Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
uSt. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünufmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs 
mo Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.4 60 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen L) 75 , einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I5z H, Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
132. 
Politische Uebersicht. ! 
Deutsches Reich. 
xandau, 8. Juli. Die Fortschrittler unseres 
lkreises haben bekanntlich die Wahl unseres 
aichstagsabgeordneten Herrn Mahla angefochten. 
jeWahlprüfungskommission des Reichs- 
ge, welche Angaben der eingereichten Proteste nicht 
aͤ ihre Richtigkeit prüfen konnte, mußte nach Lage 
Sache die Wahl beanstanden. Die daraufhin 
ehördlich eingeleitete Untersuchung im Wahl—⸗ 
eise Neustadt · Landau hat nun, der „Neust. Ztg.“ 
folge, ergeben, daß nach gewifsenhaftester Fest⸗ 
lung Herr Anwalt Mahla mit noch 11 Stim— 
en mehr, als ursprünglich angenommen, also 
it 16 Stimmen Majorität als faktisch und unbe— 
aithar gewählt zu betrachten sei! 
Karlsruhe, 9. Juli. Der Kaiser hielt sich 
wder Durchreise zehn Minuten auf, derfelbe 
urde am Buhnhofe begrüßt von den Prinzen 
Rilhelm und Karl, sowie von den Ministern und 
ex Generalität. Der Kaiser sah blühend und 
ohl aus. 
Berlin, 8. Juli. Der Reichskanzler 
irst Bismarck wird wahrscheinlich weder nach 
issingen noch nach Gastein gehen, sondern zunächst 
Varzin bleiben, wo ihm der Aufenthalt außer—⸗ 
dentlich wohl bekommt. 
Ausland. 
Wien, 8. Juli. Der erste Straßburger 
taatsanwalt, Hr. Popp, ist hier eingetroffen, 
müber den Zusammenhang der Straßburger 
'ordthaten mit den Anarchisten Stellmacher 
ud Kammerer Erhehungen vorzunehmen. 
okale und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 10. Juli. Die Theilnahme, 
vlche der plößliche Tod des königl. Oberförsters 
ercrn Graf bei der Bevölkerung unserer Stadt 
wwortief, zeigte sich auch bei der gestern Nachmit⸗ 
gstattgehabten Beerdigung desselben. Eine äußerst 
hlreiche Begleitung erwies dem Verstorbenen die 
zie Ehre. — Für heute Nachmittag ist dahier 
er Besuch des kgl. Bezirksamtmannes Herrn Ür. 
chlagintweist angesagt. Derselbe hat den 
wech zu untersuchen, ob den von der kgl. Kreis— 
Rierung angesichts der drohenden Choleragefahr 
nassenen Vorschtiften in Bezug auf Desinfi- 
ierung nachgekommen wird. 
I: St. Ingbert, im Juli. Auf Anregung 
ehrerer Turnfreunde soll im hiesigen Turnvderein 
ne Ränner ⸗Riege in's Leben gerufen werden. 
er Turnrath hat sich bereits mit dieser Angelegen— 
a beschaäftigt und im Vereinslokale (Joh. Weitich) 
ne Liste aufgelegt, in welche sich Lustragende ein— 
ihnen wollen. — Im Interesse der Turnsache 
id zur Förderung derselben empfiehlt sich eine 
üülreiche Betheiliguͤng! 
„Blieskasstel, 10. Juli. Die gestern 
admittag im Konig'schen Gartensaale dahier statt⸗ 
hahte Generalber fam mlung des Bezirks— 
rervereins Blieskastel-St. Ingbert 
ur sehr zahlreich besucht. Die Verhandlungen, welche 
ben 114 Uhr begannen, leitete der Vorstand, 
7 Lehrer Dresscher von Wolfersheim. Der— 
begrüßte nach dem Eröffnungsgesange zunächst 
Anwesenden und betonte, daß die Mitgliederzahl 
teunger Zunahme begriffen sei. Nicht weniger 
g Mitglieder, summtuch Lehrer, haben sich in 
Zeit neu aufnehmen lassen, und steht somit 
onen. daß die Zahl derjenigen Lehrer in den 
Donnerstag, 10. Juli 1884. 
19. Jahrg. 
zeiden Kantonen Blieskastel und St. Ingbert, die 
em Vereine nicht angehören, sich immer noch mehr 
—D 
rehrer Wolf⸗Blieskastel über die Frage: „Wie 
üßt sich die Furchtsamkeit und Aengstlichkeit der 
dinder verhindern und bekämpfen?“ nahm die Auf⸗ 
nerksamkeit der Versammlung nicht allzulange in 
Anspruch. Der zweite Referent, Herr Lehrer Huss⸗ 
ong⸗-Webenheim, verbreitete sich in einem aus— 
ihrlichen Vortrage über die Entstehung, das Wesen 
ind den Zweck der deutschen Hansa. Dabei fielen 
iuf das ganze politische, kommeizielle und soziale 
ꝛeben des Mittelalters höchst interessante Streiflichter. 
die fesselnde und in jeder Beziehung gediegne Ar— 
»eit fand wohlverdienten Beifall. Zur weiteren 
gerathung standen noch verschiedene Vereinsfragen. 
Fine vom Hauptausschuß in Vorschlag gebrachte 
Ibänderung der Statuten des Landesvereins wurde 
nit dem Zusatze genehmigt, daß die auf die Pfalz 
reffenden Ueberschüsse aus den Vereinsliteralien 
Lehrerzeitung u. s. w.) an die Kasse des pfälzischen 
dreisvereins und nicht an das Lehrerwaisenstift ab⸗ 
uführen sind, dem ersten also das freie Verfüg— 
ingsrecht über diese Gelder erhalten bleibt. Der 
son der Versammlung hierauf als Delegierter 
u der in Ansbach stattfindenden Hauptversammlung 
zewählte Herr Lehre Rummel-Ensheim wurde 
eauftragt, obigem Beschlusse gemäß in Ansbach 
ein Votum abzugeben. Der bisherige Ausschuß 
ourde per Aklamation als saolcher wieder gewählt. 
Nit einem dreifachen Hoch auf S. Maj. den König 
ind dem Absingen eines vaterländischen Liedes 
hlossen die Verhandlungen. 
— Pirmasens, 8. Juli. Bauunternehmer 
ducas von hier verunglückte zwischen Bruchweiler 
ind Bobenthal durch das Scheuwerden des jungen 
Uferdes vor der von ihm benutzten Chaise. Das⸗ 
elbe sprang die Straßenböschung hinab und schleifte 
ie umgestürzte Kutsche hinter sich her. Der 
dutscher rettete sich durch einen Sprung aus der— 
elben, während Herr Lucas bedeutende Verletzungen 
avontrug. 
— Glan⸗—Münchweiler, 7. Juli. Durch 
Invorsichtigkeit und Leichtsinn der Eltern resp. der 
Mutter verbrannten sich am Samstag Abend zwei 
dinder von hier derart, daß das eine Kind heute 
sacht seinen schrecklichen Schmerzen erlegen ist. Die 
Frau stellte nämlich für das Abendessen Kaffee auf 
ind beauftragte ein größeres Kind, das Feuer zu 
hüren und den Kaffee zu kochen, währenddem die 
wei kleinen Kinder an dem Herd saßen. Der 
daffee kam so in's Kochen, daß er überlief und die 
zeiden Kinder verbrannte. Die Mutter war am 
zache waschen, ging unterwegs aber noch in ein 
)aus plaudern, währenddem zu Hause das Unglück 
jeschah. Wie manches arme Kind mußte schon 
ein junges Leben lassen, woran die Gleichaültigkeit 
der Eltern schuld war. 
— Am Samstag ging in der Gegend von 
Wilgartswiesen ein wolkenbruchartiger Regen 
nieder. In Rinnthal kam das Wasser mit sol⸗ 
her Schnelligkeit, daß die Bewohner gezwungen 
waren, ihr Vieh aus den Ställen zu bringen. 
— Speyer, 8. Juli. Herr Heinrich Hil⸗ 
gard, der Wohlthäter der Pfalz und insbesondere 
nuch unserer Stadt, wird nächsten Sonntag, den 
13. Juli hier eintreffen. Anderen Tages, Montag 
)en 14., Vormittags 11 Uhr, findet die Grund— 
teinlegung seiner Stiftung, des Neubaues der Dia— 
onissenanstalt statt. Nachmittags halb 3 Uhr ist 
it Festessen im „Wittelsbacher Haf“ 
— Speher, 9. Juli. Am Sonntag erlegte 
Herr Seyfried, Oekonom auf dem Steinhäuser⸗ 
jof auf der Jagd des Herrn Adjunkt Sick eine 
weibliche Fischotter. Dieselbe hat eine Lange von 
der Schnauze bis zur Schweifspitze von 1,34 m. 
— In der Gemarkung von Duchroth hat 
im Samstag ein Hagelschlag beträchtlichen 
S„chaden angerichtet und namentlich den Kohl 
zerstört. 
— Frankenthal, 8. Juli. Gestern wur⸗ 
den die ersten neuen Kartoffeln auf hiesigem Bahn— 
hofe verladen. Dieselben kamen nach Mainz, 
Wiesbaden, Elberfeld und Düsseldorf. Der Preis 
vro 100 Kilo betrug 7 Mk. 50 Pf. (F. 3.) 
Vermischtes. 
Neunkirchen, 7. Juli. Die feierliche 
Brundsteinlegung zur katholischen Kirche wurde 
gestern unter äußerst zahlreicher Betheiligung be— 
jangen. Der weite Raum der inneren Kirche war 
naamentlich in dem nach dem Chor zu gelegenen 
Theile gedrückt voll, auch die stehenden Mauern von 
einer zahlreichen Menschenmasse besetzt. Das Wetter 
var sehr günstig, indem der Himmel bedeckt war 
und daher die Sonne die Theilnehmer nicht be— 
ästigte. Von außerhalb waren verschiedene Geist⸗ 
iche zu der Feier erschienen, die hiesige evangelische 
Beistlichkeit durch Herrn Pfarrer von Scheben ver⸗ 
reten. Von sonstigen Festgästen bemerkten wir 
derrn Geh. Commerzienrath Stumm, der die ersten 
)rei Hammerschläge that, Herrn Landrath von Voß 
nis Ottweiler und Herrn Kreisschulinspector Kreuz 
non St. Wendel. 
Saarbrücken, 9. Juli. Ein hiesiger 
Bildprethändler bestellte in diesen Tagen bei einer 
»dandlung in Kaiserslautern einen Rehbock, erhielt 
iber gestern statt dessin ein Reh. Der- Fall kam 
zur Anzeige und die Polizeibehörde nahm das Reh 
in Beschlag und ließ dasselbe zum Besten der 
Armenkasse öffentlich versteigern. Der erzielte Er— 
ös betrug Mk. 15.60. Ob hier ein Wildfrevel 
»orliegt, das werden die eingeleiteten volizeilichen 
Nachforschungen ergeben. 
F München, 8. Juli. Dr. Sigl wurde 
vom Schwurgericht wegen verläumderischer Belei— 
»igung des Kriegsministers und wegen einfacher 
Beleidigung von 4 Offizieren des Generalstabs zu 
einer Gefängnißstrafe von 9 Monaten verurtheilt 
zei sofortiger Verhaftung. Von der Anklage wegen 
Verächtlichmachung der Einrichtung des bayerischen 
Heneralstabes wurde Sigl freigesprochen. 
7 Deggendorf, 5. Juli. Der Bauerssohn 
Michael Kröll von Raffelsdorf halte am Palm— 
onntag nach einer Taube geschossen, welche auf 
»em Strohdache des elterlichen Stadels saß. Der 
Papierpfropfen zündete hierbei das Strohdach an 
ind im Nu stand der Stadel in Flammen. Es 
rannte das ganze elterliche Anwesen und noch die 
wei benachbarten ab. Der Schaden betrug 35,000 
HMark. Wegen fahrlässiger Brandstiftung wurde 
deshalb Kröll vom Landgerichte Deggendorf zu zwei 
Monaten Gefängniß verurtheilt. 
FGanyerisches.) Ein Bahyer besteigt kürz⸗ 
lich in sehr wackeligem Zustande den Dampfer auf 
dem Starnberger See. Da er durch seine schwan⸗ 
lenden Bewegungen allerlei zerbrechliche Gegenstände 
ind auch Passagiere anrempelte, rief ihm der er— 
ürnte Kapitan zu: „Wollen Sie mal ruhig sein 
ind sich niedersetzen, sonst werf ich sie in den 
Zee.“ Darauf der Bayer: „Bald'ft mir das