»l. Jugherter Auzeiger
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inagbert
— „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donunerstag, Samstag und Sonntag; 2mal woͤchentlich mit Unterhaltungs
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 14 60 ⸗ einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 75 H, einschließlich
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 BS, NReclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
M s02.
Montag, 26. Mai 1884.
19. Jahrg.
Politische Ueberficht.
Deutsches Reich.
bon da durch Herabfallen von einer etwa 20 Meter
hohen Felswand. Derselbe war sofort eine Leiche.
— Ein Administrator Jul. R. Rodenburg
nus Prescott (Arizona, Ver. Staaten von Nord
amerika) fordert im ,G. W.“ Verwandte des ber—
storbenen Peter Engel, Bierbrauer, gebürtig aus
der Nähe von Germersheim, auf, wegen Erblassungs⸗
angelegenheiten sich bei ihm anzumelden.
5Landau, 28. Mai. Seit einigen Tagen
hjat das Bürgermeisteramt die Anordnung getroffen,
eder zugereiste Handwerksbursche, welcher um eine
Anterstützung auf dem Stadthause nachsucht, wenn
Vormittags, drei Scheit Holz, wenn Nachmittags,
ner Scheit Holz im Hofe des Stadthauses schneiden
nuß, bevor er eine Anweisung auf ein Mittagessen
oder Abendessen und Nachiquartier erhält.
— Die protestantischen Discesan—
Synoden der Pfalz werden Montag, den 9.
Juni, in den einzelnen Synodalorten abgehalten.
Preußen bildete aus dem Fürstenthum den nach
dem Hauptorte genannten Kreis St. Wendel.
F Aus Schlettstadt wird unterm 23. ds.
Mts. berichtet: Gestern früh hat ein Pistolenduell
wischen zwei Offizieren und zwar leider mit trau—
igem Ausgang stattgefunden. Der eine der Offi⸗
iere, Gr. v. D., ist zwar nur leicht, der andere
»agegen, H. G., ist sehr schwer verwundet worden.
die kriegsgerichtliche Untersuchung wird die Beweg⸗
zründe feststellen und es scheint daher angemessen,
derselben durch Erzählung von Gerüchten micht bor
zugreifen.
. Mainz, 23. Mai. (Jum Straßbur—
ger Mord.) In einer hiesigen Wirthschaft wurde
Jestern Nachmittag ein kürzlich hier zugereister
Schmiedgeselle hier verhaftet, weil derselbe hehaup⸗
tete, daß er zur Zeit in Straßburg Augenzeuge des
scheußlichen Mordes an dem Apotheker gewesen sei.
Die Untersuchung wird nun feststellen, ob die An—
Jaben richtig sind, oder ob derselbe mit dieser Er⸗
zählung nur habe renommiren wollen.
7Rüdesheim, 22. Mai. Die Eröffnung
der auf den Niederwald führenden Zahnradbahn
indet nunmehr bestimmt am 30. Mai, Mittags 12
ühr, statt. Um diese Zeit wird der erste Zug von
Adlerthurm in Rüdesheim abfahren.
FGom Fürsten Bisssmarck) Die Ko—
denhagener Wochenschrift, Vort Forsvar“ kolportirt
folgende Anekdote: Als Dänemartk seine ausgezeich⸗
nete Feldartillerie bei Krupp bestellte, fragte derselbe
zei Blismarck an, ob er die Lieferung übernehmen
»ürfe. Bismarck antwortete: „Lassen Sie sie die
aAllerbesten und kostbarsten Kanonen bekommen; ich
ann sie ja stets holen, wenn ich Gebrauch dafür
jabe!“
Eine Entführungsgeschichte.) Der
reiche Gutspächter Hahes in Thurles in Irland
jaß am Sonntag Abend friedlich im Kreise seiner
Familie, ju der auch eine bildschöne Tochter von
20 Jahren zählt, als plötzlich fünf vermummt⸗
Manner in sein Haus eindrangen und mit gelade—
ien Revolvern in der Hand das junge Mädchen
jewaltsam mit sich fortschleppten. Die Drohung,
edem Widerstande mit dem Gebrauche der Waffen
zegegnen zu wollen, hielt die Eltern und Geschwister
des Mädchens wie gebannt auf ihren Sitzen fest,
ind die Rauber entkamen glücklich mit ihrer Beute.
Sie schleppten das Mädchen in ein leer stehendes
daus bei Caapawhite und trachteten es durch Droh⸗
ingen zu bewegen, sich mit einem der Entführer
u vermählen. Die junge Dame aber, die über
1000 Pfund verfügt, weigerte sich trotz der un⸗
Jeimlichen Situation und trotz aller Gewaltandroh⸗
ungen, standhaft zwischen den 5 Freiern zu wählen,
ind verstand es nach 2astündiger Haft ihren Pei⸗
nigern zu entkommen. Sie eilie direkt nicht nach
dause, sondern zum nächsten Gendarmerieposten,
und unter ihrer Führung verhaftete man alsbald
vier der Heirathskandidaten, die nun hinter Schloß
und Riegel der weiteren Entwickelung des von ihnen
inszenirten Romanes entgegensehen.
GHasbsse Gewissen) Wir lesen in
einem New⸗eYorker Blatte: Dieser Tage wartete
eine junge Dame vor dem Kapitole in Washington
auf einen Repräsentanten, den sie, wie sie sehr
offen erzählte, mit einer Reitpeitsche durchprügeln
wollte. Den Namen des Volksvertreters, dem diese
—D
nicht. Dieselbe war so dicht verschleiert, daß man
hr Gesicht nicht erkennen konnie. Nach Schluß
dor Sitzung höärten die Repräsentanten hon
Der Kaiser würde, wie es heißt, am 10.
Juni nach Ems abreisen. Man erwartet deßhalb,
zaß die Grundsteinlegung für das Reichstagsgebäude
edenfalls noch vor diesem Termin staitfinden werde.
Fürst Bismarck würde nach einer Ver—
cherung des D. Tgol. auch ferner Ministerpräsident
leiben und nur das Portefeuille des Handels und
zes Auswärtigen (für Preußen) abgeben.
Maße und Gewichtsordnung. Die
Beschlußfassung über die Maß⸗ und Gewichtsord⸗
uung hat der Bundesrath sich noch vorbehalten, da
nehrere Commissare über einzelne Punkte noch nähere
Leisungen ihrer Regierung einholen wollten; in⸗
wischen handelt es sich dabei lediglich um Forma—
ütäten, und so ist auch die schließliche Annahme
geser Vorlage nicht zu bezweifeln.
Lokale und pfalzische Nachrichten.
b. St. Ingbert, 26. Mai. Gestern hatte
jer Verein „Casino“ in Verbindung mit der „Ge⸗
wüthlichteit“ seinen Mitgliedern eine musika—
lishtheatralische Abendunterhal—
ung veranstaltet. Die Gesang- und Klavierpiecen
in Anfang wurden zur allgemeinen Zufriedenheit
durchgeführt. Am meisten befriedigt wurde das
zahlreich anwesende Publikum durch die wirklich
neisterhaft durchgeführte theatralische Vorstellung,
vei der sich der Sohn „Hannes“ ganz besonders
durch sein komisches Mienen- u. Geberdenspiel aus⸗
zeichnete und alles erheiterte. Als ein Mißstund
nuß die kleine Bühne betrachtet werden, die den
k-pielenden nicht den nöthigen Raum ließ. In
amimirter Stimmung trennte sich die zahlreiche Ge—
selschaft gegen 11 UÜhr. Die Mitwirkenden konn⸗
len das Vewußtsein mit sich tragen, den Mitgliedern
heider Vereine einen genutzreichen Abend bereitet zu
sehen. Wir aber wunschen den Vereinen weitere
betes Gedeihen.
*St. Ingbert, 26. Mai. Dem Vernehmen
gach wird dahier an einem Sonntage des kommen⸗
den Monats das Bezirksfest des Gustav-Adolf-⸗
hereins fur das Dekanat Homburg gefeiert.
»St. Ingbert, 20. Mai.“ Ven zahlreichen
Auzflüglern brachte der gestrige Nachmittag in Ge⸗
iolt eines anhaltenden, tüchtigen Gewitlerregens
tine keineswegs angenehme Ueberraschung. Die ver⸗
diedenen Wald⸗ und Landparthien wurden dadurch
Sündlich zu Wasser, um so wilkemmener war da
iegen der Regen für Garten und Feld.
Z Blieskastel, 21. Mai der infolge
belannten Wette von hier nach Amerika gereiste
derhändler Hert Michael Levy ist nach einer Ab⸗
ctenheit von sechs Wochen gestern munter und
wtehalten wieder angetmmeh vae ne
miich beglaubigten Person schriftlich mitbringen
Ahr daß er auͤch persönlich in Amerika war, heß
don einem Newyorker Notar, Franklin Bischof,
mie einen Akt aufnehmen, nachdem durch den
nunann Hermann Siegel von da die Identität
b Persönlichteit fefigestellt war Die üner
9 des Notars wurde im iaserlich deutschen
— zu Newyork beglaubigt. Levy
1 e Alt, den er in Original und Abschrifi
9 ich hat, soforl seinem Contrahenten übermitteln,
die Geschichte hat ein Ende.
n In Kufel' derungluüͤcte im Steinbruche zu
melsbach der herbeiraihet Steinbrecher JR. Dick
Vermischtes.
F München, 22. Mai. Die Oberstlieute⸗
nants und, Regimentskommandeure Dürig (2.
Uanen-Regiment), Syller (4. Chevaurlegers⸗Reg.)
ind Frhr. v. Hartmann (. Chevauxlegers⸗Reg.)
ind als Vertreter der bayerischen Kavallerie zu den
Frühjahrsexerzitien und Besichtigungen der preußi—
chen Garde-Kavallerie-Divifion nach Berlin kom—
nandirt worden.
F Würzburg, 28. Mai. In der hiesigen
Damenbadeanstalt derweilte gestern Nachmittag ein
unges Mädchen von 18 Jahren ungewöhnlich
ange in der Badezelle, so daß solches der Tochter
des Badebesitzers auffiel und diese den Schwimm⸗
neister ersuchte, da die Thüre der Zelle von Innen
yerschlossen war, nachzuschauen, ob der Dame nicht
ein Unglück zugestoßen sei. Derselbe kletterte als
bald über das Dach der Zelle und verschaffte sich
durch das Fenster Eingang in dieselbe, wo er auf
dem Tische verschiedene Gebetbücher aufgeschlagen,
owie einen Brief an einen hiesigen Geistlichen und
in die Eltern vorfand. Das Mädchen selbst be—
and sich an Handen und Füßen gebunden
nit dem Kopfunter Wasser bereits todt
— Besuchern
»erlassen worden war, wurde der Leichnam durch
Polizeiorgane bewacht und begab sich darauf eine
Berichtskommission an Ort und Stelle, welche je—
doch nur den Tod constatiren konnte. Mit Einbruch
der Nacht wurde die Leiche in die Stadt verbracht.
FeFriedrichsthal, 24. Mai. Durch Ent—
ündung schlagender Wette wurden gestern in der
hiesigen Grube (Anlage Erkershöhe) drei Arbeiter,
der eine bedeutend, die beiden andern weniger er⸗
geblich verletzt. In einer andern Abtheilung fand
heute wieder eine Explosion genannter Wetter statt,
wobei zwei Bergleute, zum Glück nicht bdedeutend,
verletzt wurden. (S. u. Bls.⸗Ztg.)
F. Der Kreis St. Wendel rüstet sich dazu,
das 50jährige Jubiläum seiner Einverleibung in
Breußen zu begehen. Am 31. Mai 1834 trat der
derzog von Coburg⸗- Gotha sein rheinpfälzisches
Fürstenthum Lichtenberg an Preußen ab. In Folge
des Hambacher Festes hatte auch dieses Ländchen,
seinen kleinen Aufstand gehabt, und seine entflamm⸗
ten Lichtenberger mit ihren französischen Revolutions—
Ideen waren dem Ruhe liebenden Herzog lästig
zeworden. Er erhielt von Preußen eine öntscha—
zigung, welche ihm eine Rente von 80,000 Thalern
ibwarf. Man berechnete, daß ihm jeder abgetreten⸗
Interthan iährlich 2q9 Gulden Rente änsragn⸗