Full text: St. Ingberter Anzeiger

ʒt. Jugherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
xt „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint ubchentlich fünfmalz Am ontag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungt 
Jatt und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.M 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.)4 75 H, einschließlich 
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M 157. Donnerstag 14. August 1884. 
19. Jahrg. 
pf. L.G. Die Versorgungsansprüche 
mserer Invaliden aus dem Feldzuge 
von 18370171. 
thor wenigen Tagen ist ein kaiserlicher Erlaß 
ur Veröffentlichung gelangt, welcher auch jenen 
sriegern aus dem letzten deutsch-französischen Feld— 
uge noch eine Unterstützung zusichert, welche eine 
urch in demselben entstandene Krankheit aufgehobene 
der verminderte Erwerbsfähigkeit nachzuweisen ver⸗ 
roͤgen. Diese allgemein mit Dankbarkeit entgegen⸗ 
enommene kaiserliche Entschließung wird von den 
rischrittlichen Organen, speziell aber vom „Pfälzer 
ournal“ dazu benutzt, der deutsch⸗ freisinnigen 
nitiative“ im Reichstage dies als einen großen 
cfolg anzurechnen. Das genannte Blatt laßt sich 
rüber des Weiteren mit folgenden Worten aus: 
dem freisinnigen Antrage in der letzten Session 
mäß, ist nun vom Kaiser bestimmt worden, daß 
enjenigen Inbaliden der letzten Kriege, deren Ge⸗ 
rechen erst nach Ablauf der gesetzlichen Präclusiv— 
ꝛist hervortrat, im Gnadenwege eine Pension zuer⸗ 
innt werden soll und zwar aus dem Dispositions⸗ 
nds. Hätten wir auch gewünscht, daß diese 
ringende Angelegenheit nicht im Gnaden⸗ sondern 
n Rechtswege gelöst worden wäre, so ist uns gleich⸗ 
yohl auch diese Art der Entschädigung recht will⸗ 
mmen, da bekanntlich der Antrag Hoffmann⸗ 
auffenberg- Baumbach in der letzten Session zur 
tledigung nicht mehr gekommen ist.“ 
im nun in dieser Angelegenheit, über welche 
icht nach der eben zitirten Darstellung und einer 
julichen Selbstbelobung der Deutsch-Freisinnigen 
a „Reichfreund' wie in der „Nai.Ztg.“ vom 9. 
N. irrige Ansichten Platz greifen koͤnnten, der 
dahtheit zum Rechte zu verhelfen, haben wir nur 
en uns stenographisch vorliegenden Wortlaut der 
iede des Bundesrathsbevolimächtigten, Kriegs⸗ 
inisters Bronsart von Schellendorff aus der Reichs⸗ 
agzsizung vom 23. April d. J., wie folgt, wiederzu⸗ 
eben: ,Die Frage, um die es sich hier handelt, ist un⸗ 
usgesetzt seit Einanirung der Gesehe seitens der 
teußischen Militärverwaltung im Auge behalten 
orden. Wir haben dazu Veranlassung gehabt in 
tzelnen speziellen Anträgen, welche bis an die 
Hte Militärverwaltungsbehörde gelangten, und 
d auch bemüht gewefen, in allen denjenigen 
alen, in denen eine nachgewiesene Bedürftigteit 
id ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit borhan⸗ 
mwar, daß nach Ablauf der Präclusiofrist doch 
oh eine innere Dienstbeschädigung anzunehmen 
eim Wege der Unterstützung durch Verweisung 
i Dishositionsfonds un w dem thatsachüchen 
wdürfniß zu entsprechen. Nun ist in den Sitzungen 
votigen Jahres zweimal dieser Gegenfland dier 
nrr dem Gefichtspunkte zur Erörterung gestellt 
inden, ob nichi eine generelle Kegelung' moöuch 
te. Das ist geschehen seitens des Herrn Abge⸗ 
duen Dr. Buͤhl und seitens des Herrn Abge⸗ 
dneten Dr. Groß in einer der letzten Sitzungen 
s Peichstages. 
„eraus hat die preußische Militärverwaltung 
mlajfung genommen, nun von neuem diese Frage 
drtern, in wie weit eben generelle Anordnungen 
In werden könnten, um shatsäachlich bestehenden 
Manden abzuhelfen. — Die Frage isi eine 
8 schwierige, m. H., und alle diesenigen 
en Herren, die sich den Erörterungen ent— 
Ap welche im Jahre 1871 und 1874 jur Fesi— 
ig der Praclusivfristen für innere Dienstschä- 
rden geführt haben, werden auch wissen, daß 
vssehung einer neuen Präclusiofrist einer ge— 
wissen und zwar erheblichen Schwierigkeit unterliegt. 
Die Verhandlungen nun, die innerhalb des preußischen 
ctriegsministeriums stattgefunden haben, um eine Form 
zu finden, durch welche dem thatsächlichen Bedürfniß 
ibgeholfen werden kann, sind ihrem Abschlusse nahe. 
— Ferner ist durch ein auch in die Oeffentlichkeit 
zjelangtes Schreiben des Herrn Reichskanzlers an 
zas Präsidium des deutschen Kriegerbundes klarge⸗ 
tellt, daß der Herr Reichskanzler dieser Angelegen⸗ 
seit sein volles Interesse entgegenbringt. Wenn ich 
iun ferner die Ueberzeugung hier ausspreche, daß 
eitens aller ver buͤndeten Regierungen gewiß großes 
WBohlwollen für diese Männer, die ihre Gesundheit 
m Kriege geopfert haben, im höchsten Maße vor⸗ 
janden ist, so hoffe ich auch, daß es möglich sein 
vird, eine Lösung, die allen Inieressen entspricht, 
u finden. Unter diesem Gesichtspunkte nun, daß 
asjenige, was der Antrag will — daß nämlich 
krörterungen stattfinden sollen — bereits that⸗ 
ächlich seit längerer Zeit besteht, könnte 
h ja den Antrag als gegenstandslos bezeich⸗ 
ien, aber ich thue es nicht und zwar aus dem 
hesichtspunkte, daß es der preußischen Militärver⸗ 
valtung und gewiß auch den verbündeten Regie— 
ungen nur erwünscht sein kann, wenn sie in ihrem 
Zestreben, was ich bereits gekennzeichnet habe, auch 
ine Unterstützung in der Stimmung des Reichs⸗ 
ages finden. Die entsprechende Form dafür zu 
ermitteln, glaube ich dem Reichsstag anheimgeben 
ju müssen.“ (Bravo!) 
Diese fremde Feder der Initiative“ mögen sich 
demnach die „Deut'ch⸗Freisinnigen“ getrost wieder 
som Hute herabnehnien. 
liche Familie, die zu den Manövern kommandirten 
ausländischen Offiziere, sowie der deutsche Bot⸗ 
schafter v. Schweinitz theilnahmen. 
Deutscher „officieller Aet“ in Angra 
Pequena. In Hamburg eingetroffenen Privat⸗ 
nachrichten zufolge ist die Corvette „Leipzig' am 25. 
Juni von Port Louis auf Mauriltius abgegangen; 
in der Algoa⸗-Bai an der ostafrikanischen Küste 
hatte die Corveite einen schweren Sturm zu beste⸗ 
hen; am 16. Juli verließ sie nach einem fünftägigen 
Aufenthalt Capstadt, um sich unverzüglich nach An⸗ 
zra Pequena zu begeben, wo sie, wie es in den 
Mittheilungen heißt, „einen officiellen Act auszu— 
iben habe“. Da gleichzeitig auch Dr. Nachtigal 
in Angra Pequena eintreffen wird, so dürfte man 
nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß die „Leip⸗ 
zig“ dem Aufhissen der deutschen Flagge beiwohnen 
und dem feierlichen Augenblick durch ihre Anwesen⸗ 
jeit ein besonderes officielles Gepräge geben soll. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 14. Aug. Mit dem Heutigen 
chließt nach einem Beschlusse der Ortsschulkommis⸗ 
ion für die hiesigen protestantischen Volksschulen 
zas Sommersemester. Die Ferien dauern für die⸗ 
selben bis zum 1. Oktober, an welchem Tage sie 
die Winterschule beginnen. — Für die kathouischen 
Schulen sind die Ferien auf die Zeit vom 1. Sep⸗ 
tember bis 16. Okt. festgesetzt, ebenso für die 
Schulen zu Schnapphach. 
* St. Ingbert, 14. Aug. Nächsten Mon⸗ 
ag den 18. August, Abends 128 Uhr, findet im 
Saale der Frau Wittwe Jul. Grewenig eine Gene⸗ 
ral ⸗Versammlung statt, zut Gründung eines Garten⸗ 
1. Obsthau⸗Vereines. Die Statuten, welche von 
drn. Pfarrer Rütter in Erfweiler entworfen 
und in einer Vorversammlung berathen wurden, 
iollen in dieser Generalversammlung besprochen und 
estgestellt werden, in welcherHr. Pfarrer Rütter selbst 
unwesend ist. Da die Einladungsliste zum Beitriit 
die Zahl von nahe an 100 Unterschriften aufweist, 
jo ist dies ein freudiges Zeichen, daß in hiesiger 
Stadt solch nützlicher Verein allgemein Anklang 
indet. Mögen sich recht viele Liebhaber einfinden. 
— Die Mitglieder des Pfalz⸗Saarbrücker 
ßezirksvereins, zum deutschen Ingenieur—⸗ 
Berein gehörig, veranstalten am nächsten Sonntag 
inen Ausflug nach Albersweiler und der Maden⸗ 
zurg. Dieselben treffen von Saarbrücken über 
Zweibrücken und von Kaiserslauiern über Neustadt 
ommend mit den ersten Zügen in Albersweiler ein, 
ahren von dort nach Eschbach und kehren nach dem 
Besuche der Burg nach Landau zurück, woselbst ge⸗ 
neinschaftliches Mittagessen im Hotel Schwan statt⸗ 
indet. Die Rückfahrt erfolgt mit den Abendzügen. 
s] Schnappbach, 13. August. Kürzlich 
vurde vor dem kgl. Amtsgerichte zu St. Ingbert 
in Sonntagsschüler von hier wegen ungezogenen 
Benehmens in der Schule mit einem Tage Gefäng⸗ 
niß bestraft. 
].Schnabpbach, 13. Aug. Die hiesige 
dirchweihe wird in diesem Jahre am 24. Äugusi 
ibgehalten. Es ist für dieses und für die folgenden 
Jahre, wie anfangs, der vierke Sonntag im 
August festgestellt. 
7 Mimbach, 12. Aug. Am Sonntag Abend 
ielt der hiesige Männergesangverein sein erstes Kon- 
jert ab. In dem prächtig dekorirten Saale des 
Wirthes Lindinger nahm dasselbe um 8 Uhr 
einen Anfang, nachdem zuvor die aktive Mitglieder— 
haft Aufstellung am Schulhause genommen und 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
Aus Berlin, 12. Aug., wird dem „Frkf. J.“ 
eschrieben: Die Eventualität einer Begegnung des 
rürsten Bismarck mit dem österreichisch-ungarischen 
Ninister des Aeußern, Grafen Kalnoky, tritt immer 
eutlicher hervor und man bezeichnet dieselbe heute 
jereits, wie die Kreuzzeitung schreibt, auch in gut 
interrichteten Kreisen als wahrscheinlich. Das „B. T.“ 
vill übrigens gehört haben, daß der österreichische 
Ninister zum Besuche des Fürsten Bismarck in 
zächster Woche nach Friedrichsruhe reisen wird und 
»aß sich inzwischen Fürst Bismarck dahin begebe. 
Dder Letztere habe den Grasen Kalnoky noch vor der 
zschler Kaiser⸗Entrebue zum Besuche nach Friedrichs⸗ 
uhe in einem herzlichen Schreiben eingeladen, und 
dalnoky hat die Einladung sofort angenommen. 
Ib sich diese Details bestätigen werden, wird ab⸗ 
uwarten bleiben, jedenfalls zweifelt man augen⸗ 
licklich an der Zusammenkunft hier nicht mehr. 
Se. K. K. H. der deutsche Kronprinz 
vird als General⸗Inspekteur der IV. Armee⸗Inspek⸗ 
ion im kommenden Monate Truppentheile des II. 
hayerischen Armeekorps inspiziren. 
Ausland. 
Versailles, 12. Aug. Der Kongreß lehnte 
jeute drei Anträge ab. Der erste betraf die Ab—⸗ 
chaffung der Prasidentschaft der Republik, der zweite 
die direkte Wahl des Präsidenten durch das allge— 
neine Stimmrecht und der dritte die Abschaffung 
)es Senates. 
Petersburg, 13. Aug. Gestern nahm der 
daiser die Parade über die in Krasnoje⸗Selo ver⸗ 
ꝛinigten Truppen ab. Letztere waren zu derselben 
zlötzlich alarmirt worden. Mittags fand in dem 
aiserlichen Zelte Dejeuner statt, woran die kaiser—