Full text: St. Ingberter Anzeiger

adatsblatter Handlung. Außerdem noch eine 
arrenfabrit unter der Firma Eichhorn & Cie. 
n spricht von bedeutenden Börsen⸗Spekulationen, 
it Ursache des Falles sein sollen. Was jedoch 
gröͤtzte Aufregung hervorbrachte, ist, daß Korn 
Milglied des Aufsichtsrathes der Gewerbebank 
ingeret Verein) einen Kredit bei dieser Bank unter 
Firma Karl Korn und unter der Firma Eich⸗ 
u & Cie. einen zweiten Kredit, zusammen 
3000 Mk., eingeräumt erhielt und heute sogar 
3000 Mark schulden soll. Auch soll einer der 
nedite durch eine sehr fragwürdige Bürgschaft ge— 
a sein. In wie weit dieses Gebahren mit den 
sünuten und Instruktionen im Einklang steht, wird 
enächste Generalversammlung lehren, welche die 
ditglieder einzuberufen beabsichtigen. 
Pfaälzisches Schwurgericht. 
111. Quartal 1884. 
Zzweibrücken, 19 Sept, Vorm. 8 Uhr: Verhand⸗ 
ng gegen 1. Anna Maria Heß, 47 J. a, Haushälterin 
ulsenborn, 2. Anna Christina Thomas, 48 J. a., 
cheftau von Ernst Thomas, Gaͤstwirih in Kaiserslautern. 
llagesache: Verbrechen nach g 212 der Konkursordnung, 
cgangen in den Jahren 1880 und 1881. Vertreter der 
Staatsbehörde: Hr. II. Staats anwalt Schneider; Ver⸗ 
seidiger: ad 1 Hr. Rechtsanwalt Schuler, ad 2 Hr. Rechts- 
walt Schmidt. 
Der der Anklage zu Grunde liegende Sachverhalt ist 
oigender: Im Jahre 1874 erbaute Ernst Thomas in 
aserslautern ein Hotel ‚Zum Karlsberg“, in welchem er 
Jahre 1875 bei 8 verschiedenen Feuerversicherungsgesell⸗ 
haften Mobilien im Werthe von 100,000 Mk. versicherte. 
Geschäft nahm keinen guten Fortgang, und war seit 
suni 1880 der Konkurs unvermeidlich. Auf Antrag des 
fhomas wurde auch am 30. November 1880 der Konkurs 
wer sein Vermögen eröffnet, und laut Schlußrechnung des 
Nnmeberwalters aus den Mobilien im Karlsberg nur etwas 
a is doo Me. erlost, welchem Betrage nehezu 181,000 
hark ungedeckte Forderungen gegenüberstanden. Es erschien 
aher, da die wenigen kurz vor der Konkurseröffnung vor⸗ 
enommenen Pfändungen fur unwirlsam erklärt, auch keine 
Mübllien veräußert worden, auffällig, daß letztere in einer 
deit von 5 Jahren im Werthe auf 16,000 Mk herabge⸗ 
len sein sollten. Anzunehmen, daß Thomas damals 
einen Besiz höhec angegeben habe, als der Wirklichkeit 
utsprach, dafür liegen durchaus keine Anhaltspunkte vor. 
—V——— 
sei dem Konkurse Thomas sei nicht Alles mit rechten Dingen 
ugegangen. Die k. Staatsbehörde schritt ein, und es stellte 
ih heraus, daß Verschiedenes auf die Seite geschafft worden, 
hne daß Ernst Thomas hievon etwas gewahr wurde. 
Der k. Staatsanwalt hielt die Anklage gegen beide 
Ungeklagten aufrecht. Bei dem Ergebniß der Beweis auf⸗ 
nahme könne kein Zweifel an der Schuld der beiden Ange⸗ 
dagten bestehen. Es stehe außer allem Zweifel, daß in der 
chat Verschleppungen staltgefunden hätten; wie viele Gegen⸗ 
lände weggekommen seien, darauf käne es nicht an. 
Der Vertheidiger der Angeklagten Thomas stellte auf, 
Fie Anflage grunde sich einzig und allein auf die Aussage 
oer Feugin Vrucker, die durch gar Nichts unterstützt werde 
Diese Aussage sei jedoch so unzuverlässig, daß nie und 
nimmetmehr ein veruriheilendes Erkenniniz daraf gebaul 
werden kö ante. Ueberdies treffe der 8Z 212 der Konkurs— 
Ordnung gar nicht zu. Namhafte Juristen seien hierüber 
iuk im Zweifel, und die Geschworenen hätten nicht die 
lufgabe, diese Zweifel zu losen. Es müsse daher Frei⸗ 
prechung erfolgen. 
der Vertheidiger der Angeklagten Heß sucht ebenfalls 
m Wesentlichen die Ausfage der Brucker, von der er ein 
tineswegs schmeichelhaftes Charakterbild entwirft, zu ent⸗ 
räften und darzuihun, daß durch derartige lediglich der 
kache enisprungene Angaben die Anklage ü berhaupt keinen 
boden finden köͤnne. AÄuch die Heß müsse unbedingt frei⸗ 
elassen werden. Dieser Freisprechung sehe er so sicher ent⸗ 
legen, daß er von etwa vorhandenen mildernden Umständen 
uüberhaupt nicht mehr sprechen werde. (Die Heß hatte 6 
Monate in Untersuchungshaft zugebracht.) 
Die Geschworenen verneinten nach einer Berathung 
von 20 Minuien die an sie gerichteten beiden Schuldfragen, 
worauf der Gerichtshof die Angeklagten freisprach. 
Vermischtes. 
fNeunkirchen, 22. Sept. Am Samstag 
Abend 5 Uhr passirte die hiesige Station auf dem 
Wege nach Bingerbrück der japanesische Kriegs- 
minister, Generallieutenant Arjama, neblt vier Offi⸗ 
zieren. Dieselden kamen von dem Dillinger Hütten 
werk, wo Panzerplatten für die japantsische Marine 
gefertigt werden. 
f München. Ein hiesiger Geschäftsmann 
jab einem Lithographen den Auftrag, ihm Cirkulare 
zu drucken des Inhalts, daß er seine zahlreichen 
Gläubiger ersuche, ihm ein halbes Jahr Frist zur 
Dedung seiner Verbindlichkeilen zu gönnen. üls 
der Lithograph die Cirkulare ablieferte und hierbei 
die Rechmung präsentirte, war er nicht wenig ver⸗ 
lüft, als ihm der Auftraggeber sofort eines der 
lirlulare statt der erwarteten Zahlung übereichte. 
Das Dorf Fließem, zur Landbürger⸗ 
deisterei Bit burg gehörig, wurde am Sonntag, dem 
dirmestage, von einem furchtbaren Brande heim⸗ 
esucht. Dexselbe begann gegen 10 Uhr Morgens, 
ind erst Abends gegen 5 Uhr ward man des 
Feuers Herr, das 20 Häuser mit Oekonomiege⸗ 
»äuden bis in das Erdgeschoß in Asche gelegt hat. 
F Berlin. Die billigen Getreidepreise be— 
zinnen auf den Preis des Brodes zu wirken. Ver⸗ 
chiedene hiesige Bäcker versenden an ihre Kunden 
Firkulare, in denen sie mittheilen, daß sie 6 Pfd. 
reines weißes Roggenbrod von jetzt ab für 50 Pfd. 
verkaufen. Bisher bekam man für diesen Preis 
412, höchstens 5 Pfd. ausgebackenes Brod. 
- Wie verlautet beabsichtigt die frühere Kaiserin 
Fugenie auf ihrer Rückkehr von Arenenberg nach 
fFugland sich einige Zeit in Frankreich aufzuhalten. 
Ein Brief von Charles Darwin aus 
dem Jahre 1850 veröffentlicht „Kosmos“, der wegen 
des eigenthümlichen Gedankens, den er zum Gegen— 
tande hat, für weitere Kreise von Interesse sein 
ürfte. Das Schreiben ist an Herrn A. Panchin 
n Kiew gerichtet und bildet die Antwort auf eine 
leine Broschüre des Letzteren, in welcher derselbe 
hie Behauptung zu verfechten suchte, der Mensch 
tönne, ja müsse durch immer weiter gehende An— 
hassung seiner Organisation an die Lebensbedingungen 
eine immer längere Lebensdauner und zuletzt Unsterb— 
ichkeit erreichen. Der Beweis gipfelt in dem Satze, 
daß Niemand eine materielle Ursache oder ein Ge— 
setz angeben könne, welches eine so kurze Dauer des 
menschlichen Lebens bedinge, weil eben kein solches 
vorhanden sei; die Lebensdauer hänge unmittelbar 
mit der Vervollkommnung der Organisation zu⸗ 
sammen, habe mit dieser stetig zugenommen, und 
der Mensch könne nun auf diesem Wege nicht stehen 
bleiben, sondern müsse mit der Zeit den Tod, dieses 
„höchst unaugenehme Ereiqniß“, vollständig besei⸗ 
tigen. — Der erwähnte Brief lautete nun in der 
Uebersetzung folgendermaßen: „Geehrter Herr! 
Niemand kann wohl, glaube ich, wirklich beweisen, 
daß der Tod mvermeidlich ist, allein die Zeugnisse 
zu Gunsten dieser Annahme sind von ganz über— 
wältigender Kraft, denn sämmtliche übrigen lebenden 
Geschöpfe sprechen dafür. Ich hatte es auch keines 
wegs für ausnohmslos richtig, daß die höheren 
Organismen jedenfalls länger leben sollen als die 
aiederen. Elephanten, Papageien, Raben, Schild 
kröten und manche Fische leben länger als der 
Mensch. Jede Weiterentwickelung hängt davon ab, 
daß eine lange Reihe von Generationen aufeinander 
folgen, was die Existenz des Todes voraussetzt; es 
kommt mir daher im höchsten Grade unwahrscheinlich 
bdor, daß der Mensch jemals aufhören sollte, dem 
allgemeinen Gesetz der Enwwicklung zu folgen, was 
entschieden der Fall wäre, wenn er unsterblich werden 
würde. Das ist Alles, was ich hierüber sagen kann. 
Ich bleibe ꝛc. ꝛc. Ch. Darwin.“ 
F(Gohlengrubenmaschine.) Unter den 
Bergwerksbesitzern, Ingenieuren und Kohlengruben⸗ 
Direktoren in Schottland hat eine neue Kohlen⸗ 
zruben⸗Maschine viel Aufsehen gemacht, welche in 
der Whinhall⸗Kohlengrube eingeführt worden ist. Die 
Maschine ist schon seit einigen Jahren in den Ver. 
Staaten bekannt, wo bereits gegen 400 derselben 
in Gebrauch sind. Sie ist die kleinste und leichteste 
mechanische Kohlenhaue, welche man bis dahin ge⸗ 
kannt hat; sie kann daher auf einem so kleinen 
Raum angewendet werden, als der Bergmann zur 
Zandhabung der gewöhnlichen Pickel braucht. Sie 
lann von einem einzigen Bergmanne bedient werden, 
der nur einen Handlanger zum Wegschaffen der 
zeförderlen Kohlen braucht. Die Maschine kann 
durch komprimirte Luft von weiter Entfernung her 
hetrieben werden. In der Whinhall-Grube bestehen 
solche Transmissionen auf Entfernungen von 2500 
dis 2700 Fuß. In einer Schicht von 8 Stunden 
können damit 40 Quadratmeter Kohlen unterhöhlt 
werden. Mit einer Maschine wird in dieser Zeit 
eine Strecke von 146 Fuß 3 Fuß tief gegraben. 
(Gie Plünderung des Sommer; 
dalastes in Peking 1860. Die hitzigen 
Debatten zwischen den englischen und franzoͤsischen 
Blättern haben in jenen wiederholt zu der Erwäh⸗ 
nung der Plünderung des Sommerpalastes bei 
Peking im Jahre 1860 durch die Franzosen ge⸗ 
ührt; die Engländer weisen sehr stolz den Van- 
dalismus, der dort verübt worden ist, den Fran⸗ 
josen zu. Das ist doch nicht ganz richtig. Morxalisch 
iegt auf der einen Seite nicht viel weniger Schuld 
als auf der anderen, der Unterschied ist wesentlich 
auf das geraubie Quantum beschränkt. Die Fran⸗ 
zosen sind zu dem Palaste, in welchem die chine⸗ 
ischen Hercscher seit Jahrhunderten die größten 
ostbarkeiten und Raritäten aufgehäuft hatten, hin 
gelangt, und da sie nur einige Eunuchen als Wächter 
randen, gleich eingedrungen. Vom Sammeln der 
Soldaten, die sich in den ungeheuren Räumen zer⸗ 
treut hatten, konnte keine Rede sein. Als die 
kngländer hinkamen, fanden sie den Palast besetzt, 
und nun hielten allerdings die englischen Offiziere 
hre Leute zusammen, um nicht einem feindlichen 
leberfalle wehrlos ausgesetzt sein. Als aber die 
englischen Offiziere die Disziplin gesichert sahen, be⸗ 
raben sie sich selbst in den Palast und holten sich 
Andenken“. Diese waren hernach so zahlreich, daß 
ie mehrere Wagenladungen bildeten. Der Ober⸗ 
ommandeur griff aber ein und befahl die Verstei— 
jerung der Sachen, welche einen Erlös von etwa 
300,000 Mk. ergabh. Davon ist unter die Offiziere 
ein Drittel, unter die Soldaten der Rest vertheilt 
worden. Die Generale Grant, Napier und Michal 
verzichteten auf ihren Antheil. Sehr viel größer 
war allerdings die Beute der Franzosen. General 
Montauban hat Werthe im Betrage von einer 
qJalben Million Francs heimgebracht, einzelne Offi⸗ 
iere haben Perlen und Juwelen nach Frankreich 
geschickt, die auf 100,000 Franks das Stück ge⸗ 
chätzt sind. In Shanghai haben Soldaten ein 
Perlenhalsband für 1000 Dollars verkauft, das her⸗ 
nach für 400,000 Franks weiter veräußert wurde. 
Die beiden Löwen am Eingange des Palastes ließ 
nan stehen, in der Meinung, sie seien aus Bronze; 
n späteren Jahren ist bekannt geworden, daß sie 
ius masfivem Golde waren. Ein großartiges 
Zunstwerk, die plastische Darstellung des Palastes 
und seiner Umgebung in einem 16 Fuß langen 
ind 12 Fuß breiten Werke, dessen Grundfläche aus 
nassivem Golde zwei Zoll stark war und in dem 
die Bäume aus Silber, Blätter. Blüthen u. s. w. 
rus Smaragden, Diamanten und Rubinen bestanden, 
st zerstückt und die einzelnen Stücke sind an ver—⸗ 
chiedenen Orten, meist in Shanghai, zu Spott⸗ 
preisen verkauft worden. Die große Barbarei des 
Niederbrennens und vollständigen Zerstörens des 
Sommerpalastes ist ausschließlich von den Englän— 
vern verschuldet. Der französische Commaundeur hat 
iich dagegen erklärt, die englischen Offiziere hielten 
aber diesen Akt für räthlich, um dem Volke den 
Glauben an die Unüberwindlichkeit des Herrschers 
zu nehmen und zugleich um Rache zu nehmen für 
die Mißbandlung der Gefangenen durch die Chinesen. 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Dürkheim Frau Margaretha 
Schildknecht, geb. Krauß, 39 J. a.; in Nieder⸗ 
stterbach Bürgermeister Jakob Frech; in Regens— 
burg Ludwig Ritter, v. Buxbaum, k. Geheim— 
rath und Regierungsdirektor a. D.; in Schifferstadt 
Ph. Jakob Schlosser l., 88 J. a.; in Speyer 
Gg. Heinrich Maximilian, S. v. G. H. Frey; 
in Kindenheim Frau Rebekka Strauß, geb. Löw, 
34 J. a.; in Rohrbach Johann Lauer, Kessel⸗ 
chmiedmeister a. D., 62 J. a. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. XR. Demeßz. 
Nr. 103 des praktischen Wochenblattes für 
alle Hausfrauen „Fürs Haus““ enthält: 
Willst Du gesund werden? Unglückliche Liebe. 
Bardinenpredigten. Nadelgeld. Die Pitze. Deut⸗ 
cher Rath. Hausordnung. Buttergeld. Auch eine 
Tyrannei! Meine Flickenschublade. Junge Leiden. 
knglische Kinderbücher. 12 Lieder von Schumann. 
Stücke für Klavier und Flöte. Sechshändige 
lavierstücke. Zahnseife. Wohlbeleibtheit. Zeichnen 
»on Taschentüchern. Gehäkelte Einsätze. Kleine 
Stückchen Leinwand zu verwerthen. Thürbehänge 
aus Seidenrestchen. Alte baumwollene Strümpfe 
zu verwenden. Weiße Strümpfe. Große Schuhe. 
Finfache und billige Saftpresse. Grude ˖ Coals. 
Anilin ; Tintenflecke zu entfernen. Bei Finger⸗ 
debungen den Schall des Klaviers abzuschwächen. 
Mattgoldene Uhrketten zu reinigen. Lampenkitt. 
Petroleumflecke aus Papier zu entfernen. Mäuse 
und Ratten zu vertilgen. Hart gewordene Hände 
weich zu machen. Schlagsahne zu bereiten. Leipziger 
Plinsen. Rother Schaumpudding. Paprika-Fleisch. 
Hagebutten auf rheinische Art einzumachen. Kar⸗ 
toffel Torte. Essig aus Aepfelschalen. Kräuter⸗ 
Essig. Einlegen der frischen Kümmel oder Kuh⸗ 
käse. Rothe Grütze aus eingekochten Säften. Butter 
drei Jahre woylschmeckend zu erhalten. Essig⸗ 
Pflaumen. Bohnen einzumachen. Kapusten (Wirsing), 
Welschkohl. Küchenzettel einer Thüringerin. Räthsel. 
Fernsprecher. Echo. Der Markt. Anzeigen. Probe⸗ 
nummer gratis in allen Buchhandlungen. Preis 
dierteljährlich 1 Mark. Notariell beglaubigte Auf⸗ 
age 40,000.