Full text: St. Ingberter Anzeiger

* 9 9 
s e1 t e7 bl er 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
r „St. Ingberter Auzeiger“ erscheint woͤchentlin funfmalz Am Vontag, Dienstatz, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöͤchentlich mit Unterhaltung 
latt und Sonntags mit Sseitiger illuftrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 14 60 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.M 75 H, einschließliv 
d Zustellunasgebuhr. Die Einrückuugsgebühr far die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt. I3 4. Neclamen 30 . Bei 4maliger Ginruckung wird nur dreimalige berechnet. 
196 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 6. Okt. Die Land rathe Bayerns 
herder zu ihren Versammlungen auf den 8. Nov. 
inberufen werden. 
München, 7. Okt. Die „Allgemeine Zei⸗ 
ing“ veröffentlicht ein Handschreiben der 
daiserin an die deutsche Kriegskameradschaft in 
NMünchen, welche die Kaiserin anläßlich ihres Ge— 
urtstages und ihrer Wiedergenesung beglückwünschte. 
das Schreiben lautet: „Wenn mich jedes Zeichen 
er Theilnahme, aus süddeutschen Herzen kommend, 
um innigen Dank verpflichtet, so ist die Freude 
ber den empfangenen Brief der deutschen Krieger⸗ 
ameradschaft in München um so größer, als ich 
iie Vaterlandsliebe dieser treuen Männer kenne und 
ait wahrer Anhänglichkeit für den König und sein 
zaus die besten Wunsche für die Wohlfahrt Bayerns 
jege. Für uns Frauen ist es eine Ehrensache, 
urch das Rothe Kreuz in enger Verbindung mit 
)en Leistungen des Heeres und mit der Aufgabe 
ener Barmherzigkeit zu bleiben, auf welcher der 
öttliche Segen ruht. Augusta.“ 
Ausland. 
stopenhagen, 6. Okt. Der Reichstag 
jeute im Festsaale der Universität eröffnet worden. 
)er König berührte in der von ihm verlesenen 
hronrede auch die Feuersbrunst im Schlosse 
zhristiansburg und sagte, das königliche Schloß, 
yelches den Vertretern der Nation bisher zum Ob⸗ 
ach gedient, liege in Trümmern und es müsse Dies 
u ernstem Nachdenken stimmen, zugleich aber als 
ine ernste Aufforderung betrachtet werden, in Ein⸗ 
racht fiur das Wohl des Landes und des Volkes 
u arbeiten. Die Thronrede legt dem Reichstage 
anz besonders ans Herz, die Selbstständigkeit des 
andes durch zweckmäßige Vertheidigungsmaßregeln 
u sichern und schließt mit dem Ausdrucke der Hoff⸗ 
uung, daß auch die übrigen Arbeiten für das Wohl 
ses Landes den besten Erfolg haben möchten. Nach⸗ 
dem die bisherigen Präsidenten wiedergewählt waren, 
vurde der Reichstag auf vier Wochen vertagt. 
Paris, 6. Olt. Seitens der Präfeklur des 
Semedepartements sollte heute die Uebernahme der 
Salristei der Kirche Nicolas Deschamps erfolgen, 
oelche behufs Verbreiterung der Straße beseitigt 
verden soll. Da der Delegirte der Präfektur den 
yom Geistlichen verlangten Ausweis seiner Identität 
icht mit sich führte, verweigerte der Geistliche die 
)erausgabe der Schlüssel. Inzwischen hatte sich 
me große Menschenmasse in der Straße angesam⸗ 
nelt, welche in die Kirche drang und dort die Mar⸗ 
rillaise sang. 
Paris, 7. Okt. Gestern Abend nach 8 Uhr 
og sich die Volksmenge aus der Umgebung der 
lirche Saint⸗Nicolas, in der die Ruhestörungen 
atigefunden hatten, zurück. Nur einige Gruppen 
ielten bis 10 Uhr Stand. Heute Vormittag fand 
tt Gottesdienst in der Kirche wie gewöhnlich statt. 
ziele Neugierige fanden sich ein, ohne daß es jedoch 
u Kundgebungen kam. Gegen 11 Uhr kam es 
neuen Zusammenrottungen, auch wurden Steine 
gen das Gebäude an der Seite der Rue Cunin 
ridaine geschleudert, in welchem der Küster wohnt. 
e Polizei ließ die Thüren schließen und trieb die 
jolkshaufen auseinander. Bis Nachmittags kam ein 
rriterer Zwischenfall vor. Wohl hatten sich viele 
egieriae eingestellt; aber die Polizei verhinderte 
mjammlungen, wobei sie durch das Regenweiter 
ulerstützt wurde. Der Pfarrer von St. Nicolas 
Donnerstag, 9. Oktober 1884. 19. Jahrg 
erstattete heute Vormittag dem Erzbischof mündlich 
Bericht. Auf Anordnung des Erzbischofs wird in 
zer nächsten Woche ein Sühnegottesdienst für die 
rfolgte Entweihung der Kirche stattfinden. Dem 
Bfarrer wird es vielfach zur Last gelegt, er habe 
ibsichtlich den Unfug hervorgerufen, weil er von 
der Kanzel den Tag und die Stunde der Ausführung 
es Erlasses des Präfekten verkündigt und Jour⸗ 
nalisten und eine Anzahl angesehener Katholiken 
rufgefordert habe dem Vorgange anzuwohnen. Der 
Pfarrer hatte, wie ferner berichtet wird, die Ruhe⸗ 
törungen vorausgesehen, da er das heilige Sakra— 
nent aus der Kirche hatte wegbringen lassen. Diese 
geröffentlichung des Vorganges mußte Neugierige 
mlocken, denn bei solchen Gelegenheiten fehlt es ja 
n Paris wie anderwärts niemals an Bummlern, 
Bassenbuben und ähnlichem Gelichter. 
Paris, 7. Oktt. Eine Depesche aus Hong⸗ 
ong bestätigt die nach dem Bombardement erfolgte 
Besetzung der Seestadt Tamsui. Drei Bataillone 
Narine⸗ Infanterie verlassen Tamsui, um die Ver⸗ 
zindung mit den französischen Truppen in Kelung 
erzustellen. 
Paris, 8. Okt. Der Superiorin der Schwe⸗ 
tern des Marseiller Militärhospitals wurde für die 
Berdienste bei der Pflege von Cholera⸗-Erkrankten 
»er Orden der Ehrenlegion verliehen. — Das 
Journal des Debats“ veröffentlicht einen Brief 
Fournier's vom 9. Oktober, worin es heißt: Das 
Wort eines Ehrenmannes gilt ebenso viel, wie das 
Facsimile der Sekretäre Li-Hung⸗Tschang's. Ich 
jatte die Ehre, dasselbe vor zwei Monaten in die 
»ände des Conseilspräsidenten niederzulegen. Das 
jenügt meinem Gewissen. Was Diejenigen betrifft, 
senen dieser, den dienstlichen Anforderungen ent⸗ 
prechende Schritt, der einzige, welchen ich thun 
onnte, nicht genügt, so halte ich für sie die Spitze 
neines Degens zur Verfügung. 
Lyon, 7. Okt. In der vergangenen Nacht 
rplodirte in der Straße St.⸗Frangçois ⸗desAllées, 
Zuartier Bellecour, eine Bombe, welche auf ein 
fenster der Gendarmeriekaserne gelegt worden war; 
urch die Explosion wurden die Fensterscheiben zer⸗ 
rümmert und die Mauer beschädigt; mehrere 
S„Sprengstüde wurden in das Zimmer des Zahlmeisters 
zeschleudert, der nicht zu Hause war. Eine Unter⸗ 
uchung ist eingeleitet. 
London, 6. Okt. Oberst Kitchener meldet 
ius Ambukol, Gordon habe nach seiner Rückkehr 
nach Khartum den Obersten Stewart auf einem 
Tampfer mit vierzig Mann nilabwärts nach Don⸗ 
jola gesandt, um die Verbindung mit dem Mudir 
vieder zu eröffnen. Der Dampfer stieß auf die 
Felsen des Katarakts Wady Garna und begann zu 
inken. Stewart und seine Genossen sahen sich ge— 
wungen, den Dampfer zu verlassen und mit den 
im Nilufer wohnenden Eingeborenen zu unterhan⸗ 
deln, um ein Geleit nach Merawi zu erwirken. Ein 
Scheik erbot sich, sie zu führen. Nach der Landung 
vurden jedoch Stewart und seine Genossen bis auf 
er ermordet. 
solche, die keinen lesbaren Namen enthalten; 3 
'olche, auf welchen die Person des Gewählten nicht 
inzweifelhaft zu erkennen ist; 4. solche, auf welchen 
nehr als ein Name steht, oder der Name einer 
nicht wählbaren Person verzeichnet; 5. solche, welche 
einen Protest oder Vorbehalt enthalten. 
*— Wie der „Bayer. Kur.“ schreibt hat sich 
hderr Bischof v. Ehrler bei Konsekration einer 
dirche ein schweres Augenleiden zugezogen. Prof. 
tzagenstecher in Heidelberg behandelt ihn. 
— Otterbach, 7. Okt. Heute Mittag um 
2 Uhr wurden die hiesigen Einwohner durch den 
Ruf „Feuer!“ in große Bestürzung versetzt. Es 
hzrannte in dem Wohnhause und in der Scheuer 
des Georg Haffner, sowie in dem Strohschuppen 
ind in der Scheuer des Philipp Frank. Der 
siesigen Feuerwehr ist es zu danken, daß das 
Feuer sich nicht weiter verbreitete, und auf seinen 
derd beschränkt blieb. Um 4 Uhr konnte ein Theil 
der Feuerwehr abziehen, während ein Theil auf 
dem Platze verbleiben mußte. Obige Gebäude sind 
niedergebrannt. (K. 3.) 
— Schwedelbach, 6. Okt. Als heute 
Morgen der Ackerer Friedrich Mohrbacher von hier 
ufstand und aus dem Zimmer trat, kam ihm ein 
seftiger Brandgeruch entgegen. Er ging in den 
Stall und da lag all sein Vieh, bestehend in 11 
Stück Rindvieh und zwei Pferden, tlodt darnieder, 
jyon Kohlenoxydgas erstickt. Mohrbacher hatte in 
einem geräumigen Stalle sich eine sog. Viehküche 
nit einem Kessel eingerichte. Unter demselben 
var noch Feuer von gestern Abend, und die heute 
stacht ziemlich starke Zugluft trieb das Feuer gegen 
inen Haufen Zimmermannsspähne, und die Vor⸗ 
edingungen zum Unglück waren somit gegeben. 
fin Glück, daß nicht auch noch das ganze, diesen 
Z„ommer neu errichtete Oekonomiegebäude in Flam⸗ 
nen aufging. Mohrbacher hat sein Mobiliar mit 
den beiden Pferden versichert, sein Rindvieh 
aber nicht. 
— Annweiler, 8. Okt. Gestern erlegte 
dherr Einnehmer Schellhaaß ein Wildchwein, welches 
susgenommen das respektable Gewicht von 232 
Bfund hat. 
— Weyher, s„. Oklt. Ein Gang durch unsere 
Bemarkung erfreut Einem wirklich das Herz; so 
jelb und braun gebraten haben wir die Trauben 
eit 1865 und 1866 nicht mehr gesehen. Wenn 
vir hier auch in Hinsicht auf Quantität nicht so 
zlücklich daran sind, wie manche unserer Nachbar—⸗ 
zemeinden, so können unsere Winzer mit dem Er⸗ 
jebniß doch zufrieden sein; denn die Qualität und 
der Preis wird den Ausfall reichlich ersetzen. Im 
Allgemeinen kann man annehmen, daß der Morgen 
m Durchschnitt ein Fuder Wein liefert. — Garten⸗ 
nost ist hier schon ziemlich aufgekauft und wird 
dro Logel zu 40 Liter mit 18 Mk. bezahlt. Die 
Aussichten an Quantität wie Oualität haben durch 
die fortgesetzt gute Witterung zugenommen und wird 
die Qualität mindestens diejenige von 1865 er—⸗ 
ceichen, wenn nicht gar noch übertreffen. (L. T.) 
— Bergzabern, 7. Okt. Heute wurde der 
exste weiße Neue dahier verkauft. Es wurden 830, 
32 und 33 Mk. pro 100 Liter bezahlt. 
kokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 9. Okt. Zu den bevor⸗ 
tehenden Wahlen wollen wir einige Bestimmungen 
ruffrischen, die für die Wähler wissenswerth sind. 
die Wahl geschieht durch verdeckte Stimmzettel, die 
‚on weißem Papier und außerhalb des Wahllokals 
vusgefüllt sein müssen. Ungiltig sind 1. Stimm⸗ 
eettel, welche nicht von weißem Papier, oder welche 
nit einem äußeren Kennzeichen versehen sind; 2. 
Vermischtes. 
F In einer Wirthschaft zu Saarbrücken 
wurden ein Graveur und ein Schreiber abgefaßt, 
als sie mit Anfertigung falscher Arbeitsbücher, 
Atteste und Anmeldescheine beschäftigt waren. Sie 
cheinen die Anfertigung und den Betrieb gefaälschter