Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Aohen 
M 38. 
Sonntaa, 24. Februar 1884. 19. Jahrg. 
— 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 21. Febr. (3. 83.) Nach ein⸗ 
gehender Motivirung seitens des Abg. Maercker 
zes Bahnprojekts Zweibücken⸗Hornbach-— 
dandesgrenze und nach zustimmender Erklä⸗ 
ung von Seiten Se. Erz. des Hrn. Ministers v. 
Frail sheim nahm soeben der Eisenbahn⸗Aus— 
chuß den Antrag Maercker in folgender Fassung 
instimmig an: 
„Es sei an Se. Majestät den König die 
iller ehrfurchtsvollste Bitte zu richten: 
ꝛ. bei der Staatsregierung anzuordnen, daß 
nit der Reichsregierung, bezw. der Regierung von 
klsaß ⸗Lothringen Verhandlungen gepflogen werden, 
durch welche die Weiterführung einer von Zwei— 
zrücken über Hornbach an die Landesgrenze in der 
RKichtung nach Wollmünster herzustellenden Eiseu—⸗ 
bdahn auf reichsländischem Gebiete in direkter Linie 
bis Hochfelden sichergestellt wird, und sodann 
I. dem nächsten Landtage einen Gesetzentwurf 
in Vorlage bringen zu lassen, durch welchen die 
gl. Staatsregierung ermächtigt wird, für den Fall 
)er Herstellung einer Eisenbahn von Zweibrücken 
iber Hornbach bis zur Landesgrenze in der Rich— 
ung gegen Wolluünster die 4prozentige Zins⸗Ga— 
rantie fur ein Bau⸗ und Einrichtungskapital im 
Naximalbetrage von 2.726,000 Mark zu über—⸗ 
ehmen.“ 
Nachdem Se. Erz. der Hr. Minister ferner er⸗ 
lärt, mit der Reichsregierung obigem Anirage ent · 
prechend in Unterhandlung treten zu wollen, so 
st jetzt alles nur Thunliche geschehen, und wird 
zie Angelegenheit hoffentlich zum erwünschten Ziele 
eführt. 
München, 21. Febr. Die Abgeordneten⸗ 
ammer beendigte in ihrer heutigen Sitzung die 
heneraldebatte über den Gesetzentwurf, betr. die 
krrichtung einer Landes⸗Kuitur-Rentenan— 
kalt. Sie trat sodann in die Spezialdiskussion 
iber den Gesetzentwurf ein und nahin Art. 1 nach 
»em Antrag des Ausschusses an. Die weitere Be— 
athung wurde auf morgen vertagt. 
München, 22. Febr. Die Kammer der 
eichsräthe nahm den Antrag Gabler, betreffend 
ꝛie Verminderung der Postschalter⸗Dienststunden an 
Sonn⸗- und Feiertagen, mit großer Majorität an, 
ind genehmigte ferner den Justizetat, den Post⸗ 
ind Telegraphenetat, sowie kleinere Etats pro 
188485 entsprechend den Beschlüssen der Abge⸗ 
irdneten. 
Schulstellen und Gemeinden in der 
Bfalz. Aus Kaiserslautern 22. Februar, wird 
em „Fr. J.“ geschrieben: Bei Gelegenheit der 
zeralhung des Cultusetats hat der Herr Abg. Dr. 
frank unter hunderterlei anderen Dingen, auf die 
t zu sprechen kam, das Besetzungsrecht der Ge— 
einden an den Schulstellen in der Pfaͤlz zur Er— 
rtterung gestellt. Er glaubte, unsere pfaͤlzischen 
demeinden hätten wohl auch schon so unliebsame 
ärfahrungen mit diesein Besehuͤngsrecht gemacht, 
aß es ihnen am Ende auch lieber wäre, ihre 
befugniß einigermaßen beschränkt zu sehen. Wir 
ehen schwerlich irte, wenn wir dem gegenuͤder 
eetsichern, daß die pfalzischen Gemeinden har nicht 
»atan denken, freiwillig fich ihrer Befugnisse zu 
egeben. Die Erfahrungen, von welchen Herr Dr. 
zrank spricht, haben mit dem Besetzungsrechte gar 
ichtz zu thun und werden allenthaͤben gemadt, 
ort erst recht, wo dem Scheine nach die Stamis- 
schötde, in Wahrheil die Ocisgeistliakeit daß A 
telluugsrecht ausübt, wie es den Neigungen der 
partei des Herrn Dr. Frank am meisten enisprechen 
würde. 
Berlin, 22. Febr. Die Steuercommission 
discutirte heute den Bankierparagraphen und nahm 
Abs. 1 mit einem Amendement v. Zedlitz an, wo⸗ 
ach als Capitalrente der in gewerbesteuerpflichtigen 
Zankgeschäften und ähnlichen den Creditverkehr und 
geldverlehr vermittelnden Geschäften angelegten 
Fapitalien nach Wahl der Geschäftsinhaber die 
lproc. Rente des aus der letzten Jahresbilanz er⸗ 
jebenden Geschäftsvermögens der Besteuerung zu 
Brunde gelegt werden kann. 
Ausland. 
London, 283. Febr. Ein an den Fenstern 
des Bureaus des Dailyteleg raph erschiene⸗ 
ner Anschlag meldet: Tokar hat sich ergeben 
Der Anschlag enthält weder Details noch ein Datum. 
Petersburg, 22. Febr. Die deutsche Peters⸗ 
hurger Zeitung meldet: Wie es heißt, werden in 
der zur Beglückwünschung des Kaisers Wilhelm 
ibgehenden Deputation des St. Georgen⸗Ordens 
Broßfürst Michael, General Gurko, der Commandant 
des Gardecorps, v. Schuwaloff, und der Comman⸗ 
deur eines Garderegiments sich befinden. 
Die Lage in Tokar. Aus Suaktin wird 
verichtet, daß die Rebellen sich in großer Jahl um 
Tokar zu sammeln beginnen und daß jeder Stamm 
n diesem Theile des Sudan eine gewisse Anzahl 
vaffenfähiger Männer zu diesem Äufgebote eni⸗ 
endet. Wie im Bazar erzählt wird, glaubt Os⸗ 
nan Digma den englischen Vormarschauf Tokar 
nit 830,000 Mann aufhalten zu können. Suakin 
elbst ist ruhig. Die Garnison der Stadt bestehl! 
us 150 Marinesoldaten, 180 Matrosen und 2000 
Negertruppen. 
Lokale und pfalzische Nachrichten. 
*— In seiner letzten Sitzung hat das lan d⸗ 
virthschaftliche Bezirkskomite für den 
vezirk Zweibrücken beschlossen, im laufenden 
Jahre ein landwirthschaftliches Fest mit 
Preisvertheilung abzuhalten. Die Frage, 
wo dasselbe stattfinden wird, ist vorerst offen ge⸗ 
lassen. Gleichzeitig wurden die bisherigen Vorstände 
wvieder gewählt, und zwar Herr Gutsbesitzer Qtto 
Freudenberg zum ersten und Herr Kirchen⸗ 
schaffner Arnold zum zweiten Vorstand. 
*— Wie der „Pf. Pr.“ berichtet wird, gibt 
das Befinden des Landtagsabgeordneten 
für den Bezirk Zweibrücken⸗-Pirmasens, 
des Herrn Bürgermeister Höh in Gerhardsbrunn, 
ju ernsten Befürchtungen Anlaß. Bei demselben 
jat sich nämlich ein schweres Brustleiden eingestellt, 
o daß er schon bei Beginn der gegenwärtigen Land⸗ 
agssession München verlassen mußte und auch so⸗ 
jald nicht in der Lage sein dürfte, sein Mandat 
vieder auszuüben. 
— Kaiserslautern. Die „Pfälzische Presse“ 
chreibt: Die in Frankfurter Bläitern enthaltene 
Nittheilung, „die in der Beschwerdeschrift der Kai— 
erslauterer Gewerbetreibenden gerügten Uebelstände 
eien bereits vor Veröffentlichung der Schrift durch 
die k. Regierung der Pfalz, resp. deren Vertreter, 
derrn Regierungsrath Späth, gehoben worden, so 
»aß das Pfälzische Gewerbemuseum den Gewerbe⸗ 
reibenden nicht mehr wie früher durch Aufsuchen 
yon Arbeiten Concurrenz machen werde,“ ist, wie 
ins mitgetheilt wird, vollstandig aus der Luft ge⸗ 
riffen. Thatsächlich haben sich dis heute weder die 
Regierung noch der in dieser Sache als Vertrete 
genannte Regierungsrath Späth mit dieser Ange— 
legenheit naͤher befaßt, als daß von der Beschwerde⸗ 
schrift der Kaiserslauterer Gewerbetreibenden Kennt⸗ 
niß genommen und die Absicht bekundet wurde, die 
Ursachen der Beschwerde der Kaiserslauterer Ge⸗ 
werbsmeister eingehenden Nachforschungen und Er⸗ 
wägungen zu unterziehen. 
— Speyer, 20. Febr. Gestern Abend gegen 
8 Uhr stürzte sich in einem Anfasl von Geistesver⸗ 
wirrung die Tochter des Hrn. Gust. Müller hier, 
Wittwe des in Heidelberg verlebien Ingenieurs 
deers, aus dem 2. Stock auf die Straße. Die 
Zenannte lebte mit ihren 5 Kindern seit dem Tode 
hres Manaes bei ihrem Vater. Die Unglückliche 
hat durch den Sturz an der rechten Körperseite be⸗ 
»eutende Verletzungen erhalten und befindet sich jetzt 
in ärztlicher Behandlung. 
— Eisenberg, 20. Febr. Heute Nachmit⸗ 
tag halb 4 Uhr wurde aus dem Freiherrlich v. 
Hienanth'schen Weiher zu Eisenberg die Leiche des 
Tagners Heinrich Jung von Alsenborn gezogen. 
Vermischtes. 
F München. An Regieweinen wurden im 
Jahre 1883 im Mü nchener Rathskeller verabfolgt: 
Pfälzerwein 88,321 Flaschen, Pfälzer Auslest 
2817 Flaschen, Affenthaler 21,610 Flaschen, Bor⸗ 
deaux 6450 Flaschen. Der Erlds hiefuͤr betrug 
127,000 Mk. 
FIn Mühlhausen wurde vor wenigen 
Tagen das etwa vier Jahre alte Kind des Hand⸗ 
arbeiters B. in das städtische Leichenhaus gebracht, 
bon wo aus die Beerdigung stattfinden sollte. Der 
Zufall wollte es, daß bald darauf die Leiche eines 
Verunglückten an demselben Orte von einem dor⸗ 
tigen Arzte secirt wurde. Geäußerte Bedenken des 
Friedhofwärters bestimmten den Arzt, an dem 
Kinde einen Aderlaß vorzunehmen. Das Resultaf 
konnte nicht überraschender sein; das Kind wurde 
ins Leben zurückgerufen. Heute befindet sich das⸗ 
selbe vollstandig wohl und munter bei seinen An—⸗ 
gehörigen. 
.Pest, 22. Febr. Das Todesurtheil betreffs 
der Morder Mailath's wurde vom Konige bestätigt. 
Die Hinrichtung erfolgt morgen. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Frankweiler Ella Kohl, in 
Dürkheim Abraham Jon as, Mühlenbesitzer 69 
J. a., in Kaiserslautern Frau Karoline Schlosser 
Bittwe, 49 J. a. in Marnheim Frau Kathatina 
Zahn, geb. Rörig,. 80 J. a., in Ilbesheim Ma— 
riechen, 62 J. a., T.v. Heinrich Bauer, in Ruch— 
heim, Frau Helene Neuberger, geb. Wolf. 
26 J. a., in Zweibrücken, Magdalena Mullet 
Wittwe, 84 J. a., in Landstuhl Adolf Scheunz, 89 
J. alt. 
Ru- M. ιαον veräνννννα — 
Selegraphischer Schiffs bericht. 
Mitgetheilt von Jean Peters in St. Ingberi. 
Das Hamburger Postdampfschiff „Frisia“ 
Cap. Kopff von der Linie der HambucgAmetri⸗ 
kanischen Packetfahrt-Altien-Gesellschaft, welches am 
6. Februar von Hamburg via Havre abging, ist 
nach einer glücklichn Reise am 20. Februar wohl· 
behalten in New⸗VYork angekommen. 
Das Hamburger Postdampfschiff „Wieland“ 
Cap. Hebich von der Linie der Hamburg ·Ameri⸗ 
kanischen Packetfahrt-Akien-Gesellschaft, welches am 
3. Februar von Hamburg via Havbre abging, ifl 
nach einer glücklichen Reise am 19. Februar wobl 
zehalten in New⸗-York angekommen