Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. JFugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich ! MA 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1A G60 4, einschließlich 
d ⸗Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr für die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 30 B. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
V 
27. Donnerstag, 8. Februar 1883. 
18. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 7. Febr, Das Armee-Verordnungs⸗ 
latt publicirt eine kaiserliche Ordre über die dies⸗ 
ahrigen Manöver und Uebungen des Beurlaubten⸗ 
zandes. Kaisermanöver finden bei dem 4. und 
1. Armeekorps statt. Die Gardecavallerie sowie 
ie Gavallerie⸗Regimenter des J1., 2., 3., 5. und 
. Armeekorps halten Brigade- und Divisions⸗ 
lebungen unter zeitweiser Zuziehung der reitenden 
Irtillerie ab. Bei Graudenz findet eine fünwöchige 
jelagerungsübung statt, wrran die Mineur-Com⸗ 
agnien des sächsischen und württembergischen Pionier⸗ 
Jatailons theilnehmen. Zu den Uebungen des Be— 
rlaubtenstandes werden 85, 000 Infanteristen, 2600 
zäger, 11,600 Artilleristen, 2500 Pioniere, 5014 
crainsoldaten und 400 Mann vom Eisenbahnre⸗ 
siment einberufen. Das Lehr-Infanterie-Bataillon 
ritt am 13. April in Potsdam zusammen. 
Die Generalversammlung der „Vereinigung der 
S„teuer⸗ und Wirthschaftsreformer“ in Berlin 
jahm einstimmig folgende Resolution an, welche 
em Reichstage und dem Reichskanzler zur Kennt⸗ 
iß gebracht werden soll: „Angesichts der außer—⸗ 
rdentlichen und socialpolitischen Bedeutung, welche 
e modernen Börsenumsätze ihrer Natur und ihrem 
imfange nach erlangt haben, erklärt die General⸗ 
ersa mmlung, daß den gefahrdrohenden Uebelständen 
uf diesem Gebiete nicht nur durch eine procentuale 
zörsensteuer, sondern durch ein deutsches Börsenge⸗ 
etz entgegengewirkt werden muß, welches der ferne⸗ 
en Ausbeutung der Bevölkerung durch die Börse 
owie dem weiteren Betriebe des öffentlichen Spieles 
in derselben energisch ein Ziel setzt; nicht minder 
tscheint die baldige Reform des Alktienwesens dring⸗ 
nd geboten.“ 
Berlin, 7. Febr. Die Generalversammlnng 
ereVereinigung der Steuer⸗ und Wirthschaft- 
deformer“ nahm heute eine Resolution zu Guusten 
et Do Zelwährung und Bekämpfung der Gold⸗ 
vährung an. hofft, Sie die Reichsregierung werde 
Schritte zur Einigung über die Silberfrage thun. 
*Der Reichskanzler hat im Auftrage des 
kaisers ein Schreiben an die deutschen Consuln 
n Nord⸗-Amerika gerichtet, in welchem den 
eutschen Bürgern der Vereinigten Staaten für die 
ahlreichen und bedeutenden Summen, welche sie 
ür die Ueberschwemmten am Rhein eingefendet 
aben, der kaiserliche Dank ausgesprochen wird. 
Roch immer waltet die Möglichkeit vor, daß 
e Festunn Kiel neben der Bedeutung eines ersten 
rutschen Konstruktionshafens auch die für einen 
riegshafen erforderliche Offensiv⸗Eigenschaft durch 
lnlage mindestens zweier Vor⸗ und Ausfall⸗ Häfen 
esichert werden wird. Als solche waren nach der 
Magd. Ztg.“ ursprünglich Hörup-Haff“ auf Al— 
n und eine Hafen⸗Anlage auf Rügen in Aussicht 
enommen. An Stelle dieser beiden soll neuerdings 
dismar in Vorschlag gebracht worden sein. 
jor Fertigstellung der Landbefeftigung von Kiel 
ürfte jedoch an die Bauaufnahme dieser Vorhäfen 
aum zu denken sein, und ihnen wird auch dann 
ioch die Herstellung eines dritten großen Kriegs— 
afens in Danzig vorhergehen, der sich geeignet er⸗ 
deisen soll, erforderlichenfails die ganze deutsche 
xͤchlachtenflotte, einschließlich der Panzer⸗Fregatien, 
fich aufzunehmen, welche wegen ihres zu großen 
efganges und auch aus Manhel an Platz in dem 
ortigen Hafenbecken bisher iu Danzig nicht einzu⸗ 
aufen vermögen. 
Ausland. 
Paris, 6. Febr. Der Botschafter in Kon— 
tantinopel Marquis de Noailles und der Gesandte 
n Brüssel Graf Montebello haben wegen des 
dammerbvotums gegen die Prinzen ihre Demission 
ingereicht. Ferry wird bald nach dem Senatsbo⸗ 
um ein Cabinet bilden und wahrscheinlich Thibau⸗ 
zin durch den General Campenon ersetzen. 
Paris, 7. Febr. Die Bildung eines Cabi⸗ 
njets Ferry stößt bereits auf viel Widerstand, 
ürfte aber unausbleiblich sein. Auch Decrais, der 
ranzosische Botschafter in Rom, soll seine Demisston 
ingereicht haben. 
* In Frankreich vereinigt sich das ganze 
olitische Interesse momeutan auf den Senat, welchem 
im Sonnabend das Thronprätendentengesetz 
ugegangen ist. Man kann indessen schon jetzt an— 
iehmen, daß der Regierungsentwurf gegen die 
Zrätendenten in seiner jetzigen Fassung nicht die 
zustimmung des Senats finden wird, denn nach 
en Wahlen zur Commission zu urtheilen, die am 
Montag zur Vorberathung der Thronprätendenten⸗ 
Vorlage niedergesetzt worden ist, werden fich etwa 
145 Senatoren gegen und nur 110 für dieselbe 
erklären. Es heißt aber, daß das linke Centrum, 
n welchem die gemäßigten Republikaner sitzen, nach 
iner Verständigung mit der Regierung und der 
deputirtenkammer strebe, wornach das Ministerium 
rmächtigt werden soll, Prätendenten auszuweisen, 
ie gegen die Republik couspiriren, dagegen sollen 
die Bestimmungen der Vorlage fallen gelassen werden, 
velche die Unwählbarkeit und Amtsentsetzung der 
Zrinzen aussprechen. Die Thronprätendentenfrage 
ürfte demnach noch manche Schwierigkeiten zu über⸗ 
vinden haben, ehe sie ihre definitive Losung findet. 
— Der mit der Voruntersuchung gegen den Prinzen 
stapoleon beauftragte Instructionsrichter hat jetzt 
einen Bericht erstattet. In demselben wird der 
Zrinz eines Attentates zum Umsturze der bestehenden 
stegierungsform beschuldigt und vor die Anklage⸗ 
ammer verwiesen. Letztere wird bis spätestens 
rächste Woche ihren Beschluß fassen. 
Nom, 6. Febr. Dem Moniteur de Rome 
ufolge ist die Antwort des Papstes auf das 
SZchreiben des Kaisers in Berlin eingetroffen. 
Madrid, 8. Febr. Zu Ehren des Prinzen 
zudwig Ferdinand von Bayern, der noch immer 
m hiesigen Hofe weilt, werden allerhand große 
xestlichkeiten veranstaltet. So fand am vergange—⸗ 
ien Montag eine große Parade der Cavallerie auf 
em Felde Carabancheles bei Madrid unter dem 
Ibercommando des Konigs Alfonso statt, welcher 
er Prinz Ludwig Ferdinand, der Infant Von 
Antonio, der Kriegsminister und sämmtliche höhere 
Offiziere zu Madrid beiwohnten. 
die Kleidchen des Kindes in Brand geriethen. Das 
arme Kind erlitt lebensgefährliche Brandwunden. 
( D. A.) 
— Friesenheim, 6. Febr. Bei der jüng— 
sten Ueberschwemmung sind in hiefiger Gemeinde 
usammengestürzt: 105 Wohngebaude vollständig, 
199 theilweise, 20 Scheuern vollständig, 28 theil⸗ 
wveise, 130 Ställe und Nebengebäude vollständig, 
50 theilweise, so daß sich eine Gesammtsumme der 
voslständig eingestürzten Gebäulichteiten von 255, 
mit den theilweise beschädigten eine solche von 542 
ergibt. — Unter den 199 theilweise beschädigten 
Wohngebäuden befindet sich der größere Theil in 
einem derart ruinösen Zustande, daß nach sach— 
undiger Aussage die Mehrzahl derselben eines 
ollständig neuen Aufbaues bedarf. 
— An der Universität Würzburg erhielten 
Stipendien aus dem durch den Landtagsabschied 
zon 1831 gegründeten Stipendienfonds pro 1882/83 
zu je 360 Mkie C. Knapp aus Speyer, Ludwig 
dolb aus Neustadt a. H. L. Grünewalsb 
aus Dernbach, Aug. Schneider aus St. Ingbert. 
— GAktiengesellschaften in der Pfalz.) 
Das kgl. statistische Bureau veröffentlicht soeben eine 
Statistik der Aktiengesellschaften Bayerns, aus wel⸗ 
hen wir nachstehendes Verzeichniß der in der Pfalz 
hestehenden Institute zusammenstellen. Die in Pa— 
centhese beigefügten Zahlen geben die Höhe des 
Brundkapitals an. In Ludwigshafen sind 
domicilirt: 1) Pfälzische Eisenbahnen: a) Ludwigs⸗ 
hahn (11,659,000 fl.), b) Marximiliansbahn 
G,775,000 fl.). c) Nordbahnen (10.890, 000 fl); 
bayerisch⸗pfälzische Dampfschleppschifffahrts-Ge⸗ 
ellschaft (00, 000 fl.) 8) Ludwigshafener Aktien⸗ 
ranerei (820,000 fl.)) 4) Waggonfabrik Ludwigs⸗ 
jafen (892,5800 Mk.); 5) Pfaͤlzische Lagerhaus— 
Sesellschaft (90, 000 Mi.); 6) Ludwigshafener Lokal⸗ 
Dampfschifffahrt (96,000 Mk. ist in den Allein⸗ 
»esitz des Herrn Karl Arnheiter übergegangen). — 
In Kaiserslautern bestehen folgende Aktien⸗ 
Hesellschaften; 1) Baumwollspinnerei-Gesellschaft 
dampertsmühle (5620,000 fl.); 2) Ultramarinfabrik 
150, 000 fl.); 3) Kammgarn⸗Spinnerei (1, 840,000 
Hulden); 4) Gasanstalt (360,000 Mk.); 8) Dünger⸗ 
abrik (860,000 Mk.); 6) Steingutfabrik (120, 000 
Bulden); 7) Eisenwerk Kaiserslautern (125,000 fl.); 
3) Aktienbrauerei (900,000 Mtk.; ist inzwischen 
iquidirt worden); 9) Aktiengießerei (300,000 Mi.); 
10) Stadttheater (65, 000 Mk.); 11) Aktienbad 
50, 000 Mk.) 12) Eishaus (10,800 Mk); 18) Lager⸗ 
ause Gesellschaft des Nordbahnhofes Kaiserslaufern 
10,500 Mh). Ferner finden wir noch folgende Gesell⸗ 
chaften verzeichnet: 1) Mechanische Baumwoll⸗ 
pinnerei und Weberei in Ludwigshafen a. Rh. in 
Oggersheim (1,200,000 fl.); 2) Gasanstalt Neu—⸗ 
tadt a. H. (93,500 fl.); 8) Saalbau⸗Aktiengesell⸗ 
chaft zu Neustadt a. H. (186,000 fl.); ) Ättien⸗ 
)ruckerei und Verlag der „Neuen Bürger⸗Zeitung“ 
21.000 Mt.); 5) Gasanstalt Zweibrücken (80 200 fl.); 
3) Landauer Gasbereitungs⸗Gesellschaft (98,000 fl.); 
7) Gasanstalt Frankenthal (63, 600 fl.)) 8) Alktien⸗ 
hrauerei Tivoli in Zweibrücken (360,000 fl.); 9) 
Aktienbrauerei Frankenthal (56,100 fl.) 10) 
Uktien?Glashütte in St. Ingbert 
80.000 fl.); 11) Zuckerfabrik Friedensau (750, 000 
vulden); 12) Bade- und Salinen⸗Verein Dürkheim 
358,000 fl.); 13) Aktien⸗-Eiskeller Frankenthal 
10,500 Mk.); 14) Erste Tuchfabrik in Lambrecht 
105,600 fl.)); 15) Aktienbrauerei Annweiler zu 
andau (490,200 Mk.); 16) Zuckerfabrik Fran— 
enthal 2,400,000 Mtk.); 17) Dritte Tuchfabri 
— — 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Aus dem Berichte der Zw. Zig. über die 
letzte Stadtrathssitzung in Zweibrücken entneh— 
nen wir bezüglich der Erhebung der Hochwasser⸗ 
chaden daselbst Folgendes: Konstatirt wurden 144 
hebäude und 387 andere Schäden, die Anzahl der 
Beschadigten beträgt 491, der materielle Schaden 
die Summe von 143,169 M. 
— Am Montag kam in Neupfot schon der 
erste Storch, ein willkommener Frühlingsbote, an. 
— Dürkheim, 7. Febr. Heute früh ereig⸗ 
iete sich dahier ein recht bedauerlicher Unglücksfall. 
das fünfjährige Töchterchen Susanna des Maurers 
Joseph Wlasack kam dem Feuer zu nahe, wodurch