Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
der „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltun 
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Mę 230. 
Donnerstag, 27. November 1884. 
19 Jahig 
Politische Uebersicht. 
Bei Empfang des Reichstagspräsidiums beglück⸗ 
vünschte der Kaiser den Präsidenten v. Wedell⸗ 
hziesdorf zu seiner Wahl und sprach sein Bedauern 
zarüber aus, daß Herr v. Leweßow nicht wieder 
n den Reichstag gelangt sei. Der Kaiser unter— 
sielt sich darauf noch einige Zeit huldvollst mit 
en drei Vräsidenten. 
eichnet die Nachricht, Deutschland habe das Pro⸗1 Berlin, 25. Nob. In der heutigen Sitzung 
ektorat über Zanzibar übernommen, als höchst un- der Konferenz-Kommission wurde der Bericht über 
vahrscheinlich; seiner Ansicht nach dürfte dagegen die Handelsfreiheit in dem Kongogebiete verlesen 
in Vertrag, welcher Deutschland gewisse Vortheile aund festgestellt. Derselbe wird der übermorgen 
ichert, abgeschlossen sein.) tattfindenden Sitzung der Conferenz vorgelegt werden. 
Berlin, 25. Nov. Die Rückkehr ver Kai⸗ 
jerin nach Berlin wird am 2. Dezember erwartet. 
— Am Freitag trifft der König von Sachsen hier 
ein, um den Kaiser zur Jagd nach Hubertusstock 
zu begleiten. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 25. Nov. Der Reichskanzler beab⸗ 
ichtigt, morgen im Reichstag bei der Diätendebatte 
u sprechen. Die nächste Sitzung der afrikanischen 
donferenz sindet voraussichtlich morgen statt, wenn 
er Commissionsbericht heute fertig wird; Bericht⸗ 
rstatter ist der zweite Bevollmächtigte Belgiens, 
ꝛambremont. Gestern dinirlien Stanley und Woer⸗ 
nann beim Kanzler, welcher beide nach Tische lange 
m Gespräche zurückbehielt und sich von den Ver⸗ 
ältnissen Inner-Afrikas erzählen lietz. Bismarck 
rmunterte insbesondere Stanley durch häufige 
xragen zu Schilderungen seiner Erlebnisse, Ein— 
rücke und Ansichten über die Gestaltung der Zu⸗ 
tände daselbst 
Aus der Motivirung der Dampfers'ub— 
jentions-Vorlage istfolgende Berechnung von 
Interesse: Während Deutschtands gesammter inlän— 
ischer und ausländischer Verkehr sich im Jahre 
1882 auf rund 1667 Millionen Postsendungen 
belaufen hat, betrug die Zahl der Sendungen in 
Großbrittanien 1868 Millionen, in Frankreich 1350 
Millionen. Hiervon fallen auf den internationalen 
terkehr Deutschlands 1598,4 Millionen, Großbri⸗ 
aniens 162 Millionen und Frankreichs 1164 
Millionen. Es verhält sich hiernach der inländische 
zum ausländischen Verkehr in Deutschland wie 9 
u 1, in Großbritanien wie 102 zu 1 und in 
Frankreich wie 10*/8 zu 1, so daß unser Vaterland 
»en verhältnißmäßig stärksten internationalen Vost⸗ 
serkehr hat. 
Auslanud. 
Paris, 26. Nov. Gleich nach Schluß der 
Zörse wurde das Gerücht verbreitet, der deutsche 
daiser sei plößlich gestorhen, worauf die Renten⸗ 
ourse sofort wichen. Die Nachricht war gestern 
Abends in den Klubs und in den Bureaus der 
Fournale, auch gegen Schluß der Sitzung in den 
Louloirs der Kammer verbreitet. Den Reportern, 
velche auf der deutschen Botschaft um Auskunft 
ebeten hatten, ließ Fürst Hohenlohe antworten, er 
önne glücklicherweise die Nachricht entschieden de— 
nentiren, da er im Besitze eines offiziellen Berliner 
Telearamms von 2 Uhr Nachmittags sei. 
Berlin, 25. Nov. An dem heutigen Diner 
u Ehren Stanley's und der wissenschaftlichen Mit— 
lieder der Konferenz nahmen ungefähr 275 Per—⸗ 
onen Theil. Von den letzteren waren u. A. an—⸗ 
vesend Stanley, der Spanier Coello, die Franzosen 
Desbussons und Ballay, der Engländer Archercrowe, 
ie Italiener Negri und Mantegazza, der Holländer 
glöme und von der Internationalen afrikanischen 
vesellschaft Oberst Strauch. Dieselben nahmen an 
er präsidirenden Tafel mit den Vorständen der 
jeographischen und anthropologischen Gesellschaft, 
Dr. Reis, Virchow, Bastian, Beyrich, Waitz, Sie⸗ 
nens, Du Bois, Güßfeld und Ministerresident 
drüger Platz. Den Toast auf den Kaiser brachte 
zleich zu Anfang des Diners Professor Beyrich aus; 
»ie übrigen Reden erfolgten nach Tisch. Zuerst 
oastete Reis auf die Afrikaforscher, sodann sprach 
ser Italiener Negri in deutscher Sprache über 
deutschlands Bedeutung für die Wissenschaft und 
jedachte in seiner eigenen Berliner Jugenderinnerung 
m Humboldt. Ritter erklärte unter großem Beifall 
er Versammlung, seinen Landsteuten sagen zu 
hollen, daß Deutschland jetzt, wie in jenem antiken 
dunstwerke, unter Vorantritt eines Herkules, den 
Nusen den Weg bahne. Der Spanier Coello toastete 
n französischer Sprache auf die deutschen Afrika— 
orscher. Strauch und Ballay dankten in franzö⸗ 
scher Sprache fuür die ihnen gewordene freundliche 
lufnahme. Professor Bastian toastete auf Stanley; 
ztanley in englischer Sprache erwidernd, erzählte 
n humoristischer Weise, wie er dazu gekommen sei, 
ivingstone aufzusuchen, und gedachte ebenso humo⸗ 
stisch, wie unglaublich und wegwerfend die erste 
dunde seiner Entdeckungen von den verschiedenen 
dationen aufgenommen sei, wie man ihm später 
orgeworfen hätte, warum er nicht gleich Anfangs 
eine Zwecke enthüllt hätte, während es doch selbst⸗ 
erständlich eine Vorbedingung jedes Gelingens sei, 
till und unbeirrt des Weges zu gehen. Er diene 
einer Sache um ihrer selbst Willen. Der Islam 
sabe in Afrika keine Zukunft, nur dem Christen⸗ 
hum und seiner Civilisation sei eine Zukunft vor⸗ 
»ehalten. Virchow erhofft von den zukünftigen 
Forschungsrefultaten und den Ansiedelungen in 
Afrika auch Resultate für die Wissenschaft und 
zrachte einen Toast auf den Präsidenten der itali— 
mischen anthropologischen Gesellschaft, Mantegazza, 
mus. Mantegazza toastete in italienischer Spracht 
rnuf die Alliance zwischen Politik und Wissenschaft. 
Zokale und pfälzische Rachrichten. 
*St. Ingbert, 27. Nov. Vor einigen 
Tagen hatten zwei Bergleute in der hiesigen Gruͤbe 
»as Unglück, durch sogenannte schlagende Wetter 
in Gesicht und Hünden Brandwunden davon zu 
ragen, daß sie in Folge dessen in's Spital ver—⸗ 
racht werden mußten. 
— ReDie Gemeinderathswahl von Kirkel⸗— 
Neuhäusel am 19., 20. und 22. d. M. nahm 
dolle 18 Stunden in Anspruch und machten von 
183 Wahlberechtigten nur 104, demnach 5600, 
von ihrem Wahlrechte Gebrauch; 12 mußten, weil 
nicht in der Wahlerliste eingetragen, zurückgewiesen 
verden. Gs kamen bei der Wahl 115 Buͤrger in 
Vorschlag. Gewählt wurden 1. Spieler Ludwig 
yon Kirkel mit 65 St., 2. Schwitzgebel Christian l. 
»on Kirkel mit 57 St., 8. Schleppi Karl vom 
kschweilerhof mit 56 St., 4. Seel Jakob vom 
Abstäberzof mit 56 St., 3. Kleis Valentin von 
dirkel mit 50 St., 6. Oberkircher Christian von 
dirkel mit 49 St., 7. Schwartz Daniel von Kirkel 
nit 48 St., 8. Klein Sebastian von Neuhäusel 
nit 47 St., 9. Jakob Johann Jakosß von Kirkel 
nit 47 St., 19. Bettinger Ludwig von Neuhäusel 
nit 46 St., 11. Herzog Ludwig von Kirkel mit 
415 St., 12. Welsch Jakob von Kirkel mit 42 St., 
ind 18. Jakob Ludwig von Reuhäusel mit 40 St. 
Da Schwartz Daniel von Kirkel die Funktion eines 
Bemeinderathes nicht annahm, trat der 1. Ersatz⸗ 
nann Jakob Schwarz von Neuhäusel in dessen 
Stelle. Sogleich nach der Wahl der Gemeinde. 
räthe schritten diese zur Wahl eines Ad⸗ 
unkten und wurde der seitherige Adjunkt Spieler 
rudwig von Kirkel wieder gewählt. 
MA Blieskastel, 255 Oli. Es ist jetzt ein 
zahr her, daß eine Schauspielertruppe hier, in 
Blieskastel „der schoͤnen Stadt, die ganz hübsche 
Umgebung hat“, vorübergehend gastierie und das 
unstliebende Publikum durch mehrere Vorstellungen 
»egeisterte. Dieses Jahr muß sich das Verlangen 
nach den Brettern, die die Welt bedeuten, wieder 
secht fühlbar gemacht haben. Mimen, wenn auch 
nicht von Fach, fanden sich denn auch in hiesigen 
Damen und Herren. Am Sonntag traten dieselben 
um erstenmale auf und über die Bühne ging als 
krstlingsfrucht der Saison „Der Verschwender“, 
iin Zaubermärchen mit Gesang in 3 Alten v. Ferd! 
Tine überraschende Nachricht kommt aus Brüssel, 
dberraschend, daß für einen Augenblick selbst die 
tongokonferenz dagegen zurücktritt. Das Brüsseler 
Mouvement Gesgraphique“ berichtel nämlich, wie 
ereits in vor. Nr. kurz erwähnt, Deutschland 
abe das Protettorat über die Insel 
zanzibar und das dem Sultan von Zanzibar 
ributäre Gebiet an der Küste von Ostafrika von 
er Jubamündung bis zum Cap Delgado über⸗ 
ommen. Die Mündung des Jubaflusses liegt fast 
nter dem Aequator, das Cap Delgado 11 Grad 
idlich von demselben. Die Nachricht klingt nach 
em, was in jüngster Zeit in Westafrika vorging, 
erade nicht unwahrscheinlich, ebenso möglich ist es 
ber, daß die ganze Mittheilung nur eine freie 
jearbeitung der bekannten Thatsache ist, daß in der 
erson unseres berühmten Landmannes Gerhard 
kdohlfs ein deutscher Berufskonsul nach Zanzibar 
eschickt wurde, weil über den bisherigen kauf- 
zännischen Wahlkonsul Deutschlands dortselbst ver⸗ 
hiedentlich Klage geführt wurde. Das genannte 
zebiet würde oder könnte die Einbruchsstelle sein, 
ermittelst welcher man über das große ostafrika⸗ 
ische Seen ⸗Gebiet den schiffbaren oberen Kongo 
treicht. Wie wünschten, die Nachricht von der 
ebernahme dieses Protektorats bestätigte sich. Das 
z„ultanat Zanzibar ist einer der wohlgeordnetsten 
trikanischen Distrikte und der eingebore Herrscher 
eiselben ist den Deutschen wohlgesinnt. Der 
handel auf der Insel Zanzibar selbst ruht haupt⸗ 
chlich in deutschen Händen, derjenige an der 
egenüberliegenden Küste wird meistens von ara— 
jchen und indischen Händlern betrieben und ist 
ach dem Urtheile deutscher Kaufleute und Reisenden 
mnes guten Aufschwunges fähig. Sollte übrigens 
»Sache sich bestätigen, so würde ein weiterer 
nabalt für die Anschauung gewonnen sein, daß die 
nzuziehung der Pforte zu der jetzigen Kongo— 
onferenz mehr als ein einfacher Höflichkeitsakt des 
ürsten Bismarck war und geschehen ist, weil bei 
er beginnenden Aufschließung Afrikas auch große 
Jezirke und Völkerschaften in Kechnung kommen, wo 
er Islam herrscht, dessen geistiges Haupt der Sultan 
, insbesondere träfe dies in Ostafrika zu. (Ein 
derliner Berichterstatter des „Frkf. Journ.“ be—