Full text: St. Ingberter Anzeiger

an die beir. Person übertrug, ist uns unbekannt. 
Ebenso konnten wir nicht erfahren, ob der weibliche 
Hemeindediener mit diesbezüglicher Uniform und 
eiwa, wie es häufig üblich, mit Seitengewehr ver⸗ 
sehen ist. Bei öffentlichen Versteigerungen soll aber 
auch diese Dienerin des Ortes als Ausruferin fun⸗ 
giren. Jedenfalls muß sie darum mit einer ge⸗ 
läufigen Zunge und brillanter Stimme versehen 
sein. Ja, sogar bis vor gar —XV—— 
die Betreffende auch die Nachtwächterin des Dorfes 
und darum das „pfiffigste“ Frauenzimmer (denn 
hier zu Lande pfeift nämlich der Nachtwächter die 
Stunden) desselben gewesen. Sind das nicht pa⸗ 
friarchalische Zustande? GEFIrtth. Tgbl.) 
die Verleger des, Annweiler Wochenblattes 
haben sich in Gant erklärt. 
Die Vormusterung der Pferde in Speyer 
am Samstag sollte nicht ohne Unglücksfall vorüber⸗ 
gehen. Der Glaser Fried. Eckrich von Schifferstadt 
Pollle sein Pferd dahin führen; auf dem Wege in 
der Nähe des Rinkenberger Forsthauses wurde 
das Thier scheu und der gerade hinter ihm gehende 
Sohn des Genannten, 15 Jahre alt, erhielt einen 
Schlag an den Kopf, daß er als todt vom Platze 
getragen wurde. Nachdem ärztliche Hilse in An— 
spruch genommen war, gab der Schwerverletzte noch 
debenszeichen von sich. Die Wunde soll gefährlich 
sein und wird an dem Aufkommen des Verunglück⸗ 
ten gezweifelt. 
Ludwigshafen, 22. April. Ihre Maje⸗ 
dät die Kaiserin von Oesterreich hatte gestern in 
Begleitung der Erzherzogin Valerie einen Ausflug 
naach Worms gemacht, wo sie den Dom, die Lieb⸗ 
frauͤenlirche, das Museum und das Luther⸗Denkmal 
besichtigte. Die Verwaltung der badischen Bahnen 
hatte der hohen Frau, die im strengsten Incognito 
reiste, einen Salonwagen zur Verfügung gestellt, 
weicher den betreffenden fahrplanmäßigen Zügen 
angehängt wurde. 
Von den Sammelgeldern für das bah erische 
Landesdenkmal bei Wörth ist in Schuld— 
urkunden der bayerischen Hypotheken- und Wechsel⸗ 
bant, bezw. der kgl. Bank, bis jetzt ein Betrag von 
10,600 Mt. verzinslich angelegt. 
F Lahr, 19. April. Heute starb hier in dem 
hohen Alter von 93 Jahren der auch in weiteren 
—DD „Lahrer 
hintenden Boten“, Hr. Johann Heinrich 
Beiger. 
F Am 17. April kam auf dem Rhein bei 
Düfsseldorf ein Schiff (Eisfloß) mit 40,000 
pmm Eis aus Norwegen an, welches dort vermittelst 
des Dampfkrahnens bei Tag und Nacht dauernder 
Arbeit in zehn Tagen ausgeladen werden muß. 
Diese Masse Eis hat aber eine solche Abkühlung 
herborgerufen, daß der dortige Hafen innerhalb der 
Langkribbe so fest und glatt zugefroren ist, daß die 
Schuljugend sich darauf herumtummelt, ein Anblich, 
den wohl bisher noch niemand dort im halben April 
je gehabt hat. 
FWien, 22. April. Heute früh fand die 
Hdinrichuung Hugo Schenks und Schlossareks im 
Hofe des Landgerichtsgebäudes statt. Beide Delin⸗ 
juenten empfingen gestern die Sterbesakramente. 
Schlossarek nahm Abschied von seiner Frau und 
einem vier Monate alten Kinde; die Nacht durch 
vachten beide, Schent schrieb immerfort Briefe. Im 
dofe, wo 200 Zuschauer anwesend waren, waren 
wei Galgen derart aufgerichtet, daß ein Delinquent 
en andern nicht sehen konnte. Um 7 Uhr wurde 
Zchlossarek vorgeführt; er war gebtochen und ging 
mühevoll die wenigen Schritte, weinte und taumelte 
heim Anblick des Galgens. Als die Henkersknechte 
an ihm die nöthigen Vorbereitungen trafen, schrie 
er mit durchdringender Stimme: „Verzeiht mir, 
jebe Christen, Gott verzeihe mir meine schweren 
Sünden, nimm meine Frau in Schutz, ich bin ver⸗ 
sucht auf Erden!“ Der Geistliche sprach ihm 
Trost zu. Der Tod trat nach 7 Minuten 45 Se⸗ 
unden ein. Zwei Minuten später wurde Hugo 
—Schenk vorgeführt. Er war leichenblaß, seine Hal⸗ 
ung aufrecht, ein verzerrtes Lächeln umspielte seine 
Aippen. Er schaute festen Blickes den Galgen an, 
prach leise mit dem Geistlichen und sagte zum 
Scharfrichter: „Bringen Sie einen letzten Gruß 
neiner armen Frau.“ Bei ihm trat der Tod nach 
faum 3 Minusen ein. Der Geistliche hielt eine 
Ansprache und damit war der Akt nach 20 Minu⸗ 
en beendigt. — Hugo Schenk schrieb in letzter 
Zeit viele Gedichte; in einem —XD 
aiser, er möge Josepha Eder begnadigen. 
4 Macon, 22. April. Die Weinber 
des Maconnais wurden diesen Morgen 
inem so harten Froste betroffen, daß der Sched⸗ 
nuf mehrere Millionen geschätzt wird. 
London, 22. April. Heute früh fand j 
Ipswich und mehreren anderen Orten der östlich 
Grafschaften eine ziemlich starke Erderschütun 
ung statt. Erheblich heftiger war dieselbe in Co 
chestet, wo auch ein starkes unterirdisches Gei 
alle Gebäude in zitternde Bewegung brachte; ein 
große Anzahl Schorusteine ist eingestürzt und — 
150 Fuß hoher Kirchthurm zusammengehrocht 
Die Erderschütierung dauerte 30 Sekunden. D 
iußerst beunruhigende Bevölkerung eilte auf d 
Straßen und ins Freie. Menschenleben sind nie 
berloren gegangen. 
F In Rangoon (Birmah) wũthete, wie e 
Telegrainm aus Calcutta vom 19. April mehdt 
zwei Tage hinduich eine furchtbare Feuersbrunß 
Der angerichteie Schaden wird auf 1,200, 000 Pfum 
Sterling (über 24 Millionen Marh) geschätzt. Ror 
goon ist betanntlich der größte Reisstabelplat der En 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Würzburg Frau Klara Rite 
Jeb. Lossen (Wittwe des Apothekers R. in Kaiser 
jautern); in Speyer Melchior Rückert; in Kaiset 
autern Frau Karolina Anthes, geb. Ender, v 
J. a.; in Dannenfels Jakob Emig, Gastwirth 
n Pirmasens Johannes Centner, 46 J. a. 
bendaselbst Frau Salomea Hoch, geb. Knieriehn 
78 J.' a.; in Dürkheim Marlin Sieb, 18 J. a. 
n Kaiserslautern Wilhelm Orth, 48 J. a.; 
Zweibrücken Lina Chrischilles, geb. Eisenmend 
34 J. a. 
Fur die Redaktion veranwortlich: F. X. Demes 
Telegraphischer Schiffsbericht. 
Mitgetheilt von Jean Peters in St. Ingbert. 
Das Hamburger Postdampfschiff „Vohemi 
Fap. Karlowa von der Linie der Hamburg-Ame 
tanischen Packetfahrt- Aktiengefellschaft, welches a 
2. April von Hamburg via Havre abging, ist uo 
einer glücklichen Reise am 18. April wohlbebolb 
in New⸗York angekommen. 
Das Postdampfschiff „Belgenland“ Capil 
Stockes der Red Siar Line, am 5. April von V 
werpen abgegangen, ist nach einer —XL 
am'“ 18. April wohlbehalten in New-ork en 
kommen. 
Vermischtes. 
pAmberg, 22. April. Die Generalver⸗ 
sammlung der Katholiken Deutschlands 
indei im September in Amberg Statt. 
P In der Nähe Freisings wurde am Sonn⸗ 
ag von einem I8jährigen Mädchen und deren 836⸗ 
jährigen Geliebten ein armer Handwerksbursche, bei 
dem beide Geld vermutheten, auf schreckliche Weise 
ermordet und ausgeraubt. Der Raub bestand aus 
1 Mt. 60 Pfg., in welchen sich das würdige Paar 
mit je 80 Pfennig theilte. Die Thäter sind in 
die Frohnfeste nach Freising eingeliefert worden. 
Bekanntmachung. 
Gemäß Erlasses der hohen k. Regierung 
der Pfalz, Kammer des Innern wird 
in St. Ingbert, im Mühlenecken, 
aim Montag, den 12. Mai d. J., 
Vormittags um 8 Uhr die 
pferdevormusterung 
borgenommen. 
Die Vorführung der Pferde zur 
Vormusterung ist eine gesetzliche Pflicht 
und werden diejenigen Pferdebesitzer, 
welche versäumen sollten, dieser Pflicht 
nachzjukommen, nach 8 27 des Gesetzes 
üher die Kriegsleistungen vom 13. Juni 
1873 bis zu 150 Mik. Geld bestraft. 
St. Ingbert, den 22. April 1884. 
Der Bürgermeister: 
Custer. 
Schuh-Verkauf. 
Morgen, Freitag, den 25. April 18834, Morgens 9 Uhr in de 
girihschaft don Peter Heusser Wib. in St. Ingbert, wird 
eine größere Parthie Herren-, Damen— 
und Kinderschuhe 
uus der Concursmasse Joh. Just jun. gegen sofortige Baarzahlung verkauf! 
Stt. Ingbert, 24. April 1884. 
Holzkohlentransport 
Aus den Waldungen der Heb 
Gieb. KKramaér wird für den! 
fenden Sommer der Transporhe 
itca 3300 Etr. Holzkohl— 
auf dem Submisssonswege an j 
Wenigstbietenden abgegeben. Die di 
hezüglichen Eingaben wollen bis San 
iag, den 26. April vor 12 n 
Mittags bei Unterzeichnetem dedon 
werden. 
Die näheren Bedingungen lien 
im Forsthans zur Einsicht offen. 
Ic i sa etter· 
Oherförstet. 
IVIE 
Concursverwalter. 
—— — — — — 
Empfohlen zum Abonnement; 
Straßbure MNost“ 
lherausgegeben von dem Verlage der Koölnischen Zeitung.) 
Angesehenste und verbreiteiste Zeitung des Reichslandes. 
Täglich 7weimal erscheinend. 
Besondere Berücksichtigung der Pfälzer Verhältnisse. 
Abonnenentspreis pro Mai und Juni 
Ic. R. A 
bei allen deutschen Postanstalten (MRr. 44584 des Postzeitungs Katalogs.) 
Wirksames Insertions-⸗Organ für Kurverwaltungen, 
Pensionen⸗ Hotels ꝛ2c. 
Anzeigenpreis pro Zeile 25 8. Bei öfterer Einrückung entsprechender Rabat 
Die Expedition der Straßburger Post. 
Straßburg i. E., Thomannsgasse 19. 
Einige Beet Wiese 
im Almem sind auf mehrere Jahe 
verpachten. Näheres bei Einneh 
Lüuͤtzel hier 
Ich halte stets im Anbruch: 
Nürnberger Ochsenmaulsalat 
per Pfd. 50 Pfg. 
Berliner Rollmöpsfe 
per. Stück 10 Pf. 
Russ. Sardinen 
per. Stück 5 Pf. 
Auch empfehle Handkäse, Lim⸗ 
burger Käse und feinen Ta⸗ 
fel⸗Senf. 
IOS. LoOSt. 
Ein braverJ 
in braver Junge 
ann bei dem Unterzeichneten in die 
dehre treten. 
Zwei Zimmer 
im Hinterhause an eine einzelne pPr 
oder stille Familie um mäbigen r 
zu vermiethen. 
Näheres bei 
Frau J. J. Fiack —xV—— * 
Vierzig Heftehe 
Komisch-·humoristische Vorba 
Neiwermehrter Abaruck. Sehr J 
har und von erprobter Wirtu 
pleis für alle 40 Hostchen 8o 
Gegen 90 Pf. in Briefmarken fra 
usendung von der Rorner 
m Vesu 
Wormser Brauer-Akadeémioe. 
J. J. Fiack ir. 
Sauttier 
3eginn des Sommercursus am 1. Mai. Programme und Auskunft zu erhalten dure 
ie Direction 
NDr, Schneider. 
Druck und Verlag von F X. Demetz in 
DNt. 
Inqbero