Full text: St. Ingberter Anzeiger

Werthpapiere, Baargeldbeträge, Mobilien, Urkunden 
u. dgl. (Schuldverschreibungen, Wechsel, Pläne, 
Zeichnungen ⁊c.) — unter näherer Bezeichnung der 
Objekte; i. Bemerkungen. In der Rubrik „Ve— 
merkungen“ sind insbesondere die etwa nebenbei 
zeführten Akten zu bezeichnen und die betreffenden 
Folien oder Seiten der außerdem noch geführten Bücher 
(Hauptbuch, Kassabuch, Kopirbuch ꝛc.) anzugeben. 
Die Rubriken a—4d sind sogleich bei der Empfang⸗ 
nahme des Auftrags auszufüllen, während der Ein⸗ 
trag in die Rubriken e—i erst bei gegebener Ver⸗ 
anlassung zu erfolgen hat. Die Einträge in das 
Geschäftsregister müssen in deutscher Sprache abge⸗ 
faßt und mit Tinte gut leserlich geschrieben sein. 
Dieselben haben, soweit nicht die Einrichtung des 
Geschäftsregisters eine Abweichung mit sich bringt, 
in ununterbrochener Reihen folge ohne Zwischenräume 
zu geschehen. Es darf nichts überschrieben und 
nichts radirt werden. Durchstrichene Worter müssen 
lesbar bleiben. — 4) Das Geschäftsregister muß 
dauerhaft gebunden, im Rücken mit einem scharfen 
Faden durchzogen und mit fortlaufenden Seiten⸗ 
Jahlen versehen sein. Dasselbe muß, bevor es in 
Gebrauch kommt, der Distriktspolizeibehörde vorgelegt 
werden. Findet diese den Einbund und die Seiten⸗ 
zahl in Ordnung, so genehmigt sie die Verwendung 
des Buches, indem sie zugleich auf der ersten Seite 
desselben die Anzahl der Seiten bemerkt und die 
beiden Enden des Fadens mittels amtlichen Siegels 
befestigt. Das Herausnehmen oder Zusammenkleben 
von Blättern, sowie das Einheften neuer Blätter 
ist untersagt. Die Geschäftsregister müssen im 
Geschäftslokale aufbewahrt und dürfen nicht ohne 
Genehmigung der zuständigen Distriktspolizeibehörde 
vernichtet werden. — 5) Gelder, Werthpapiere 
Pretiosen, Urkunden und andere wichtige Schrift⸗ 
ftücke, Pläne oder Zeichnungen u. s. w., welcht 
den bezeichneten Gewerbetreibenden von ihren Auf—⸗ 
traggebern oder für dieselben eingehändigt werden, 
sind, soferne nicht die sofortige Wiederhinausgabe 
zu erfolgen hat, in besonderen Umschlägen oder 
Packeten, welche mit dem Namen des Auftraggeber! 
und der betreffenden Nummer des Geschäftsregisters 
zu versehen sind, wohlgeordnet und vor Beschädig. 
uͤng gesichert aufzubewahren. — 6) Die Wahl. 
sowie jeder Wechsel des Geschäftslokals sind der 
Distrikispolizeibehörde binnen 8 Tagen anzuzeigen 
— 7) Die bezeichneten Gewerbetreibenden sind ver⸗ 
pflichiet, die Beamten und Vollzugsorgane der Po⸗ 
lizeibehörde jederzeit in die Lokalitäten, welche sie 
zum Geschäftsbetriebe benützen, einzulassen, denselben 
auf Verlangen das Geschäftsregister sowie alle son⸗ 
stigen Bücher, Akten und Schriftstücke, dann die 
hinterlegten Gelder, Urkunden ꝛc. vorzuzeigen und 
jeden verlangten Aufschluß über den Geschäftsbetrieb 
zu ertheilen. — 8) Die zuständigen Distriktspoli⸗ 
jeibehörden sind ermächtigt, in einzelnen Fällen bei 
ganz unbedeutendem Geschäftsbetrieb auf Ansuchen 
Erleichterungen in Bezug auf vorstehende Anord— 
nungen zu gewähren. 
— Äuf die Eingabe vermeintlicher Erben Lick 
an das kaiserlich deutsche Reichskanzleramt in Verlin 
vom 1. Januar, um durch dasselbe zu erfahren, 
wo und wann der zu St. Franzisko verlebte James 
Lick, angeblich ein Deutscher, geboren, sowie dessen 
Sterbeakt und eine Abschrift seines Testaments zu 
erhalten, wonach er seinen Nachlaß von über 8 
Millionen Dollars seinen rechtmäßigen Verwandten 
vermacht hat, wurde sofort unternm 3. Januar dem 
Bittsteller durch die geheime Kanzlei des Reichssamts 
erwidert, die Eingabe sei dem Staatstsekretär des 
Auswärtigen Amtes, königl. Staatsminister Herrn 
Grafen v. Hatzfeldt⸗Wildenburg, zur weiteren Ver⸗ 
anlassung und Verfügung übersandt worden. — 
Einer solch schleunigen Besorgung gebührt gewiß 
alle Anerkennung. 
Vermischtes. 
4 In einem Bräuhause zu Regensburg 
hatte ein Gast eine Tasche mit 200 Mk. zum Auf—⸗ 
heben gegeben und sich dann entfernt. Zwei Gauner, 
die den Vorgang beobachtet hatten, schickten bald 
darauf ihren Packträger um die Tasche und erhielten 
sie von der arglosen Bräuerin auch wirklich ausgefolgt 
F Saarburg, 4. Jan. Ein schönes Christ⸗ 
kindchen, wenn auch etwas verspätet, hat eine Frau 
in Wiltingen ihrem Manne am Sonntag gebrachi. 
Dasselbe besteht aus Drillingen, welche recht gesund 
und kräftig sein sollen. (Saarbgr. Kreisbl.) 
F Oberstein, 6. Januar. Freitag Abend 
gegen 11 Uhr kam Eugen Richter, dem, zufolge 
Meldun«c der St. Johanner Zeitung. einige Depu⸗ 
tirte bis Birlenfeld entgegengefahren waren, hier 
an, von einer großen Volksmenge am Bahnhol 
durch Hurrah begrüßt. Die hiesigen Liedertafeln 
zrachten ihm ein solenes Ständchen. Er dankte 
vom Fenster der 1. Etage. Gestern fand im Gast 
hause zur Post die Versammlung von 100 Ver⸗ 
raͤuensmännern der Fortschrittspartei stat, an 
welcher Eugen Richter Theil nahm. Die Ver— 
trauensmäuner berichteten über den Stand der Be—⸗ 
wegung. Auf einem aus dem Bezirke Obersteiu 
gekommenen Vorschlag nahm der Parteitag folgende 
zwei Resolutionen an: 
1. Die Parteiversammlung spricht der parla⸗ 
mentarischen Fortschrittspartei ihren lebhaften Dank 
dafür aus, daß sie für Erhaltung und Ausdehnung 
des geheimen-Wahlrechts kraftig einge— 
treten ist. 
2. Die Parteiversammlung empfiehlt den Ar— 
beitern, Gesellen und allen sonstigen Personen, auf 
welche das neue Krankenkassengesetz Anwendung 
indet, sich zur Verminderung obrigkeitlichen Kassen 
ilsbald freien Hilfskassen anzuschließen bezw 
olche, wo sie noch nicht bestehen, neu zu gründen 
Die Parteiversammlung schloß mit einem Hoch aus 
Rtichter. Nachmittags sprach Eugen Richter in der 
Turahalle vor ca. 15300 Anwesenden. Er sprach 
über den Reichskanzler Fürst Bismarck, über Tabak 
Steuerzahlen, Holzzölle, Eisenzölle, Jagdordnung, 
Militär, Handlungsreisende, das neue Kranken⸗ 
assengesetz und das Unfallversicherungs⸗Projekt, na⸗ 
ürlich auch gegen die Nationalliberalen, dann gegen 
herrn Stumm von Neunkirchen, u. s. w. Nach 
Schluß des Vortrages brachte der Vositzende, Herr 
Vogt von Oberstein, auf S. Majestät den deutschen 
Kaiser und S. königl. Hoheit, den Großherzog von 
Oldenaburg ein Hoch aus, welches begeistert aufge— 
iommen wurde. Gestern Abends 6 Uhr 20 Min. 
verließ Herr Eugen Richter unter Hochrufen mittels 
Bahn unsere Stadt, um nach Darmstadt zu reisen. 
F Dirmingen, 5. Januar. In dem Torfe 
A. machte vor kurzem der Feldhüter folgendes be— 
kannt: Heute Mittag um 2 Uhr sollen sämmtliche 
Schweinsbauern bei den Ortsvorsteher kommen. 
F Wie die „Tr. Ztg.“ vernimmt, ist aus Berlin 
die Entscheidung des Ministeriums betreffs des Baues 
riner Hochwaldbahn bei der Königlichen Re— 
zierung eingetroffen. Von den verschiedenen Pro⸗ 
ekten hat die Linie Trier-Ruwer⸗Zerf-Her— 
meskeil den Vorzug gefunden, und es steht zu 
erwarten, daß dem Landtage eine Vorlage in diesem 
Sinne zugehen wird. Die Kgl. Regierung zu Trier 
zeabsichtigt, “s der gesamten Grunderwerbskosten 
der Sekundärbahn Trier⸗Hermeskeil, welche eint 
Länge von 52 Kilometer haben soll zu übernehmen 
während die Interessenten nur 3 von Grund und 
Boden zu stellen haben werden. 
FStraßburg, 3. Januar. In einem Eisen⸗ 
hahnwagen 2. Klasse, der gestern von Appenweier 
hier einlief, wurden laut „Frb. Ztg.“ von einem 
Schaffner 120,000 Mark Werthpapiere gefunden 
und der hiesigen Bahnhofderwaltung überliefert 
Die Papiere waren englische Besitztitel und konnten 
nur gegen sogenannte Assekuranzlegitimation einge⸗ 
wechselt werden. Der Besitzer hatte übrigens den 
Verlust bald bemerkt und seinen Sohn auf die 
Suche nach den Papieren gesandt. Diesem wurden 
rie inzwischen eingehändigt. Dem redlichen Finder 
wvurde eine Belohnung von 5 (0) Mark zu theil. 
fF (Wucherprozeß.) Die Freiburger Straf⸗ 
kammer hat, wie uns berichtet wird, einen Handels⸗ 
mann zu 2 Monaten Gefangniß verurtheilt, da 
derselbe einen Bauer zur Unterzeichnung einer Schuld⸗ 
urkunde von 1247 Mk. veranlaßte, während die 
Schuld nur 800 Mk. betrug. Er hatte seinem 
Schuldner mit Pfändung gedroht. 
F Iun Donaueschingen wurde aus Würt⸗ 
semberg ein ungarischer Zigeuner eingebracht, der 
wegen eines Mord« verdächtig ist. Da er fürchtete, 
sein Vater und sein Bruder könnten ihn verrathen, 
hat er bei Heilbronn ersteren erschossen, den andern 
ichwer verwundet. Der Verwundete schleppte sich 
nach Donaueschingen. Die Bande, welcher der 
Mörder angehört, fteht wegen Landfriedensbruch in 
Untersuchung und soll in Donaueschingen mit dem 
Verdachtigen konfrontirt werden. 
FStuttgart, 83. Januar. Die Heilung 
des bei dein Raubmordanfall verwundeten Bankiers 
Heilbronner ist so weit vorgeschritten, daß er 
das Spital verlassen konnte. Dagegen ist Oet—⸗ 
tinger immer noch nicht außer Lebensgefahr. 
f Neuwied, 3. Jaruar. Wie sehr Varsicht 
hei Geldsendungen geboten ist, sowohl von Seiten 
des Absenders beim Einpacken als auch von Seiten 
des Empfängers beim Enthüllen, das lehrt folgender 
Vorfall. Ein Geschaftsmann entnahm auf der Poß 
ein Packetchen mit 3000 Mk. Auf dem Wege 
nach Hause löste er die papierne Umhüllung und 
warf sie in einzelnen Fetzen auf die Straße. Auf 
dem Comptoir zählte er nach und fand 2000 M. 
in zwei Rollen à 1000 Mk. Sofortige Nachfrage 
beim Absender ergab, daß eine 1000 Marknote um 
die beiden Geldrollen gewickelt gewesen war, die 
der Empfänger unachtsamer Weise mit jerrissen 
und weggeworfen hatte. Alle Bemühungen, den 
—AR 
Die Nutzanwendung liegt für Jeden klar auf der 
Hand. 
F Worms, 5. Januar. Vorgestern hat man 
im Rhein einen seltenen Fang gemacht. In der 
Lampertheimer Gemarkung wurde ein Wildschwein 
aufgespürt, das sich der Verfolgung durch Flucht in 
den Rhein entzog. Es wurde von einem Dampfer 
todt gefahren und von hiesigen Fischern aufgefischt. 
F Köln, 3. Januar. (Raubmordaffaire.) 
Das geheimnißvolle Dunkel, welches sich über dem 
in unserer Stadt verübten blutigen Verbrechen aus⸗ 
zebreitet hat, will sich noch immer nicht lichten. 
Den unausgesetzten Anstreugungen des Gerichts und 
der Polizei ist es bis jetzt noch nicht gelungen, auch 
nur eine Spur der Thäter zu entdecken. Zwei 
Verhaftete, gegen die sich der Verdacht der Theil— 
nahme an der schrecklichen That erhoben hatte, 
mußten wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Wie 
vir jetzt erfahren, ist beiden Ermordeten (Uhrmacher 
Stockhausen und Mutter) zuerst durch einen gewal⸗ 
igen Schlag mit einem stumpfen Instrument, 
wahrscheinlich mit einem Hammer, der Schädel 
ingeschlagen worden. Die Waffe, mit welcher so⸗ 
dann der Todesstoß erfolgte, wurde mit solcher 
Wucht geführt, daß einer der dem Bernhard Stock⸗ 
jausen beigebrachten Stiche durch die Rippen ging. 
der Mörder muß mithin ein Mensch von außer⸗ 
gewöhnlicher Körperkraft sein. 
F Frankfurt. Etwas ganz „Rares“, ganz 
Apartes“ wird sich, wenn die uns gewordenen 
Mittheilungen sich bestätigen, hier zutragen, berichtet 
»as „Frankf. Journal“. Bekannt ist es, daß in 
Frankfurt das weibliche Geschlecht an Zahl das 
männliche ganz bedeutend übertrifft. Die vielen 
irmen „Mädercher“, die so allein durchs Leben 
saufen müssen, haben schon lange das Bedauern 
einer Anzahl Stammgäste erwechtt, die täglich in 
riner hiesigen feinen Kestauration an ein und dem— 
selben Tische siten und sie haben guten Herzens, 
wie sie sind, in der Sylvesternacht den edelherzigen 
Beschluß gefaßt, ein Mittel zu ergreifen, dieser be⸗ 
angstigenden Jungfrauenvermehrung mit einem ge⸗ 
waltigen Schlage ein Ende zu machen. Man ge⸗ 
langte also einmüthig nach langer parlamentarischer 
Debatte am ersten Tage des neuen Jahres zu dem 
Entischluß, einen solennen „Junggesellenball“ abzu⸗ 
halten. Man hat sich mit gleichgesinnten Kollegen 
und Freunden in Verbindung gesetzt und die Idee 
ist in der That jeßt ihrer Aubführung nahe. 
1500 Einladungen und ebensoviele Tanz⸗Karten 
sollen ausgegeben werden. Einladungen erhalten 
nur Junggesellen und Wilwer im Alter von 25 
bis 45 Jahren und Damen in Begleitung ihrer 
Mütter (Schwiegermütter sind verpönt). Interes⸗ 
sant ist es, daß einer der Arrangeure, ein hiesiger 
bemittelter junger Mann in den 80er Jahren er⸗ 
klärt hat, falls er auf diesem Balle ein Mägdelein 
finden würde, wie er es als Ideal in sich trage, 
die ganzen Kosten des Arrangementt tragen und 
Hochzeit halten zu wollen. 
F Wiesbaden, 4. Januar. Dieser Tag 
traf in Hof ein mit 15,000 Mt. deklarirter Werth⸗ 
brief ein, bei dessen Eroöffnung sich herausstellte, 
daß der Inhalt nur aus Pachpapier bestand. Die 
von der Post angestellte Untersuchung hat nun Fol⸗ 
gendes ergeben: „Fraglicher Brief hat die 135,000 M. 
enthalten, nämlich 14 Scheine 4 1000, einen Schein 
à 500 und fünf Scheine à 100 Mk. Der Brief 
wurde nämlich im Beisein zweier Herren, an deren 
GBlanbwürdigkeit nicht gezweifelt werden kann, ver⸗ 
siegelt und zur Post befördert. Am Bestimmungs- 
orte ergab sich, daß das Werihstück gewaltsam ge⸗ 
offnet, seines Inhaltes beranbt und die vorhande⸗ 
nen fünf Siegel A. Wolter aus rothem Siegellack 
durchbrochen und mit dunklem Siegellack C. U. 
übersiegelt waren.“ 
F (Gegen den unbeerechtigten Ge— 
ba der Fremdwörter.) Den Behörden 
des Großherzoathums Weimar ist ein Erlas