Full text: St. Ingberter Anzeiger

Das Erdbeben, über welches aus Frei⸗ 
burgei. B. berichtet wurde, ward auch in Burk⸗ 
heim, Gottenheim und Endingen ziemlich stark ver⸗ 
spürt, es war von einem donnerähnlichen Getöse 
begleitet. 
München, 26. Juni. S. M. der König 
haben, in Anerkennung der vielfach bewährten, 
ausgezeichneten Dienste der im Lande bestehenden 
Feuerwehrkorps, geruht, für diejenigen Mitglieder 
einer freiwilligen Feuerwehr, welche durch 
285jahrigen treuen und eifrigen Dienst sich ausge⸗ 
zeichnet haben, ein besonderes Ehrenzeichen 
zu stiften. Dasselbe besteht aus einer vergoldeten 
langlichen, umrahmten Platte, welche in der Mitte 
—— die In⸗ 
schrift „XXVjahr. Dienstzeit“ und unter demselben 
einen Feuerwehrhelm mit je zwei sich kreuzenden 
Feuerbeilen und Leitern zeigt. Es wird an einem 
blauen, durch sechs schmale weiße Streifen getheilten 
und weißgeründerten Bande auf der linken Brust 
getragen. 
FBamberg. In hiesiger Stadt zirkuliert 
ein Geschichtchen, welches, falls es, wie bestimmi 
versichert wird, auf einem Faktum beruht, das 
Soldatenleben im Frieden eigenthümlich illustriert. 
Vor 14 Tagen höoͤrte ein hiesiger Ulan den Hilfruf 
eines in den Fluß gestürzten Knaben und beeilte 
fich sofort, zu seiner Retiung in das Wasser zu 
springen. Nachdem er den Knaben glücklich heraus— 
gezogen, setzte er ohne Verzug seinen Weg fort, 
halte aber das Malheur, um 17 Minuten verspäte! 
in seine Kaserne zu gelangen, wofür ihm 8 Tagt 
Nasernenarrest zudiktiert wurden. 
— Ueber Kleptomanie der Vögel wird aus 
Augsburg geschrieben: In Gergweis in Nieder⸗ 
bayern wurde dieser Tage die alte Turmkuppel ab⸗ 
gebrochen, wobei die Bauleute mit dem Rechte des 
Slärkeren die darin befindlichen Dohlennester zer— 
Jausten und herunterrissen. Sie waren aber nich 
gering erstaunt, als sie mitten darin auf eine ganzt 
Sammlung gestohlener Gegenslünde stießen, die die 
diebischen Saͤwarzröcke im Laufe der Jahre zu— 
sammengeschleppt hatten. Als Haupttrophäe brachten 
fie eine fiiberne Taschenuhr mit Kette zu Tage. 
Ob der änstige Besitzer derselben bei dem seiner— 
zeitigen räthselhaften Verschwinden nicht einen Un— 
schuldigen in Verdacht, vielleicht auch ins Gerede 
gebracht hat? — Zeichen und Wunder geschehen 
jetzt so wenig als ehemals. Aber man sieht, wie 
fiaͤ manches Wunderbare und düster Geheimnißvolle 
ofi so einfach und natürlich erklärt. 
F Die Scheidung der morganatischen Ehe des 
Großherzogs von Hessen mit Frau Kole— 
mine betr. erklärt nach Mainzer Berichten das 
hessische Oberlandesgericht, es bedauere sehr, dem 
allerhoͤchsten Wunsche nicht entsprechen zu können, 
— 
Bekanntmachung. 
Während der Sommermonate sind 
die Straßen Morgens 8, Mittags 1 
und Abends 7 Uhr mit frischem Wasser 
zu begießen. 
Bei irockener Witterung sind die 
Straßen vor dem Kehren mit Wassen 
zu begießen. 
Die Straßenrinnen vor den Häusern, 
sowie die zwischen letzteren oder den 
Hofräumen befindlichen Winkel müssen 
flets rein gehalten und namentlich an 
den Kehrtagen mit frischem Wasser 
ausgespült werden. 
Pfuhl darf nur in gut geschlossenen 
Behältern ausgeführt, die Ausleerung 
—X 
Jeit, nach der Polizeistunde und vor 
Tagesanbruch vorgenommen werden 
St. Ingbert, den 28. Juni 1884 
Das Polizei⸗Commissaria 
Eckerlein. 
io lange nicht anderes „Belastungsmaterial“ zur 
Begründung eines gesetzlichen Scheidegrundes bei⸗ 
gebracht werde. Die Sache wird immer verwickelter 
uͤnd schließlich trägt Frau v. Kolemine doch noch 
den Sieg davon. 
pKöln. Aus dem Lustgarten des Humors 
bringt die „Kölnische Volks-Zeitung“ unter ihren 
Nölnischen Wochen-Plaudereien Folgendes: Auch 
das Dienstmädchen, das sich schlau aus der Klemme 
riß, verdient der Vergessenheit entrissen zu werden. 
Madame N. aus der Mohrenstraße war von der 
Reise zurückgekehrt; das Mädchen hatte alles bestens 
besorgt und Madaine war zufrieden. Da wird ein 
Päckchen Photographien abgegeben, das Madame 
zufällig annimmt. Was sieht sie? Ihr Mädchen 
aber in ihren, der Madame, besten Kleidern 
photographirt! „Da soll doch! ... Anna, was 
isi das hier? Kennen Sie das Bild?“ „Kaum 
leew Madame. Oehr Kleider sinn et zwor; ävver 
wat hat Ehr Uech verändert!“ 
FDas Echo zwischen Koblenz und Bingen 
welches ein Wort 17mal wiederholt, hat einen 
norddeutschen Rivalen erhalten. Der Badearzt von 
Charlottenburg hat im Karlshain an „Garves 
Ruh“ ein Echo entdeckt, das 17mal ein Wort 
deuilich wiederholt. Das berühmte Echo bei Aders⸗ 
bach in Böhmen soll dadurch übertroffen fein. 
Allerdings reicht auch das neue Echo noch lange 
nicht an das bei Schloß Simonetta bei Mailand 
heran, welches einen Pistolenschuß 56mal wiedergibt. 
ꝓ Aus Berlin, 24. Juni, meldet man der 
„Frkf. Z.“, daß Henry Villard, früherer Präsiden! 
der Northern⸗Pacific⸗ Bahn, daselbst angekommen ist. 
Breslau, 27. Juni. Sämmiliche in der 
Grube Deutschland verschütteten Bergleute wurden 
gerettet. 
p Wien. Unter der Ueberschrift „Der Fluch 
der bösen That“ erzählen hiesige Blätter eine trau⸗ 
rige Geschichte. Vor 14 Jahren beging ein damals 
achtzehnjaͤhriger junger Mensch Namens Heinrich 
Simon in Preußen ein Berbrechen und wurde da⸗ 
ür zu einer anderthalbjährigen Gefängnißstrafe ver⸗ 
urtheilt. Es gelang ihm, aus dem Gefängniß zu 
lüchten und er wandte seine Schritte dann hierher 
Die Nachforschungen, die seiner Zeit nach dem 
Flüchtigen angestellt wurden, blieben erfolglos. Die 
Äkleu sourden vorläufig geschlossen. Dem Heinrich 
Simon war es augenscheinlich ernst mit der Ab— 
sicht, ehrlich zu werden. Er suchte hier eine Stel 
lung. Dazu bedurfte er einiger Ligitimations— 
papiere. Der Mann scheute vor einem weiteren 
Verbrechen nicht zurück — es sollte ja seinem festen 
Willen nach das letzte sein —, er faͤlschte die noth— 
wendigen Dokumente. Der flüchtige Häftling fand 
auch, mit diesen Hülfsmitteln ausgestattet, vor 18 
Jahren in einem hiesigen Geschäftshause Stellung. 
Der Mann zeigte sich eifrig und rechtlich in seinen 
neuen Berufe, es bot sich kein Anlaß zu einer aug 
nur geringfügigen Klage und er machte langsam 
aber stetig Forischritte in dem Vertrauen und da 
Gunst seines Chefs. Vergessen ... Wer hätte ho. 
haupten dürfen, daß dieser ehrlich und emsig fuee 
bende Mann ein flüchtiger Sträfling seiß 6 
glaubte wohl selbst schon, daß die ganze Geschicht 
nur ein böser Traum gewesen. So verflossen 
Jahre. Der Norddeutsche acclamatisirte sich hier 
er fand eine zweite Heimath, er schuf sich ein sor 
genfreies, wenn auch bescheidenes Dasein, der „Ge 
wissenswurm“ in der Brust des Abgestraften erstath 
Da kettete ein neues, starkes Band den Heimath 
und Namenlosen an die Kaiserstadt. Er fand Ruh 
und Trost in der Neigung einer junger Wienerin 
Vor wenigen Wochen enischlossen sich die Beiden 
hren Bund durch den Priester segnen zu lassen 
Dazu benöthigte der Flüchtling seiner Papiere; fein— 
diebe war stärker als seine Furcht; er beschloß, n 
seine Heimath um einen Paß zu schreiben und r 
rechnete dabei auf die — Vergeßlichkeit der Behörde 
Fs kam anders. Man erinnerte sich des flüchtige— 
Sträflings nur zu genau; der Mann wurde von 
den deutschen Behörden verlangt und von den öster— 
reichischen verhaftet. Hier büßt er nun eine kurze 
Arrestsirafe wegen Falschmeldung ab, dann wirde 
wieder ausgeliefert. Der flüchtige Häftling ist ken 
ehrlicher Mann mehr, wie er durch ein halbet 
Menschenalter geträumt — er muß zurück in's Ge 
fängniß ... Und dann mag er zusehen, ob e 
ihm die Menschen leicht machen, wieder redlich 
werden ... „Der Fluch der bösen That!“ 
Marktberichte. 
Zweibrücken, 26. Juni. (Fruchtmittelpreis und Vi 
ualienmartt.) Weizen 0 M. — pf. Korn 8 M. 65 
Spelz — M. — Pf., Spelzkern — M. — Pf., Dink 
Dyv. — Pf., Mischfrucht O M. — Pf., Hafer 05 
— Pf., Erbsen — M. — Pf., Wicken — M. — p. 
Berste zweireihige — M. — Pi., vierreihige O M. —- Pi 
—D 
M. 80 Pf. Kartoffeln 2 M. 60 Pf., Weißbrod IV dil 
52 f, Kornbrod 83 Kilo 68 Pf. Gemischtbrod 8 Kil 
78 Pf, paar Weck 90 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qua 
60 Pf., II. Qual. 56 Pf. Kalbfleisch 50 Pf., Hamme. 
leisch 60 Pf., Schweinefleisch 50 Pf., Wein 1J Liter 80 Pf 
Bier' Liler 24 Pf., Butter */23 Kilogr. O M. 95 Pi. 
Kaiserslautern, 24. Juni. (Fruch tmittelpreis un 
Viktualienmarkt.) Weizen 0 Mk. — Pf., Korn 89 
Pf. Spelztern — M. — Pf., Spelz M. — 9 
Bersie O M. — pf., Hafer 8 M. 28 Pf. Erbsen — 
nf., Wicken d M. — Pf., Linsen — M. — Pf, Kle 
samen — M. — Pf., Schwarzbrod 6 Pfund 68 9 
3 Pfd. 34 Pf., Gemischtbrod 3 Pfund 39 Pf., Butter p 
Pfd. 1M. — Pf. Eier per Dd. 66 Pf., Kartoffeln p 
Zentner 2 M. 80 Pf., Stroh J. Qual. 3 M— 9 
I. Qual. 2 M. 75Pf., Heu pro Ctt. 4x M. — v* 
Qleeheu 0O M. — Pf. 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Deme“ 
—IL 
Unsern Mitgliedern P. Schw. sen 
P. Schw. jun., P. W.,P. Sch 
. TiP. R.P. St., P. K 
P. Sp.., P. K.r., P. K., zu ihn 
jeutigen Namenstage ein 
dreifach donnerndes Hon 
daß es in allen Ecken schallt und 
Peler Schweitzer's Sagle wiederho 
Mehrere Mitglieder 
¶n unser Fabrikat in hiesige Gegend einzuführen, eröffnen wir 
D mit dem heutigen Tage einen 
Detail-Verkauf, 
und halten uns den geehrten hiesigen und auswärtigen Bewohnern 
bei Bedarf, „unter Zusicherung reeller Bedienung“, 
bestens empfohlen. 
St. Ingbert, den 25. Juni 1884. 
Gebr. BRBraunm,- 
Roßlederfabrikation. 
Holzcementdächer 
ächt Häusler'sche. Ausk. ep 
O. . Beer. Fumest. 
Ausverkauf. 
Wegen Aufgabe meines giesigen Ge— 
chäftes verkaufe ich in dem Laden 
lokale des Schuhändlers Laur meine 
noch vorräthigen 
— Waoll⸗ Kurz⸗Waaren — 
zu herabgesetzten Preisen. 
O. J. Dietæ. 
Zu vermiethen 
und sofort zu beziehen der obere Stoc 
des Geschwister Seyb'schen früher 
Beorg Best'schen Wohuhauses, in der 
Oberstadt, im Ganzen oder getheilt. 
Näheres durch Geschäftsmann Fitz 
in St. Ingbert. 
Ver der Heusser'schen Wirthschaf 
bis in die Gegend der Aktien— 
glashütte wurden gestern Abend 
a. Mk. 19, bestehend in 1 Zehn— 
markstück und Silbergeld, in Papien 
eingeschlagen, verloren. Das Geld ist 
schwerverdienter Arbeitslohn einer armen 
Familie und hofft man um so mehr 
daß der redliche Finder des Geldes 
dasselbe zurückerstatten und an das 
Bolizeibüreau hier abgeben möge. 
Der untere Stot 
meines Hauses in der Kaiserstia 
bestehend aus Ladenlokal, 8 Zimmn 
Kuche Keller, Schreinerwerkstate 
und Waschküche im Hofe, auf V 
langen auch Zimmer im oberen Sim 
ist zu vermiethen. 
Louis Vogelsang. 
En braver Junge, mit schöner 
Schrift zum sofortigen Eintritt 
auf ein Bureau gesucht. Solche, welche 
die Lateinschule besucht, erhalten den 
Vorzug. 
Näheres in der Exped. ds. Bl. 
Ein Ladenlokal mit mehrerer 
Zimmern; ferner möblirte und 
nicht moͤblirte Zimmer und Wohnungen 
hat zu vermiethen. 
G. Klein. 
Unseren geehrn 
Abonnenten u 
Rachricht, daß Rr.“ F 
unstr. Sonniagsblattes I1 
Zuarias nachste Woche au⸗ 
agegeben wird. 
En großes Zimmer mit Küche, 
Keller eic. hat zu vermiethen 
C. Hofmann. 
Druck und Verlag von F. X. Demeh in St. Inaberi