St. Jugherter Amzeiger
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmalz Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
zlatt und Sonntags mi Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 14 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 128 75 H, einschließlich
10 ¶ Zuftellungzgebahr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 8, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 135 ⸗, bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
M 29.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 8. Febr. Die protestantische
Kirchenverwaltung hat sich mit einer Eingabe an
zie Kammer gewendet, worin unter Darlegung der
zerhältnisse zum Bau einer dritten protestantischen
dirche daher um einen Staatszuschuß von 200,000
Mark gebeten wird. Es mag hier daran erinnert
verden, daß der Landtag zum Bau der zweiten
rotestantische Kirche einen einmaligen Zuschuß von
20,000 fl. bewilligt hat. Die Angelegenheit wird
zei der Beraihung der freiwilligen Staatsbeiträge,
velche erst nach einigen Wochen stattfinden wird,
hre Erledigung finden.
München, 8. Januar. Der Finanzausschuß
der Kammer beschloß die Forterhebung des bishe⸗
igen Malzaufschlags von sechs Mk. pro 84 85
u beantragen und lehnte den Antrag Walter auf
derabsetzung der Erxport⸗Bonification ab.
München, 9. Febr. CCandtag.) Beim
Postulat „Neuerrichtung eines Gymnasiums in
bürzburg“ empfiehlt Rittler die Annahme unter
dinweis auf die Zusicherung des Cultusministers,
;ur katholische Professoren anzustellen. Herz be—⸗
auert diesen Vorbehalt, angefichts des unabweis⸗
varen Bedürfnisses werde die Linke zustimmen.
dase Postulat wird einstimmig genehmigt.
München, 9. Febr. Landtag. Das Postulat
ur das Landes-Denkmal in Wörth im Betrag von
O,000 Mtk. wurde ohne Debatte bewilligt. Der
ẽtat der landwirthschaftlichen Centralschule Weihen⸗
tephan wurde bewilligt. Die Postulate für Neu—
»auten wurden den Anträgen des Ausschusses ge—
mäß erledigt, demnach wurde jenes für die Erbau⸗
ung einer Winterturnhalle in Zweibrücken abgelehnt.
Montag: Etat der Pfaälzischen Eisenbahnen.
In der Abgeordnetenkammer äußerte
ich kürzlich der pfälzische Abgeordnete Kuby (Eden⸗
loben) über die Kommunalschule in folgender beach⸗
enswerther Weise: „Was den Werth der Schule
mnlangt, so hat die Pfalz die Kommunalschulen
vahrend Jahrzehnten kennen gelernt und sie stets
als eine werihvolle Einrichtung hochgehalten; sie
hat deßhalb an ihr festgehalten, und die Abgeord⸗
ieten der Pfalz sind stets für dieselbe eingetreten.
Ich habe mit Zustimmung meiner Freunde früher
hon erklärt: Die Kommunalschule ist eine den
interricht fördernde und für die Erziehung nament⸗
ich zu der bürgerlichen Tugend der Verträglichkeit
ind für den inneren Frieden der Gesellschaft heil⸗
ame Einrichtung, sie ist die beste Ueberbrückung
eer konfesstonellen Kiuft in der Bevölkerung, und
je stärkt das ftaatliche und nationale Gefühl der
zusammengehörigkeit. Und daran halte ich heute
loch fest.“
Wiesbaden, 10. Febt. Die Kaiserin von
Desterreich kommt zu mehrwöchentlichem Aufenthalt
sierher; in den „Vier Jahreszeiten“ sind 60 Zim⸗
ner sür sie gemiethet.
Berlin, 9. Febr. Der Kaiser hatte heute
Lormittag eine langere Conferenz mit dem Staats⸗
elkretär, Grafen Hahzfeldi.
Berlin, 9. Febt. Das Armee⸗Verordnungs-
Natt veröffentlicht eine Cabinetsordre uber die dies⸗
ahrigen größeren Truppen- Uebungen. Danach
indet bei dem 7. und 8. Armeccorps Parade,
sroßes Corpsmandver gegen einen markirten Feind
ind dreitagige Feldmandver gegeneinander vor dem
deiset stan Beireffs der Zeit und dem Ort der
lebungen sieht der Haiser den naͤheren Vorschlägen
Montag, 11. Februar 1884.
19. Jahrg.
zurch Vermittelung des Kriegsministeriums entgegen.
Beide Armeecorps haben aus dem Beurlaubtenstande
ovbiel Mannschaften einzuberufen, daß die betreffen⸗
den Truppentheile mit der in dem Friedensetat
vorgesehenen Mannschaftsstärke zu den Uebungen
Wbrücken können.
ieben dem Bette seiner Frau erhängt. Als Ur—⸗
ache des Selbstmordes werden eheliche Zwistigkeiten
ingegeben.
— Der Bahnhof in Neustadt soll jetzt eine
Tunnel⸗Unterführung erhalten, so daß man jedes
herron erreichen kann, ohne die Schienen uͤber⸗
chreiten zu müssen. Es giebt wohl keinen Men⸗
chen, der in Neustadt gewesen, und nicht jetzt er⸗
eichtert mit ausriesje: „Na, endlich! Das Sahn⸗
imtspersonal in Neustadt ist unter dem jetzigen
Zustande wahrhaftig ebenso zu bemitleidigen, wie
uu bewundern gewesen; es wird ganz besonders
zufathmen, wenn — die Nachricht auch recht bald
Thatsache wird.
— Landau, 8. Febr. Die „Geschichte der
Fälschung eines Schulzeugnisses an der Siudien⸗
instalt Landau“ soll noch ein Nachspiel vor dem
Bericht erhalten. Wie der „Eilb.“ hört, haben die
Professoren Baumann, Seyfried und Soffel gegen
den Verfasser der unter obigem Titel erschienenen
Zroschüre, Notar Bolza, Klage wegen Beleidigung
rhoben. Der Sühneversuch verlief infolge Richt-
erscheinens des Beklagten erfolglos.
— Speyer, 6. Febr. In Otterstadt fand,
vie das „M. F.“ schreibt, dieser Tage eine vom
besten Erfolg begleitete Kapuzinermission statt, die
dei der Schlußfeierlichkeit der hochwürdigste Herr
Bischof v. Ehrler mit seiner Gegenwart und einer
neisterhaften herzlichen Schlußrede beehrte.
— Speyer, 7. Febr. Am 1. März nächst⸗
hin wird der Baderlehrkurs in der Kreis Armen⸗
ind Kranken-Anstalt zu Frankenthal beginnen und
vünf Monate dauern. — Die diesjährige Prüfung
ür Lehrerinnen der neueren Sprachen an
»en weiblichen Erziehungs. und Unterrichtsanstalten
vird am 23. April 1884 ihren Anfang nehmen
ind in den Raumen der kgl. Studienanstalt Speyer
ibqehalten werden.
— Auch in diesem Jahre erhielt das pfäl⸗
zische Lehrerwaisenstift nach 8 5 der
wischen dem bayerischen Lehrerverein und der Ge⸗
ellschaft „Providentia“ getroffen Abmachungen für
die Zeit vom 1. Januar bis Ende Dezember 1883
die Summe von M. 6296.16
Ausland.
London, 10. Febr. Der Observer meldet
nus Kairo vom 9. d.: General Gordon ist heute
rüh in Berber angekommen. Weitere Nachrichten
ind von ihm erst bei der Ankunft in Khartum zu
rwarten, da die Thelegraphen-Verbindung unter⸗
rochen ist. Unterhalb Khartums wurden Injur⸗
zjentenbanden an den Nilufern gesehen.
Kairo, 9. Febr. Eine Depesche aus Suakim
von heute Nachmittag 3 Uhr meldet, daß daselbst
ine Meldung Tewfik Paschas, Commandanten von
Zinkat eingetroffen sei, welche Hülfe nachsucht.
Derselbe berichtet, daß die Garnison in einer ver—⸗
weifelten Lage sei, sie sterbe Hungers, und ein
Ausfall würde lediglich eine Niedermetzelung durch
ꝛen Feind zur Folge haben. Einer Depesche aus
Zuakim zufolge ist es aber unmöglich von Suakim
us Hülfe zu bringen, wegen des meuterischen
ßeistes der egyptischen Truppen, und weil der Feind
zuakim von der Landseite einschließe.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
„*.St. Ingbert, 10. Febr. Da im Laufe
es nächsten Monats die Musterung der Mi—⸗
itärpflichtigen beginkt, wollen wir nicht
interlassen, Eltern, von welchen ein Sohn im heu⸗
igen Jahre zur Musterung kommt, auf nachstehende
Zunkte aufmerksam zu machen: Eltern, welche ihren
„ohn für die Zeit des Militärdienstes in ihrem
geschäfte ꝛc. nicht entbehren zu können glauben,
ürfen nicht versäumen, ihre Reklamation bei dem
Zürgermeisteramte jetzt schon, späte stens aber
in dem Tage, an welchem ihr Sohn zur ersten
MNusterung kommt — Ende März oder im April
ds. Is. — anzubringen. „Die Gesuche sind für
ahhe diejenigen Militärpflichtigen zu machen, welche
m elterlichen Hause ꝛc. unentbehrlich oder zur
Anterstützung nothwendig sind, gleichviel ob dieselben
n diesem Jauhre zum erstenmale gemustert werden
der schon in den Jahren 1882 und 1883 ge—
nustert und aus irgend einem Grunde noch nicht
iingestellt wurden; auch für solche, welche auf
Brund einer Reklamation in den Vorjahren zurück⸗
zestellt wurden, sind erneute Gesuche einzureichen,
»a ein Gesuch um Befreiung vom Militärdienste
iur für dasjenige Jahr giltig ist, in welchem es
rrstellt und eingereicht wurde. Alle später als
m Musterungstermine angebrachte Gesuche
verden wegen Versäumung des Termins a b⸗
gewiesen, und können nur solche Gesuche,
hei welchen der Grund zur Reklamation erst nach
»er Musterung oder Aushebung entstanden ist, und
rechtzeitig angebracht wurden, berücksichtigt werden.
Alle Gesuche um Befreiung vom aktiven Militär—⸗
rienste müssen beim Bürgermeisteramte eingereicht
»der mündlich angebracht werden.
— Kaiserslautern, 8. Febr. Der k.
3teueraufseher Hrn. R. v. Reitz hier ist gestern
odt im Gemeindewalde von Untersulzbach aufge⸗
unden worden; man vermuthet, daß derselbe von
inem Schlaganfall betroffen wurde. — Der schon
ejahrte Tagner Prisi, Ehemann und Vater mehrerer
rwachsener Söhne, hat sich in seiner Wohnung
Vermischtes.
Straßburg, 7. Febr. Die in Sachen
des Kanalprojeltes Straßburg⸗ Mittelrhein Speyer
»der Ludwigshafen) heute hier Statt gehabte Ver⸗
ammlung hat nachstehende Resolution einstimmig
ingenommen: „Die Versammlung erklärt die Aus-
ührung eines Schifffahrtskanals nach dem Mittel
hein für ebenso wünschenswerth als nützlich und
vünscht, daß der Kanal so bald als möglich aus⸗
jeführt werde.“
F, Am 2. Februar tagte in Offenburg eine
janz schwarze Versammlung — die Schornsteinfeger
»es Landes, um die Interessen ihres Gewerbes einer
eingehenden Berathung zu unterziehen. — In Karls-
ruhe soll ein Zweigberein des deutschen Veteine
jegen den Mißbrauch geistiger Getränke ins Leben
jerufen werden. — In Ächern legten der Bürger⸗
neister und alle Gemeinderäthe bis auf zwei ihre
Stellen nieder, weil der Gemeindeausschuß die für
die höhere Bürgerschule daselbst geforderte Summe
nicht bewilligte.
, Mainz, 8. debr. (Das Geld in der Uhr.)
VBor 20 Jahren wurde, wie im Mz. Tgbl. steht,
der Inhaber eines hiesigen Geschäftshauses beim
Nachzählen einer Geldsumme durch einen Besuch