vor— 
ahr um 15 weniger, inscribirt wurden. — Aus 
»em durch Landtagsabschied von 1831 gegründeten 
Ztipendienfonds wurden pro 1882183 an den drei 
dandes⸗Universitäten und der kgl. Akademie der 
ildenden Künste im Ganzen 73 Stipendien im 
hzetrage von 283,760 Mtk. verliehen. 
F Es hat sich in Folge der Untersuchung der 
Sicherheitskommission gezeigt, daß in der Stadt 
Borth in Unterfranken die Mehrzahl aller Häuser 
n Folge der doppelten Ueberschwemmung in den 
Fundamenten gewichen und im Holzwerke morsch 
ind. Die Regierung schlägt deshalb dem Magi— 
trate vor, die Stadt an eine andere Stelle ju 
derlegen, wozu sie eine Beihilfe leisten will. Der 
Magistrat hat den Vorschlag, der schon vor hundert 
Jahren einmal auftauchte, angenommen und einen 
Zlan für Neu-Wörth ausarbeiten lassen. Die Ein—⸗ 
vohnerschaft wird sich danach auf einem hügeligen 
Terrain ansiedeln. Dieser Fall der Verleguͤng einer 
—VO 
verth bleiben. 
Lokale und pfaälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 8. Febr. Dieser Tage 
vurde der Ankauf der zum Bauplazz der projektirten 
jeuen kath. Kirche benoͤthigten Häuͤser und Gärten 
n der Oberstadt und auf dem Hobels beendigt. 
der Gesammtkaufpreis beträgt ca. 40,000 Mart. 
Angekauft wurden zwei Häuser an der Hauptstraße 
das J. Schwarz'sche und das daneben gelegene 
Schreiner Schwarz'sche Haus), ferner einige Gärten 
ind zwei Häuschen auf dem Hobels. 
*St. Ingbert, 8. Febr. Da, wie bereits 
n vor. Nr. gemeldet, der als Gasmeister dahier 
ewählte Hr. Fech ner aus Ludwigshafen die Än— 
ahme der Stelle abgelehnt hat, so fand in einer 
jestern Nachmittag fiattgehabten Stadtrathssitzung 
viederholt die Wahl eines solchen statt und fielen 
abei die meisten Stimmen auf Herrn Heck, 
isber Gasmeistergehilfe in Neustadt a. d. H. 
St. Ingbert, 8. Febr. Bekanntlich wurde 
ner 3. Tiefbau der hiesigen Grube durch die starken 
diederschlage im Laufe dieses Winters ganz unter 
vasser gesetzt, so daß sammtliche Arbeiten eingestellt 
verden mußten. Wie wir nun hören, wurde heute 
or 8 Tagen mit der Wasserabfuhr aus demselben 
egonnen. Der bisherige Erfolg ist ein so günstiger, 
aß man hofft, schon Anfang der nüchsten Woche 
nit der Arbeit fertig zu werden. 
Kaiserslautern, 2. Febr. Die hie— 
gen Fleischer haben sich nach der „Kais. Z.“ aus 
ceien Stücken zu einer gewerblichen Innung 
cremigt, deren Zweck in der Hebung, Förderung 
F Korpulente Gefangene hatte jüngst das Be— 
irksgefängnis in Wiesbaden aufzuweisen, aber 
nicht wie gewisse edle Menschenfreunde zu behaup⸗ 
een pflegen, wegen allzu reichlicher und üppiger 
ost im Gefängnis, sondern aus anderer Ursache. 
Helcgentlich des Transportes der in Wiesbaden für 
die Ueberschwemmten gesammelten Liebesgaben waren 
aus dem Gefängnis eine Anzahl Gefangene zur 
unentgeltlichen Hilfeleistung kommandirt worden. 
Da deren Kleidung in höchst deploroblem Zustand 
ich befand, welcher es den Komitee⸗Mitgliedern un⸗ 
nöglich machte, denselben in die Nähe zu kommen, 
wurde es den betreffenden Arrestanten gestattet, sich 
aus den Liebesgaben für sich passende Änzüge aus⸗ 
zuwählen. Dies geschah denn auch. Als solche 
ndessen abends wieder in ihr unfreiwilliges Quar⸗ 
ier einrückten, war der Gefängnis-Inspektor höch⸗ 
ichst erstaunt, seine Gefangenen in einem derart 
orpulenten Zustand zurückkehren zu sehen, daß ihm 
jelbst das opulenteste Liebesmahl hierfür keine ge⸗ 
nügende Erklärung zu geben vermocht hätte. Er 
kommandirte deßhalb einige Gefangenwärter zur 
näheren Untersuchung dieser Korpulenz und siehe 
da, solche bestand bei faft allen gleichmäßig aus 6 
übereinander gezogenen Hemden, 2—3 dito Westen, 
2—-3 Rocken, 83—4 Paar Hosen, uneingedenk der 
noch in all diesen Taschen unlergebrachten Strümpfe, 
Sacktücher u. s. w. Wir wünschten allen Dicken, 
ie könnten ihre Korpulenz so schnell los werden, 
vie diese da, aber was solche noch dafür nachträg⸗ 
ich zu entrichten haben werden, diese Gefangnißdicken 
das möchten sie schwerlich als Liebesgaben betrachten. 
fF Hamburg. Ein Berichterstatter schreibt 
dem „Nürnb. Corr.“ Folgendes: Soeben hatte ich 
eine Unterredung mit einem Taucher, weicher in 
der untergegangenen „Cimbria“ gewesen ist. Der 
Mann konnte nicht mit den stärksten Ausdrücken, 
das Entsetzen schildern, welches er während seiner 
Antersuchungen empfunden habe und versicherte mir, 
nicht um 1000 Thaler würde er nochmals ein 
Riedertauchen zur „Cimbria“ unternehmen. Seiner 
Berechnung nach müssen gewiß gegen 300 Leichen 
in dem Schisse sich befinden. Unter andern habe 
er eine Frau gesehen, welche ihn, ein Kind im Arme, 
mit ganz grauenvollem Gesichtsausdruck angeschaut 
habe. Drei Männer hielten sich fest umschiungen; 
der Todeskampf müsse im Allgemeinen kurz aber 
schrecklich gewesen sein, da mehrere Personen ganze 
Büschel Haare in den Händen gehabt. Die durch 
den Taucher verursachte Bewegung des Wassers 
Jabe natürlich auch die Körper bewegt, wodurch es 
geschienen, als seien sie noch am Leben. 
F* Glückstadt.) Das Poftfährboot über die 
Fider von Lunden nach Friedrichstadt ist heute 
Morgen bei heftigen Weststurm gekentert. Fünf 
Personen fanden ihren Tod in den Welleu. 
FGiesport.) Oberhalb des aus nur einigen 
Zäusern bestehenden Dorfes Ferres droht der ganze 
Berg herunterzurutschen; ein Theil hat schon nach— 
zegeben. Die Einwohner von Ferres wurden auf⸗ 
gefordert, ihre Wohnungen zu verlassen. 
Das „M. Tgbl.“ schreibt: Ein eklatantes 
Beispiel wie die Ausführung der formalen Justiz 
in Privatverhältnisse schadigend und vernichtend ein— 
zreifen kann, liefert die Konstanzer Schwuͤrgerichts- 
itzung vom 24. v. M., wo ein von der Klage 
der Beihilfe zur Brandstiftung freigesprochene ü. 
deiß, welcher 330 Tage in Untersuchungshaft saß, 
zierdurch zum ruinirten Mann gemacht worden ist. 
All' sein Hab und Gut, seine zwei Häuser wurden 
udessen zu Schleuderpreisen im Konkurswege ver—