Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert. 
HDer „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmalz: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhalturgs 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 G60 — einschließlich Traägerlohn; durch die Post bezogen L 75 , einschließlu⸗ 
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M 240. Donnerstag, 11. Dezember 1884. 
19. Jahrg 
—— 
Politische Uebersicht. 
Der Reichstag hat am Dienstag die Be— 
athung des Militär-Etats fortgesetzt. Der preu— 
zische Kriegsminister Bronsart v. Schellendorf er—⸗ 
lärte sich im Laufe der langen Debatte grundsätzlich 
egen die Oeffentlichkeit des Militärstrafprozesses; 
e sei für die Regierungen unannehmbar. (In 
zayern besteht dieselbe) Die Vorarbeiten für die 
steform dieses Prozesses ruhten nicht. Gegenüber 
stichter, der eine Statistik über die Selbstmorde in 
ser Armee wünscht, bemerkt der Minister, es stehe 
iffermäßig fest, daß die Zahl der Selbstmorde bei 
er Zivilbevölkerung höher gestiegen sei, als in der 
Armee; in keiner Armee sei die Zahl der Selbst⸗ 
norde niedriger, als in der deutschen. Windthorsi 
ind Hartmann sprachen gegen den Antrag Richter. 
In Betreff der Soldatenmißhandlungen äußerte der 
Ninister, alle Fälle würden auf das Gewissenhafteste 
intersucht und die Beschwerdeführer vor Rache ge— 
chützt. Ein von Richter gestellter Antrag, betr. 
die Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit für verab⸗ 
chiedete Ofsiziere, kommt in der dritten Lesung 
ur Abstimmung. 
Die ablehnende Haltung der bayerischen 
ttegierung gegen die Postsparkassenvorlage ist viel⸗ 
ach mißdeutet worden. Die „Augsb. Abdztg.“ 
ibt daher folgende Aufklärung: Würde die baye⸗ 
ische Regierung die Postsparkassen nach der Vorlage 
der Reichssregierung auch in Bayern haben einführen 
voslen, so würden dadurch die Postreservatrechte 
Bayerns in einer Weise alterirt, welche einem Auf⸗ 
jeben der gewahrten Reservatrechte überhaupt gleich- 
ommen würde. Wir würden gegebenen Falles 
zurch die Einführung der Postsparkassen in Bayern 
ein Reichs-Institut bekommen, sdem von maßgeben⸗ 
»er Stelle mit Nachdruck entgegengearbeitet wurde: 
denn einmal das System durchbrochen, würde das⸗ 
elbe wohl in kurzer Zeit sich auf andere Gebiete 
erstrecken und dadurch die Posthoheit in Frage stellen. 
Es ist damit jedoch nicht ausgeschlossen, daß mit 
Benehmigung des bayerischen Landtages trotzdem 
Postsparkassen in Bayern zur Einführung gelangen 
önnen, die aber selbstständig und unabhängig von 
edem Reichsinstitut bestehen können. In Fach⸗ 
lreisen selbst würde man die Einführung der er⸗ 
wähnten Kassen nicht ungern begrüßen und in 
prinzipieller Hinsicht kann auch eine Uebereinstim⸗ 
mung mit den Reichspostsparkassen, soweit es be⸗ 
onders den Wechselverkehr betrifft, erzielt und stets 
die Selbstständigkeit gewahrt werden. In diesem 
Sinne ist allein die ablehnende Haltung der baye⸗ 
rischen Regierung gegen die Reichspostsparkassen 
richtig zu beurtheilen. 
Gegenüber den in der Presse zirkulirenden 
NRachrihten von einem kürzlich eingereichten Ent⸗ 
assungsgesuch des Statthalters v. Man—⸗ 
enffel bemerkt die „Kreuzzeitung“ offenbar 
autorisirt: „Freiherr v. Manteuffel hat überhaupt 
nicht um seinen Abschied als Statthalter gebeten: 
er hat auch niemals erklärt, daß er seine Politik 
ür verfehlt halte und es für nothwendig erachte, 
zu einer mehr büreaukratischen zurückzukehren; kurz 
Alles, was hierüber gesagt wird, ist nicht wahr. 
Auch ist es trotz aller Behauptungen des Gegen⸗ 
heils eine Thatsache, daß das Deutschthum in 
tilsaß ·Lothringen immer mehr Boden findet und 
Fortschritte macht.“ 
Deutsches Reich. 
Berlin, 9. Dez. Die Kommission zur Vor⸗ 
zerathung der Dampfersubventionsvorlage hielt heute 
Abend eine dreistündige Sitzung. Richter und 
Bamberger beantragten vorerst eine Generaldebatte 
über den Frachte⸗, Poste und Personenverkehr, 
was abgelehnt wurde. Die Kommission trat so⸗ 
‚ann in die Berathung des Artikel 8 ein. Die 
Nitglieder des Centrums nahmen eine abwartende 
haltung ein während die Opposition gegen die 
Jorlage von dem Fortschrittt und der Sozialdemo⸗ 
ratie geführt wurde; dieselbe beschränkte sich haupt— 
ächlich auf den Standpunkt, daß sie eine mehr 
iffernmäßige Darstellung über die muthmaßliche 
zewegung des deutschen Exports verlangte, indem 
ie zugleich hervorhob, daß die bisherigen englischen 
rinien den Bedürfnissen des deutschen Marktes mehr 
ils nöthig entsprechen. Die Konservativen schwiegen 
ind überließen den Regierungsbertretern v. Böt⸗ 
icher und Rössing die Vertheidigung; von den 
Nationalliberalen traten Hammacher, Meier⸗Bremen 
ind Woermann warm für die Vorlage ein, wobei 
iamentlich letzterer wichtiges und durchschlagendes 
MNaterial beibrachte. Irgend ein Beschluß wurde 
nicht gefaßt. 
Berlin, 10. Dez. Der Bundesrath wird 
norgen in die zweite Berathung des Gesetzentwurfs 
iber die Ausdehnung der Unfall⸗ und Kranken— 
jersicherung eintreten, sowie den Bericht der Aus⸗ 
chüsse über den Entwurf des Postsparkassengesetzes 
ntgegennehmen. 
Berlin, 10. Dez. Der deutsche Verein fuür 
nternationale Doppelwährung erläßt einen von 
dardorff, Leuschner und Otto Arend unterzeichneten 
Aufruf, worin es heißt: Angesichts der großen 
Wahrscheinlichkeit, daß durch die angekündigte Ein— 
tesllung der Silberprägungen in Amerika (suspension 
lanchill) eine neue schwere Schädigung des deut⸗ 
schen Nationalwohlstandes, eine unberechenbare 
Verschärfung der bestehenden wirthschaftlichen Krisis 
jerbeigeführt wird, halten wir eine sofortige ener⸗ 
gische Aktion Deutschlands zu Gunsten der vertrags⸗ 
näßigen Doppelwährung für nöthig und sind ent⸗ 
chlossen, den internationalen Bimetallismus 
iöthigenfalls auch ohne ohne England zu empfehlen. 
Die Erfahrungen der französischen Münzgesetzgebung 
lassen es zweifellos erscheinen, daß der von Deutsch⸗ 
and, den Vereinigten Staaten und dem lateinischen 
Münzbund geschlossene Doppelwährungsvertrag den 
o schädigenden Schwankungen in dem Werthver⸗ 
jältniß der Edelmetalle dauernd ein Ende macht. 
Ausland. 
Paris, 9. Dez. Während der letzten drei 
Wochen sind nicht weniger als 760, sage sieben⸗ 
jundertsechszig Ehescheidungsklagen, allein beim 
Pariser Civiltribunal, anhängig gemacht worden. 
Athen, 10. Dez. Der Bericht der Kommission 
der Kammer empfiehlt die Annahme des Handelt⸗ 
zertrages mit Deuiftschland. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 11. Dez. Schon in nächster 
Zeit wird dem Vernehmen nach auf dem hiesigen 
kisenwerke der Herren Gebr. Krämer mit dem 
Zaue einer zweiten Drahtseilbahn be— 
jonnen werden. Dieselbe fährt von dem unteren 
Theile des Etablissements zu dem auf der anderen 
Seite des Thales gelegenen Schlackenabfuhrplatze 
und überschreitet also außer dem Rohrbachtahle 
auch die Kaiserstraße und den Eisenbahnkörver. 
TNiederwürzbach, 10. Dez. Wegen 
einer nothwendig gewordenen Reparatur der Grund⸗ 
chleuse an dem oberhalb des Ortes gelegenen 
zroßen Weiher des Herrn Beer mußte das Wasser 
esselben abgelassen werden. Bei dieser Gelegen⸗ 
jeit läßt gegenwärtig der Besitzer den Weiher 
ischen. Der Ertrag des Fischens wird uns als 
in sehr befriedigender bezeichnet. Als Seltenheit 
vurde schon am ersten Tage ein Hecht von circa 
26 Pfund gefangen. Wie wir hören wanderte 
)ieser Riesenhecht in die Küche des Herrn Gast⸗ 
virthes Conrad nach St. Ingbert. 
RIm Interesse der Kinder wollen wir 
insere Hausfrauen darauf aufmerksam machen, Er⸗ 
teren kein Obst mit schwarzen Punkten oder ab⸗ 
vischbaren Flecken zu geben. Durch wissentschaftliche 
Intersuchung ist festgestellt worden, daß diese Flecke 
ine Art Pilze sind, die in der Luftröhre sich ver⸗ 
nehren und dann Keuchhusten veranlassen. Man 
genieße daher kein Obst ohne es zu schälen. 
— Se. Maj. der König haben genehmigt, daß 
zie zur Gemeinde Mittelberxbach, Bez.Amt 
domburg, gehörige Ortschaft „Plantage“ fortan den 
stamen „Ludwigsthal'' fuühre. 
— Mutterstadt, 9. Dez. Ein originelles 
bergnügen haben sich die Mitglieder des Gemeinde⸗ 
raths bereitet, welche bei der letzten Wahl nicht 
viedergewählt wurden. Sie vereinigten sich gestern 
Abend in der Streicher'schen Wirthschaft zuͤ einem 
olennen Festschmaus, bei dem. es hoch herging. 
Feine Pfälzer Weine und zum Beschluß 50 Flaschen 
—A Mahl. 
— In Friesenheeim ist der ganze frühere 
Gemeinderath inkl. Bürgermeister und Adjunkt bei 
der Neuwahl durchgefallen. An seiner Stelle 
wurde ein Gemeinderath gewählt, der ausschlieblich 
aus Sozialdemokraten besteht. 
— Nach einer Notiz im „Pf. K.“ soll in 
Ot ter stadt bei Speyer das „Wahlgetränk“ 
zelegentlich der Gemeindewahl so stark geflossen 
sein, daß die Kosten sich auf 2500 Me. belaufen. 
Es werden nun seitens der Gendarmerie Recherchen 
gepflogen. 
Pfaälzisches Schwurgericht. 
iV. Quartal 1884. 
Zweibrücken, 8. Dez., Vormittags 81 
Uhr, Verhandlung gegen Friedrich Handrich, 
38 J. a., Ackerer von Ass enheim. Anklagesache: 
Zörperverlezungmitnadgefolgiem 
Tode. Vertreter dernk. Staatsbehörde: Herr 
J. Staatsanwalt Petri. Vertheidiger: Herr Rechts⸗ 
anwalt Loew. 
Die heutige Verhandlung entrollte ein düsteres 
Bild des Familienlebens im Hause des Angeklagten. 
Der nunmehr verstorbene Vater desselben war ein 
aufgeregter, leicht reizbarer Charaiter, der durch 
sein schroffes Auftreten oft die traurigsten Szenen 
hervorrief. Allerdings gab der Angeklagte durch 
seine Trunksucht hiezu des öftern Anlaß. So kam 
derselbe am 5. Nov. abhin gegen Abend in trun— 
kenem Zustande nach Hause umd gerieth mit seinem 
Vater, der ihm hierüber derbe Vorwürfe machte, 
in Disput, der schließlich zu Thätlichkeiten ausar⸗ 
ete, denen der Vater des Angeklagten zum Opfet 
iallen mußte. Der letztrre war seinem Sohne, 
nachdem er zuvor mit einem Steinkohlenstücke nach 
hm geworfen hatte, bis vor dessen Hausthür ge⸗ 
olgt; hier setzte sich dieser mit einer Mistgabel zur 
Wehr, die er vorher zu diesem Zwecke herbeigeholt 
datte. Ein gegen jenen geführier Stoß traf ven.