t. Jagberter Anzeiger
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
* St. Ingberter Auzeiger“ erscheint woͤchentlich funfmalz: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungt
glatt und Sonutags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 AM 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.M 75 4, einschließliqh
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M 82.
Für die Monate Mai und Juni
nehmen die Postanstahten, die
susträger und die Erpedition Bestel—
lungen auf dieses Blatt entgegen.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
München, 24. April. In der soeben er—
chienenen Nr. 20 des Gesetz. und Verordnungs—
lattes ist das von Sr. Maj. dem König am 21.
3. Mis. allerhöchst sanktionirte Gesetz, die Lan—
eskultur-⸗Rentenanstalt betreffend, zur
gublikation gelangt. Nach dem Gesetze werden
rierprozentige Staatsschuldverschreibungen (Landes-
ultur⸗Rentenscheine) im Betrage von zwei Millionen
Mark ausgegeben und können Darlehen bis zu dem
leichen Betrage für landwirthschaftliche Culturun⸗
ernehmungen gewährt werden. Für solche Dar⸗
then wird vom Schuldner ein Zins von 3824 Proc.
zeleistet. Neben dieser Verzinsung obliegt dem
Schuldner eine Kapitalstilgung von Us Proc. per
zJahr. Mit Entrichtung der sich hienach ergebenden
dandescultur⸗ Rente von 424 vom Hundeit während
der Dauer von 58 Jahren wird die Schuld an
dapital und Zinsen getilgt. Das Gesetz tritt üb⸗
ziigens am 1. Juli d. J. in Wirksamkeit und es
»dnnen erst von da an Darlehen vollzogen werden.
Vom Bayerischen Kriegerbund. In
er Invalidenangelegenheit erinnert der
Veleran“ daran, daß es die Bayern waren, welche
u dieser Sache den ersten Anstoß gegeben haben.
er sagt:
Wir sind genöthigt, auf diese Angelegenheit, je
nehr sich dieselbe einer befriedigenden Löosung zu
aühern scheint, wiederholt zurück zu kommen. Wir
müssen das thun, weil es sich um die Priotität
arüber handelt, wann, wo und von wem die in
Frage stehende Angelegenheit angeregt worden wäre.
Zunachst müssen wir feststellen, daß, seitdem das
Zundesunterstützungswesen an der Spitze der Ge—
chäftsaufgaben des „Bayerischen Veteranen⸗, Krieger⸗
und Kampfgenossenbundes“ steht, und namentüch,
seitdem in jedem einzelnen Falle ein förmliches Er—
xbungsverfahren über die Krankheitsursachen und
ꝛie sonstigen Umstände, insbesondere auch bei den
Unterstützungsansprüchen, welche von Invaliden des
Feldinges 187077 1 erhoben worden, siautfindet. —
ait geraumer Zeit, seit Jahren namlich, die Ueber⸗
eugung feststeht, daß der Termin vom 20. Mai
1875 — wie er als äußerster Zeitpuntt, um mit
bensionsansprüchen an den Reichsinvalidenfonds
ehen zu können, fixirt worden ist, sich als ein viel
zu früh gegriffener Präjudizialtermin ergeben hat,
ind daß hundertfältig der Umstand nachgewiesen ist,
ꝛaß die Krankheiten, in deren Folge ein Bittsteller
hülssbedürftig erst nach dem bezeichneten Termine
usgebrochen find und gleichwohl in ursächüchem
zusemmenhange mit den ausgestandenen Feldzugs-
lahazen siehen und gestanden haben.
an der Gründlichkeit, mit der auf den
un hener Delegirtentagen das Unterstützungs—
en des Bundes behandelt worden ist, und dei
9 großen Ausdehnung, welche das bayerische
hitungewesen genommen hat, hat es nicht
lonnen, daß sich die öffentliche Meinung der
nenheit bemächtigt hat. So entstand der
achte Antrag desReichstaas- und Landtans⸗
Montag, 28. April 1884.
—19. Jahrg.
abgeordneten Groß in Lambsheim, der in einer
im Jahre 1883 sftattgehabten Reichstagssitzung in
ziemlich kurz gehaltener Weise ad acta gesprochen
worden ist.
In Süddeutschland war aber die Agitation in
Fluß gekommen und es währte nicht lange, bis von
der Pfalz aus (nämlich von deu Herren Hermann
Kayser, Präsidialmitglied des „Bayerischen Ve—
teranen⸗, Krieger- und Kampfgenossenbundes“ und
Dr. Schmidt, Vorstand der „Pfälzischen Kampf⸗
genossenschaft'“ ein Antrag an den Delegirtentag
des gedachten Bundes gebracht wurde mit der Bitte,
ain Seine Majestät den König von Bayern die
allerunterthänigste Bitte dahin zu richten, daß die
Bevollmächtigten Bayerns im deutschen Bundesrathe
»eauftragt würden, an geeigneter Stelle die gestellte
Bitte in unterstützendem Sinne zu vertreten.
In seiner Sitzung vom 26. August 1883 hat
der 181 Vertreter zählende Delegirtentag diesen
Antrag einstimmig zum Beschlusse erhoben, in
Folge dessen durch das Präsidium des „Bayerischen
Leteranen⸗, Krieger⸗ und Kampfgenossenbundes“ die
Ungelegenheit auf dem Petitionswege an Seine
Majestät den König Ludwig II. zu allergnädigst
weiterer Verfügung gebracht worden ist.
In der hochwichtigen Frage ist nun von behörd⸗
licher Seite (in ganz Deutschland) allgemeine Er⸗
jebungen veranlaßt worden. Kr. 3.)
Berlin, 26. April. Die vereinigten Vor—
tände der nationalliberalen Partei des Reichstags
und des Landtags beschlossen, den nationalliberalen
Parteitag auf den 8. Mai nach Berlin einzuberufen.
Berlin, 26. April. Die Sozialistengesetz-
ommission trat heute auf Antrag Richters zunächst
in die Berathung der zweiten Resolution Windt⸗
jorst's, betreffend den Verkehr mit Sprengstoffen
in. Dieselbe wurde in einer von der deuischfrei⸗
—IX
senommen, wobei Staatsminister Bötticher die bal⸗
dige Einbringung eines von der preußischen Staats⸗
regierung geplanten Gesetzentwurfs bei dem Bundes⸗
rath in Aussicht stellte.
Berlin, 27. April. Der Kaiser empfing
Jeute Vormittag den bayerischen Bundesbevollmäch⸗
igten, Minister Freiherrn v. Crailsheim, in längerer
Audienz.
können, daß mithin das Gerede jedes thaisächlichen
Grundes entbehrt. (3. 3.)
— Anwaltskammern. Nach den jüngst
vollzogenen Wahlen besteht der Vorstand der An⸗
waltiskammer Zweibrücken aus den Herren: Ed. Rosen⸗
berger in Zweibrücken, Vorsitzender; Hub. Horn in
Frankenthal, stellvertretender Vorsitzender; Ant. Gebhart
in Zweibrücken, Schriftführer; Hch. Gießen in Zwei⸗
brücken, stellvertr. Schriftführer; Friedrich August
Mahla in Landau, k. Rath; M. Hatry in Kaisers⸗
autern, Joseph Neumayher in Kaiserslautern, Ph.
deintz, k. Rath in Frankenthal und Jak. Keller in
Landau.
— Metzger Starke in Pirmasens wurde
dom kgl. Landgerichte Zweibrücken wegen Zusatz
don Stärkmehl zu seinen Würsten mit 30 Mark
Beldstrafe belegt.
— Hr. Fabrikant G. Engelmann è in Neu—
adi hatte das Glück, vorige Woche einen Wür g⸗-
zalken zu schießen; derselbe mißt 70 Centim.
uid hat eine Flugweite von 180 Centim. Der
Raubvogel muß sich in die Pfalz verirrt haben, da
)rieser Falke sonst nur im Südosten von Europa,
owie in Kleinasien, Persien ꝛc. verbreitet ist.
— Dieser Tage wurde der beliebte Arzt Herr
dr. Brenner zu Burweiler, Schwiegersohn
)es Herrn Anwalt Louis, ein noch junger und erst
urze Zeit verehelichte Mann, vom Schlage ge⸗
froffen und liegt bedenklich darniedr.. *
— Edenkoben. Seit einigen Tagen ist
auf der kgl. Villa Ludwigshöhe auch ein Schloß—
vart stationirt. Derselbe, aus München kommend,
hat den Mittelban als Wohnung bezogen.
— In Amerikagestorbene Pfälzer.
dinricks Katharina, geborene Bantz, aus Berqzabern,
stheinbayern, 36 J. a., gest. am 26. Februgat
1884, New-⸗Orleans, Louisiana. Hoffmann Katha⸗
ina aus Waldmohr, Rheinpfalz, 96 J. a., gest.
O. Februar 1884. Marine Cith. Michigan.
Vermischtes.
F.München, 25. April. Das Schwurgericht
München l hat den 23 J. alten Commis Eduard
Lottenburger von Vohenstrauß, dessen Eltern hier
vohnen (der Vater ist Hausmeister im katholischen
dasino der Max-Vorstadt), wegen Verbrechens des
Versuchs zum Verbrechen des Mordes und Ver—
brechens des Raubes sowie mehrerer Diebstahls⸗
derbrechen zu 12 Jahren Zuchthaus verurtheilt.
d. hatte u. A. am 5. Febr. d. I. den bekannten
Raub im Brand'schen Bankgeschäft hier ausgeführt
und dabei auf den Commis Hüsam geschossen, je—
doch ohne zu treffen.
GOie schlaue Wittwe und der pfif—
fige Freund.) Aus einem Dorfe in der Nähe
Sittens in der Schweiz erzählt unter obigem Titel
zie „N. G. du Val“ eine recht fragwürdige Ge—
chichte, die sie als volllommen wahr ausgiebt. In
enem Walliser Dorfe starb ein Ehemann, ohne ein
Testament gemacht zu haben; so wäre die Wittwe
um einen großen Theil des hinterlassenen Vermögens
jekommen. Nun wendet sich die Frau an R., einen
Freund ihres Mannes; derselbe kommt, legt fich
ins Bett des Verstorbenen, nachdem die Leiche für
die Zwischenzeit in den Keller iransportirt worden,
und“ diktirt dem herbeigerufenen Notar, der ihn
natürlich nicht kennt, mit sterbender Miene das
Testament, worin der Wittwe des Ehemanns alle
Büter vermacht werden, ausgenommen eine schöne
zroße, oberhalb des Dorfes gelegene Wiese, welche
der pfiffiage Testator sich selbst wegen seiner großen
— ———
Ausland.
Madrid, 26. April. Imparcial meldet die
Verhaftung einiger Offiziere und Unteroffiziere in
Barcelona. In Cordova wurde ein Gensdarmerie⸗
stapitän in Cadix wurden vier Cipilyersonen ver⸗
aftet.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St Ingbert, 28. April. Dem Verneh—⸗
men nach werden für dieses Jahr mit dem Schlusse
des laufenden Monats die Entwässerungsarbeiten
im Tunnel zwischen hier und Hassel eingestellt.
*— Am nächsten Mittwoch, 20. ds. Mts.,
vird in der Pfalz die erste allgemeine Kon—
erenz für das Lehrerpersonal an den Volksschulen
ibgehalten. Für das Bezirksamt Zweibrücken fin⸗
det dieselbe im Fruchthallsaale zu Zweibrücken statt.
— Zweibrücken, 26. April. An der in
der gestrigen Nr. abgedruckten Mittheilung der „Sp.
Zztg.“ über die Thäterschaft bezüglich der 1874
y»erübten ruchlosen Verstümmelung unserer Frie⸗
»enslinden ist wahr, daß der betr. entlassene
Hefangene wohl das Gerede hier verbreitet, bei
ffizieller Befragung durch den Herrn Polizeikommis⸗
är aber beine Nonhen nicht hat aufrechterbalten