Full text: St. Ingberter Anzeiger

xAus sicherer Quelle erhält die „Fr. Zig.“ 
die Aunde, daß die Verhandlungen, welche in Berlin 
ait Frauv. Kalemine wegen Auflosung der 
norganatischen Ehe derselben mit der Großherzog 
om Hessen gepflogen wurden, von Erfolg begleitet 
sewesen sind. Dieselben wurden dem Vernehmen 
zach wesentlich zwischen Divisionsauditeur und Ju— 
sirat Lotheitßen und dem Anwalt der Frau v. Ka⸗ 
emine, Justizrat Horwitz, abgewickelt. Man spricht 
von einer jährlichen Rente von 20,000 Mk., welche 
der genannten Dame zugebilligt worden sei. — 
Ferliner Blätter wollen außerdem wissen, daß die 
Grafin, welche am ersten Pfinstfeiertage bereits 
herlin wieder verlassen hat, ihren Wohnsitz außer⸗ 
halb des Großherzogthums Hessen nehmen werde; 
vieselbe wird den graflichen Titels erhalten und zwar 
mit dem Namen, der einem hessischen Jagdschloß 
entspricht. Als Fundament der zunächst anzustren⸗ 
genden Ehescheidungtzklage wird wechselseitige Ein⸗ 
villigung geltend gemacht werden. 
FGür Auswanderungslustige.) Das 
hauptlkontingent der nach Amerika pilgernden Aus— 
vandererschaaren stellen die kleinen Landleute, die 
zum Verlasseu der Heimath durch die feste Zuversicht 
zetrieben zu werden pflegen, daß, wenn sie ihren 
Fesigen kleinen Hof verkaufen, sie dort bald große 
zrundbesitzetr werden würden, indem sie nämlich 
meinen, ein jeder dürfe sich drüben „ein Stückchen 
dand' aussuchen, das er dann mit geringer Mühe 
utbar machen könne. Dem ist aber nur halb so, 
denn nach dem Heimstättegesetz der Ver. Staaten 
wird wohl jedem, der amerikanischer Bürger werden 
vill, eine Anzahl Aecker zugewiesen, aber erst nach 
der eidlichen Erklärung, daß er Oberhaupt einer 
Familie sei und das angewiesene Land nur zu 
seinem Gebrauch und nicht zum Nutzen einer 
andern Person bearbeiten wolle. Eigenthümer wird 
er aber erst, wenn er nach Verlauf von fünf Jahren 
nachgewiesen hat, daß er dasselbe die ganzen fünf 
Jahre ununterbrochen bearbeitet und keinen Theil 
des Landes einer andern Person überlassen habe. 
Widrigenfalls fällt das Land nach fünf Jahren 
wieder an die Regierung zurück. 
fIn der Sprinqaprozession zu Ech— 
ernach am 3. Juni nahmen diesmal 10,535 
Personen, Männer und Frauen Theil. Außerdem 
varen in der Prozession vertreten 78 Geistliche, 2 
BZrüder, 3 Nonnen, 7 Fahnenträger, 147 Musikanten 
2419 Beter, 1563 Sänger, und die zur Aufrecht⸗ 
rhaltung der Ordnung dienenden Zugführer, Pom⸗ 
piers und Turner ⁊c. ꝛc. --Der Echternacher Stadt⸗ 
labelle war nach der „Tr. Ztg.“ am Samstag 
Abend ein böser Streich gespielt worden, indem 
man in den Uebungssaal, in welchem ihre Instru⸗ 
mente aufbewahrt werden, eingebrochen und die 
jämmtlichen Mundstücke der Blasinstrumente ent— 
hatte; der Ersatz konnte aber rechtzeitig aus 
uxemburg beschafft werden. 
F GBayerisches Bier in Wien.) „Die 
Invasion des bayerischen Bieres ist eine vollendete 
Thatsache, schreidt die „W. Pr.“ Was anfangs 
eine Mode schien, ist eine Gewohnheit geworden. 
Man kostet das fremdländische Gebräu nicht mehr 
— man trinkt es. Nachdem das bayerische Bier 
ange Jahre hindurch in kleinen versteckten Kneip⸗ 
duden eine —V 
zieht eß jetzt in dem stolzen Bewußtsein seiner neu 
errungenen Machtstellung auf dem Gebiet des hei⸗ 
mischen Durstes in die vornehmsten Locale Wiens. 
Die jede soziale Bewegung drüuͤckt sich auch diese 
rüngste auf das Deutlichste in der Statistik aus. 
In unseren Handels⸗Ausweisen nimmt das Quan—⸗ 
lum des im sersten Quartal des lanfenden Jahres 
ingeführten Bieres die unerhörte Ziffer von 11, 085 
Neler· Cenmern ein. Im gleichen Zeitraum des 
Lorjahres betrug diese Einfuhr nur 2834 Meter⸗ 
eniner. Diese Ziffern werden den großen und 
leinen Brau⸗Magnaten der Monarchie gewiß zu 
denlen geben. Dem kolossalen Bier Import stehl 
un Erport von nur 3000 Meter -Zeninern gegen⸗ 
übet. Wenn man zusammenrechnet, was Alles im 
Juttande unter der Firma ,Wiener“ und „Böh⸗ 
e Bier getrunken wird, so müßte man von 
deregen eine zehnmal größere Ausfuhrziffer er⸗ 
ml Von dem Gemahl der jeht in Prag ber— 
nenen Kaiserin von Oestereich, Ferdinand, der 
J gerade wegen hervorragender Geisteskräfte 
— war, wurden mancherlei Kuriosa erzählt. 
F n hietz es pon ihm, er sei der Gegensatz 
reieinigkeit, denn er habe keinen Vater, keinen 
in und deinen Geist. — Als ihm nach den 
ersten Ochsentransporten, welche mit der Eisenbahn 
aus Ungarn in Wien anlangten, erzählt wurde, 
daß das Fleisch der Thiere nicht schmackhaft sei, 
oeil sie von der Aufregung der Fahrt gelitten 
zJätten, meinte er beruhigend: „Ah, bah! in a paar 
Monat san's dran g'wöhnt.“ — Als man ihm 
jegenüber das dem Kaiser Franz gesetzte Denkmal 
ehr tadelte, dagegen aber einen auf der Freiung 
rrichteten Brunnen mit allegorischen Figuren sehr 
o'te, erklärte der Kaiser: „Wann i amal stirb, 
ass' i mir a so an Brunnen setzen.“ 
Gohes Alter.) In St. Fiden (EKt. 
St. Gallen) lebt ein 81jähriger Greis, der noch 
ycide Eltern besitzt. Dieselben wohnen in Landeck 
Tirol) und erreicht die Mutter nächsten August das 
100. und der Vater künftigen Dezember das 108. 
Lebensjahr. In der nämlichen Gemeinde lebte auch 
ein Jüngling, der sich des Lebens im 116. Alters⸗ 
ahre noch wacker freute. 
F Wie aus Paris verlautet, hat der Minister 
des Innern den Straßenverkauf des in New-York 
erscheinenden Most'schen deutschen anarchistischen 
Blattes „Freiheit“ verboten. Dieses unter den 
Arbeitern Deutscher Nationalität, welche in Faubourg 
St. Antoine wohnen, sehr verbreitete Blatt brachte 
reulich einen Artikel, in welchem gesagt ist, daß 
der Tag nicht fern sei, wo jeder Arbeiter des 
Morgens mit festem Entschlusse ausgehen werde, 
einen Bourgeois zu töten. Er schloß mit dem 
ichönen Rath für die französischen Arbeiter: „Be— 
zahlt eure Schulden mit nichts anderm, als mit 
Revolverschüssen. Wenn euer Hausherr euch eure 
Miethe abverlangt, so antwortet ihm, indem ihr 
ihm eine Kugel in den Leib jagt.“ 
F (Gundemoden.) Vor einigen Tagen 
erregte auf dem Boulevard Malesherbes zu Paris 
ein Pudel Aufsehen, der sein ehrwürdiges Haupt 
durch einen mit großer Eleganz in der Schnauze 
zehaltenen Sonnenschirm vor den glühenden Sonnen⸗ 
trahlen zu schützen suchte. — Eine neue Erfindung 
inderer Art hat die schöne Frau v. B. gemacht. 
Zie hat für ihr reizendes silbergraues Windspiel 
inen — — Staubmantel anfertigen lassen, an 
dessen linker Seite sich ein kleines Täschchen befindet, 
in welchem ein elegantes Battist-Taschentuch mit 
den Initialen des Windspiels, welches „Mirza“ 
jeißt, steckt. Man sagt, daß alle Hunde des Vier⸗ 
els neidisch auf Mirza sind. — In Paris nennt 
nan das „Pschutt“, wir haben einen etwas her⸗ 
»eren Ausdruck dafür. 
Einen kleinen Beitrag zur Kenntniß englischer 
Sitten liefert die Notiz, das zwei Frauensleute in 
Dudlenh ein regelrechtes „Preisfechten“ für 1Lstrl. 
eranstalteten, wobei, um das Angenehme mit dem 
Nützlichsten zu verbinden, noch ein zwischen den 
eiden Angetzörigen des zarten Geschlechts hängender 
Streit ausgemacht werden sollte. Es hatte sich eine 
zroße Zuschauerzahl eingefunden, um diesem Kampfe 
uzusehen. Aber während der Vorbereitungen waren 
ie Gegnerinnen bereits aneinander gerathen und 
hannah Stephenson hatte der Elisabeth Chater einen 
'o kräftigen Faustschlag ins Gesicht gegeben, daß 
jon weiterem Kampfe abgesehen werden mußte. Die 
Zuschauer waren nahe daran, sich durch eine allge— 
neine Prügelei zu entschädigen, als die Polizei 
azwischen kam. 
F (Weinuntersuchung.) Ein Apotheker 
in Bergen (Norwegen), Monrad Krohn, macht eine 
neue Methode bekannt, rothen Wein mit Hilfe der 
EFlektrolyse, verbunden mit mikroslopischer Unter⸗ 
uchung, auf die Echtheit seiner Farbe zu prüfen 
Wenn man den elektrischen Strom (zwei Bunsen'⸗ 
che Elemente genügen zur Erzeugung desselben) 
zurch eine Flüssigkeit leitet, die 5— 10 Kubikmeter 
sothwein und das Sechsfache dieser Menge an 
Wasser, sowie einige Tropfen concentrirter Schwefel⸗ 
äure enthält, so bildet sich alsbald am positiven 
Pol ein aus rothen Lamellen bestehender Absatz, 
velcher unter dem Mikroskop den Anblick eines Ge⸗ 
webes darbietet. Weißwein sowie Rothwein, welcher 
vorher durch Knochenkohle entfärbt war, geben diesen 
Niederschlag nicht und ebensowenig entsteht er in 
Weißwein, welcher durch Anilinroth, Cochenille, 
Pernambukholz, Heidelbeersaft oder Kirschsaft künst 
lich roth gefärbt war. War die Färbung nur 
heilweise unecht, so ist die Erkennung weniger leicht, 
doch deutet ein geringer Niederschlag bei starker 
Farbung eines Weines mit aller Wahrscheinlichkeit 
zuf einen Zusaß fremder Farbmittel. 
F Die Statue der Freiheit, welche zum 
Andenken der hundertjährigen Unabhängigkeit der 
LBereinigten Staaten von Amerika am Hafeneingang 
don New-York errichtet werden soll, steht jetzt 
vollständig fertig in den Werkstätten von Gaget⸗— 
Bauthier in Paris. Dieselbe ist unstreitig die groͤßte 
Statue, welche je errichtet wurde, indem sie vom 
Sockel bis zum Scheitel 835 Meter mißt, während 
der ausgestreckte Arm eine Fackel (zur Aufnahme 
ines Leuchtfeuers) 46 Meter hoch in die Höhe hält. 
Das Standbild des heiligen Karl Borromäus bei 
TFomo ist 22, die Bavaria in München 1724 Meter 
joch.) Am Fuße hat das gewaltige Bildwerk fast 
15 Meter im Durchmesser. Einen Begriff von ihrer 
Hröße kann man sich machen, wenn man erfährt, 
»aß der rechte, nur mit den Zehen auftretende Fuß 
5 Meter lang ist.Die schief erhobene Fußsohle 
bildet eine breite hohe Thür, durch welche man in 
das Innere eingeht. Die große Zehe hat an ihrer 
Wurzel 0,90 Meter im Durchmesser, in ihrem 
Innern kann sie einen starken männlichen Körper 
aufnehmen. Der Zeigefinger einer Hand hat2 
Meter Länge und 1,45 Meter Umfang an der 
Wurzel. Im Innern führen Treppen dis in den 
dopf, dessen Höhlung ein ordentliches Zimmer dar⸗ 
tellt. Die Rippen an dem Stirnband bilden kleine 
Fenster. In dem aufgehobenen rechten Arm führt 
eine steile, jedoch für eine Person ausgiebig Raum 
bietende Treppe bis zur Fackel, welche von einer 
Brustwehr umgeben ist. Das ganze Bildwerk ist 
aus getriebenen, 2 Millimeler starken Kupfer⸗ 
olatten, welche aneinander genietet werden. Jetzt, 
»a nur hin und wieder eine Niete eingeschlagen iͤst, 
vird das Innere durch offene Nietlöcher etwas er— 
hellt; diese Stände gleichen daher im Innern einer 
Imhüllung von durchftoßenen Briefmarkenbogen. 
Binnen zwei Monaten wird die Statue in 800 
Stücke zerlegt, um nach New⸗Nork geschafft zu wer— 
»en. Alle diese Stücke sind aber schon aus je 
nehreren Stücken zusammengesetzt. Das gesammie 
Bewicht beträgt 200,000 Kilagramm, wovon 80,000 
nuf das Kupfer und 120,000 auf das eiserne Ge— 
rüst kommen. Die Aufstellung und vollständige 
Lernietung wird 40 Arbeiter ungefähr 13 Monate 
ang beschäftigen. Die gesammten Kosten sind auf 
2 Millionen Francs berechnet, die durch eine fran⸗ 
öösisch⸗ amerikanische Subscription aufgebracht werden. 
Auf ihrer Größe entsprechenden künsilerischen Werth 
arf jedoch die Statue keinen Anspruch erheben. 
Sie entspricht den anatomischen Verhältnissen und 
J. wöhnlichen künstlerischen Regeln. “Dies dürfte 
Alles sein. Die „Freiheit“ ist etwas massiv, ja 
chwerfällig, das Gesicht hat einen harten, unfreund⸗ 
ichen Ausdruck, der erhobene nackte Arm ist un⸗ 
öͤrmlich plump, die Gewänder bieten zum Theil, 
ꝛesonders auf Brust und Leib, zu große einförmige 
Flächen und unterhalb so überreiche Faltung, daß 
die einzelnen Körpertheile nicht genugsam bezeichnet 
ind und nicht deutlich hervortreten. Es steht daher 
zu befürchten, daß größere Entfernung keine beson⸗ 
ders glüchliche Wirkung hervorbringt. Nichtsdesto⸗ 
veniger hat ihr Urheber, der Bildhauer Bartholdi 
aus dem Elsaß mit derselben eine bedentende Lei— 
tung vollbracht. 
F EGEin netter Entlastungszeuge.) 
Zwei Bürger, von denen der eine im Verdacht 
tand, sein Haus angezündet zu haben, geriethen 
niteinander in Streit. In dem hitzigen Wortgefecht 
ieß sich der eine zu folgender Außerung hinreißen: 
„Du Lumbebu, Du miserawler; Dich kennt' mer, 
ner weeß's nor zu gut, daß Du Dein Haus ang'⸗ 
teckt hoscht!“ Da dem andern keine Brandstiftung 
aachgewiesen werden konnte, so verklagte er den 
Beleidiger und die Sache kam vor Gericht. Der 
—XLLLOO Entlastungs⸗ 
eugen geladen, und als dieser vereidigt war, fragte 
hn der Richter: „Nun, was haben Sie in diesem 
Falle anzugeben?“ — Herr Richter, ich hab' meht 
vie hundertmol zu'm g'sagt: halt Dein Maul, 
wann's aach zehnmol wohr is, daß 'r sein Haus 
angezind't hot, awer sage darftcht's nit, Du kannschi“⸗ 
m nit beweises 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Eneheim am 1. Juni: Sophie 
dimbach, 44. J. a., Eheftau von Math. Oito, 
Zergmann; in Eschringen am 5. Juni: Katharina 
Mauer, 78 J. alt, Wittwe von Sebast. Big.; 
in Dürkheim Frau Anna Marianne Egelboff, 
jeb. Kruppenbacher, 71 J. a.; in Wellersweilet 
Joh. Georg Leibenouth. 24 J. a. 
Marktberichte. 
o. Ensheim, 5. Juni. (Viktualienmarkt.) 
Butter 1,20 -0,00 M per A Kilo, Eier 68 — 
per Dutzend, Kartoffeln 2,40 M per 50 Kilo.