4Gur Statistik der Theaterbräude)
Vor wenigen Tagen, am 8. Dezember war das
weite Jahr voll, seitdem das Wiener Ringtheater
in Raub der Flammen geworden. Seit jener er⸗
chütternden Theater⸗Katastrophe ist nun wohl auf
zen Bühnen und in den Theatern Manches besser
geworden. Daß die Zahl der Theaterbrände im
abgelaufenen Jahre, d. i. vom 1. Dezember 1882
his 1. Dezember 1888, aber immer eine ahnsehn⸗
liche Ziffer aufweist, ist nur ein neuerlicher Beleg
dafür, daß der moderne Bühnenbetrieb trotz der
Aufwendung aller nur erdenklichen Sicherheits⸗ und
Borsichtsmaßregeln noch immer sehr gefährlich ge—
dlieben ist. Wir geben nachstehend ein Verzeichniß
der in dem angegebenen Zeitraume stattgehabten
Theaterbrände, und gewissermaßen als Ergänzung
ind auch die Circusbrände und die Katastrophe in
Sunderlaund angeführt: 2. Dezember 1882: Brand
des Theaters in Pointe à Pitre auf den Antillen.
dein Menschenleben zu Grunde gegangen. 7. Ja⸗
anar 1883: Im Theater Buff in Moskau bricht
uim Mitternacht nach der Vorstellung ein Brand
muus, der die innere Einrichtung total vernichtet.
dein Verlust an Menschenleben. 13. Januar:
Fircusbrand in Berditschew (Gouvernement Kiew),
300 Menschen umgekommen. 22. Januar: Brand
on Schrikenhofer's Theater in Mitau. Kein Ver—⸗
ust ar. Menschenleben. 8. Februar:. Brand des
Opernhauses in Toronto (Hauptstadt von Ober⸗
Fanada.) Kein Menschenleben verunglückt. 18.
Februar: Brand des Theaters in Arad (Ungarn).
Niemand verunglückt. 18. März: Brand eines
Fircus in New⸗Orleans. 60 Todte, 100 Schwer⸗
erwundete. 4. April: Brand des Berliner National⸗
Theaters. Kein Verlust an Menschenleben. 8. April:
Brand des neuerbauten Circus Salomonsky in
Poskau. Menschen sind dabei nicht verunglückt.
12. April: Brand des Star-Theaters in Stockton⸗
m⸗Tus (England). Kein Menschenleben zu be⸗
lagen. 25. April: Gas⸗Explosion im Ambigu⸗
Theater. 20 Personen schwer verwundet. 5. Juni:
Brand von Barnum's Circus in Chicago. Niemand
„erunglückt. 9. Juniz Brand des Gaiety⸗Theaters
n Manchester. Kein Menschenleben zu beklagen.
1. Juni: Brand des Variétés Theaters (Teatr
adzmaitosci in Warschau. Der Brand bricht um
jalb 9 Uhr während der Vorstellung aus. Nie—
nand verunglückt. 16. Juni: Im Vergnügungs-
Ftablissement „Viktoriohall“ in Sunderland werden
80 Kinder erdrückt. 24. Juni: Brand des
Theaters in Derdio (Provinz Como) während der
Borstellung. 48 Menschen wurden getödtet, 10
chwer verwundet. 8. Juli: Brand des Sommer⸗
heaters in Warschau. Niemand verunglückt. 28.
August: Brand des Theaters in Katamocomura
damada Gori Sanuki (Japan). 75 Personen
vurden getödtet, 115 schwer verwundet. 29. August
Brand des Sommertheaters in Chorol (Gouverne⸗
nent Poltawa). 12 Todte. 31. August: Brand
»es Sommertheaters in Jekaterinodar (Kaukasus.)
Niemand verunglückt. 30. Oktober: Brand des
Fircus Herzog in Budapest. 17. Nov.: Brand des
Theatre Rohal in Darlington. Niemand verunglückt.
fAm zweiten Weihnachtsfeiertag kam es im
simböck'schen Gasthause in der Wien er Vorstadt
Simmering zu einem großareigen Militärexzeß, bei
velchem es zahlreiche Verwundete gab. Etwa 50
Soldaten des 8. Dragoner⸗-Regimenls und zahlreiche
Arbeiter vergnügten sich im genannten Gafsthause
deim Tanz. Als Nachts 11 Uhr ein Mädchen
zie Aufforderung eines Dragoners zum Tanz jzurück-⸗
vies, weil ihr Geliebter vom Civil auf die Dra⸗
zoner eifersüchtig war, versetzte der Soldat dem
Mädchen eine Ohrfeige, was den Anlaß zu einem
rbitterten Kampf zwischen den Arbeitern und
Soldaten gab; diese schlossen sich mit gezogenem
Säbel zu einem engen Kreise, während die Ersteren
Stuhlbeine, Stöcke und Gläser als Waffen be—
rützten. Eine Patrouille des Deutschmeister⸗Regi⸗
nents, melche Ruhe stiften wollte, wurde von den
Dragonern höhnisch zurückgewiesen, worauf eine
jon einem Offizier kommandirte verstärkte Patrouille
erschien, welche die Dragener mit dem Bajonnete
uus dem Saale drängte. Beide Militärabtheilungen,
ewie die Civilisten hatten zahlreiche Ver—
wundete, der Wirth, dem die wüthenden Kaval⸗
eristen alles Mobiliar zusammenschlugen, erlitt
inen Schaden von 800 fl. Auf dem mit Blut
iberströmten Kampfplatz wurden 16 Kavalleriesäbel
sefunden. Diebe hatten die günstige Gelegenheit
nust zahlreiche Kleidungsstücke zu stehlen.
f In Leyden (Golland) starb dieser Tage
ine aus Mann, Frau und Kindern bestehende Fa⸗
nilie unter den Symptomen einer Vergiftunag. Der
Herdacht lenkte sich auf eine Verwandte der Ver⸗
zifteten, welche viel in dem Hause verkehrte; die⸗
elbe wurde in Haft genommen. Seit Bekannt—
verden dieses Falles kommen nun ans verschiede⸗
ien mit der Verhafteten verwandten Familien An⸗
‚eigen, daß in den letzten Jahren viele ihrer Ange—
sörigen unter eigenthümlichen, fast überall gleichen
krscheinungen gestorben sind. So imeldet u. a.
in Mann, welcher eine Nichte der Verhafteten zur
Frau hat, daß deren Vater und Mutter, zwei
Zrüder und eine Schwester unter denselben Krank—
seitserscheinungen gestorben sind. Der einzige über⸗
ebende Bruder der Frau, welcher aus Verzweiflung
arüber, daß seine ganze Familie in kurzer Reihen⸗
olge den Tod fand, beim Militär eintrat, kam in
lrlaub, besuchte seine Tante und verfiel da in die—
elbe Krankheit. Enigegen dem Rathe seiner Tante
zing er krank zum Regiment zurück, wo er gegen⸗
värtig noch im Lazareth darniederliegt. Der Arzt,
velcher die Familie v. d. L. behandelte, meldet
erner, daß er jüngst eine aus sieben Personen be⸗
tehende Familie behandelte, bei denen sich ähnliche
)rankheitserscheinungen zeigten. Auch zu dieser
Familie stand die Verhaftete in Beziehungen. Die⸗
elbe steht sogar im Verdacht, auch sechs ihrer eige⸗
ien Kinder vergiftet zu haden. Als Grund wird
dabgier angegeben, da die Verbrecherin das Leben
hrer Opfer versicherte und nach deren Tod die
Versicherungssumme erhob.
F London, 31. Dez. Sieben auf Clare
Island wohnhafte Pächter, welche wegen Mieths⸗
rückständen mit Exmission bedroht waren, ertranken
in Folge Untergangs des Bootes auf der Rückkehr
von Louisburg, wohin sie sich behufs Beschaffung
der Miethe begeben hattten.
F London, 1. Januar. Im Jahre 1883
ind 2011 Segelschiffe und 626 Dampfer zu Grunde
jegangen. Von dieser Anzahl waren 1040 Segel⸗
chiffe und 431 Dampfer britisches Eigenthum.
F(GGroßes Vermachtniß.) Der ver—⸗
torbene Pillenfabrikant Hollowah in London hat
der „Times“ zufolge sein ganzes Vermögen in
)öhe von 5 Millionen Pfund Sterling wohlthä⸗
igen Zwecken vermacht.
FPetersburg, 30. Dez. Dem „Selstij
Westink“ zufolge beschäftigen sich im Gouvernement
Perm 6000 Jäger mit dem Einfangen und Erlegen
vilder Thiere. Im verflossenen Jahre erlegten sie
65 Bären, 575 Wölfe, 300 Luchse, 130 Elen⸗
hiere, 650 Füchse, 1150 Marder, 1700 Herme⸗
ine, 129,000 Eichhörnchen, 39,000 Hasen, 129, 000
haar Hasselhühner und etwa 27,000 Birkhühner,
Auerhähne und anderes Flugwild, im Ganzen für
wa 70,000 Rubel. Die Preise für getödtetes
Bild waren folgende: für einen Bären 3—512
suubet (1l Rubel — 2 Markh), einen Wolf 225
kubel, einen Luchs 4-12 Rubel, Fuchs und
Darder 2—27 Rubel, Eichhörnchen 6—35 Kop.,
inen Hasen 9—830 Kop. Die Preise für Flug—
vild waren etwa folgende: ein Paar Hasselhühner
12-50 Kop., das übrige Geflügel 20— 150 Kop
as Paar. Ein Theil der Beute dient zur Be—
riedigung der örtlichen Bedürfnisse, während der
Rest in die inneren Gouvernements verkauft wird,
jauptsächlich nach Moskau und Kasan, zum Theil
uch, durch Vermittlung von Aufkaufern, nach dem
Irbitschen Jahrmarkte und anderen Märkten.
FKonstantinopel, 3. Januar. Gestern
'and in Sadikli dei Brussa ein ziemlich heftiges
Erdbeben statt, welches einige Verwüstungen zur
Folge hatte, Menschenleben sind nicht zu beklagen.
F Toronto, 2. Januar. Auf der Grand⸗
Trunk⸗Eisenbahn kollidirten unweit Toronto heute
in Personen- und ein Güterzug; 27 Personen
ind getödtet, 20 bis 30 verletzt.
F Toronto, 3. Januar. Bei dem gemel⸗
»eten Eisenbahnunfall sind 15 Personen sofort
gjetödtet worden, 7 sind im Hospital gestorben und
der Zustand mehrerer anderen ist hoffnungslos.
Eine Gesellschaft in Philadelphia läßt
eben einen Straßen⸗Eisenbahnwagen bauen, der
durch Federkraft fortbewegt wird. Wenn alle Federn
aufgezogen ind, ist der Wagen im Stande acht
englische Meilen die Stunde zu fahren, und nicht
wa leer, sondern dicht besetzt. Die Maschinerie
oll sehr einfach und leicht zu handhaben sein. Der
ondukteur hat seinen Sitz auf dem Dache, ver⸗
nindert oder vermehrt je nach Bedarf die bewegendt
draft und halt an, wenn die Klingel ertönt. Das
Ganze ist noch ein Experiment, doch geben-Sach⸗
derständige, welche des Erfinders Pläne geprüft
haben, zu, daß die Sache nicht nur möglich, son⸗
zern sehr wahrscheinlich ist. Die bewegende Kraft
würde in diesem Falle sehr billig sein.
F Eine Internationale Elektrische Ausste⸗
lbung wird!im nächsten Jahre in Philadelphia
inter der Aegide des dortigen Franklin⸗JInstituts, ab⸗
zehalten werden. Von allen europäischen Ländern,
»esonders aber von Deutschland sind bereits zahl⸗
reiche Anmeldungen eingetroffen. Die Ausstellung
ist von der Bundesregierung offiziell anerkannt, und
der letzte Congreß hat ein Gesetz passirt, nach wel⸗
hem die für dieselbe bestimmten Gegenstände zoll⸗
frei eingeführt werden können. Die Eröffnung der
Ausstellung ist auf Dieustag, den 2. September
1884 festgeseßzt.
f (Dr. Brehm,) der „Tier⸗Brehm“, reiste
nach New⸗Pork zu einer Vorlesungstournee ab. Er
zat in 3 Monaten 50 Vorlesungen zu halten und
ꝛrhält dafür nach dem „B. Börs.⸗C.“ 15,000
Dollars. An diese Tour wird Herr Dr. Brehm
boraussichtlich eine Studienreise anknüpfen.
F(Falliment.) Die Baumwollspinnereibe⸗
desizer A. D. Smith u. Komp. in Providence,
Rhode Island, Nordamerika, fallierten mit Ver—
zindlichkeiten im ungefähren Betrage von 1 Million
Doll. Die Firma besaß 5 Baumwollspinnereien
und beschäftigte 10,0000 Personen. Das Falliment
wird mangelhafter Geschäftsführung zugeschrieben.
F GWas ist eine Maädchenzunge werth,)
diese interessante Frage hatte neulich ein Geschwo—
renengericht in einem Städtchen Kaliforniens zu
entscheiden. Ein hübsches neunzehnjähriges Dämchen
hatte nämlich gegen einen Zahnkünstler, der ihr
angeblich bei einer Operation die Zunge verletzt
habe, eine Schadenersatzklage im Betrage von drei⸗
tausend Dollars angestrengt, mit wekchem „Pfläster⸗
hen“ sie sich begnügen wolle. Es hatte sich die
—A—
zeschleppt, als der Anwalt des Beklagten beantragte,
der Jury zu gestatten, ehe sie sich zu ihrer Schluß—
jerathung zurückziehe, die Zunge selbst anzusehen.
Die Klägerin willigte ein, streckte hierauf die Zunge
jeraus, und mit feierlicher Miene traten die zwöif
„intelligenten“ Männer im Gansemarsch heran, um
die Zunge anzusehen, welche die hübsche Mary mit
wahrer Todesverachtung einem jeden Geschworenen
nit dem freundlichsten Lächeln vor das Gesicht hielt;
allein all ihr Mühen war umsonst! Nach kurzer
Berathung gaben die unerbittlichen Geschworenen
den Wahrspruch ab, an der kleinen Zunge keine
Berletzung entdecken zu können; sie waren indeß so
zalant, der Klägerin zu bezeugen, daß sie ein recht
niedliches Zünglein besitze.
F GBarnum im Zenithe.) Es heißt,
harnum betrachte die Importation eines weißen
Fẽlephanten in Amerika als die Klimax seiner Lauf⸗
zahn. Er ließ deßhalb mehrere Aerzie rufen, welche
nuf sein Ansuchen bescheinigten, daß er bei gesun⸗
em Verstande sei, woruuf er sein Testament machte,
und dasselbe veröffentlichen ließ. Sein Vermögen
sst darin auf zehn Mill. Dollars angegeben.
FGtoßseufzer.) „Frauenrechte!“ schrie
in geplagter Ehemann, als bei Gelegenheit dieses
jeiklle Thema berührt wurde. „Noch mehr Rechte
oll man den Weibern einräumen? Das wäre ja
anerhort! Meine Frau knechtet mich; unsere Töch⸗
er knechten uns Beide, und unsere Dienslmagd
nechtet die ganze Familie. Es ist Zeit, daß uns
wännern auch einige Rechte zugestanden werden.“
Sterbefälle.
Gestorben in Speyer Adolf Beringer,
Schüler des Oberkurses des Realgymnafiums
Augsburg; in Neustadt Marie Haffner aus
Frankenthal, 16 J. a.; in Dürkheim Frau Philip⸗
pine Keil, geb. Fischer, 583 J. a.; in Grünstadt
Jakob Trunk, Lehrer, 79 J. a.; in Zeiskam
Margaretha Alt, cçeborene Wolf. 69 J. a.
Marktberichte.
Zweibrücken, 8. Januar. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗
ualienmartt.) Weizen O M. 30 P.f, Korn O M. — pf.,
Spelz 6 M. 05 pf., Spelzkern — M. — Pf, Dinkei
— M. — Pf., Mischfrucht 8 M. — Pf. Hafer 6 M.
25 Pf., Erbsen O M. — pf., Widen d0 M. — pf.,
Berste zweireihige O M. — Pf., vierreihige O M. — pf.,
dartoffeln 1.M. 80 pf., Heu B M. 20 Pf. Stroh3 M.
10 Pf., Weißbrod 13 Kilogr. 53 Pf., Kornbrod 3 stilo
81 If. Gemischtbrod 3 Kilogr. 76 Pf., paar Weck 90 Gr.
3 Pf, Rindfleisch J. Qual. 66 Pf., II. Qual. 60 Pf. Kalb⸗
leisch 59 Pf. Hammelfleisch 60 Pf., Schweinefleisch 55 Pf.,
Butter !/0 Kilogr. O M. 90 Pf. Wein 1 Viter 80 Pf.,
Bier 1 Liter 24 Pf.