Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der „St · Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donunerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 75 H, einschließlich 
dA Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, Iz B, Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Donnerstag 19. Juni 1884. 19. Jahrg. 
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Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Berliner hohe Finanzkreise beschäftigen sich, 
die die „Frankf. Ztg.“ meldet, seit einiger Zeit 
mit einem syrischen Kolonialprojektt, zu 
pelchem der deutsche Kolonialverein die Anregung 
egeben haben soll. Es handelt sich darum, im 
luschluß an die an der syrischen Küste bereits be—⸗ 
ehende kleine deutsche Ansiedelung große Landes— 
zreden zu erwerben und zunächst eine Eisenbahn 
zaselbst anzulegen, — die Anlagekosten werden auf 
20 Mill. Mark geschätzt, — eine technische Kom⸗ 
wissiin an Ort und Stelle zu entsenden, um die 
völigen Vorstudien zu machen. 
die Postdampfer-Vorlage, welche be⸗ 
anntlich an eine Kammission verwiesen wurde, dürfte 
m der gegenwärtigen Session des Reichstages kaum 
ur weiteren Berathung im Plenum kommen. Wir 
xedauern dieses Resultat in hohem Grade, aber es 
iieß sich voraussehen, das Centrum hatte keine Lust 
und keinen Eifer zur Sache. Mit dem Versuch, 
zationale Aufgaben mit Hilfe der Ultramontanen 
u lösen, wird man noch traurige Erfahrungen ge— 
zug machen. Die Nationalliberalen traten mit 
hinmüthigkeit und Eifer für die Sache ein. Es 
mußß übrigens dabei hervorgehoben werden, daß die 
Hajorität den Freunden des Gesetzes auch noch in 
ungebührlicher Weise das Wort abschnitt. Von 
zationalliberaler Seite oar noch Dr. Hammacher 
um Wort gemeldet, und würde die Frage ohne 
Iweifel unter höheren Gesichtspunkten behandelt 
saben, als es in den Reden der Gegner geschehen. 
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prochen und auch Herr Richter noch recht ausgiebig 
uum Wort gekommen, wäre es wohl billig gewesen, 
quch den Freunden der Vorlage reichlichere Gelegen⸗ 
szit zur Vertheidigung zu geben. So hat denn 
iet Gesichtspunkt gesiegt, der die hohe nationale 
ind wirthschaftliche Bedeutung der Frage über klein⸗ 
ihe Kalkulationen verkannte. Es werden nunmehr 
je Kommissionsberathungen beginnen. Hoffentlich 
verden die Vertreter von Handel und Industrie, 
n erster Linie die Handelskammern, nicht zögern, 
o schnell als möglich Stellung zu der Frage zu 
ehmen, durch deren günstige Loͤsung die don ihnen 
rertretenen Interessen in so hohem Grade berührt 
derden; sie werden gewiß so schnell als möglich 
m Reichstage ihre Änsichten in Petitionen und 
hesolutionen kund thun und so der Angelegenheit 
une günstige Wendung zu geben,versuchen, ein Ge⸗ 
zicht in die Wagschale legen, dessen Schwere selbst 
die Geaner der Vorlage nicht verkennen dürften. 
Lokale und pfalzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 19. Juni. Bekannilich 
naht gegenwäruüg die Millionen-Erbschaf! 
nes vor 185 Jahren in Philadelphia verstorbenen 
Ih. Nikolaus Emerich viel von fich reden. 
enthalben tauchen in der neuen, wie in der 
len Welt die Erbinteressenten auf; doch ist zu 
Wweiseln, daß ein Theil des Schatzes den Weg 
ucch Deutschland findet, und die meisten der jetzt 
cenden „Emeriche“ mögen bei der Theilung, 
vnn es überhaupt zu einer solchen kommen wird, 
w ausgehenDan dachte auch Herr Gustav 
itteite er, der vor einigen Jahren mit seiner 
damilie von hier nach New⸗Pork answanderte 
und dessen Frau eine geborene Emerich von 
dier is Wie er einem seiner hiesigen Freunde 
unterm 2 v Mig eitt b e 
igen Ansprüche seiner Frau an die genannte Erb⸗ 
chaft nach dem Grundsatze: „1 Sperling in der 
dand ist mir lieber als hundert auf dem Dache“ 
— um die Summe von 2500 Dollar ver— 
kauft. Uebrigens glaubt Herr Kittelberger nach 
seinem Briefe gar nicht, daß zwischen seiner Frau 
und dem „Millionen-Onkel“ eine Verwandtschaft 
existirt; die obige Summe hat er blos bekommen, 
damit er anderen Erben keine Schwierigkeiten in 
den Weg lege. Wie er schreibt, ist er froh, das 
Beld bei der Augelegenheit herausgeschlagen zu 
hJaben, da er nicht glaubt, daß die übrigen einen 
Tent bekommen. — (Seinem Briefe hat Herr 
dittelberger einen Zeitungs-Ausschnitt mit folgender 
Anzeige beigelegt: „Die Erben von Joh. Nikolaus 
Emerich mögen sich melden bei C. D. Evans, Nr. 9 
Murray Str., Room 20. Dort werden sie etwas 
in ihrem Interesse erfahren.“) 
— Zweibrücken, 16. Juni. Heute vor— 
nittag um 8 Uhr begannen unter dem Vorsitze des 
derrn Oberlandesgerichtsrathes Osthelder die Schwur⸗ 
jerichts- Verhandlungen des zweiten Quartals. Er— 
chienen sind 27 Geschworene. Zwei Geschworene 
ind für die ganze Dauer der Session dispensiert, 
iiner für die drei ersten Tage. Nachdem die Ge⸗ 
chworenen mit dem Geschästsgange des näheren 
»ekannt gemacht waren, wurde zur Verhandlung 
ʒes ersten Falles geschritten und zwar gegen: Julius 
Wolff, 27 Jahre alt, Handelsmann von Böchingen, 
vegen Meineid. Vertreter der kgl. Staatsanwalt⸗ 
chaft: Herr Staatsanwalt Schneider; Vertheidiger: 
derr Rechtsanwalt Schuler. Der Angeklagte nnd 
sein Vater betreiben in Böchingen gemeinschaftlich 
einen Pferdehandel. Anfangs Januar dieses Jahres 
derkaufte der Vater Wolff dem Zeugen Fuhrmann 
Matt von Hambach ein Pferd um den Preis von 
75 Mtk. Einige Tage später beauftragte Matt den 
Angeklagten, ihm ein weiteres kräftiges Pferd zu 
besorgen. Diesem Auftrag nachkommend, brachte 
der Angellagte dem Matt auch einen Grauschimmel, 
den dieser gegen zwei alte Pferde und eine Heraus⸗ 
zabe von 125 Mk. und 3 Mk. Trinkgeld ein⸗ 
tauschte. Da Matt mit Zahlung der Schuld im 
Rückstand blieb, erhob der Angeklagte bei dem kgl. 
Amtsgerichte Neustadt eine Forderungsklage gegen 
ihn auf Zahlung der beregten Summe. In der 
zur Verhandlung anberaumten Sitzung stellte Matt 
auf, der Angeklagte habe ihm bei Abschluß des 
Tauschvertrages zugesichert, er dürfe den Preis be⸗ 
jahlen, wie und wann er wolle. Der Angeklagte 
destritt damals diese Aufstellung, indem er be⸗ 
hauptete, eine Fristbewilligung habe durchaus nicht 
tattgefunden. Matt schob ihm deßhalb den Eid 
ju, der Angeklagte solle schwören, ob es nicht wahr 
ist, daß er bei und nach dem Abschluß der frag⸗ 
lichen Pferdehändel dem Matt erklärt und zugesichert 
jabe, er brauche die Schuldbeträge erst in einem 
ziertel Jahre oder einem halben Jahre, so wie es 
hm passe, zu bezahlen. Diesen Eid acceptierte der 
Angeklagte und schwur ihn in der Sitzung des 
Umtsgerichts Neustadt dom 5. März abhin auch aus. 
Die Geschworenen verneinten die Schuldfrage, 
vorauf der Angeklagte freigesprochen wurde. 
RKreisrkealschulJubilaum in Kai— 
serslautern. In der 7. Komitesitzung, Ende 
der vergangenen Woche theilte der 1. Vorsitzende 
nit, daß die Zahl der Festtheilnehmer jetzt schon 
300 überschritten hat. Demgemäß wurde beschlossen, 
den Festbericht, mit beigefügtem Schülerverzeichnisse 
n einer Auflage von 1400 Exemplaren erscheinen 
u lassen und jedem Festagaste der eine Fest— 
tarte gelöst hat, ein Exemplar gratis zu ver— 
ibreichen. Der Verkaufspreis der genannten 
Schrift ist auf 1 Mark 50 Pf. festgesetzt worden. 
deider ist die letzte Rubrik der Schülerverzeichnisse, 
hetreffend die jetzige Lebensstellung früherer Schüler 
der Anstalt, in einzelnen Jahrgängen immer noch 
lückenhaft, weil die ohnlängst ausgeschriebenen Ver⸗ 
ammlungen (nach Jahrzehnten) nicht so zahlreich 
hesucht waren, als man hoffte. Da in den nächsten 
Tagen schon mit dem Setzen der Verzeichnisse be— 
jonnen wird, so dürfte es angezeigt sein, weitere 
Mittheilungen in dieser Beziehung dem Komite 
ungesäumt zukommen zu lassen. Der Sitzung 
vohnten auch Herr Bürgermeister Neumayer und 
derr Stadtbaumeister Bindewald bei und erklärten 
deide auf das Bestimmteste, daß der Fruchtzallsaal 
dis zum Feste fertig gestellt sen wird. Auf An—⸗ 
rag des Herrn Bürgermeisters wird den Schülern 
des laufenden Schuljahres zur Erinnerung an die 
Feier eine Medaille eingehändigt werden. Eine 
Deputation des Komites wird sich behufs persön⸗ 
icher Einladung demnächst nach Speyer begeben. 
Von jetzt ab wird die Thätigkeit des Subkomites 
nehr in den Vordergrund treten. 
— In der Sitzung der Strafkammer des kgl. 
dandgerichts zu Kaiserslautern vom 17. dss. 
wvurden Sebastian Brauer, 56 J. alt, Ackerer und 
Adjunkt zu Niederohmbach und Michael Klein, 48 
J. alt, Dienstknecht aus Herschweiler, wegen ge—⸗ 
werbsmäßiger Betreibung der Jagdausübung, ersterer 
zu 5 Monaten und letzterer zu 4 Monaten Ge— 
fängniß und zu den beträchtlichen Kosten verurtheilt. 
Die bürgerlichen Ehrenrechte wurden beiden auf die 
Dauer von 2 Jahren aberkannt. 
— Landau, 17. Juni. Wegen zweier Ver⸗ 
brechen des Wuchers wurde ein gewisser Dreifuß 
von Niederhochstadt zu einer Gefängnißstrafe von 
5 Monaten, 2000 M. event. 200 Tagen Gefäng⸗ 
niß und Tragung sämmtlicher Kosten verurtyheilt, 
außerdem wurden demselben die bürgerlichen Ehren⸗ 
rechte auf die Dauer von 5 Jahren aberkannt. 
— Spehyer. Herr Hilgard befindet sich, wie 
die „Pf. Pr.“ mittheilt, gegenwärtig in London 
und gedenkt in diesen Tagen nach Berlin und auf 
einen Tag auch hierher zu kommen. 
— Die Direktion der pfälz. Eisenbahnen hat 
»om 15. Juni an den barmherzigen 
Schwestern, Diakonissinen und weltlichen 
Krankenpflegern eine Fahrtarermäßig— 
ung bewilligt bei Reisen zur Ausübung der öffent⸗ 
lichen Krankenpflege. Bei Reisen, die auf Ansuchen 
von jenen als Privatpersonen gemacht werden, tritt 
diese Vergünstigung nicht ein. Dagegen erstreckt 
sich dieselbe auch auf Erholungsreisen, Reisen in die 
Mutterhäuser, Versetzungen und Inspektionsreisen. 
Vermischtes 
fF Zur Jubelfeier der Heidelberger 
Universität wird von dort mitgetheilt: Das 
nus der Einwohnerschaft gebildete Komitée für die 
Jubelfeier der Universität läßt zu diesem Zwecke 
ine Subskriptionsliste herumgehen und hat die 
ßenugthuung, daß allein an Beiträgen von je 300 
M. schon ca. 25,000 M. gezeichnet wurden. Die 
allgemeine Stimmung scheint der Veranstaltung 
ines historischen Festzuges geneigt, zu welchem die 
vechselvolle Geschichte der Pfalz reichliche Anknüpf⸗ 
ingspunkte bietet. 
f (Unschuldig verurtheilt.) Die Ba—⸗ 
ische Lan deszeitung erzählt einen Fall von Verur⸗ 
heilung eines Unschuldigen. Er hetftrifft einen