Full text: St. Ingberter Anzeiger

Lokale und pfaälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 12. Aug. Wie wir hören 
werden sich auf heute Nachmittag im Stadthaus⸗ 
saale eine Anzahl Herren versammeln, um im Ver⸗ 
eine mit Herrn Pfarrer Rütter von Erfweiler, 
der zu diesem Zwecke eigens hierher kommt, die 
Statuten des neu zu gründenden „Garten- und 
OQubst bau-Vexreins“ zu berathen und festzusetzen. 
St. Ingbert, 12. Aug. Ueber den pro—⸗ 
jektirten Abonnementskonzerten des Herrn 
Weirich schwebt ein eigenthümliches Verhängniß; 
dieselben sollen einmal, wie es scheint, durchaus 
nicht staltfinden. Hatte vor 8 Tagen die Witte—⸗ 
rung das Konzert vereitelt, so fehlte zu dem auf 
gestern Nachmittag angesagten Niemand als Herr 
Kapellmeister Reckzeh mit seiner Kapelle. Die ver⸗ 
sammelte, recht zahlreiche Gesellschaft fand sich jedoch 
mit Heiterkeit in das Unabänderliche und blieb 
bis zum späten Abend beinahe vollzählig, in fröh—⸗ 
licher, ungezwungener Unterhaltung beisammen. Und 
als im Laufe des Abends die hiesige Stadtkapelle 
für die Dreißiger eintrat, da wagte die frohe Laune 
der Jugend sogar ein Tänzchen. Herr Rechkzeh aber 
dürfte sobald nicht mehr in die Lage kommen, hier 
ein fest zugesagtes Konzert in der letzten Minute 
wieder abzubestellen. 
* St. Ingbert, 12. Aug. Am nächsten 
Sonntage im Vormittagsgottesdienste wird in der 
protestantischen Kirche dahier Herr Pfarrer Deggau 
von Karlsruhe eine Predigt über innere Mission 
halten. Am Nachmittage desselben Tages wird 
derselbe Redner im Oberhauser'schen Saale in einem 
Vortrage, zu dem Jedermann freien Zutritt hat, 
über Arbeiterkolonien sprechen. 
* St. Ingbert, 12. Aug. Gestern Nach—⸗ 
mittag erlaubien sich in der Bech'schen Wirthschaft 
einige Burschen zur Erhöhung ihres Montagsver⸗ 
znügens eine Keilerei, bei der einer aus der 
Gesellschaft mit Schoppengläsern und Stuhlbeinen 
so übel am Kopfe zugerichtet wurde, daß er in 
ärztliche Behandlung gebracht werden mußte. 
— Es gehört leider nicht zu den Seltenheiten, 
daß Handwerks⸗-Lehrlinge, besonders zu 
Anfang der Lehre, letztere ohne Zustimmung des 
Lehrherrn verlassen. Ein derartiger Fall ist für 
den Lehrherrn in den meisten Fällen unangenehm, 
weil dadurch den andern Lehrlingen ein übles Bei— 
spiel gegeben wird. Um die Meister vor solchen 
Vorkommnissen möglichst zu schützen, wollen wir 
nicht unterlassen, sie auf die Bestimmungen im 
8 130 der Reichsgewerbe⸗Ordnung vom 1. Juli 1883 
aufmerksam zu machen. Nach diesen kann der Lehr⸗ 
herr nur dann den Anspruch auf Rückkehr des ihm 
entlaufenen Lehrlings mit Erfolg geltend machen, 
wenn der bezügliche Lehrvertrag schriftlich geschlossen 
ist. Der Antrag auf Zurückführung ist bei der 
Polizeibehörde, und zwar binnen einer Woche nach 
dem Austritt des Lehrlings, anzubringen. Im 
Weigerungsfalle ist die Polizeibehörde befugt, den 
Lehrling zwangsweise zurückführen zu lassen oder 
durch Androhung von Geldstrafe bis zu 50 Mark 
oder zu 5 Tagen Haft zur Rückkehr anzuhalten. 
Im Falle eines nicht schriftlichen Vertrages kann 
der Lehrling nur durch Zurückhaltung des Arbeits— 
huchs zur Fortsetzung der Lehre genöthigt werden. 
— Blieskastel, 10. Aug. Zu Ehren des 
Feuerwehr-Bezirks-Verbandstages sind 
die Häuser unseres Städtchens festlich geschmückt. 
Der Eingang zur Feuerwehr⸗Geräthe⸗Halle ist sinnig 
geziert und mit zahlreichen entsprechenden Denkiprüchen 
versehen. Das Fest wurde nach dem Gottesdienste 
durch einen musikalischen Frühschoppen in der Gar⸗ 
lenwirthschaft der Brauerei Philippi eröffnet. Von 
12 bis 33 Uhr wurden alsdann die mit den ver⸗ 
schiedenen Zügen hier in Lautzkirchen ankommenden 
eingeladenen Feuerwehren und sonstige Festgäste in 
Empfang genommen. Hierauf war Bezirksdelegirten⸗ 
versammlung in der Stadthaushalle. Von den 
zahlreich vertretenen Feuerwehren und Deputationen 
— es möoͤgen etwwa 700 Mann gewesen sein — 
verdient besonders die Feuerwehr der Grube „Heinitz“ 
erwähnt zu werden, welche mit klingendem Spiele 
(35 Mann Bergmannsmusih) in prächtiger Uniform 
einmarschirte. Die am N. Wach'schen Hause in der 
Neustraße vorgenommene Hauptübung der hie— 
sigen Feuerwehr zeigte, daß Blieskastel auf seine 
Feuerwehr stolz sein darf. Die Disziplin bei der 
Mannschaft ist musterhaft; die Uebungen wurden 
xasch, aber mit Ruhe und Sicherheit ausgeführt, 
und verdienen besonders die der Steiger rühmend 
erwähnt zu werden. Schade war, daß der Parade— 
marsch und Zug durch die Stadt aus Mangel an 
Zeit nicht programmäßig nach der Hauptübung 
durchgeführt werden konnte. Eine große Zuschauer— 
menge hatte sich eingefunden. Auf dem Marktplatze 
unter den schattigen Kastanienbäumen war von zwei 
hiesigen Bewohnern für Speise und Trank bestens 
Jjesorgt. Abends wurde der Marktplatz illuminirt 
ind ein Feuerwerk abgebrannt. — Bei der Dele⸗ 
zirten-Versammlung waren 19 stimm⸗ 
herechtigte und zwei nicht stimmberechtigte Feuer—⸗ 
vehren vertreten. Herr Loch aus Zweibrücken 
vurde wieder als Bezirksvorstand gewählt. Blies— 
tastel, das drei Jahre nicht im Ausschuß vertreten 
var, hat wieder Sitz und Stimme. Als nächster 
Ort für den Verbandstag wurde Niederwürz; 
»ach bestimmt. — Vor der Hauptübung fanden 
Fußexerzitien auf dem freien Platze vor der 
Synagoge Statt. 3. 3) 
— Blieskastel, 10. Aug. (Zw. 3.) Die 
in hiesiger Stadt erbaute Turnhalle schreitet 
zetzt ihrer Vollendung entgegen, sodaß sie mit Be— 
zinn des Wintersemesters zur Benützung übergeben 
werden kann. Die von der Turn⸗ und Feuerwehr⸗ 
gegenständefabrik Dietrich und Hannack in Chemnitz 
gelieferten Turngeräthe werden soeben durch einen 
Monteur des Geschäfts. Herrn Wilhelm Jähnig, 
in der Turnhalle aufgestellt. Die Geräthe sind 
prachtvoll und äußerst praktisch eingerichtet. Herr 
Jähnig kam direkt von Wiesbaden, wo er ebenfalls 
eine Turnhalle einrichtete. — Heute sind 5 junge 
deute nach Amerika abgereist; im Laufe der näch— 
ten Woche werden denselben noch einige folgen. 
— In Zweibrücken wurde die Faämilie des 
herrn Bergamtmannes Hochstätter durch den 
Tod einer 24jährigen Tochter, den dieselbe absichtlich, 
vie angenommen wird, im Schwarzbache suchte und 
fand, in tiefe Trauer versetzt. 
— Eisenberg, 10. Aug. Gestern Abend, 
kurz nach 8 Uhr, bemerkte der Weichenwärter Zill 
in einem Aborte des hiesigen Babhnhofes ein Ge— 
räusch. Da die Thür verschlossen war, so machte 
er einem Kameraden hiervon Mittheilung, in dem 
Blauben, daß ein Betrunkener in demselben einge— 
chlossen sei. Bei näherer Untersuchung gewahrten 
sie, daß Jemand zusammengekauert auf dem Boden 
ag. Nach dem sie nun mittels einer Leiter in den⸗ 
selben gelangt waren, fanden sie, daß der Unbekannte 
»esinnungslos in seinem Blute lag, und wie der 
unter ihm gefundene Revolver annehmen ließ, den 
Versuch gemacht hatte, sich zu entleiben. Das Ge— 
chäftsnotizbuch des Unglücklichen besagt, daß er der 
Ziegeleibesitzet und Seifensieder F. M. von einer 
Mühle des Amtsgerichts Landstuhl ist. Man fand 
in seinem Besitze zwei Geldbeutel, wovon der eine 
an Gold und Grobmünze 327 Mk. und der andere 
6Mk. 27 Pf. enthielt. Nach einigen Angaben im 
NRotizbuche, mußte er diese kurz vorher beĩ Kunden 
ils Zahlung empfangen haben. Der Verlezte, 
wa 36 Jahre alt, gab selbst zu, daß er sich er⸗ 
chießen wollte, weigerte sich den Grund hiezu an⸗ 
zugeben, und bedauerte, daß er nicht gleich tod' 
zeblieben sei. Die ärztliche Untersuchung ergab, 
»aß die Kugel 5 em kief in der Hirnschale sieckt, 
und vorläufig nicht zu entfernen ist. Der Zustand 
ist daher höchst bedenklich. (Kais. 83.) 
— Otterberg, 9. Aug. In der heutigen 
Schöffengerichtssitzung, in welcher die Herren Oekonom 
ind Adjunkt Henn von Hirschhorn und P. Metz 
Dekonom von Olsbrücken, als Schöffen fungirten, 
vurden a. Katharine Schneider, Ehefrau des sub 
3. bezeichneten Jalob Creutz, b. Katharine Creutz 
Tochter des Vorigen, und 0. Jakob Creutz 
Dekonom, alle von Katzweiler, und zwar a. 
und b. wegen vorsäßlicher Milchfälsch- 
ung und c. wegen wissentlichen Verkaufs 
dieser gefälschten Milch verurtheilt und zwar Ehe⸗ 
frau Creuß zu 50 Mk., Katharine Creutz (Tochter) zu 
30 Mk. und Jakob Creutßz zu 100 Mk. (Pf. Pr.) 
— Bergzabern, 10. Aug. Vergangene 
stacht brach in dem Anwesen des Herrn Jaloby 
dahier Feuer aus, das in kurzer Zeit solche Dimen⸗ 
ionen annahm, daß noch drei weitere Anwesen, die 
)»er Herren Lorch, Damm ꝛc., davon ergriffen 
vurden. Die beiden ersteren brannten vollständig 
nieder, während bei den beiden letzteren nur der 
Dachstuhl von den Flammen verzehrt wurde. Als 
Ursache des Brandes wird angegeben, daß die An— 
zehörigen des Jakoby die Asche aus einem Back— 
ofen, die sie für vollständig erkaltet hielten, unvor⸗ 
ichtigerweise in der Nähe von leicht entzündbaren 
Begenstanden ausschütteten. In der Asche hatten 
ich jedoch vermuthlich noch glimmende Kohlen be—⸗ 
junden, durch welche dann das Feuer veranlaßt 
wurde. Ob die Geschädigten versichert sind, konnic 
vir bis jetzt nicht in Ecfahrung bringen. (C. 5 
Vermischtes. 
FNeunkirchen, 10. Aug. Der gestern Nach. 
mittag um 5 Uhr von Saarbrücken eingelaufene 
Schnellzug lief zwischen Sulzbach und hier große 
Befahr zu entgleisen. Wie wir nämlich hören be 
zing der Knecht eines Pferdegeschirrs an einem 
Wegübergang, Angesichts des mit großer Schnel. 
igkeit heranbrausenden Zuges, den Leichtsinn, die 
Sperrstangen bei Seite zu schieben, und mit seinem 
nit 2 Pferden bespannten Wagen das Geleise zu 
äberschreiten. Auf 150 —200 Meter Entfernung 
gab die Maschine Nothsignale und bremste sie 
was sie konnte; bei dem starken Gefälle jedoch 
war es nur möglich die Schnelligkeit des Zuger 
um etwas zu vermindern. Dies genügte glücklicher- 
weise noch die Gefahr abzuwenden, denn der Wa— 
zen, obwohl noch von dem Puffer der Lokomotibe 
gestreift, hatte das Geleise bereits hinter sich. 
F Trier, 9. August. Der Schnellzug Nr. 291 
ist heute Mittag in Cochem auf einen dort haltenden 
Büterzug gestoßen; die Maschine und drei Wagen 
des Schnellzuges wurden stark verletzt. Der Zug 
hatte infolge dessen eine Verspätung von einet 
Stunde; demselben entstiegen mehrere verwundete 
Passagiere mit verbundenen Gliedmaßen. Nach 
den Erzählungen derselben ist es nur der Umsicht 
des Maschinisten zu danken, daß ein größeres Un— 
heil verhütet wurde. Wie wir vernehmen, hat sich 
der Direktor des hiesigen Betriebsamtes, Herr 
Regierungsrath D. Firnhaber, sofort auf die Un⸗ 
glücksstelle begeben. Wen die Schuld an dem Un— 
fall trifft, ist noch nicht festgestellt. 
F Auch Aßmannshausen soll seine Zahn⸗ 
radbahn nach dem Niederwald erhalten, bis zum 
Mai nächsten Jahres fertig sein und bis zum 
Jagdschloß führen. Die Verbindung von da mit 
»em Denkmal wird durch eine Pferdebahn hergestellt. 
unternehmer sind, der Kobl. Ztg. zufolge, ein Berliner 
und ein Elberfelder Bankier. 
F Ueber die öffentlichen Sparkassen in Bayern 
m Jahre 1882 enthält die Zeitschrift des Königlich 
Bayerischen statistischen Bureaus (Jahrgang 1884, 
Nr. 2) ausführliche Mittheilungen, welchen wir 
'olgende Daten von allgemeinerem Interesse ent⸗ 
iehmen: Am Schlusse des Jahres 1882 bestanden 
m Königreiche Bayern 276 öffentliche Sparkassen, 
zjämlich 138 gemeindliche und 138 distriktive, gegen 
264 am Schlusse 1881. Am Schlusse des Jahres 
1882 ergibt sich ein Stand an Spargeldern von 
Mark 105,959,052 gegen 98,353,828 im Vor⸗ 
sahre. Hiernach trifft auf den Kopf der Bevölkerung 
eine Spareinlage von 19,6 Mtk. gegen 18,4 Mt. 
m Vorjahre. Die Mehrung beträgt per Kopf der 
Bevölkerung 1,41 Mark. Auch die Summe der 
Finleger hat sich erhöht und zwar von 341.028 
im Schlusse des Jahres 1881 auf 361,524 Ende 
1882; die Mehrung beträgt somit 6 pCt. und 
reffen auf 100 Personen 7 Einleger gegen 6 Ein⸗ 
eger im Vorjahre. Auf einen Einleger entfällt 
ine Durchschniitseinlage von 293 Mark (gegen 288 
Mark im Jahre 1881). Die seit Jahren andauernde 
Zunahme der Spareinlagen hat somit auch im 
Jahre 1882 sich erhalten und beträgt gegen das 
Vorjahr 7,605,124 Mark oder 7,7 pCt. Wenn 
nan die einzelnen Regierungsbezirke in Vergleichung 
hringt, so nimmt sowohl in Bezug auf das Ver⸗ 
hältniß zwischen Bevölkerungsziffer und Einlagen⸗ 
tand, als in Rücksicht auf die Höhe der Einlage⸗ 
umme überhaupt Mittelfranken weitaus die erste 
Stelle ein, waähtend die Pfalz an letzter Zeit steht. 
x8 sei in Betreff des Vermögensbestandes der 
ayerischen Sparkassen noch erwähnt, daß Ende 
882 die Gesammiaktiven derselben 116,048,566 
Nark, die Passiven 106,739,051 Mark betrugen. 
vbahrend das Gesammt Reinvermögen auf 9,808,906 
Hark und die Summe der einzelnen Reservefonds 
uuf 5,484,584 Mi. sich bezifferte. 
(Ein Gedenktag für Kaiser Wil⸗ 
Jelin.) Am letzten Donnerstag vollendeten sich siebzig 
Jahre, seitdem Kaiser Wilhelm nach glorreich be⸗ 
endigtem Feldzuge gegen Frankreich an der Seite 
eines königlichen Baters seinen ersten Siegeseinzus 
n Berlin hielt. Man halte die Ruͤckkehr König Friedrich 
Wilhelms III. erst am 7. August erwartet; e 
muthet erschien jedoch der Monarch schon am — 
und war in seinem Palais abgestiegen. Jun 
vurden die Minister, die obersten Militärs un 
Fer Magistral enlboten, und der Konig sagte ihne