Full text: St. Ingberter Anzeiger

Aus Düsseldorf schreibt der „Düsseld. 
Anz.“: Eine auswärtige Buchhandlung hat hier 
zin Werk verbreiten lassen, bei dessen Schlußliefe⸗ 
rung die Abonnenten einen Cigarrentempel mit 
Musik gratis erhalten sollten. Die Abonnenten 
ind bis auf die zwei letzten Hefte im Besitz des 
Zuches und jetzt bleiben Kolporteur und Prämie 
zus: ein alt bekanntes Verfahren. 
F(Ein glückhticher Vater.) Ju Nr. 279 
»es Neuen Mülhauser Tageblatts findet sich fol⸗ 
jsende Notiz: „Einem Bürger zu Mainfeld, Grau—⸗ 
»ünden, wurde in einer Nacht ein reicher Kinder— 
egen beschert: im Hause zwei Knäblein, im Stalle 
wei Kaälber, drei Lämmer und dreizehn Ferkel.“ 
F Kein schönerer und liebenswürdigerer Cavalier 
us Graf Hendl zu Goldrain, Freiherr von 
hochgallsann Die Berliner und Wiener Damen 
varen entzückt von ihm, von seinem Geist, von 
einer Gewandtheit und frischen Natürlichkeit. Nur 
twas unruhig und flatterhaft war er, gerade dann, 
oenn man ihn fesseln wollte, flog er davon, Eines 
Tages las die gute Gesellschbft in Berlin, er sei 
yerhaftet worden und in Untersuchung wegen Ur— 
undenfälschung, Betrugs u. s. w. Niemand glaubte 
8, aber es war so und die Protokolle des Crimi— 
jalrichters wurden zu einem Roman aus dem Leben 
inserer Zeit. Graf Hendl hatte ein Dutzend Bräute 
jsehabt, die schönsten und reichsten und alle hatte 
»ex „angepumpt“ und betrogen, aber keine hatte aus- 
jeplandert. In Graz hatte er sogar als „Tr. Ar⸗ 
hur Heidegger, Advocat und Reservelieutenant“ ein 
eiches Fräulein geheirathet, die Mitgift verjubelt 
uind war dann verduftet. Kurz, er war weder Dr., 
roch Graf, noch Freiherr, sondern ein geriebener 
und wirklich hübscher Offizierbursche aus Tyrol. 
Jetzt ruht er im Zuchthaus von seinen Siegeszügen 
aus und sinnt auf neue Eroberungen; denn er ist 
inwiderstehlich. Einige seiner gefoppten Bräute aber 
nersichern seufzcud, je schöner ein Mann ist, desto 
veniger darf man ihm glauben, und sie sind fest 
utschlossen, nur einen häßlichen Mann zu nehmen. 
GEin unangenehmer Name.) Dieser 
Zage kam ein Mädchen in ein Dienstvermittlungs⸗ 
Bureau in Wien um eine Stelle als Magd zu er— 
jalten. „Wie heißen Sie?“ fragt die Dienstver⸗ 
nittlerin. Das Mädchen wird verlegen und stammelt 
ndlich: „Ich sage Ihnen meinen Namen, aber 
Sie dürfen nicht glauben, daß ich mich über Sie 
nstig machen will. Ich heiße Marie Wasgehtdas⸗ 
ichan“. Die Vermittlerin glaubte erst dann an 
die Richtigkeit dieser Angabe, als sie sich durch 
einen Blick in's Dienstbotenbuch der Magd über— 
eugt hatte, daß diese die Wahrheit gesprochen. 
das Geschlecht der Wasgehtdasdichan ist übrigens 
m Aussterben begriffen, denn die Magd besitzt nur 
eine einzige weibliche Verwandte. 
FKonstantinopel, 9. Dez. Bei dem 
Zrande in der Vorstadt Haskiöi wurden 1200 
häuser zerstött und über 6000 Menschen, meist 
irmere Türken und Juden obdachlos. — 
F New⸗York, 7. Dez. Die Nachricht des 
Herald“, daß in Toronto einStraßenwagen 
nittelst Dynamit in die Luft gesprengt und mehrere 
Bersonen verletzt seien, bestätigt sich nicht. Es ist 
dies nur ein Akt des Muthwillens zweier Knaben, 
undem dieselben auf die Pferdebahnschienen ein 
Kebelsignal legten, welches beim Befahren explodirte 
ind die Entgleisung herbeiführte. Niemand wurde 
jerletzt. Die Knaben entkamen. 
x Ein Mormonenältester äußerie sich dieser 
Lage einem Besucher in Salt Lake City 
jegenüber: „Wir sind in allen Ländern thätig: 
ron Island im Norden bis nach Neu⸗Seeland im 
Züden erstreckt sich unsere Arbeit. Wir umspannen 
einahe den ganzen Erdkreis. In? diesem Jahre 
ind 3000 Mormonen im Hafen von New. Hoͤrk 
jelandet, und die Mormonenältesten schätzen die 
Auzahl der Proselyten, die sich ia Europa zur 
Abreise rüsten, auf 75,000. Kürzlich wurden 25 
Missionäre nach dem Süden abgeschickt, welche für 
hre Sache günstig lautende üerichte einsenden. 
Schon jetzt fangen die an Utah angtenzenden Ter— 
ritorien an, sich zu mormonisiren, und wenn es so 
veitergeht, dürften die Mormonen binnen kurzer 
deit jene Länder ebenso unter Kontrole haben, wie 
jetzt Utah.“ 
(GWarum der ‚Pastor“ nach Texas 
ung.) Vier den höchsten Gesellschaftskreisen des 
Ztaates Texas angehöende Herren hatten einst den 
anzen Tag den Freuden des edlen Waidwerks 
bbgelegen und lagerten jetzt um das lodernde Feuer, 
nn dem der Ziemer eines feisten Hirsches briet, 
dahrend die Flasche fleißig die Runde machte und 
ebhafte Unterhaltung beredtes Zeugniß von der 
röhlichen Stimmung ablegte, welche unter den 
Fagdgenossen herrschie. Man sprach vdon Politik, 
»on den Tagesereignissen, von Religion, vom Steigen 
ind Fallen der Course, von Allem, was das Herz 
eines Amerikaners bewegt, nur nicht von eigenen 
Erlebnissen aus früheren Jahren; denn das Ka— 
itel der Antezedentien ist im Leben des echten 
Texaners ein gar heikles und wird selten von einem 
Inberufenen angeschlagen, ohne daß die nie fehlende 
dugel aus dem steis bereiten Revolber jeder weiteren 
zndiskretion ein Ziel setzt. Schneller kreiste die 
Flasche, munterer das Sprühfeuer witziger Unter⸗ 
altung im Kreise umher, und „Präsident“, rief 
»lötzlich sein Nachbar, „was zum Kukuck hat Sie 
igentlich nach Texas gebracht?“ 
Der Angercdete, ein stattlicher Herr von aristo— 
ratischem Aussehen mit englischem Backenbarte und 
adelloser Leibwäsche, blickte den Frager einen Augen— 
blid mißtrauisch an, als zuckten seine Finger nach 
der Büchse, die schußgerecht neben ihm lag. »Abetr 
schnell besann er sich eines Besseren, da er sich 
erinnerte, daß er ja im Freundeskreise weile, woͤ 
ede Prüderie übel angebracht sei. Er blickte deß⸗ 
Jalb lächelnd ins Feuer, zuckte mit den Achseln 
ind sagte: „Ah bah, nichts, eine Bagatelle gar 
nicht der Rede werth.“ — 
„Ha, hm!“ 
„Wenn Sie es denn durchaus wissen wollen, 
o kam ich hierher, weil der Präsident der Bank 
a Boston, bei der ich als Kommis angestellt war, 
ich rund weigerte, einen Wechsel von 10,000 Dollars 
u. bezahlen.“ 
Was? War die Bank bankerott?“ 
„Oh nein, sie florirt noch heute.“ 
Ich verstehe Sie, der Präsident war insolvent?“ 
‚Noch viel weniger.“ 
„Ja, warum zum Teufel bezahlte er den Wechsel 
nicht?“ 
„Er sagte, er habe ihn gar nicht unterschrieben 
24 und darum ying ich nach Texas.“ 
Ein humoristisches Gelächter folgte dieser Er— 
lärung, und der Richter rief jubelnd aus: „Eiue 
Befälligkeit ist der andern werth; ich kam hierher, 
veil ich mich gern verheirathen wollte 
Wetter.!Konnten Sie das nicht zu Hause?“ 
„Nein, meine Frau war dagegen.“ 
„Ihre Frau?“ * J 
„Nicht die, welche Sie kennen, sondern die 
indere in New-York.“ 
Die Jreunde sahen mich überrascht an und 
vandten ihre Blicke auf den General, der bis dahin 
uhig an einem Stückchen Holz geschnitzelt hatte 
ind jetzt hastig in die Höhe sprang. „Auch ich,“ 
sob er endlich an, „bin das Opfer der« Verhält— 
nisse. Da hatte ich weit weg von hier“ in Ohio 
einen bösen Nachbar, der, wie alle Welt wußte, 
nie von Herzen froh war, als wenn er mir einen 
niedertrüchtigen Streich spielen konnte. Wir waren 
ben,was man so gewöhnlich Todfeinde zu nennen 
oflegt. Eines Abends traf ich ihn auf der Wiese 
sinter seinem Hause, und ehe ich mich dessen versah, 
riß er mir den Revolver schnell aus der Tasche 
ind schoß sich mit meiner eigenen Waffe todt, ohne 
Zeugen und blos, um mich zu kompromittiren. 
dat man je von solcher Bosheit gehört?“ 
Die Jagdgenossen schüttelnten eifrig die Köpfe. 
„Ich war so wüthend auf den Menschen, daß 
ch sofort auf und davon nach Texas ging ....“ 
„Oh, die Welt ist schlecht, die Welt ist schlecht!“ 
Der Pastor hatte die ganze Zeit, die Jagdtasche 
inter dem Kopfe, auf dem Rücken gelegen und, 
mscheinend ohne auf die Unterhaltung zu achten, 
nit stillem Lächeln deu Mond bitrachtet, der lang⸗ 
am sich über den Horizont erhoben Warum er 
»en Beinamen des Pastors erhalten, wußte eigent⸗ 
ich so recht Niemand zu sagen, vielleicht, weil er 
mmer so salbungsvoll sprechen konnte, oder weil er 
tets eine weiße Cravatte trug. „Ja die Welt ist 
chlecht und hochmüthig,“ begann er endlich seine 
Zeichte. „Da hatte ich im guten alten Kentucky 
ine fromme Gemeinde, die zufrieden war, mit mir 
eden Sonntag in einer Scheune Gottesdienst ab— 
halten zu dürfen. Eines Tages fuhr der Hoch— 
nuthsteufel in sie hinein und es verlangte sie nach 
einem schönen Gotteshause aus künstlichem Ziegel⸗ 
tein und geschnitztem Holze, wie man sie wohl in 
zroßen Städten, diesen Brutstätten des Lasters, zu 
inden pflegt. Heimlich traten sie zusammen, sam— 
nelten Geld und brachten mir mit triumphirender 
Niene 30,000 Dollars, um dafür das sündhafte 
dirchlein zu bauen. Ich war ganz außer mir über 
diesen Hochmuth, aber entschlossen, ihn im Keine 
zu ersticken, nahm ich das Geid ...“ 
„Und ?“ 
„Ging nach Texas.“ 
Lustig prasselte das Feuer, fröhlich kreiste die 
Flasche in der Runde, und wer das Lachen der 
Jagdgesellen hörte, dee mußte sich gestehen, daß es 
doch keine gemüthlicheren Menschen gebe, als die 
in Texas. 
7 Grucht-und Fleischkonserden.) 
Als der Großvater die Großmutter nahm, da aßen wir 
Früchte und Gemüse je zu der Jahreszeit, in wel⸗ 
her Mutter Natur sie servirte, und nur besonders 
reiche oder verschwenderische Leute konnten den ver— 
chiedenen Jahreszeiten ein Schnippchen schlagen, 
ndem sie ihre Tafel mit Pfirsischen im Januar 
und mit Spargel zur Winterszeit schmückten. Wie 
sst das in unserer an Erfindungen auf allen Ge— 
zieten so überaus reichen Zeit anders geworden! 
Frucht und Gemüse⸗-Konserven haben sich die Welt 
uind die Herzen der Hausfrauen erobert und Nie— 
nand möchte sie entbehren. In erster Linie haben 
s unsere vaterländischen Konserven-Fabriken ver— 
tanden, durch vorzügliche Leistungen eine herdor— 
cagende Stellung auf dem Welkmarkte zu erringen 
uind durch neue Verbesserungen und sinnreiche Me— 
hoden zu behaupten. In neuerer Zeit lenkt die 
donserven⸗Fabrik der Geschwister Braun in Boja— 
nowo (Prov. Posen) die Aufmerksamkeit kompeten⸗ 
er Fachkräfte auf sich durch ein verbessertes Ver— 
ahren, welches inzwilchen mehrfach mit Staatsme⸗ 
zuillen prämiirt ist, und auf den neueren Ausstell- 
ungen Sensation erregte. Charakteristisch ist für 
iese Methode, daß die Früchte nicht übersüß siud, 
einerlei Beeinträchtigung des Woblgeschmackes er⸗ 
s'ahren und den verwöhntesten Feinschmecker befrie— 
digen. Der Katalog der Geschwister Braun weist 
dabei derartige Preisnotirungen auf, daß unsere 
Hausfrauen voraussichtlich gui daran thun werden, 
nach der Preisliste, die die Firma auf Verlangen 
zratis und franko versender, ihren Bedarf zu decken, 
— weil sie billiger dabei fortkommen und die 
zroße mit erheblichem Risiko verbundene Mühe der 
Selbstherstelling von Konserven ersparen können! 
Bemerkenswerth ist auch die gleichzeitige Herstellung 
on Gänseleber-Pasteten, deren Guͤte bei bedeutend 
ꝛilligerer Preisnotirung den Straßburgern voll⸗ 
ommen gleich sein soll. — 
Sterbefälltkie. 
Gestorben; in Neustadt Georg Federschmidt. 
Mechaniker, 34 J. a.; in Lachen Johannes Gros, 
23 J. a.; in Ludwigsburg Rudolph Riedt. 
zar die Redaklion veraniworilich: F. X. Demn ez 
Nr. 62 des praklischen Wochenblattes fur 
ulle Hausfrauen „Fürs Haus“ (reis viertel⸗ 
jährlich 1 Mark) enthält: 
Falsche Scham. — Ein altdeutsches Wohn⸗ 
zimmer. — Beim Christtind. — Warum 
und weßhalb. — Takt. — Weihnachtskuchen. 
— Das höchste Glück. — Zubereitung des 
Rindfleisches. — Weihnachtsvorbereituüngen 
der Kinder. — Bücher für junge Mädchen. 
— Weihnachtsgeschenke. — Weihnachtsengel. 
— Arme Kinder. — Weihnachtslieder. — 
Puff. — Gestrickte Schuhe. — Gratulations⸗ 
arten. — Milchkocher. — Verwendung alter 
Tuchsachen. — Frisirmäntel. — Blumentöpfe. 
— Tragekissen. -— Stricken.⸗—Hausdoctor. 
— Vortragsstücke für Klavier. — Lieder. 
Elfenbeinerne Stricknadeln. — Patent-Knopf⸗ 
och⸗Maschine. — Hausfilter. — Abfalle von 
Stearinkerzen zu verwerthen. — Weiße Petz- 
sachen zu reinigen. — Glanzplätten. — 
Bardinen. — Für die Küiche. — Räthfel. 
— Fernsprecher. — Echo. — Brifkasten der 
S-chriftstelle. — Der Markt. — NMnñdjeigen. 
— Probenummer gratis in allen Buchhand⸗ 
iungen. — Notariell beglaubigte? Auflage 
30,000. — Wochenspruch;; 
Trag muntren Herzens Deine Last 
Und übe fleißig Dich im Lachen. —D 
Wenn Du an dir nicht Freude hast. 
Die Welt wird Dir nicht Freude machen. 
derkäuft und Jerpachtungen, Zethtilignagen 
Stellen⸗ VPakanzen ett. 
verden am sichersten durch Annoncen in zweckentsprechenden 
Zeitungen zur Keuntniß der bez Reflektanten gebracht; die 
inlaufenden Offerten werden den Inserenten im Original 
ugejandt. Rähere Auskunft ertheilt die Annoncen⸗Exped. von 
Fudolf Mosse, Fraukfurt a. M., Roßmarit Nre8 
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