Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Bestellung, welche nicht direkt bei dieser Ausgabe⸗ 
stelle erfolgt, so zeitig eingereicht werden, daß der 
Ausgabestelle, abgesehen von der für die Hin⸗ und 
Rücksendung der Bestellungen erforderlichen Zeit, 
roch vier Geschäftsstunden zur Herstellung der 
gillets verbleiben. 
4 In den siebenziger Jahren wurde im Berner 
Jura ein Mord begangen und ein dieser That 
erdächtiger Mann bald darauf verhaftet und den 
Issisen von Delsberg zur Beurtheilung der gegen 
hn erhobenen Anklage zugewiesen. Die Geschworenen 
Inden diesen Mann schuldig und die Criminal— 
ammer veruriheilte denselben zu 20 Jahren Zucht⸗ 
saus. Nachdem der Verurtheilte dahin abgeführt 
var, munkelte man in der Gegend, er sei unschul⸗ 
pig und nach etwa anderthalb Jahren beschloß der 
Appellations⸗ und Cassationshof des Kantons Bern 
die Rebision dieses Criminalprozesses. Bei Wieder— 
zufnahme der Prozedur zeigte es sich, daß ein ge⸗— 
visser Farine der Thäter sein könnte. Derselbe 
purde mit dem Erstverurtheilten nun ebenfalls vor 
as Delsburger Schwurgericht verwiesen. Bei der 
ieuen Verhandlung wurde Farine der Mordthat 
hhuldig erklärt, der Mitangeklagte dagegen freige— 
prochen. Farine mußte nun in's Zuchthaus wan⸗ 
ern, woselbst er sein Verbrechen mit 20 Jahren 
üßen sollte. Letzter Tage stellte sich nun vor den 
gerichten in Delsburg eine Frau und erklärte, ihr 
Mann, welcher im Prozesse gegen Farine als Haupt⸗ 
elastungszeuge aufgetreten, sei der Urheber des 
MNordes. Sie gab alle Einzelheiten des Falles, so— 
jar die Gründe, welche ihren Mann zum Morde 
dewogen, den Behörden an, mit der Erklärung, daß 
ie ihr Gewissen entlasten müsse. Der Mann dieser 
Frau ist nun zur Haft verbracht worden. 
Pest, 25. März. Gestern Abend war ein 
jeftiges zehnsekundiges Erdbeben in Diakowar. 
viele Häuser und die Pfarrkirche wurden beschädigt. 
der Dom blieb unversehrt. 
Pest, 26. März. Etwa 800 Arbeiter des 
dohlenbergwerkes „Salgotarjan“ stellten infolge von 
lufhetzungen die Arbeit ein. Es kam zu Aus— 
chreitungen, Gendarmerie und Militär stellten die 
Ordnung her. Ein Arbeiter wurde erschossen, vier 
verwundet. Die Arbeit wurde wieder aufgenommen. 
F (Ein kühnes Reiterstück) Von einem 
alten Soldaten, der unter dem am 23. v. Mts. in 
dlagenfurt verstorbenen Veteranen Leopold R. 
. Gröller gedient hat, erhält die „Klagenf. Ztg.“ 
iber ein kühnes Reiterstückchen desselben folgende 
Mittheilung: Gröller garnisonierte kurz nach den 
Befreiungskriegen in einer italienischen Stadt. Seine 
Brigade bestand aus einem schweren und einem 
eichten Reiterregimente. Obwohl der Kanonen⸗ 
onner erst kurz vorher verhallt war, stand der alte 
zopf wieder in vollster Blüthe. Der General— 
Zrigadier hatte früher bei den Kürrassieren gedient 
ind wurde nicht müde, den Offizieren des leichten 
—D 
ind der Zäumuug bei den Kürassieren bis ins 
Inendliche zu demonstrieren. Bei einer solchen 
ßelegenheit erlaubte sich Gröller, für sein leichtes 
degiment und dessen Einrichtungen einzutreten, 
vurde jedoch barsch abgefertigt und zum Rapport 
weordert. Zur bestimmten Stunde öffnen sich ddie 
zlügelthüren des im ersten Stockwerke befindlichen 
dapportsaalez, und in kurzem Galopp sprengt 
Bröller bis auf drei Schritte zum Herru General 
ran, pariert sein Pferd und meldet sich. Der 
Seneral bezwingi seine Ueberraschung, nimmt die 
Meldung an, ertheilt Groller die obligate Nase 
ind entläßt ihn. Dieser aber wendet sein Pferd, 
ieht den Eingang geschlossen, reitet auf die dijfene 
Balkonthür zu, fetzt üder die Balustrade und ver—⸗ 
Iwindet vor den Augen des Generals in die Tiefe. 
Dieser und sein Adjutant stürzen zum Valkom, um 
ich von dem etwa geschehenen uͤnglug zu überzeugen, 
inden aber Mann und Pferd frisch und ge— 
und; ersterer hat hierauf den Gleichmuͤth derloren 
ind ruft: „Aber Gröller, was fällt Ihnen ein!“ 
T,worauf dieser erwidert: „Herr General, ich 
wollte nur zeigen, ob Sattlung, Zäumung, Sitz 
ind Schluß bei den Chevauxlegers wirklich so mise. 
abel sind, als Herr General es zu behaupten be⸗ 
ieben! — Von da ab kam dieses Kapitel nicht 
nehr auf die Tagesordnung. 
F dem Jahre 1770 datirt eine Akte 
— zösischen Parlaments, welche viele Leserinnen 
n Ie dürfte. Es heißt darin: „Wo irgend 
A männlichen Unterthanen Seiner 
aen in das Band der Ehe schlägt mittelst Weiß 
Roth, Parfums, Essenzen kunsilihhe Zahne 
alscher Haare, mit spanischer Watte, eiserner Cor⸗ 
etts, Reifen, Schuhen mit hohen Adsätzen oder 
alichen Hüften wird wegen Zauberei verfolgt und 
die Ehe null und nichtig erklärt. .“ Wenn das 
Hesetz heute noch bestünde, brauchten die Franzosen 
venigstens kein Naquet und kein Ehescheidungsgesetz 
mehr, die Tribunale würden aber nicht fertig werden, 
die Zauberinnen zu richten. 
J.In Stockholm wurde für Frankreich ein 
interseeisches Boot angefertigt, das bereits seine 
Brobefahrt auf dem Malarsee gemacht hat, dasselbe 
st 64 Fuß lang, 6 Fuß breit und mit einer Ma— 
chine von dreißig Pferdekräften versehen. Das 
Schiff bentzt die Form einer Cigarre und soll sich 
Ais zu einer Tiefe von 50 Fuß unter Wasser 
»enken können, in welcher es eine Geschwindigteit 
bon 10 Seemeilen entwickeln kann. Vier Menschen 
tönnen in demselben in dieser Position sechs Stunden 
equem und ohne alle Gefahr aushalten. Ueber 
Wafser sieht mau nur einen kaminähnlichen Cy— 
ainder, der in seinem Hohlraum eine Wendeltreppe 
enthält, auf welcher man in das Schiff gelangt. 
Das submarine Schiff wird von der über Wasser 
chauenden und mit einem starken Glassturze ver— 
ehenen Cyhlinderspitze, von welchem Standpuntte aus 
nan die Wasserflache übersehen kann, gesteuert. 
London, 24. März. Auf der London— 
Lilbury- und Südend-Eisenbahn fand bei der Stepney 
SZtation ein Zusammenstoß siatt, bei welchem 30 
Zersonen verletzt wurden. 
FLondon, 27. März. Die Eröffnung der 
Iygiene-Ausstellung findet am 8. Juni durch den 
srinzen von Wales statt. 
F EGEin edelmüthiger Retter.) Ein 
Weichenwächter Namens Joseph Cliff in Leicester 
ah am Montag Abend, als der Eilzug heraͤn— 
rauste, zwei Kinder zwischen dem Bahngeleise 
pielen. Er ftüczte auf sie zu und fand eben noch 
zeit, sie zur Seite zu schleudern und in Sicherheit 
u bringen; den braven Mann selbst erfaßte die 
otomotwe und zermalmte ihn, so daß er sofort 
ils Leiche am Platze liegen blieb. 
F Madrid, 25. März. Gestern begann hier 
n Appel-Instanz die Verhandlung gegen 15 Mit— 
zlieder der „schwarzen Hand“, welche wegen der zu 
-Ende 1882 in Andalusien verübten Mordthaten 
»om Gerichtshof in Jerez verurtheilt worden waren, 
ind zwar sieben zum Tode und acht zu siebzehn⸗ 
ähriger Kettenhaft. In Lissabon hat man gestern 
einen Obersten namens Gonzalez und neun andere 
in den vorigjährigen Aufstand von Badoloz ver—⸗ 
vickelte Spanier verhaftet; diese Leute sollen aus 
Pertugal ausgewiesen und die Rückkehr soll ihnen 
»ei Strafe verboten werden. 
F Moskau, 26. März. Auf dem Eise des 
Hdoskwaflusses, fand man vorige Woche die Leiche 
»es 7fachen Millionärs Ssuschkin mit einem kost⸗ 
aren Pelz, goldener Uhr und einer unbedeutenden 
veldsumme. Ssuschkin soll in einem anrüchigen 
Vergnügungslokal“ erwürgt und ausgeraubt sein. 
FGpanitksin einer Badeanstalt.) Wie 
»ie „Nowoje Wremia“ meldet, war die isrealitische 
Zadeanstalt in Elisawetgrad vor einigen Tagen der 
Schauplatz einer furchtbaren Panit, die glücklicher⸗ 
veise außer einigen Verletzungen keine Menschenopfer 
zur Folge hatte. In der Frauenabtheilung des istae— 
itischen Bades der genannten Stadt verdreitete sich 
lötzlich zu einer Zeit, als 150 Frauen und Kinder 
adeten, das falsche Gerücht, daß in der anstoßenden 
Männerabtheilung eine Feuersbrunst ausgebrochen 
sei. Die Rufe,Feuer, es brennt:“ riefen unter den 
dadenden Frauen einen derart panischen Schrecken 
jervor, daß Alles aus den Wannen sprang und 
uinbekümmert um die Kostümlosigkeit sich zu dem 
inzigen Ausgange wie wahnsinnig stürzte. Die 
große Menschenmenge bildete einen föormlichen Knäuel 
und verrammelte den Ausgang. Ein großer Theil 
der Frauen warfen ihre Kinder durch die gewaltsam 
nufgerissenen Fenster auf die Gasse und suchten 
uuf dieselbe Weise ihr Leben zu retten. Das gräß⸗ 
iche Stöhnen, Jammern und Wehklagen der Frauen 
ind Kinder riefen einige Polizeibeamte herbei, welche 
nach schhwerer Mühe in das Innere des Bades ein⸗ 
rangen und nach größerer Anstrengung die furcht⸗ 
ar erregten Frauen beruhigten. Mehrere Frauen 
rhielten in dem Gedränge leichte Verletzungen, 
mdere kamen blos mit dem Schrecken davon. Da 
n dieser Verwirrung der größte Theil der Kleidungs— 
tücke abhanden gekommen war, mußten die Frauen 
n der sonderbarsten Umhüllungen nach Hause ge— 
racht werden 
FGundert Nachkommen) Am 17. 
Februar d. J. starb in Pirlita, einem Dorfe in 
der Nähe von Saitschar in Serbien (bekannt durch 
den im Herbste vorigen Jahres daselbst ausgebrochenen 
Aufstand) ein Bauer im Alter von 111 Jahren, 
welcher eine Wittwe im Alter von 105 Jahren 
zurückließ. Der Verstorbene war 87 Jahre verhei— 
rathet und hinterläßt gegen hundert Nachkommen, 
inter denen eine Enkelin bereits Großmutter ist. 
Basilije Predow, dies war sein Name, erfreute sich 
tets einer guten Gesundheit, trank regelmäßig, aber 
n geringen Quantitäten Wein seines Heimathlandes. 
„Sein Tod erfolgte während des Schlafes. In den 
triegen, welche Serbien gegen die Türkei zu seiner 
Zeit führte, focht er an der Seite des serbischen 
Nationalhelden Haiduck Velko. 
Daß Jemand eine bedeutende Erbschaft aus— 
chlügt, dürfte in der That noch nicht dagewesen 
sein. Ueber diesen seltenen Fall wird aus 
Lincinnati geschrieben: Ein früher hier ansässiger, 
veiland sehr vermögender Kaufmaun, war durch 
Trunksucht und Spiel von Stufe zu Stufe ge⸗ 
unken, und hatte endlich Aufnahme in einem 
Urmenhause unseres Staates gefunden Vor Kurzem 
varf ihm nun Fortuna eine Erbschaft von 200,000 
Mark in den Schooß, aber er schlug sie aus. „Sie 
komme zu spät“, meinte er, „er ziehe es mit seinen 
73 Jahren vor sein Leben im Armenhause zu be⸗ 
chließen. Die Erbschaft fällt nun seinen Kindern 
zu, die sich sämmtlich in geachteten Lebensstellungen 
befinden. 
F Ein Abonnent schreibt der „Fogr.“: 
Ein unfehlbares Mittel, selbst gegen den stärksten 
Durchfall, ist folgendes: Mau löse ein Stückchen 
Alaun von Erbsengröße in einem Schnapsgläschen 
vyoll Wasser auf und trinke es. Wenn nöthig, 
wiederhole man dies nach einer halben Stunde, 
vas aber selten nöthig sein wird. Haben Kinder 
Durchfall, so löäse man etwas Stärke, die man zum 
Ztärcken der Wäsche gebraucht, oder arabischen 
ummi in Wasser auf und gebe es zum Trinken. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Lingenfeld Georg Diebold, 
Bahnwart; in Kalkofen Jakob Blanck 4., 33 J. 
a.; in Dürkheim Philipp Spatz, 713. a.; eben⸗ 
daselbst Wilhelm Seel, 6 M. a.; in Freinsheim 
donrad Reibold, 72 J. a.; in Beindersheim 
Frau Anna Hafner, geb. Herkelrath, 23 J. a. 
in Gimmeldingen Albinus Strauch, 1514 3. a. 
in Kaiserslautern Wilhelm Schütz, früher Schlosser⸗ 
meister, 64 J. a.; in Zweibruͤcken Frau Louise 
Schwarz, 294 J. a.; in Frankenthal Ludwig 
Wilhelm db. Traitteur, k. Hypothekenbewahrer 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 27. März. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmarkt.) Weizen dO M. 50 Pf., Korn 7 M. 97 pf., 
Spelz 0O M. — Pf., Spelzkern — M. — Pf., Dinkel 
M. — Pf., Mischfrucht O M.— Pf., Hafer 6 M. 
36 Pf., Erbsen O M. — Pf., Wicken 10 M. 73 Pf., 
Herste zweireihige O M. — Pjf. vierreihige ⸗— M. — pf. 
dartoffeln 1.M. 70 Pf., Heu s M. 20 Pf., Stroh3 M. 
10 Pf., Weißbrod 12/3 Kilogr. 52 Pf., Kornbrod 3 Kilo 
32 Pf. Gemischtbrod 3 Kilogr. 77 Pf. paar Weck 90 Gr. 
3 Pf., Rindfleisch J. Qual. 60 Pf., II. Qual. 56 Pf., Kalb⸗ 
leisch 50 Pf. Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 80 Pf. 
Homburg, 26. März. (Fruchtmittelpreis und Viktu— 
lienmarktt.) Weizen 9 M. 88 Pf. Korn 7 M. 66 pf., 
Spelzlkern — M. — Pf., Spelz d M. — Pf., zGerjte 
reihige O M. — Pf., Gecste Kreihige — M. — Pf., 
hafer 6 M. 95 Pf., Mischfrucht 8 M. 09 Pf., Erbsen 
— M. — Pf., Wichen 0 M. — Pf., Bohnen 0 M. 
— Pf.Kleesamen — M. — Pf., Kornbrod 16 Pfund 
60 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf., Ochsenfleish — Pf., 
Rin dfleisch 50 Pf., Kalbfleisch 50 Pf., Hammelfleisch — Pf. 
Kaiserslautern, 25. März. (Fruchtmittelpreis und 
Biktualienmarkt) Weizen 9 Mi. 83 Pf., Korn 7 M. 
53 Pf., Spelzkern — M. — Pf., Spelz 6 M. 89 Pf., 
Gerste 6 M. 53 Pf. Hafer 6M. 77 Pf. Erbsen O M. 
— Pf., Wicken O M. — Pf., Linsen — M. — pf. Klee— 
samen — M. — Pf. Schwarzbrod 6 Pfund 706 Pf., 
3 Pfd. 35 Pf., Gemischtbrod 3 Pfund 40 Pf., Butter pro 
bfd. 1.04 —0,00 M. Eier per Dzd. 60 Pf., Kartoffeln per 
Zentner 1M. 80 bis 0O M. — Pf. Stroh 8 M. — Pf. 
his 3 M. 23 Pf., Heu pro Ctr.3 M. 20 Pf. 
Für die Redaktion verantiarttlich: F. X. Demetz. 
Unmittelbar vor dem 22. März erschien eine 
Biographie des Kaisers von dem als Votiksschrift- 
teller bekannten Straßburger Bibliothekar Dr. 
Hottinger. Dieselbe schildert das Leben des Kaisers 
neist mit dessen eigenen Worten oder mit Worten 
yon Zeitgenossen, hält fich von allem konfessionellen 
zolitijchen Hader fern und hat 37 so köstliche Illustra⸗ 
tionen, daß sich Herz und Auge wahrhaft daran 
exrfreuen muß. Wir glauben nicht, daß irgend je— 
mand es bereuen wird, wenn er für diese prächtig 
rusgestaitete Schrift 30 Pfa. verausgabt.