Full text: St. Ingberter Anzeiger

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mtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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der ‚„Et. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöͤchentlich fünfmal: Am Moutag, Dienstag, Donnuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltung 
zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blati toftet vierteljahrlich J A SGd A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 124 75 H, einschließli ꝙ 
d A Zuftellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen 
auf welcht die Expedition Auskunft ertheilt, 18ß H. Neclamen 30 8. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
M 195. Dienstag, 7. Oktober 1884. 
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19. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Verzweifeln bringende Korrektheit ihrer Bewegungen: 
es ist die männliche und großartige Haltung des 
Alten Kaisers, der es sich nicht nehmen ließ, 
dem Vorbeimarsch seiner Truppen vom Anfang bis 
zum Ende beizuwohnen, und volle vier Stunden 
auf seinem Pferde blieb, ohne herunterzusteigen, 
rotz seiner fiebenundachtzig Frühlinge. Welch' 
rhebendes Schauspiel bietet bei alledem dieser 
SZouverän, überreich an Jahren und Ruhm, täglich 
einem gerührten Volke und dem überraschten 
Furopa, der nicht zugibt, daß ihn sein hohes 
Alter auch nur der geringsten Verpflichtung seines 
„Metiers eines Königs“ entbinde, der bis ans Ende 
das Beispiel der Pflichterfüllung und der Achtung 
vor der Disziplin gibt und der, wie ein römischer 
Imperator, stehend sterben wird!“ 
Dienste, sondern vor allem auch die Aufmunterung, 
n Zukunft an diesem Programm festzuhalten. Aus 
der engen Uebereinstimmung, die in Skierniewice 
zwischen den betheiligten Mächten hergestellt worden 
sst, ergibt sich für den konkreten Fall ohne Weiteres, 
»aß die Auszeichnung des italienischen Staatsmannes 
von russischer Seite auch in Deutschland und 
Desterreich · Ungarn vollster Sympathie begegnet. 
Hoffentlich werden nun die gänzlich haltlosen An— 
seuiungen definitiv verstummen, welche zu verstehen 
geben wollten, daß die Zusammenkunft von Skier⸗ 
iewice der Mancini'schen Politik ungelegen gekommen 
sei. Italiens politischer Kredit und die Stellung 
des Ministeriums Depretis-Mancini sind heute so 
fest wie nur jemals zuvor. 
Die Mittheilung, wonach die Reichsregierung 
er Frage der Reform des Versicherungs— 
desens näher getreten sei und Verbesserungen der 
ish:rigen gesetzlichen Vorschriften vorbereite, haben 
ortschrittliche Blätter dahin ausgelegt, daß es sich 
im Verstaatlichung des Versicherungswesens handele. 
davon ist jedoch nicht die Rede. Die Reform⸗ 
edürftigkeit erkennt man indessen auch in den 
dreisen der Feuerversicherungs-Gesellschaften rück⸗ 
jaltlos an, wie aus nachstehender Mittheilung er—⸗ 
jellt. Man schreibt nämlich dem „Frkf. J.“: 
Der Verband deutscher Privat-Feuerversicherungs⸗ 
Hesellschaften ist ernsthaft bestrebt, allen berechtigten 
Wünschen, die sich irgend mit den Interrssen der 
Hesellschaft und dem öffentlichen Interesse vertragen, 
ach Kräften entgegenzukommen. Der Verband hat 
den Beschluß gefaßt, die Frage einer zeitgemäßen 
Reform der allgemeinen Versicherungsbedingungen 
iner ernsten Prüfung zu unterziehen. Zu diesem 
zwecke ist eine Versammlung auf den 24. d. M. 
nach Berlin ausgeschrieben und es sind auch Männer 
zus verschiedenen wirthschaftlichen Kreisen hierzu 
ingeladen worden, damit dieselben ihre reichen 
e5rfahrungen hierbei geltend machen und den Ver⸗ 
icherungsgesellschaften Gelegenheit geben, die inbezug 
Aierauf im praktischen Leben vorhandenen Wünsche 
ennen zu lernen.“ 
Für das westafrikanische Geschwader 
hat, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, die kaiserl. Admi— 
calität Anordnungen zu einer sehr sorgfältigen 
Ausrüstung gegeben, mit welchen den Besatzungen 
die Tropenkampagne nach Möglichkeit erleichtert 
werden soll. Der Verproviantirung aller vier Schiffe 
ind außerordentliche Zugeständnisse gemacht worden 
und namentlich sollen Konserven, Gemüse und frische 
Fleischspeisen im ausgedehnten Maße zur Verab— 
ceichung an die Mannschaft gelangen. Auch wer— 
den die Montirungskammern der Schiffe mit Nacken— 
chleiern und Strohhüten für die Mannschaften 
ceichlich ausgerüstet werden. Zur möglichsten Ab— 
wehr der Sonnengluth werden die Strohhute ferner 
noch mit Ueberzügen versehen werden. Man darf 
nach diesen Vorbereitungen annehmen, daß den 
Schiffen umfangreiche Landungen bevorstehen werden. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 4. Okt. Die Reichsregierung er⸗ 
nannte zu ihren Vertretern bei der bevorstehenden 
internotionalen Konferenz in Washington zur Ver— 
einbarung einer allgemein gültigen Welt zeit den 
Reichsgesandien von Albensleben und Bauinspektor 
Hinkeldeyn, technischen Attachs bei der Gesandtschaft 
n Washington. 
Berlin, 5. Okt. Der Kaiser nahm in 
Baden-Baden gestern mehrere Vorträge entgegen 
ind machte Nachmittags, vom General à la suite 
Fürsten Radziwill begleitet, eine längere Spazier⸗ 
ahrt. In dem Diner bei Ihren Majestäten nahm 
auch die Großherzogin von Baden Theil. 
Berlin, 5. Okt. Die jüngst von offiziöser 
Seite gemachte Mittheilung, daß ein Theil des 
echnischen Unterrichtswesens von dem Kultusmini⸗ 
terium abgezweigt und wiederum dem Handels- 
ninisterium unterstellt werde solle, bestätigt sich. 
Es handelt sich dabei, wie verlautet, zunächst nur 
im das gewerbliche Fachschulwesen, welches nach 
der Ansicht maßgebender Kreise wegen seiner engen 
Beziehungen zum Innungswesen zwedmäßiger dem 
dandelsministerium zuzuschreiben wäre. 
Mainz, 4. Olt. Der Verein deutscher 
Bapierfabrikanten hat bei dem Reichsver⸗ 
icherungsamte beantragt, eine Berufsgenossenschaft 
uür alle Papier erzeugenden Betriebe des Reiches zu 
ilden und zur Beschlußfassung in dieser Angelegen— 
seit eine Generalversammlung dieser Betriebe, wo⸗ 
nöglich nach Eisenach, einzuberufen. Der Antrag 
st von 3483 Betrieben mit circa 21,000 Arbeitern 
interstützt. 
Auslaud. 
Kopenhagen, 6. Okt. Der durch den 
grand des Schlosses Christiansburg hrimathlos ge⸗ 
vordene Reichstag, dessen Versammlungssäle sich 
»ort befanden, wird auf Regierungsbeschluß nach 
Abhaltung des gebräuchlichen Gottesdienstes in der 
Frauenkirche, der sonst in der Schloßkirche stattfand, 
ich bei seinem heutigen verfassungsmäßigen Zusam⸗ 
nentritt im Festsaal der Universiät versammeln und 
ofort vertagt werden, weil es theils an passenden 
zokalitäten gänzlich fehlt, theils weil das Finanz⸗ 
gesetz, das in erster Sitzung des Follethings vor— 
Jelegt werden muß, in der Druckerei des Reichs- 
sages, die sich ebenfalls im Schlosse befand, mit⸗ 
nerbrannt ist. 
Paris, 4. Olt. Der Budgetausschuß hat 
den Antrag des Kriegsministers, daß ein Betrag 
hon 2 Millionen Fr. für den Neubau der Lyoner 
Festungswerke nachträglich in das Budget eingesetzt 
verde, genehmigt. Infolge dieses Beschlusses kaun 
die Abtragung der alten Festungswerke sofort be— 
Bekanntlich ist einer der Hauptvorwürfe, welcher 
on gegnerischer Seite gegen das Unfallver— 
icherungsgesetz in seiner dermaligen Gestalt 
rhoben wird, dessen beschränkter Umfang, die Aus— 
chließung zahlreicher Arbeiterklassen von den Wohl⸗ 
chaten des Gesetzes. Daß in der That hier ein 
Mißstand und eine Unbilligkeit vorliege, deren Be⸗ 
eitigung zu erstreben sei, wurde auch von den 
freunden des Gesetzes nicht geleugnet. Um so er⸗ 
reulicher ist es, wenn jetzt berichtet wird, im Reichs 
bersicherungsamt seien Verhandlungen im Gange, 
welche die Ausdehnung des Gesetzes auf den Eisen⸗ 
bahnbetrieb, die Land- und Forstwirth— 
schaft bezweckten. Man ersieht daraus, daß es 
leineswegs blos leere Vertröstungen gewesen, wenn 
man die Ahstellung einzelner Bedenken, die sich 
zegen das Gesetz in seiner jetzigen Form richteten, 
der Zukunft überließ und zunächst nur einmal einen 
esten Grund zu legen beschloß. 
Die Deutschen in Oesterreich sind von 
iner neuen „Versöhnungsmaßregel“ des Ministerium 
Taafe bedroht. Diesmal handelt es sich um die 
Auflösung der Handelskammern. Das gestern offi— 
ziös signalisirte und demnächst zu erwartende Dekret, 
durch welches sämmtliche Handelskammern Cisleitha⸗ 
niens, mit Ausnahme der erst vor Kurzem auf 
Frund eines soktroyirten neuen Wahlstatuts ge⸗ 
wählten und dadurch einer czechischen Majorität 
überlieferten Prager und der seit langer Zeit von 
einer gemäßigten italienischen Majorität behaupteten 
Triestiner, aufgelöst werden sollen, wird von allen 
liberalen Wiener Blättern, als eine hochpolitische 
Paßregel aufgefaßt. Die Handelskammern besitzen 
zekanntlich das Wahlrecht für den Reichsrath und 
die Landtage; ihre jetzigen Mandate laufen bis 
1887 respektive 1888. Im nächsten Jahre finden 
iber die allgemeinen Reichsrathswahlen statt. Die 
evorstehende Auflösung der Handelskammern und 
hre Umänderung im Regierungssinn bei den Reichs- 
athswahlen im kommenden Jahre den Gewinn einer 
nsprechenden Anzahl Mandate. Das bedeutet eine 
ibermalige wesentliche Verstärkung der antideutschen 
Keichsrathmehrheit und eine Schwächung der 
Nvyosition. 
Besonders bemerkenswerth ist eine Aeußerung, 
velche während der Manöver am Rhein Kaiser 
Wilhelm gegenüber der österreichischen Militär— 
Ubordnung gethan haben soll. Es war angeblich 
nach einer Hoftafel, als der Kaiser an diese heran⸗ 
rat und sagte: „Meine Herren, es ist mir sehr 
angenehm, Sie zu sehen. Wir haben in Skiernie⸗ 
vice fleißig gearbeitet, und der Friede ist auf lange 
Zeit gesichert. Ich freue mich sehr, daß ich mit 
Ihrem Souverän in innigster Freundschaft lebe.“ 
luch ist es wohl erwähnenswertb, daß nach glaub— 
vürdiger Mittheilung die drei Kaiser im persön⸗ 
ichen Verkehr zu Slierniewice sich ausschließlich der 
deutschen Sprache bedient haben. 
Kaiser Alexander von Rußland hat dem ita- 
ienischen Minister des Aeußern, Herrn Mancini, 
»en Alexander-Newsky-Orden verliehen, und der 
russische leitende Staatsmann, v. Giers, hat diesen 
huldbeweis seines Souverains mit einem Kommentar 
begleitet, welcher die politische Bedeutsamkeit derselben 
rusdrücklich anerkennt. Die russische Ordensver⸗ 
eihung an Mancini bedeutet nicht nur lediglich den 
dank des Kaisers Alexander für die der Freund⸗ 
haft heider Staaten schon geleisteten werthvollen 
Anläßlich der jüngsthin in Rheinpreußen statt⸗ 
ehabten Manöver schreibt das bekannte französische 
Journal des Debats“ u. A.: „Was mich am 
aeisten bei der Parade von Wevelinghofen betroffen 
jat. das ist wahrlich nicht die schöne Haltung der 
doldaten unter den Waffen, noch auch die zum