Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inaber“ 
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der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen LA 75 A, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 1I5 ⸗9, Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
xX 127. 
Donnerstag, 3. Juli 1884. 
19. Jahrg. 
— 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 30. Juni. Ueber den neuer⸗ 
annten Hofsekretär wird folgendes mitgetheilt: 
hermann Gresser ist der Sohn des ver— 
benen früheren Kultusministers v. Gresser. Der— 
Abe murde am 17. Februar 1841 zu Würzburg 
eboren; er besuchte daselbst das Gymnasium und 
bsolvirte an der dortigen Universität als Jurist. 
Nachdem er ein Jahr in der Vorbereitungspraxis 
ijr den Staatsdienst gestanden war, trat er bei 
heginn des Krieges 1866 freiwillig als Offizier 
mdie Armee, in welcher er auch den Feldzug 
1870,171 mitmachte. Im November v. Is. wurde 
jm als Premierlieutenant des 3. Feld⸗Artillerie⸗ 
zegiments der erbetene Abschied unter gleichzeitiger 
derleihung des Charalkters als Hauptmann bewil⸗ 
igt. Gresser hat sich vielfach mit Kunst, insbe⸗ 
ndere Malerei und Musik, beschäftigt.“ Der so 
asche Wechsel im Hofsekretariat erregt viel Aufsehen 
umal über die Gründe desselben nicht das geringste 
xlannt ist; Regierungsrath Pfister war bekanntlich 
est vor einigen Monaten (am 2. Febr. ds. Is.) 
zum Hofsekretär und gleichzeitig zum Regierungs⸗ 
ralh extra statum im Staatsministerium des 
Innern ernannt worden, nachdem er bis dahin Rath 
zei der kgl. Polizeidirektion, in München gewesen. 
Berlin, 1. Juli. Geheimraih Koch reiste 
nach Toulon ab. Je nach seinen Berichten werden 
Naßregeln gegen die Choleragefahr getroffen. 
werden. 
Die von reichswegen aus Anlaß des Cholera⸗ 
dusbruch in Toulon berufene Cholera⸗Kom— 
mijsion, zu welcher bekanntlich Max v. Petten⸗ 
fer aus Munchen hierher beschieden worden ist, 
ind an welcher außer den Ministern die Geheimräthe 
doch, Skrzeda u. a. theilnehmen, hielt täglich eine 
liß mehrere Sitzungen ab, und sollen die durch 
dicselben festgestellten Vorsichts und Schutz- 
RX so bald als möglich bekannt gegeben 
herden 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 3. Juli. Maurer Gustav 
cshahles von hier, der am Abend des 11. Mai 
J. Gendarm Becdk bei Ausübung seines Berufes 
nit desen eigenem Seitengewehr nicht unerheblich 
attlegt hatte, wurde wegen dieser brutaien Handlung 
m der gestrigen Straflammersitzung des igl. Land 
uichtz Zweibrücken zu einer Zuchthausstrafe von 
dahren verurtheilt. 
*St. Ingbert, 3. Juli. Gestern hakte 
e Gesellschaft „Har monie“ von hier einen 
lusflug nach Blieskaftel unternommen, der unter 
et Betheiligung seitens der Mitalieder allgemein 
esriedigte. 
„J Zweibrücken, 2. Juli. In der gestrigen 
ahung der Strafkammer des k. Landgerichts wur— 
die Herren Rechtskandidaten Olle Trier und 
sed Escales von hier wegen Vergehens des 
oeikampfer zu je 3 Monaten Festung ver⸗ 
thelt. Die Forderung (auf Säbel) war von 
un. Escales ausgegangen. 
* Bruchmühlbach, 80. Juni. Heute 
witag zwischen 7 und 8 Uhr ereignete sich auf 
Sdanzermuhle, Eigenthümer Herr Lellbach, ein 
innenwerthet Unglücksfall. Der verheirathete 
7 — Adam Berndt von Lambsborn, Vater 
4 Kindern, von denen das jungste kaum drei 
te alt iff.“ wollie nämlich in ce 6 
Mühle das Räderwerk schmieren. Zu diesem Zwecke 
yenutzte derselbe anstatt die Stiege, aus Bequem— 
lichkeit den Flaschenzug und wollte sich so mittelsl 
desselben in die Höhe ziehen. Allein diese Fahrt 
ollte ein schlimmes Ende nehmen; denn als der 
Bedauernswerthe so zwischen dem zweiten und 
zritten Stocke schwebte, riß das Seil, Berndt fiel 
jerab und zwar so unglücklich auf den Kopf. daf 
er sofort seinen Geist aufgab. 
— Käshofen, 29. Juni. Ein Unglück 
kommt selten allein, sagt ein altes Sprüchwort. 
Kaum haben wir hier die traurige Ueberzeugung 
jewonnen, daß der Kornrost auch in unseren 
Fluren großen Schaden anrichtet, hält plötzlich, ich 
möchte fast sagen: ein noch schlimmerer Feind seinen 
Einzug in unseren Ort. In vergangener Woche 
zrach nämlich die Milzbrandbräune in unserer 
S„chweineheerde aus. Binnen zwei Tagen fielen ca 
12 Stück dieser verderblichen Seuche zum Opfer. 
Da jede ärztliche Hilfe bei dem raschen Verlauf der 
crankheit vergeblich ist, entschlossen sich die hiesigen 
Bewohner, zu einem uralten Brauch zu greifen, 
der in ähnlichen Fällen jedesmal geholfen haben 
soll. Es wurden nämlich am Freitag Abend neun 
adaber verbrannt, und die Asche hievon wurde 
sämmtlichen Schweinen am Samstag Morgen, als 
ie noch nüchtern waren, mit etwas Frucht vermengt 
zerabreicht, was zur Folge hatte, daß bis jetzt die 
Seuche in ihrer Heftigkeit nachgelassen hat. Mancher 
nag wohl über diese Heilmethode ungläubig 
»en Kopf schütteln und diesen Brauch als Aberglauben 
sinzustellen suchen, ohne der Sache näher auf den 
Brund gehen zu wollen. Soeben habe ich ein ho— 
nöopathisches Thierarzneibuch in Händen, in wel—⸗ 
hem Milzbrandgift als sicherstes Heilmittel gegen 
»en Milzbrand nach dem homöopathischen Grund⸗ 
atze: similia similibns curantur (Aehnliches wird 
durch Aehnliches geheilt) angegeben wird. Unsere 
Vorfahren trieben also schon Homöopathie, ehe man 
aͤberhaupt noch von Hahnemanns Heilmethode Etwas 
wußte. Freilich ging es in früheren Fällen bei 
dem Verbrennungsakt etwas mysteriös her. Er 
mußte nämlich auf einer Kreuzstraße Statt finden; 
erner mußte an dem Scheiterhaufen neunerlei Holz 
ein, und dann wurde am andern Morgen die ganze 
deerde vor Sonnenaufgang auf diesen Platz ge⸗ 
rieben. Dies ist jedoch in vergangener Woche ganz 
zußer Acht gelassen worden. Da, wie ich schon 
zehört habe, in fast allen Ortschaften im Westrich 
diese Seuche grassirt, möchte ich den Rath ertheilen 
es einmal mit dieser Heilmethode versuchen zu wollen 
würde es alücken. wäre es sicherlich der Mühe werth— 
Gw. 3tg.) 
— Maxau, 29. Juni. Ein Ärchitekt aus 
Karlsruhe Namens Armbrust ertrank heute beim 
Baden im Rhein. Er verließ das Bassin und be⸗ 
gab sich in den freien Rhein, wo er wahr'scheinlich 
einen Krampfanfall bekam. 
— Neustadt. Herr Sartoris hat gegen 
das gestern erfolgte Urtheil in seiner Klagesache 
gegen Herrn Welsch Berufung eingelegt. 
— Wolfstein, 30. Juni. Mehrere Bürger 
von hier wollen in der Nacht vom 28. auf den 
29. Juni um die Mitternachtsstunde am Himmel 
eine sonderbare Erscheinung wahrgenommen haben 
Eine leuchtende Kugel sei am östlichen Himmel auf. 
getaucht und habe sich, einen langen Schweif, 
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westlicher Richtung foribewegt. Die ganze Umgeb⸗ 
ung sei beleuchtet gewesen. Als die Kugel über 
dem Todtenkohr — derselbe ist ein Höbepunkt im 
Königsberg — gestanden habe, sei sie plötzlich zer— 
platzt. Abergläubige Leute wollen in dieser Er— 
scheinung, die vielleicht nicht mehr als ein herab— 
rallender Meteorstein war, ein schlimmes Omen sehen. 
— Lauterecken, 30. Juni. Gestern Abend 
nach 9 Uhr fiel Herr Kaufmann Scherer hier, 
welcher sich mit seiner Frau in der Gartenwirth— 
schaft von Wirth Ruby befand, als er sich einer 
ihn befallenden Uebelkeit durch Abwaschen im Glan 
erwehren wollte, in den an dieser Stelle ca. 7 
tiefen Fluß und ertrank. Der Verlebte, welcher 
erst vor zwei Jahren sein Geschäft hier gegründet 
hat und auch erst so lange verheirathet ist, hinter— 
läßt 1 Kind. 
— Speyer, 1. Juli. Nach hier einge— 
zangenen zuverlässigen Nachrichten trifft Herr Henry 
Hhilgard, genannt Villard, am 12. d. M. zu einem 
Besuch unserer Stadt hier ein. Derselbe weilt 
gegenwärtig bei seiner Schwester in einem Bade— 
orte. Herr Hilgard, dessen Gesundheit immer noch 
angegriffen sein soll, hat sich jede etwa beabsichtigte 
aufregende Festlichkeit dringend verbeten. Wenn 
auch diesem Wunsche gebührende Rechnung getragen 
wird, so wird die Stadt ihrem großen Wohlthäter 
ind Ehrenbürger sicher auf entsprechende Weise ihre 
Dankbarkeit während dessen hiesigen Aufenthalts zu 
erweisen nicht unterlassen. 
— Frankenthal, 1. Juli. Herr Stadt⸗ 
schreiber Müller von hier ist heute Morgen plötz⸗ 
lich und unerwartet in Folge eines Herzschlages 
derschieden; ein Verlust, den sowohl seine Familie 
wie die Stadiverwaltung schwer zu beklagen haben. 
— Die Direktion der pfälz. Eisenbahnen hat 
der Vorstandschaft des bayerischen Lehrer— 
vereins mitgetheilt, daß die pfälz. Stationen 
Retourbillete nach Aschaffenburg aus— 
deben werden, deren Giltigkeitsdauer bis zum 
5. Sept. c. verlängert wird, sofern sich deren 
Inhaber durch die Festkarte als Theilnehmer an 
der Versammlung in Ansbach legitimiren. — Außer⸗ 
dem ist noch mitzutheilen, daß die k. Regierung 
den pfälz. Lehrern, welche die Landesversammlung 
besuchen wossen. Urlaub ana höten hat. 
BRermischtes. 
F Neunkirchen, 2. Juli. Heute früh war 
in der Nähe des hiesigen Bahnhofs ein gedrucktes 
Plakat angeklebt, welches die Leitung des Heinitzer 
Konsum⸗Vereins in gehässigster Weise angreift — 
natürlich ohne Unterschrift und Druckfirma. 
(S. u. B. Zig.) 
F Trier, 29. Juni. Der von dem hiesigen 
Schwurgericht der Brandstiftung schuldig befundene 
Joh. Müller zog sich plötzlich unter dem Ausruf: 
„Ehe ich mir meine Ehre nehme lasse, ziehe ich mir 
lieber den Strick um den Hals!“ mit einer zur 
Schlinge gemachten Kordel den Hals zu und konnte 
nur durch den kräftigsten Widerstand an einem 
Selbstmord gehindert werden. 
F Stuttgart, 30. Juni. Der des Raub⸗ 
mordonfalles auf die Bankiers Heilbronner und 
Dettinger angeklagte Anarchist Kumitsch ist zu 
lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt. 
Muünchen, 1. Juli. Der Unterofsizier 
Jakob der 5. Batterie des 1. Feldartillerie⸗Regi⸗ 
ments hat heute Vormittag nach 10 Uhr mittels 
eines Kartusch⸗Schusses aus einem gezogenen Feld⸗ 
geschütz seinem Leben ein Ende gemacht. Das 
Motiv zu diesem Schritte ist wahrscheinlich Furcht 
vor Strafe. Jalkob hat nämlich auf dem Lechfelde 
durch vorschriftswidriae Behandlung eines Geschüßb⸗⸗