Full text: St. Ingberter Anzeiger

Legitimationspapiere gewerbsmäßig betrieben zu 
haben. 
Müttersholz (Elsaß), 1. Okt. Gestern 
Abend wurde unsere Einwohnerschaft durch einen 
Monrd in große Aufregung versetzt. Gegen 7 Uhr 
hat der 28jährige Jakob Sigwalt seinen Vater im 
elterlichen Hause vorsätzlich durch 4 Revolverschüsse 
so schwer verwundet, daß bald darauf der Tod ein— 
getreten ist. Der Thäter ist geistesgestörk und befand 
sich schon eine Zeit lLang im Irrenhaus. Derselbe 
war als nicht vollständig geheilt entlassen und seiner 
Familie zurückgegeben worden. Man wußte wohl, 
daß er gegen seinen Vater Haß im Herzen trug, 
ahnte jedoch nicht, daß dieser einmal auf eine so 
schreckliche Art austreten könnte. Den Rebolver, 
mit dem er die That ausführte, hat der Mörder 
Tags vorher in Straßburg gekauft. Er gesteht 
seine That im bollen Umfange ein und erzählt mit 
kalter Miene, wie er die Ausführung vorbereitet hat, 
Der Ermordete war ein allgemein geachteter Mann, 
Mitglied des Gemeinderathes, in zweiter Ehe ver⸗ 
heirathet und hinterläßt außer seiner Wittwe noch 
4 Kinder. Das Mitleid mit der so schwer getrof⸗ 
fenen Familie ist ein allgemeines. 
Im Monat August ds. Is. wurden in Bayern 
78 Personen die bürgerlichen Ehrenrechte 
aberkannt. 
— Wie die „Köln. 3Z.“ aus Gelsenkirchen 
sich schreiben läßt, fanden spielende Kinder in der 
Nähe der Kolonie der Zeche Dahlbusch J. und II, 
etwa20 Schritte von der Köln-Mindener Eisen- 
bahn entfernt, in einem Bache eine Anzahl Dynamit— 
patronen — man nannte 20—30 —, welche mit 
Zünder versehen, also zu sofortigem Gebrauch fertig 
gemacht waren. Auf die Kunde hiervon versammelte 
sich an der Fundstelle eine große Menge Neugieriger, 
die sich in den verschiedentlichsten Vermuthungen 
über die Herkunft des unheimlichen Fundes und 
den Zweck, den die Geschosse möglicherweise gehabt 
haben, ergingen. Der Wahrheit am nächsten dürfte 
wohl die Annahme kommen, daß irgend Jemand 
sich der Patronen entledigt hat, der Furcht hatte, 
mit dem neuen Gesetz über den Verkehr mit Dyna— 
nit in Konflikt zu gerathen. 
Berechligtes Aufsehen erregt der Exzeß eines 
höheren Regierungsbeamten, Assessors Glogau in 
— 
der Probinz Hannover, gegen den fortschrittl 
Abg. Cronenmeyer, welcher Benningsens ehe⸗ 
maligen Wahlkreis vertritt. Glogau rief Cronen— 
neyer in einer geschlossenen Gesellschaft zu: „Sie 
sind von ganz gemeinen, erbärmlichen Arbeiterhorden 
Jewählt und gehören einer Partei an, die ich von 
derzensgrund verachte und Nihilisten und Königs- 
nördern gleichstelle!“ Sodaun warf er mit den 
Worten: „Ich will den Hund vernichten, ich will 
diesem nihilistischen, Schurken den Schädel zectrüm— 
mern, er soll sterben“, Bierseidel und Stühle auf 
Fronenmeyer, der ruhig blieb und auf das Zureden 
seiner Freüunde sich entfernte.“ Wie die „Post“ er⸗ 
fährt, hat der Minister des Innern. aus dem un— 
qualifizirbaren Benehmen des Regierungsassessors 
Glogau Anlaß genommen, die sofortige Zurückbe⸗ 
rufung desselhen anzuordnen. Das Weitere werde 
iich im Disziplinarverfahten finden. 
Berhin, 5. Ott. Generallieutenant z. D. 
v. Wittich ist gestorben. Er kommandirte 1870 
die 49. Infanterie-Brigade vor Metz und dann die 
22. Infanterie-Division vor Paris und bei Orleans. 
FAus Vorarlberg, 4. Okt., wird dem 
„M. Fremdenbl.“ geschrieben: Der Verkehr auf 
der Arlbergbahn nimmt so riesige Dimensionen an. 
zaß die österreichische Regierung bei Krauß und 
Siegel in Wien 80 Lokomoliven schwerster Gattung, 
owie 300 Waggons bestellt hat. Durch den Tunnel 
vird mit Legung eines zweiten Geleises begonnen. 
Wien, 6. Okt. Das Leichenbegängniß 
Makarts fand siatt unter Betheiligung aller Ge— 
ellschaftsklassen, der Mitglieder der Kuünstlergenossen- 
chaft, der Zöglinge der Akademie bildender Kunste 
ind einer großen Vlenschenmenge; unter den Trauer— 
zästen in der Kirche befanden sich General-Intendant 
Zofmann, der Bürgermeister und die Gemeinderäthe, 
— D 
ereins. Nach der kirchlichen Einsegnung sangen 
Mitglieder des Operntheaters und der Männerge— 
angberein Trauerlieder. Von der Kirche fuhr der 
reichenwagen vor das Künstlerhaus, wo der Prä- 
ident der Künstlergenossenschaft einen prachtvollen 
Zranz auf dem Sarge niederlegte. In den Straßen, 
urch welche sich der Kondukt bewegte, brannte in 
den mit Trauerflor verhüllten Kandelabern Gas. 
Dem Leichenwagen folgaten drei Wagen mit Kränzen 
Auf dem Zentralfriedhofe hielt Maler Gräse di— 
Hrabrede. “e 
F Rom, 7. Okt. Der Cholerabericht vom 6 
»8. verzeichnet für die Provinzen: Alessandria 2 
xẽrkrankungen und 1 Todesfall, Aquila 10 Erkram 
ungen und 4 Todesfälle, Bergamo 12 Erkrankungen 
und 2 Todesfälle, Brescia 4 Erkrankungen undeg 
Todesfälle, Caserta 3 Erkrankungen und 5 Todes. 
älle, Chilti 1 Erkrankung und 1 Todesfall, Cre— 
nona 5. Erkrankungen und 3 Todesfälle, Cuneo 
38 Erkcankungen und 14 Todesfälle, Ferrara8 
Frkraukungen und 1 Todesfall, Genna 46 Erkran— 
ungen und 28 Todesfälle (davon in der Stadt 
Henua 21 Erkrankungen und 17 Todesfälle, Spezzia 
JErkrankung und 2 Todesfälle, Mantua 3 Eör— 
trankungen und 1Todesfall, in der Stadt Mailand 
Erkrankung, Modena 2 Erkrankungen und J 
Todesfafl, NReapel61 Erkrankungen und 31 Todes 
älle (davon in der Stadt Neapel 43 Erkrankungen 
ind 27 Todesfälle), Nobara 4 Erkrankungen, Parma 
5 Erkrankungen und 2 Todesfätle, Pisa je 1 Er— 
rankungs- und 1 Todesfall, Reggio nell' Emelig 
3 Erkrankungen und 4 Todesfälle, Revigo 3 Er 
rankungen und 1 Todesfall, Salerno 6 und Turir 
) Erkrankungen. — 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Neustadt Kohlenhändler Hein— 
ich Fischer, 54 J. a., in Kaiserslautern Kath 
Heinrich, 20 J. a. und Barb. Römer, 22 J. a 
Gemeinnutziges. 
C(Ein Licht die ganze Nacht hindurch brennend 
zu erhalten.) Ein mattes Licht, wie zum Beispiel 
hei Krankheiten so wünschenswerth, kang man ohne 
weiteres durch eine Kerze erlangen. Man braucht 
iur so viel fein gepulvertes Kochsalz um den Doch 
sJerumzulegen, daß es bis an den schwarzen Thei 
des Dochtes reicht. Das Licht brennt nur mi 
schwacher, gleichmäßiger Flamme und so langsam 
ab, daß ein kleines Stück für die ganze Nacht hin— 
reicht. Petroleumlampen tief herabgeschraubt brennen 
zu lassen, ist fuür Gesunde und Kranke gefährlich, 
veil dann der Docht fortwährend raucht und das 
Zimmer mit schädlichen Gasen aufüllt. 
Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Demetz. 
Abonnements⸗Einladung 
FL auf die — 
Neue Zeitung“ einziges O er 
„Neue Zeitung“ einziges Organ der 
* 4 2 v * 
e 39 
nationalliberalen Partei in Berlin 
mit der Gratisbeilage „Haus und Heerd“ 
Abonnementspreis bei allen Postanstalten und der unterzeichneten Expedition vr— 
Quartal 3 M., pro Monat 1 M. 
Die Neue Zeitung ist das einzige täglich erscheinende Blatt Berlins, welches den 
maßvollen Liberalismus, dem unser Vaterland die größten Errungenschaften zu verdanker 
hat, vertritt. 
Dieselbe bringt sür den wahrhaft billigen Preis: 
1. sorgfältig und verständlich geschriebene Leitartikel aus politischen, sozialen ꝛc 
hebieten; 2. reichhaltige Besprechungen der in⸗ und ausländischen Politik; 3. direkte Ori⸗ 
inal⸗Correspondenzen aus dem Auslende und von allen bedeutenden Plätzen Deutfchlands; 
parlamenlarische Berichte, Nachrichten und esprechungen; 5. in ausführlicher Weise 
andels⸗ und Verkehrznachrichten, Cours,“ Börsen⸗ und Marktberichte nebst umfassender 
odurstabelle, Konkursnachrichten, Subhastationen; 6. Lotterielisten aller bedeutenden Lotterien, 
J. im lotalen Theile alle bemerkenswerthen Ereignisse der Hauptstadt, die Verhandlungen 
Her Stadtverordneten⸗Versammlungen, Gerichtszeitung, Vereinskalen der, Vergnügungs-Anzeiger, 
eine allgemein interessante Kleine Chronik, sowie zahlreiche vermischte Nachrichten aus dem 
Reiche; 8. Briefkasten, Sprehsaal; 9. im täglich beigelegten Feuilleton bedeutende Romane 
von wirklich künstlerischem Werthe Kriminalnovellen, Humore-ken, Modeberichte, Rathsel ꝛtc 
sowie Theaternachrichten, ausführliche Recensionen über alle neuen Erscheinungen der sKunßt 
und Wissenschaft (Bücherschau). 
Die grehrten fur den 1. Oktober hinzutretenden Abonnenten erhalten die Neue Zeitun 
sgegen Vorlegung der Postquittung sofort gratis bis zu diesem Tage. 
Berlhin, im September 1884. 
Die Expedition der Neuen Zeitun— 
J wmerstraße 38. — 
Rochnungen Z3epzen— 
VUODI Gebrauch 
ssind stets vorräthig in der Dre?⸗*ei des St. Inaberter Anzeigero 
Vorschuspverein St. Inghert 
— 
Die Mitglieder werden hiermit zu der am 
Montag, den 13. Gctober 1833, 
e AbPends 8 Uhr.. 
in der Wittwe Jul. Grewenig'schen Wirthschat 
J stattfindenden — 
General-Versammlung 
seinzetragene Genossenschafth.“ 
eingeladen. 
9 Taghos-Ordnung: 
I. Vorlage des Geschuftsberichts pro J. Semestor 188kK4. 
IBI. Bericht über doen am 9. und 10. Juni abgehaltenen pfäl 
zischen Genossenschaftstag zu Dürkheim. 
ST. INGBERI, den 9. Oktober 1884. 
Maich. Thiery, 
»tlventr Vorsitzender 
Im Verlag von Greßner &eSchramm in Leipzig 
erscheint und ist durch alle Buchhandlungen des Ine und Auslandes 
A zu beziehen: me 
* 39 * 5 2240 8 
Die Klassiker der Rhilosophie. 
Von den frühesten griechischen Venkern 
bis auf die Gegenwart. 
Eine gemeinfaßliche historische Darstellung ihrer Weltanschauung nebst 
einer Auswahl aus ihren Schriften 
von 
Dr Moritz Brasch. 
Ausgabe in Lieferungen, mit den Porträts der bedeutendsten 
Philosophen. Jede Lieferung enthält 3 Bogen 80. Band 1: „Das 
Alterthum“, ca. 16 Lieferangen, erscheint in rascher Reihenfolge. 
Preis der Lieferung 50 Pfennig 
Danksagung. 
Fur die zahlreiche Betheiligung bei 
dem Leichenbegängnisse unserer nun in 
'Gott ruhenden Gattin, Mutter und 
Schwägerin 
Frau Daniel August 
geb. Siegel 
sagen wir Allen unsern tiefgefühltesten 
Dank. 
Spiesen, 8. Okt. 1884. 
die trauernd Hinterbliebenen. 
x. Demetz in St. Ingbert. 
berein 
„Du kommst ja nicht! 
Sonntag, den 12. Oktober 
Nachmittags 8 Uhr 
Generalversammlung 
bei Peter Schweitzer 
(auf dem Höschen.) 
dor Vorstand⸗ 
Hiezu als Beuup, 
Allgemeiner Anzeiger fu 
zus Kontareich Baänern Nr. 86 
ODruck und Verlag von F.