ðt. Ingherter Arzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts Ht. Ingbert.
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M 178. Sonntag, 14. September 1884. 19. Jahrg.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Muͤnchen, 11. Sept. Freiherr von Schenk,
zizeprasident der Reichsrathslammern, ist gestorben.
Amberg, 5. Sept. Auf das an König
zudwig von der 31. Generalversammlung der
datholitken Deutschlands gesandte Huldigungs⸗
Telegramm ist folgende Antwort eingetroffen: Seine
Majestät der König haben mit Vergnügen von der
Allerhöchstdemselben dargebrachten Ovation Kenntniß
enommen und senden den Theilnehmern der Ver⸗
ammlung für den huldigenden Ausdrud ihrer Ge⸗
ühle den huldvollsten allerhöchsten Dank. Im
Alerhöchsten Auftrage: Regierungsrath Schneider.
Berlin, 12. Sept. Die Abreise des Kaisers
u der Kaiserentrevue erfolgt am Sonntag. Die
Abfahrtastunde ist noch nicht festgesetzt. Der Kaiser
lehri zunächst nach Berlin zuruck und geht von dort
mi 18. d. M. zu den Manövern am Rhein.
Wiesbaden, 10. Sept. Bei der Festtafel
esß Gustav⸗Adolf ⸗Vereins wurde an den Kaiser
nachstehendes Telegramm gerichtet: „Am Fuße des
NRiederwaldes, den Ew. Majestät für immer dem
deuischen Volke zur hervorragenden Wallfahristätte
jemacht, bringt soeben die 88. Hauptversammlung
deß Gesammtvereins der Gustav Adolf -Stiftung,
Männer aus Alldeutschland und weiterher, dem all⸗
jeliebten und allverehrten Kaiser aus tiefstem patrio⸗
ischen Herzen ein begeisiertes Hoch aus und gestattet
ich, ihren ehrfurchtsvollsten Gruß zu Füßen des
erhabenen Proteltors der Gustav⸗Adolf⸗Sache nieder-
pulegen.“
London, 11. Sept. In einem gestern ab⸗
zehaltenen Meeting deß Raths der nationalen
üntiePraämienliga wurde beschlossen, die
Mission des Arbeitervereins für die Abschaffung aus⸗
andischer Steuer ⸗Prämien an die Freihandelspar ei
in Deuischland mit Geldmitteln zu unterstützen. Die
Mission hat, wie gemeldet, den Zwed, die thätige
Milwirkung der deutschen Freihandler zur gänzlichen
Unterdrückung jeder staatlichen Unterstüßung ver⸗
mittelst Praämien zu gewinnen. Die Miiglieder der
Mission, bestehend aus den Herren Georg Potter,
Ldemon, Peiers und Kelly, erläuterten vor dem
RKathe ausführlich den Zwed ihrer Reise. Man
beabsichtigt, die gegenwärtige Mission auf Deutsch⸗
land zu beschränken.
Petersburg, 12. Sept. Herr v. Giers,
Minister des Auswärtigen, ist heute um 12 Uhr
Pachmittags nach Warschau abgereist.
New⸗York, 12. Sept. Zwischen der Regie⸗
cung, der Äuswanderungs · Kommisfion, dem Agen⸗
len der White Star Linie und des Norddeutschen
Lloyd wurde ein Abkommen vereinbart, wonach die
TSinwanderer in Castle Garden landen dürfen und
dort untersucht werden. Die Dampfer⸗Kompagnien
derpflichten sich, mittellose Personen, destrafte Ver⸗
brecher und Geisteskranke zurüctzuschicken oder der
Keqgierung die entstandenen Kosten zu verqüten.
Ausland.
Lekele und pfälzische Nachrichten.
uUnter dem Verbrauch übermäßiger Summen
urch Aufwand, welcher nach 8 210 Ziff. 1 der
honlurdordnung die Bestrafung eines sodann seine
Jahlungen einsellenden Schuldners wegen einfachen
Zzankerutts zur Folge hat, falie nach einem
Urtheil des Reichsgerichiz, 1“. Strafsenats vom
24. Juni ds. Is., auch die zu den Einkommens⸗
serbälinissen des später fallit gewordenen Schuldners
in einem auffälligen Mißverhältniß stehenden Aus-
Jaben für den Haushalt. Der Schuldner hat, wie
jas Reichsgericht in seiner Begründung betont,
venn er die Gefahr, als Bankerutteur bestraft zu
verden, vermeiden will, bei einem anhaltenden Rück⸗
jang seines Geschäfts und der dadurch eintretenden
Zerschiechterung seiner Vermögenslage im Interesse
einer Glaͤubiger seinen Verbrauch auf das unbedingt
—X——
debensweise einzuschränken. Weder durch die soziale
Stellung des Schuldners, noch durch die Rüchicht
uuf die Erhaltung des Kredits, werden die an sich
jermeidlichen Ausgaben für den Haushalt gerecht⸗
ertigt.
— Von der Blies, 8. Sept. Eine 69
Jahre alte Frau aus Gailbach bekam vor kurzer
Zeit die Gelbsucht. Gevatter Peter und Gevatterin
hHertrude wurden zu Rathe gezogen und aus beider⸗
eitigem geheimen Konzilium kam folgender Medi⸗
inalspruch hervor: Zuerst mußte die gute Alte
inen Liter Weißwein trinken, in welchem 8 Regen⸗
vürmer eingeweicht waren — natürlich die Hefe
mit. Nachdem dieses Mittel nicht gewirkt, schritt
man zum zweiten Rezept: drei Kellerasseln lebendig
zu verschlucen. Diese Mittel hätten sicherlich einem
Menschen Angst und Schrecken vor einer Fortsetzung
der Radikalkur einflößen müssen, jedoch unsere
lebenslustige Alte ließ sich nach dem zweiten Miß-
erfolge das dritte Rezept verschreiben. Dieses be⸗
tand in drei — Läusen. Unter einer Anzahl fetter
Fxemplare wurden die 8 bestgemästeten ausgesucht,
in Zwetschen eingeschlossen und (Prosit Mahlzeit)
— verschluckt. Auf Befragen, wie die Frau diese
ibscheulichen Sachen habe genießen können, ant⸗
woriete sie ganz offenherzig, daß sit nicht im Min⸗
desten Abscheu vor diesen Medikamenten verspürt habe.
— Niederauerbach, 11. Sept. Gestern
stachmittag erlitt das 7jährige Töchterchen von Anton
Sausrer, Bierbrauetr, während des Viehhütens
an einem im Wiesenthale angezündeten Feuer so
zedeutende Brandwunden, daß es bereits heute Nach⸗
nittag den Geist aufgab. ——
— In Gossersweiler stürzte der Polizei-
diener, indem er das Nachtgeläute am Sonntag
Abend besorgen wollte, im Innern des Thurmes,
wo die Uhr steht, so unglücklich herab, daß ihm
dem „Annw. W.“ zufolge, bis heute das Bewußt⸗
ein nicht wiedergekehrt ist.
*Neustadt, 11. Sept. Obschon die An⸗
neldungen zur Geflügelausstellung im Stadthause
zis heule zeigen, daß diese Ausstellung recht zahl⸗
eich und mit schoönen Thieren beschickt wird, so
slaubte doch die Vorstandsschaft des Geflügelzucht⸗
Zereins den Termin zur Anmeldung bis zum 14.
September verlängern zu sollen, weil die Zeit dazu
was kurz war und sich bekanntlich die Besißer von
verthvollen Thieren nicht leicht zur Beschickung einer
Ausstellung entschließen. Die früheren Geflügel⸗
nusstellungen in Neustadt haben jedoch bewiesen,
zaß nicht allein die Thiere die beste Verpflegung
jaben, sondern daß auch stets vieles und werthvolles
Heflügel angekauft wurde, was nun bei dieser Aus—
ellung umsomehr der Fall sein wird, da der Be⸗
uch durch die gleichzeitige Abhaltung einer Aus—
teliung von Obst, Trauben und landwirthschaftlichen
srodulten als auch des Kreistages des landwirth—
chafllichen Vereins der Pfalz jedenfalls ein überaus
ztoßartiger werden wird. Programme und Anmelde⸗
ogen sind, wie bereits bekannt, durch den Schrift⸗
uhrer Herrn Karl Stoewer zu beziehen, der auch
de westere Auskunft gerne ertheilt. Die Anmel—⸗
dungen zur Ausstellung von Obst, Trauben und
dergleichen, welche sich allerdings nur auf den Bezirk
seustadt erstreckt, sind aus einer groöͤßeren Anzahl
on Orten eingelaufen, fehlen aber noch von meh⸗
eren bedeutenden Orten, so daß auch diese Aus⸗
tellung, die im großen Saale des Saalbaues stait⸗
indet, eine glänzende werden und Zeugniß davon
iblegen wird, daß der Bezirk Neustadt auf seine
andwirthschaftlichen Produkte mit Recht stolz sein
ann. Die Anmeldungen für diese Ausstellung
önnen noch bis zum 17. September längstens er⸗
olgen. Um den Besuch beider Ausstellungen Jedem
u ermoglichen, wurde beschlossen, außer dem Einzel⸗
illet auch Billets für beide Ausstellungen zu dem
Preise von 50 Pfennigen an den Kassen zur Aus⸗
jabe zu bringen. Da am 20. September, dem
daupttage, auch ein Ausflug in's Schönthal und
zrillantseuerwerk auf dem Schießhause zu Ehren
er hier weilenden hohen Gäste staitfindet, so wird
ich ein reges Leben in unseren Mauern entfalten
ind gewiß kein Besucher des Festes Neustadt mit
einen, mit Villen und reizenden Punkten versehenen
Rebhügeln und Bergen unbefriedigt verlassen.
—
Ver rtibd tes.
GPreisausschreiben.) Für die beste
Zeichnung eines Bundesabzeichens des deuischen
Radfahrerbundes schreibt der „Deutsche Radfahrer⸗
hund“ (Vorsitzender: Carl Hindenburg, Magde⸗
burg) einen Preis von 50 Mk. aus. —
FMannheim, 12. Sept. Bei den gestrigen
Stadtverordnetenwahlen dritter Klasse
iegten die Sozialdemokraten mit über 900
S„immen. Der demokratische Wahlvorschlag erzielte
iber 600, der nationalliberale 400 Stimmen. Die
AV
ausschuß inne hatten, gewannen dadurch weitere 2
Sitze. J
p Ein schweres Unglüdereignete sich am
Mitiwoch in Degernau, Amt Waldshut. Ein
unger Bursche von 22 Jahren führte mit fünf
Stieren Dung auf einen Berg. Auf dem Nach⸗
jauseweg trat eines der dorderen Thiere über den
Strang. Der Bursche ging zwischen dieselben, um
das Gespann in Orduung zu bringen, ließ aber
den Riemen, an dem er die Thiere führte, nicht
'os. Ploötzlich gingen die Thiere durch und der
unge Mann wurde von denselben eine größere
Strecke weit geschleift und mußte bewußtlos nach
dause getragen werden. Derselbe ist gräßlich zu⸗
Jerichtet. Am rechten Arm schauen die Knochen
heraus, die Haut der ganzen rechten Seite ist ab⸗
zeschlürft. An der Hüfte liegt der Knochen eben⸗
alls blos. Das Gesicht ist ganz zerrissen, die Unter⸗
ippe gespalten u. s. w. Ob derselbe mit dem
deben davonkommen wird, ist zweifelhaft, da man
laubt, er habe auch innere Verletzungen.
F Leipzig, 10. Sept. Zwei Landwehrleute,
velche sich kürzlich, wie wir meldeten, bei der Land⸗
vehrübung weigerten, in einem Viehwagen zu fahren
ind sich dieserhalb telegraphisch an den Kaiser wen⸗
deten, find zu je acht Jahren Zuchthaus verurtheilt
vorden. Die Bestrafung eines dritten, des Rädels⸗
ührers, ist noch nicht erfolgt.
Wien, 9. Sept. In Goeding hat Sams⸗
'ag Nachts ein großer mit hochgradiger Wuth be⸗
jafteter Hund furchtbares Unglüdhangerichtet. Nach⸗
em derselbe zwei Personen in einem Nachbarorte
ebissen, rannte er über die Felder nach Goeding,
am zuerst in die Schänke, biß dem Wirth in das
dandgelenk. sprang ihm dann ins Gesicht und riß