Full text: St. Ingberter Anzeiger

z assen sich nicht lumpen. Namentlich die 
Vt nne bietet mit Muth und Aus· 
auer weiter. In zehn Minuten steht das Bild 
auf 6000 Fres. Nun beginnt die Sache interessant 
u werden. Die drei sind mit ihrem Fond zu Ende 
sie können nicht weiter! Andere treten in die 
gresche und von 1900 zu 100 Fres. steigt der Preis 
mmer höher und höher, bis er auf 8500 Fres. 
ingelangt. Neue Pause, nene kunstästhetische Ab⸗ 
jandlung des Commissars über das armselige Paris, 
jas einen Rembrandt mit lumpigen 8500 Fres. 
u bewerthen im Stande ist — wieder steigt das 
gebot. Jene beiden Stimmen im Hintergrunde, 
zie Eine rechts, die andere links, compariren fich 
gegenseitig. Ab und zu vecsucht noch einmal einer 
er vornstehenden Händler mitzubieten — vergebens! 
Inaufhaltsam wächst das Gebot bis es — uner⸗ 
ört! — auf 10,000 Fres. angelangt ist. Starres 
Ztaunen ringsum. Das ist selbst dem Commissar 
u viel! „Meine Herren“, sagte er, „ich muß die 
seflekianten ersuchen, sich näher zu mir herzube— 
aühen, oder, falls etwa ein geheimer Auftrag sie 
ur Discretion zwänge, sich mir durch ein Zeichen 
rkennbar zu machen. Wer bot 10,000 Fres.?“ 
codtenstille. „Wer bot 10,000 Fres.?“ Kein 
»auch vernehmbar. „Wer also bot 9400? Wer 
000?“ Noch immer meldet sich Niemand. „Meine 
derren! Wir sind hier an ernster Stätte! Ich muß 
ytten, sich zu erklären! Wer bot 9000 Fres.?“ 
da auch dieser Appel ungehört verhallt, hebt der 
Zeamte, aufs Tiefste empört, die Amtshandlung 
uf .... Tags darauf liest man unter den Lokal⸗ 
zachrichten der Pariser Blätter folgende Notiz: „Die 
jestern in dem Saal Nr. 14 des Hotel Drouot 
tattgehabte Bilder⸗ Auction mußte aufgehoben werden, 
veil sich ein — Bauchredner den schlechten 
Scherz gemacht hatte, mitzubieten.“ 
Paris, 17. Febr. Aus dem Bagno in 
Toulon sind 32 Galeerensträflinge, nachdem sie die 
Wächter gebunden, ausgebrochen. Die Stadt ist 
wgroßer Aufregung. 
Gie Pariser Falschspieler.) Die 
aufregung, welche in Paris in Folge der Entdeck⸗ 
ing präparirter Karten im Cercle der Rue Royale 
jerrscht, ist eine ganz außerordentliche. Ein Duell 
wischen zwei „moutards“ — wie man die Herren 
uus der Rue Royale nennt — ist die nächste Folge 
davon gewesen. Uebrigens führt jeder Tag zu 
jeuen, recht erbaulichen Entdeckungen. So ist es 
um Beispiel nachgewiesen, daß die stolzen, blau— 
»lütigen Mitglieder dieses so exclusiven Clubs es 
nicht verschmähten, nach empfindlichen Verlusten im 
—„piel von dem jetzt unter Schloß und Riegel be— 
indlichen Lakaien Montvoisin Geld zu entnehmen. 
Uuch munkelt man, daß bereits vor einigen Monaten 
ine Affaire ähnlicher Art entdeckt, aber von der 
ldministration sofort im Keim erstickt worden sei, 
im die Namen des Cercles nicht in Mißcredit zu 
„ringen. Aus diesem Grunde ist es auch erklärlich, 
aß gegen den Baron Hottinger, den Spielkarten⸗ 
nspektor des Cercles, der so — ungeschickt gewesen 
st, die Entlarvung des Lakaien in zu geräuschvoller 
Weise herbeigeführt zu haben, eine große Erbitter— 
ing herrscht. Die saisirten Karten waren einer 
hrocedur unterworfen worden, welche man in der 
variser Spielerwelt „maquillage“ nennt. Dieses 
Schminken“ vollzieht sich derart, daß der betreffende 
Grec“ auf der Rückseite geglänzt, oder mit einem 
Tröpfchen Zuckerwasser betupft wird, welches einen 
leinen schimmernden Fleck zurückläßt. Auch werden, 
die mitgetheilt, die Karten mit Nadeln durchstochen. 
Seit einiger Zeit bemerkten die Pariser 
zollbehörden, daß erhebliche Quantitäten 
Alkohol in Paris eingeschmuggelt wurden, ohne daß 
3 ihren Organen gelungen wäre, dem Schmuggel 
zuf die Spur zu kommen. Vielleicht wäre dieses 
tie gelungen, wenn hier uicht, wie häufig bei solchen 
Unlässen, der Zufail zur Hilfe gekommen wäre. 
Fin mit Holzscheiten beladener Wagen passirte die 
Zarrisre der Abenue Clichy. Es herrschte an der— 
elben ein großes Wagengedränge. Der Holzwagen 
uhr heftig gegen einen anderen auf, mehrere Holz⸗ 
cheite fielen zur Erde und — össneten sich. Es 
yedurfte keiner Zollnase um den entfließenden Spiri⸗ 
us zu riechen. Nichts als Holzattrappen, mit 
»enen zwar lange Zeit die Zollbehörden, aber nun 
chließlich doch der Defraudant altrappirt wurde. 
F.GDas Endeeiner Selbstmörderin.) 
Nan schreibt aus Nizza: In einem fashionablen 
hotel unserer Stadt wohnt seit mehreren Monaten 
ne reiche junge Russin, Fräulein Lydia Nicolajew, 
welche von tiefster Schwerinuth befallen und don 
hrer Familie hierher gesandt worden ist, um sich 
zu zerstreuen. Allein die junge Dame schien dem 
deben keine Freuden mehr abgewinnen zu können, 
ind vor ungefähr drei Wochen schlich sie in der 
stacht allein zum Meeresstrande und stürzte sich 
ins Wasser. Ein junger deutscher Geschäftsreisen⸗ 
der, Namens Frederik Singer der am Strande 
promenirte, sprang beherzt der Dame nach und 
zrachte sie glücktich ans Land. Die junge Russin 
jatte sich bei dem nächtlichen Bade eine heftige 
erkältung zugezogen. Der junge Mann kam öf—⸗ 
ers, um nach ihrem Befinden nachzufragen, ein 
reundschaftlicher Verkehr entspann sich, infolge dessen 
u der Brust der reichen Russin nicht nur die 
ebenslust, soudern auch die Liebe erwachte; am 
. d. berief sie den jungen Mann zu sich und 
ragte ihn, ob er eine Belohnung von 50,000 Fr. 
der ihre Hand für seine kühne That verlange, 
ind der Retter, der die junge Russin gleichfalls 
eidenschaftlich liebte, entschied sich selbstoerständlich 
ür die letztere. Die Hochzeit wird in den nächsten 
Tagen stattfinden. 
— Die Initiativ-Kommission der französischen 
deputirtenkammer hat die Ansicht des Ministers 
iber das Projekt der Herstellung einer Eisenbahn 
inter freiem Himmel über den Kanal La Manche 
rfordert. Derselbe hat sich dem Unternehmen mit 
stücksicht auf die Gefahren abgeneigt erklärt, denen 
ie Schiffahrt bei Sturm und Nebel ausgesetzt sein 
pürde. Außerdem hat der Minister bemerkt, sei 
och nöthig, die Einwilligung Englands für diesen 
Zau eines neuen Ponts Ruxinus einzuholen, die 
»ermuthlich nicht gewährt werden würde. 
— Eine interessante Lesart hat die Fabel, welche 
5chillers „Handschuh“ zu Grunde liegt, im 
-panischen. Nachdem dort der Handschuh gefallen 
l. „Don Manuel“ den Degen, schlägt den Man— 
el um den Arm und stürzt sich in den Hof. Die 
röwen verhalten sich ganz ruhig, und er bringt 
inversehrt der Dame den Handschuh. Bevor er 
hn aber überreicht, giebt er ihr eine Ohrfeige und 
agt dabei: „Nimm Beides und bring' ein ander 
MNal einen braven Edelmann nicht wegen eines 
lenden Handschuhes in Gefahr.“ Don Manuel 
erklärt sich bereit, jedwedem Ritter, der sich der 
neleidigten Dame annehmen will, zu Diensten 
u stehen. Donna Anna steckt aber ruhig die 
Ohrfeige ein und erklärt, weitere Beweise seiner 
Tapferkeit seien nicht erforderlich, sie wisse nun, 
aß Don Manuel der kühnste Ritter sei, und 
Wenn's Euch genehm ist, so nehmt mich zur 
zrau. Ich wünschte mir einen tapferen Gatten, 
der auch wenn's nöthig zu strafen weiß. An mir 
»ewährt sich das Sprüchwort: „Wer dich liebt, 
»er züchtigt dich“.“ Da Don Manuel sieht, wie 
zut angebracht seine Ohrfeige war und wie ver⸗ 
tändig die Dame geantwortet hat, heirathet er sie. 
F(Gie Geheimnisse von Castel Sant' 
Ungelo.) Die Capitale erzählt, daß mehrere ita— 
ienische Jugenieur⸗Offiziere, als sie Studien über 
die projektirten Demolirungen in Castel Sant' 
Angelo in Rom anstellten, die Mündung einer 
Hrotte entdeckten. Von Neugierde getrieben, drangen 
ie, von Arbeitern mit Fackeln begleitet, hinein, und 
anden eine dunkle und feuchte Höhle mit Mauern 
yon großen Steinen, aus welchen das Wasser 
ropfte, und in der Tiefe etwas, was ihre ganze 
Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Es war ein solid 
m Erdreich befestigter Block mit zwei Ringen und 
detten aus verrostetem Eisen, und an dem Ende 
»erselben menschliche Gerippe, zwei Schuhsohlen und 
Reste von vermoderten Kleidern, die von der Länge 
er Zeit fast zu Staub verwandelt waren. Weiterhin 
agen zerstreute, zernagte und geschwärzte Gebeine. Es 
st wohl außer Zweifel, daß dieselben unglücklichen 
vefangenen gehörten, die man in der Epoche der 
rüheren Herrschaft ganz im Stillen aus der Welt 
eschafft hatte. 
London, 13. Febr. Sieben Oberbeamte 
zer Schiffsbaufirna Pearce Brothers in Dundee 
zerloren gestern bei einem Jagdausflug ihr Leben. 
Zie fuhren Morgens in einem kleinen Segelboote 
nus, welches gekendert zu sein scheint, da es um⸗ 
jekippt an das Ufer getrieben wurde; seine Insassen 
varen spurlos verschwunden; die Leichen derselben 
ürften während der Ebbe aus dem Flusse Tay in 
zas Meer gespült worden sein. 
* (Eine Sekte von Kindsmördern.) 
Der „Now. Wr.“ wird geschrieben: In der Fa— 
nilie eines verabschiedeten Offiziers diente in Ro— 
tow (am Don) eine Frau mittlerer Jahre bei einem 
zjährigen Knaben als Wärterin. Sie erfüllte ihre. 
Ibliegenheiten mit großem Eifer und schien das 
dind sehr zu lieben. Nach ungefähr zwei Monaten 
rklärte sie plötzlich, daß sie in ihr Dorf zurückkehren 
nusse und verließ den Dienst. Das bis dahin 
zjanz gesund gewesene Kind begann in Bewußtlosig⸗ 
eit zu fallen zeigte unausgesetzte Schlafsucht; nach 
iiner Woche verstarb es. Als das Kind noch un— 
»eerdigt auf dem Tische lag, stürzte eine Jüdin 
serein, warf sich auf die kleine Leiche und sagte 
inter Schluchzen und Thränen: „Wie sie erst 
nein Kind vergiftet hat, so hats sie's jetzt auch 
nit dem Ihrigen gemacht!“ Die Jüdin sprach die 
volle Wahrheit. In letzter Zeit ist in Rostow eine 
ieue Sekte von Kinder mordenden Weibern aufge— 
reten, welche die Kinder durch narkotische Stoffe 
imbringen. Der Ursprung dieser scheußlichen Sekte 
st offenbar auf irgend eine halbverrückte altgläubige 
Sektirerin zurückzuführen, die ihre eigenen Kinder 
imbrachte, „um sie vor dem unheilsvollen und 
eelenmörderischen Leben dieses irdischen Jammer— 
hals zu erretten und ihre noch unschuldsvollen 
Seelen dem himmlischen Frieden zuzuführen.“ Diese 
Form von Geisteskrankheit ist gar nicht neu und 
nuch in anderen Ländern oft genug beobachtet wor— 
»en. Wehe aber dem Hause, in das ein solches 
Scheusal als Kinderwärterin kommt. 
FGas Lebensalter.) Der Mensch er— 
reicht ein Durchschnittsalter von nur 28 Jahren. 
frin Viertel der Menschheit stirbt vor dem 7., die 
hȊlfte vor Erreichung des 17. Lebensjahrs. Nur 
vou je 1000 Personen wird 100 Jahre alt, 
uur 6 von je 100 erreichen das 65. Jahr, und 
nicht mehr als eine einzige von je 500 das 80. 
zon der Gesammtbevölkerung der Erde sterben 
hätzungsweise 90,000 Personen jeden Tag, un—⸗ 
jefähr 3700 jede Stunde, 60 jede Minute, eine 
n jeder Sekunde. Diese Verluste werden durch 
ie Zahl der Geburten überreichlich ausgeglichen. 
Die Verheiratheten leben länger durchweg als die 
Unvermählten. Die durchschnittliche Lebensdauer 
n allen civilisicten Ländern ist heutzutage größer 
ils in irgend welcher früheren Periode. Macau— 
'av, der berühmte Historiker, hat nachgewiesen, daß, 
vährend im Jahre 1685, keinem ungesunden Jahre, 
die Todesfälle in England sich auf 1 zu 10 stell⸗ 
en, im Jahre 1850 das Verhältniß 1 zu 40 
tatthatte. Dupin, der bekannte französische Schrift⸗— 
teller, hat berechnet, daß das Durchschnittsalter 
des Menschen, was sein Vaterland anbelangt, vom 
Jahre 1776 bis zum Jahre 1843 jährlich um 52 
Tage zugenommen hat. Die Sterblichkeitsziffer 
harakterisirte sich inm Jahre 1781 in dem Ver— 
hjältniß von 1 zu 22, im Jahre 1820 indessen 
auf 1 zu 40. Reiche Leute sollen ein Lebensalter 
don durchschnittlich 42, arme von nur 30 Jahren 
rreichen. 
F (Abgetrumpft.) Eine Gesellschaft von 
steisenden machte sich ein Vergnügen daraus, die 
Bauersleute auszufragen, um sich dann über die 
Antworten derselben lustig zu machen. Einer aus 
der lustigen Kompagnie, ein fein aufgeputztes Herr⸗ 
hen, fragte einen ihm begegnenden Bauer, warum 
denn eigentlich das Heiligenhäuschen da am Wege 
tehe? — „Ja“, erwiderte der wackere Thalbewohner, 
„dort ist vor einigen Jahren ein Mirakel geschehen 
ind wenn Sie hinein knieen und recht andächtig 
jeten wollen, kann auch Ihnen geholfen werden“. 
kFin schallendes Gelächter unterbrach ihn. „Aber, 
zuter Freund,“ meinte der Fragesteller, „was ist 
enn eigentlich hier geschehen?“ — „Dort ist vor 
inigen Jahren ein Mann wieder zur Vernunft 
gekommen, der beinahe so dumm war, wie Sie.“ 
Abermals schallendes Gelächter der Gesellschaft, dies— 
nal aber auf Kosten des Fragestellers, dem die 
dust verging, weitere Fragen zu stellen. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Landau Frau Louis Klein Wwe., 
gJeb. Trauth; in Grünstadt die Gattin von Joseph 
Zordollo, Mathilde geb. Schiesel, 31 J. a; in 
daiserslautern Ftau Margaretha Kunz Wwe., 
geb. Trautmann. 
— — 
Se. Majestät der König haben dem protest. Pfarrer 
karl Lyncker, J. Hauptlehrer an der städt höheren Töch— 
erschule in Speyer, behufs Annahme einer Pfarrstelle in 
Rainz die Entlassung aus dem Dienste der protestantisch⸗ 
mirten Kirche der Pfalz bewilligt. 
Versetzt wurde der Postadjunkt Joh. Brunion von 
zweibrücken nach Erlangen und der Postadjunkt Johann 
Zatty von Erlangen nach Zweibrücken. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. XR. Demetz. 
Dienstesnachrichten.