Full text: St. Ingberter Anzeiger

In Doneraile, in der Grafschaft Cork, 
and man am Freitag die folgende „Mahnung an 
uid Doneraile“ an den Straßenecken angeschlagen: 
Honeraile, Du orangistischer Hund, hüte Dich und 
Acht, denn Deine Laufbahn auf dieser Erde ist 
hrem Ende nahe. Die Kugel oder der Dolch 
Irden Dich treffen, ehe viele Tage vorüber sind, 
ud werden damit das Landlordwesen und den 
doßmoreismus (bezieht fich auf Lord Roßmore, das 
—W Orangisten) in unserer Mitte ausrotten 
Im Auftrage des Sekretärs der Irischen Befrei⸗ 
gsgesellschaft. Darunter befindet sich die Ab— 
idung eines Sarges und eines Gewehres und 
ann heißt es weiter: „Wehe dem Manne der 
ieses abreißt. Die irische Gesellschaft der Invin— 
»bles. Alle Mitglieder der obigen Gefsellschaft 
reffen unter Todesstrafe am nächsten Freitag an 
dem gewöhnlichen Versammlungsorte zusammen, 
im die erforderlichen Schritte zur Wegräumung 
s Tyrannen Doneraile zu berathen. Die Sache 
at in der Grafschaft Cork große Aufregung her— 
rgerufen, da Lord Doneraile allgemein beliebt ist. 
hHundertdreiundzwanzig Jahre — 
age 123 Jahre — ist Marie Duraud, wohnhaft 
a Cluberive⸗en-Rohans, alt. Diese respektable 
Fiau wurde wirklich am 16. März 1761, wie es 
—A— 
prengel von Saint-Just de⸗Claix Marie Duraud. 
zeboren den 16. März 1761, über die Taufe ge— 
alten von Peter Fromet, getauft vom Pfarrer 
donadieux.“ Marie Duraud war verheirathet, ihr 
Mann ist aber seit 96 Jahren todt und 
sat die Wittwe seitdem ihren Mädchennamen wiedern 
ingenommen. Sie wohnt im Erdgeschoß eines 
hausea von ärmlichem Aussehen in einer engen 
Straße auf Kosten der Gemeinde. Die Frau leb⸗ 
hon Almosen und einigen Geldstücken, die ihr vor 
Besuchern hinterlassen werden. Ihr Gesicht, Hände 
und Hals sind ein Haufen Rinnen von der Dicke 
;ines kleinen Fingers. Unter der schwärzlichen 
hergamenthaut fühlt man, daß das Fleisch fehlt, 
z bleiben nur noch Knochen, Nerven und Sehnen. 
An den Backenknochen zeigt das Gesicht rothe 
Flecken, die einen Rest von Leben anzuzeigen 
cheinen. Sonderbarerweise leuchten in diesem Ge— 
icht ein paar jugendliche Augen. Sie versteht kein 
Französisch, nur wenn man sie in ihrem „patois“ 
Mundart) anredet. Ohne kindisch zu sein, verläßt 
ie ihr Gedächtniß häufig, wenn von der Ver— 
gangenheit die Rede ist. Ueber Gegenwöärtiges ist 
iie aber sehr im Klaren. 
F Eine Musterannonce hat kürzlich ein 
erfinderische Amerikaner, wie folgt, veröffent— 
licht: „Freunden und Bekannten widwe ich hier⸗ 
mit die Anzeige, daß mir meine liebe Frau gestern 
dutch den Tod entrissen wurde, nachdem sie einem 
träftigen Knaben das Leben gegeben. Für letzteren 
iuche ich eine gesunde Amme und wäre auch nicht 
ibgeneigt, behufs späterer Verehelichung mit einer 
dame in Korrespondenz zu treten. Dieselbe müßte 
iebenswürdigen Charakters, gesetzten Alters, etwas 
Fermöglich und imstande sein, provisorisch meinem 
cenommirten Leinenwaarengeschäfte vorzustehen, in 
welchem alle Bestellungen binnen zwoͤlf Stunden 
rompt ausgeführt werden. Ich habe die Absicht, 
süt das Geschäft eine Direktrice mit 250 Dollars 
ährlichen Gehalt bei freier Station anzustellen, 
ohald der „Ausverkauf um jeden Preis“, der 
augenblicklich im Gange ist, beendet und meine 
Magazine in die Langestraße Nr. 11 verlegt sein 
detden, wo ich ein Stockwerk für 500 Dollars in 
Niethe ablassen kann.“ 
In einer Reise-⸗Erinnerung an Cey— 
lon wird in dem „N. W. Tgolt.“ erzählt: Wir 
hatten schon viel gehört von den berühmten indischen 
Jongleurs und Taschenspielern. Endlich hier in 
ampolla hatten wir Gelegenzeit, uns von der 
Dahrheit ihres Rufes ju uüͤberzeugen. Nach dem 
ksen, welches aus sehr guten Fischen aus 
dm vorbeifließenden Manhavika Ganga, dem landes— 
iblichen Curry und vorzuglich gebratenen jungen, 
widen Pfauen bestand, waren wir in der ange⸗ 
msen Stimung in unsere Schaukelstühle gelehnt 
Vorstellung der Jongleurs und Zauberer beizu— 
n Der Zauberkünstler saß mit seinem Weibe 
dem tennenartig gestampften Boden und wir 
uns in seiner unmittelbaren Nahe. Er 
9 den Kern einer Mango, eine ganz köstliche 
e Frucht in der Größe einer frischen Feige, 
v welcher Lady Brassay in ihrem reizenden 
n chen „A voyage in the Jungheam“ sagt, man 
sse die Frucht mat auf restreiften Aermeln essen 
dabei sich von Niemanden beobachtet wissen, um 
sich ganz und gar dem unvergleichlichen Genusse 
dieser süßen, leicht nach Terpentin schmeckenden 
herrlichen Frucht hinzugeben. Der Gautkler schabte 
mit einem alten Tischmesser eine kleine Grube in 
den festen Lehmboden, legte den Kern hinein und 
)eckte denselben mit der aufgekratzten Erde zu 
darüber wurde nun der alte Sack gelegt und unten 
ortwährendem Murmeln strich der Mann mit seinem 
Ramezan über den Sack hin und her. Nach einer 
Weile nahm er den Sack weg und zu unserem 
Erstaunen sahen wir ein ganz kleines und 
rrisches Pflänzchen mit zwei Blättern aus dem 
Häufchen gewachsen; er bedeckte diese junge Pflanzt 
vieder mit dem Sack, erneutes Murmeln und 
Streichen, nach kaum einer Minute entfernte er 
vieder den bedeckenden Sack und siehe da, die kleine 
Pflanze hatte sich zu einem 4 Zoll hohen Stämm— 
hen gekraftigt. Abermaliges Bedecken und gleiches 
Bebahren, nach weiterem Verlauf von zwei 
Minuten wieder Aufheben des Sackes und 
ein frisches, vollkonnmmen grünes, junges Mango— 
„äumchen von etwa dreißig Centimeter Höhe 
bot sich unseren Blicken. Das wiederholte sich 
noch drei- bis viermal, und schließlich kam unter 
dem verdeckenden Sack, der jetzt schon einen ziem— 
lichen Hügel bildete, ein kleiner Baum mit ausge— 
bildeten Aesten und Laub von zweidrittel Meter 
Höhe zum Vorschein. Dies wiederholte sich ein 
etztes Mal und an dem Baume hing eine frische, 
ceife Mango, welche wir abzupflücken eingeladen 
wurden. Wir thaten dies, und in dem Augenblick 
herschwand der Mangobaum wieder unseren sehenden 
Augen. Kein europäischer Taschenspieler war bis— 
her im Stande, dieses reizende Kunstistück nachzu 
ahmen. 
Gützlichkeit der Heidelbeeren.) Die 
Heidelbeeren können so vielseitig benutzt werden, 
daß einige Worte darüber nicht am unrechten Platze 
sein werden, zumal da dieses Landesprodukt sich 
häufig findet. In vielen Gegenden gewähren sie 
zur Zeit ihrer Reife oft mehrere Wochen hindurch 
das fast ausschließliche Nahrungsmittel der Kinder 
und selbst erwachsener Personen; ferner dienen sie 
auf eine unschädliche Weise zum Färben der Weine 
und Liqueure. Vor allem aber verdient ihr medi— 
zinischer Nutzen Beachtung, und dieser ist zum Glück 
den Landleuten viel mehr bekannt, als vielen 
Städtern. Viele Bauernfamilien lassen die gedörr— 
ten Heidelbeeren nie ausgehen; mit ein bis zwei 
Eßlöffel voll davon, in mehr oder weniger Wasser 
ausgekocht, lauwarm genossen, stillen sie die Diar— 
rhöe sehr schnell, ohne eine nachtheilige Rückwirkung 
befürchten zu müssen. Sehr wahrscheinlich würde 
sich dieses einfache Mittel auch bei Choleraanfällen 
als heilsam hewähren; auch in fielen anderen Fällen 
dürfte es heilsame Wirkungen haben, und nicht mit 
Unrecht sagt das alte Sprichworth: „Gerathen 
die Heidelbeeren gut, so ist es keine Zeit für Krank— 
heiten.“ 
FGegen Wundheit der Haut, be—⸗ 
sonders der Füße, gegen Wolfc. em— 
fiehlt die „Fogr“ eine Salbe, aus 50 Gramm 
Talg und 5 Gramm Salpetersäure bereitet. Wenn 
nan sie selbst bereiten will, so macht man den Talg 
zurch Erwärmung flüssig und setzt demselben 10 
»is 15 Tropfen Salpelersäure zu. Auch Salicyl⸗ 
äure⸗Talg, in der Apotheke bereitet, hat diese Wir⸗ 
ung. Er verdient besonders da den Vorzug, wo 
zugleich übelriechender Fußschweiß vorhanden ist. 
Winke für die Cholera⸗-Zeit. 
Die Desinfektion. 
Zur Desinfektion ist zu bemerken, daß das 
oberflachliche Begießen, etwa bis der Geruch ver— 
sichwunden ist, gar nichts hilft; die Desinfektion 
nuß gründlich geschehen, wo sie auch angewendet 
wird. Der Charlatanismus, der überhaupt während 
der Cholerazeit mit der allerschroffsten Rücksichtslosig— 
keit verfolgt werden müßte, hat verschiedene Des— 
infektionsmittelchen „erfunden“, vor denen man sich 
wohl zu hüten hat, da sie nur Geld kosten und 
nichts nützen. Auch wissenschaftlich ist die Her⸗ 
tellung verschiedener Mittel versucht. Das beste 
Desinfektionsmittel ist und bleibt die Karbolsäure, 
für deren massenhafte Anschaffung die Gemeinde 
oder sonstige Behörde zu sorgen hätte. So wenio 
der Staat einen Krieg ohne Pulver zu besitzen, 
unternehmen wird, so wenig darf einer von der 
Fholera angegriffenen Stadt die Karbolsäure fehlen. 
Zweiprozentige Karbolsäure, häufig und reichlich 
maewandt ftädtet unbedinaft alle Gholerakeimyvilze 
Lebert räth an, in die größeren Dünger- und Ab— 
trittsgruben täglich eiumal 200 -240 Gramm, in 
32—4 Liter Wasser gelöst, am besten mit einer 
Gießkanne zu gießen; für Abtritte genügen je nach 
der Größe 100 -200 Gramm, für Naͤdtstühle 
30 -50, für Nachtgeschirre einige wenige Gramm. 
Die Böden der Zimmer müssen mehrmals täglich 
mit zweiprozentiger Karbolsäure besprengt und auf— 
zewischt, die Excremente der Kranken aber mit 
Sägespänen vermischt, verbrannt werden. Wäsche⸗ 
stücke müssen vor dem Waschen desinfizirt, Matratzen 
Kleider u. s. w. in Backofenhitze durchhitzt, geringere 
Sachen, wie Strohsäcke, verbrannt werden, sodald 
sie infizirt sind. Die Siedhitze, die trockene oder 
nasse, ist überhaupt ein vortreffliches Schutzmittel. 
Der persönliche Schutz. 
Was schließlich den persönlichen Schutz des 
Einzelnen vor der Cholera betrifft, so gilt hier vor 
allem der Satz: „Ruhe ist die erste Buͤrgerpflicht!“ 
Wer in der Lage ist, täglich nahrhaft zu speisen, 
sich vor Diätfehlern, Ausschreitungen und Erkäl— 
tungen zu hüten, darf sicher sein, daß er für die 
Cholera ein sehr ungünstiges Angriffsobjekt bildet. 
Schwächliche Personen werden etwas kräftigere 
Nayrung zu sich nehmen müssen, insonderheit 
Fleischkost; ferner geringe Mengen von Rum, 
Firschwasser, alten Cognac oder starken Wein miit 
Thee. Zu hüten hat man sich unbedingt vor 
wasserreichen Vegetabilien, wie Gurken, Melonen 
u. s. w.; ferner vor allem Unreifen, wenn es nicht 
etwa gut durchgekocht ist, dann vor gährenden und 
taulen Nahrungsmitteln, vor schwerverdaulichen und 
etten Speisen; denn die geringste Verdauungs⸗ 
störung bietet der Cholera ein Angriffsfeld. Nicht 
minder aber Erkältung, weßwegen auf rationelle 
Kleidung zu achten ist. Vor allem achte man auf 
den regelmäßigen Stuhlgang, schicke bei dem ge⸗ 
ringsten Anzeichen von Diarrhöe zum Arzt und 
begebe sich selbst schleunigst zu Bett und suche sich 
in Schweiß zu bringen. Durch das unablässige 
Achten auf diarröhische Erscheinungen und durch 
sofortiges Einnehmen von Opiumtropfen unter 
ärztlichem Beistande wird das größte Unheil ver— 
zütet. — Die Möglichkeit, daß die gefürchtete 
Seuche auch über die Vogesen zu uns dringe, ist 
unbedingt vorhanden; sie abzuleugnen hieße vdas 
Publikum täuschen. Diese Möglichkeit legt allen 
die Pflicht auf, sich mit dem Wesen der Cholera 
hertraut zu machen, noch bevor sie bei uns erscheint. 
—AD Auftreten der 
Cholera stehen wir nicht mehr da und dürfen daher 
dem furchtbaren Feinde gegenüber bei aller Vorsicht 
Muth fassen; Muth, aber keinen Uebermuth! 
Sterbesälle. 
Gestorben: in Landau Lothar Brück, 88 J. 
a.; in Kusel Frau Julie Lösch, geb. Feickert, 32 
J. a. in Pirmasens Emma, T. v. Adam Weis— 
gerber; in Stetten die Gattin von Karl Ohlig⸗ 
macher, Elisabetha, geb. Kaell, 63 J. a.; in 
Neustadt Andreas Ziemer, Güterobmann; eben⸗ 
daselbft Th. Worff, 44 J. a.; in Winzingen 
Frau Emilie Riel, geb. Hofmann, 24 J. a.; in 
Diedesfeld Karl Bossung, 3010 J. a.; in Lud⸗ 
viashafen Philipp Burkhart, Pripvatier. 
ααον̃ veranwortlich F. x. Demey. 
— — ——res 
Nr. 92 des praktischen Wochenblattes für alle 
Hausfrauen „Fürs Haus“ enthält: 
Die stummen Bewohner der Lüfte. — Kinder— 
nahrung. — Wiegenlied. — Jasmund'sche Obstbe⸗ 
vahrung. — Wie ich mit Wenigem glücklich wurde. 
— Warum wurde ich eingelaäden?“ — Mein 
dind, Du bist schön! — Hauswirthschaftlicher 
Kalender für Juli. — Zahnärzunnen. — Koloriren 
von Photographien. — Hausdoktor. — Cigarren⸗ 
tistchen zu verwenden. — Spanische Fichus zu be— 
malen oder zu besticken. — Jakob, die Elster. — 
Inka⸗Anzüge. — Leichtes Sommerkleid. — Wasch⸗ 
kleid. — Wohnlichmachen kalter Parterrezimmer. — 
Das Herrenzimmer. — Sonnenuhren. — Bier— 
laschen und feine weiße Flaschen zu reinigen. — 
Schinken vor Maden zu schützen. — Tinte. — 
Fettflecke aus Lampenglocken. — Reinigen von 
—A Versilberung von Metall⸗ 
gegenständen. — Kochbuch. — Einbrenne in Vor—⸗ 
rath. — Citronen. — Kerbelkrautsuppe. — Kalter 
Rhabarberpudding. — Rhabarberpei. — Rhabar— 
herpudding. — Die Elektrizität. — Küchenzettel. 
— Buchstabenräthsel. — Fernsprecher. — Echo. — 
Der Markt. — Anzeigen. - Probenummern gratis 
n allen Buchhandlungen. — Preis vierteljährlich 
Mark — Notfariell healaubhiate Nufsgoe 40 000