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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs
tlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 AM 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 12 75 , einschließlich
40 ⸗ Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 8, bei Neclamen 830 —. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
M 36. Donnerstag, 21. Februar 1884. 19. Jahrg.
Politische Uebersicht. treter der pfälz. Eisenbahnen, ist, wie bereits in
T. vor. Nr. gemeldet, heute früh halb 6 Uhr in Folge
Deutsches Reich. *.
F eingetretener Lungenlähmung unerwariet rasch ver⸗
Muͤnchen, 19. Febr. Der Landtag nahm chieden Der Verleble trat im Jahre 1844, da-
mt 114 gegen 16 Stimmen den Ausschußantrag mals Regierungs-Accessift in Speyer, als Geschäfts—
n, wonach der Malzaufschlag von 6 Mt. forter⸗ ührer des behufs Bau der Ludwigshafen-Bexbacher-
hohen wird. —, Der Malzaufschlag mit 81,800, 000 Bahn errichteten provisorischen Bureau's in den Dienst
Mk. aus den Uebergangssteuern von eingeführtem zer Pfälzischen Eisenbahnen und wurde im Sep—
Bier mit 110,000 Mtk. wird in das Budget ein⸗ ember desselben Jahres bei der Wahl des definitiven
zestellt und die Rückvergütung für ausgeführtes Bier direkloriums für die Bauzeit genannter Bahn als
uuf 2900,000 Mk. normitt. Zubdirektor gewählt. In dieser Eigenschaft, als
Berlin, 20. Febr. Der Reichstag tritt am sellverirelener Direktor, verblieb er“ bis zu dem
Marz zusammen. 856 behufs Erbauung der bayerischen Ostbahn er⸗
Ausland. folgten Weggang des Bahndirektors P. von Denis,
Petersburg, 20. Febr. Am nächsten Sems- und übernahm an dessen Stelle die Direktorstelle.
ag findet hier eine Kaiserrevue über die Peters- Im Jahre 1862 wurde ihm der Rang eines kgl.
urger Garnison und über die Truppen der Um- Regierungsrathes, 1870 das Adelsprädikat und im
jegend insgesammt über 483 Bataillone, 43 Esca- Jahre 1880 der Titel eines kgl. Regierungsdirektors
zrons und 114 Geschütze, statt. verliehen.
Vermischtes.
FGEinderraub.) Aus Würzburg, 19. Febr.,
vird berichtet: Gestern Nachmittag zog eine Zi—
geunerbande mit zwei Wagen durch die hiesige Stadt
und raubten ein auf der Straße allein befindliches
seind, das sie mit in ihren Wagen nahmen und
mit dem sie davonzueilen suchten. Auf das Geschrei
des Kindes wurden Vorübergehende auf dasselbe
aufmerksam und entrissen es wieder den Zigeunern.
Es wurde auch noch im anderen Wagen der Zi—
geuner ein Kind bemerkt, das nach seinen Eltern
rief und das angeblich eine viel hellere Gesichts⸗
farbe als die Zigeuner hatte; unterdessen hatten
dieselben Gelegenheit, mit ihren Pferden Reißaus
zu nehmen. So unglaublich dies Alles klingen
mag, so ist es dennoch Thatsache, und die Polzei
hat sofort die nöthigen Schritte eingeleitet, um der
Thäter habhaft zu werden.
f Regenstauf, 15. Febr. In einem hie⸗
igen Gasthause versuchte ein dort übernachtender
Handwerksbursche einen im gleichen Zimmer schlafen⸗
den Goldwaarenhändler zu erdrosseln und zu be—
rauben. Die Dienstboten hörten das Geräusch und
derhinderten die ruchlose That.
F Friedrichsthal, 18. Febr. In einem
Dohlen⸗Wasser ⸗Durchlaß an der neuen Heinitzer
Straße fand man nach der „Sbr. Zig.“ gestern
Nachmiltag unmittelbar hinter unserem Orte die
deiche des hiesigen 20jährigen Glasmachers Jakob
Dsthof. Die Kehle war durchschnitten, und neben
der noch warmen Leiche lag geöffnet und mit Blus
hefledt das scharfe Taschenmesser des Unglücklichen.
Derselbe sagte, als er vormittags 11 Uhr das el⸗
nerliche Haus verließ, er gehe in die Glashütte,
um Walzen fortzutragen. Durch Zufall, der einen
Knaben in den Durchlaß führte. wurde die Leiche
aufgefunden.
F Mainz, 18. Febr. Das Programm für
die Karnevalstage ist nunmehr festgestellt und zwar
in folgender Weise: Donnerstag und Freitag Ge⸗
neralprobe des preisgekrönten Karnevalsstucks im
Theater, wozu außer den „Narrhallesen“ nur Be⸗
sitzer von Fremdendutten Zutritt haben. Samstag
nachmittag 4 Uhr Einzug des Prinzen und der
Prinzessin per Schiff; 4214 Uhr Einmarsch der
Rekruten und Vorstellung vor dem Prinzen vor
dem Theaterbalkon. Abends 8 Uhr großer Fackel⸗
zug vor allen Mitgliedern der Narrhalla. Sonn—
ags früh große Tagesreveisle; vormitiags 10. Auf⸗
narsch der Prinzengarde und Einnahme des Bi—
»ouaks auf dem Guttenbergsplatz; 11 Uhr Auf—
Lokale und pfälzische Nachrichten.
St. Ingbert, 21. Febr. In der gest—
igen Schöffengerichtssitzung dahier, fand
eine Angelegenheit ihren Abschluß, die s. Z. viel
zon sich reden machte, auch in diesem Blatte des
Nähern mitgetheilt war und gestern den Sitzungs⸗
caal dicht mit Neugierigen füllte. Angeklagt waren
zwei Herren aus Saarbrücken, M. und Sch. Ver⸗
mlassung zur Anklage gab das Verhalien der
Herren auf dem hiesigen Bahnhofe gegenüber den
unktionirenden Herren Bahnbeamten. Eine gegen⸗
eitige Beleidigungsklage war von beiden Saͤten
chon vor der Gerichtsverhandlung zurücgenommen
wotden. Die Vertheidigung führte Herr Anwalt
holtz aus Saarbrücken. Herr M. wurde wegen
reier Reate (Ruhestörung ec.) zu einer Geldstrafe
pon 26 Mtk. und den Kosten verurtheilt, während
Verr Sch. freigesprochen wurde.
— Konkurs wurde eröffnet über das Ver⸗
mögen der unter der Firma Gebrüder Diehl
in Pirmasens bestehenden Schuhfabrik. Kon—
ursverwalter: Geschaftemann Louis Ohr; Anmelde-
crist: 1. April 1884.
7 Am Sonntag hat im Saalbau zu Kai—
erslautern eine Generalversammlung des Ver⸗
tins der deutschen Volkspartei der Pfalz statige⸗
funden; geleitet wurde dieselbe von dem Vereins-
vorsizenden, Hrn. G. F. Groh?e von Hambach.
— Neustadt, 19. Febr. Am nächsten Sonn⸗
nag, den 24. Februar, wird während des ganzen
Lages in dem Saale des Stadihanses wider aine
Sprechstunde mit unentgelilicher Eriheilung von
irztlichem Rath an Augenkranke durch Herrn
Dr. Roeder Vorfiand der Augenklinik in Straß⸗
hurg, abgehalten werden.
- Ein Ball ohne Musik dürfte als ein etwas
wch nicht Dagewefenes bezeichnet werden und doch
s dieser Fall vorgelommen. Der Tuͤrnberein Og⸗
Jersheim, schreibt das „M. T hielt ver⸗
jangene Woche jeinen Ball ab. Nachdem bereits
ile Honoratioren, Tänzer und Tänzerinnen ver⸗
ammelt gewesen, hatte man erst die Entdeckung
emacht, daß man dergaß die Musik zu bestellen.
In seiner Alteration soll alsdann der Vorstand in
dem Stadtchen herumgesprungen sein und die vor⸗
pndenen musikalischen Kräfte gesammelt haben, so
d c erst Abends 10 Uhr endlich moglich wac,
— dem Tanz zu beginnen. Das musikalische
haos soll schauderhaft gewesen sein.
T. Speyer, 19. Febr. Hert Regierungs⸗
nteltor von Jager, langjähriger Vorstand und Ver—⸗
führung des Narrenstückes im Theater; 8 Uhr
Verlobung des Generals mit einer Gemahlin auf
dem Guttenbergsplatz; 5 Uhr Abzug der Garde
nach der Stadthalle, wo bis 11 Uhr abends karne⸗
valistisches Konzert stattfindet. Montag 10 Uhr
morgens Beginn des großen Zuges und Defilierung
vor dem Prinzen; nachmittags gegenseitige Besuche
der Generalität. Abends großer Mastkenball in
der Stadthalle. Dienstag vormittag närrischer
Jahrmarkt, nachmittags 8 Uhr Kappenfahrt und
abends wiederum großer Maskenball in der Stadthalle.
F Berlin, 18. Febr. Ueber
Verbrechen berichten die hiesigen ———
Heute früh hat der Posamentierwagrenhandler Bio—
chowsky hier, Dresdener Str. 45, seine Frau durch
drei Revolverschüsse in der Brust, im Umerleib umd
am rechten Arm so schwer verwundet, daß sie auf
arztliche Veranlassung nach Bethanien gebracht wurde
Unmittelbar nach dieser That feuerte Bl. drei
Schüsse auf seine Brust ab, die seinen sofortigen
Tod zur Folge hatten. Seine Leiche wurde nach
)em Obduktionshause gebracht. Zerruͤttete Familien⸗
Iehaumise sollen Bl. zu dem Verbrechen geirieben
aben.
7 Professor Dr. Th. Billroth, der
vekannte Wiener Operateur, erläßt in einem Schrei⸗
ben folgende Warnung: „Es sind mir innerhalb
der letzten Monate vier Fälle vorgekommen, in wel⸗
hen Finger mit ganz unbedeutenden Verleßungen
urch unsinnige Anwenduug von Carbolsäure
jrandig geworden sind; in allen vier Fällen han—
)elte es sich um Kinder, deren Eltern die Verord⸗
aung eines Carbolbrandes silbst gemacht hatten,
weil die Carbolsäure gut für die Wundheilung
ein soll.“ Die Carbolsäure hat schon jetzt in der
hirurgie eine weit beschrankiere Anwendung als
rüher; wir haben die Gefahren, welche dieselbe
inter Umständen herbeiführen kann, ersi nach und
nach kennen gelernt; das Mittel kann nicht nur
Entzündung und Brand erzeugen, sondern auch
zurch Blutvergiftung tödten; es entfaltet seine guten
Figenschaften nur in der Hand des kundigen Arztes.
Ich widerrathe hiermit auf's Dringendste, ohne
Anordnung eines Arztes Carbolsäure anzuwenden.
Als das beste Umschlagsmiltel bei frischen Verletz⸗
ingen rathe ich das in den Apotheken kaäufliche
Bleiwasser“ an.
Eine neue Erfindung auf dem Gebiete der
Photographie will ein Herr Edward W. Fellows
in Cleveland, O., gemacht haben. Derseibe be—
bauptet, nach zweijährigem Experimentiren im Stande
zu sein, mittelst Elektrizität eine permanente Photo⸗
graphie auf irgend einer glatten Oberfläche, nach—
dem dieselbe entsprechend präparirt worden, herzu⸗
stellen. Die Kosten sollen sich auf nicht mehr als
ein Cent für eine jede Aufnahme belaufen.
Iterbe e.
Gestorben: in Grünstadt Heinrich Butterfaß,
39 J. a.; in Reiskirchen Heinrich Leiner, 24
J. a.; in Wolfstein Christiana Hauter, geb.
Löffler, 74 J. a.; in Hainfeld Frau Anna Maͤria
dagenbach, geb. Habermehl, 65 J. a.; in
Brücken Karl Becher, Lehrer, 54 J. a.
ienstesnachrichten.
Postoberkondukteur Anton Koch in Zweibrücken wurde
wegen körperlichen Leidens und hiedurch bewirkter Funktionk⸗
unsähigleit in den bleibenden Ruhefland verseht.
Tagschreiber Engel am Amtaͤgericht in Kaiserslautern
wurde zum Sekretir am Amtsgerichie in Augsburg ernannt.
fFur die Redaktion derantwortlich: F. X. Demeßn.