Full text: St. Ingberter Anzeiger

— 8 7 .* —X 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts 51k. Ingbert. 
Dder ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fuufmal: Am Moutag, Dieustag, Donnerstag, Samstat und Sonntag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltunge 
Zlati und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blan kostet vierteljahrlich AM 60 A⸗ einschii ilich Traͤgerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 4, einschließlich 
10 ¶ Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum betrs bei Inseraten aus der Pfalz 10 8, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Expedition Auskunn ertheilt, 185 H, bei Neclamen 30 3. Bei 4 er Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
—— — —— — I 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 4. Januar. Bei der heute in 
er Abgeordnetenkammer begonnenen Spezialdebatte 
iber die Hagelversicherungs⸗Vorlage zog Ab. v. 
hörmann seinen Antrag auf Erhöhung der Dota⸗ 
ionen auf sechs Millionen zurück, um durch den⸗ 
elben das Gesez nicht zu gefährden. 
Berlin, 3. Januar. Dem Berliner Tage⸗ 
natt zufolge würden anläßlich des Gedenktages der 
ßründung des Zollvereins dem bayerischen Ge— 
andten Grafen v. Lerchenfeld, dem meklenburgischen 
hesandten v. Prollius der erstklassige, dem württem⸗ 
zergischen Direktor v. Schmidt der Kronenorden 
weiter Classe mit Stern, dem bayerischen Ministe⸗ 
ialdirektor v. Räsfeld, dem sächsischen Geheimrath 
Boltz, dem badischen Ministerialrath Scherer, dem 
veimarischen Staatsrath Dr. Heerwarih, der Kro⸗ 
senorden zweiter Classe, dem bayerischen Oberregier⸗ 
mgsrath Schmidtkenz der Rothe Adlerorden 3. 
Flasse verliehen voerden. 
Auslaud. 
Paris, 3. Januar. Die hiesigen Nachrichten 
us Spanien lauten recht ungünstig und stellen 
könig Alfonso als sehr bedroht dar. Obgleich die 
Kichtigkeit dieser Angaben nicht kontrolirbar ist, 
oerden doch hier allgemein ernste Befürchtungen 
aut, zumal die Armee als nicht sicher betrachtet 
vird. (9) 
LEokale und pfälzische Nachrichten. 
e Ensheim, 4. Januar. Während des 
Jahres 1883 wurden beim Standesamt eingetragen 
a. Geburten: 
40 männl. und 38 weibl., sohin im Ganzen 
78, darunter 8 uneheliche. 
b. Sterbefälle: 
24 männl. und 15 weibl., sohin im Ganzen 
39, darunter 2 Todigeburten. 
Trauungen fanden vor dem Standesamte 20 
tatt. und wurden 24 Aufgebote erlassen. 
— Das Sekundärbahnprojekt Kaiserslau— 
ern⸗Biebermühle wird von einem proviso⸗ 
rischen Komitee in Kaiserslautern betrieben, welches 
ine Petition an die Kammer der Abgeordneten 
didken will.“ 
— Steinfeld, 2. Januar. Gestern wurde 
zer Bremser Math. Jud von hier im Straßburger 
Fentralbahnhof überfahren. Der opf ist demselben 
»om Rumpfe getrennt. Heute wurde die Leiche 
dierher verbracht. 
— Ludwigshafen, 3. Jan Das „Pf. J.“ 
ichreibt: Unsere verbissenen Gegner dürfte es viel⸗ 
eicht interessiren, schon heute zu erfahren, daß Herr 
Fugen Richter, dem vielfach an ihn ergangenen 
Wunsche entsprechend, seinen Darmstädtier Besuch 
am nächsten Sonntag auch nach der Pfalz aus- 
dehnen und im Interesse der fortschrittlichen Sache 
daselbst einer Versammlung anwohnen wird. — — 
Wo?? — Dies zu verrathen, steht uns nicht zu, 
— doch werden unsere nationalliberalen Hetzer noch 
rühzeitig genug hierüber unterrichtet werden, wenn 
nan es für nöthig erachten koͤunte, sich ihrer Re⸗ 
lame zu bedienen. 
Nerikchtes. 
*München, 2. Jan. Eingetretener Hinder⸗ 
uis⸗ halber konnten die Vorarbeiten zur Vornahme 
er Ziebung der letzten Haidbauser Kirchenbaulot⸗ 
Sonntag, 6. Januar 1884. 
19. Jahrg. 
erie nicht völlig bewältigt werden. Die Ziehung selbst geöffnet oder durchbrochen hat, wissen wir 
indet nunmehr am 8. Januar statt. nicht, genug, es befand sich plötzlich eine große 
GBankerott Fcänkel in Fürth.) Menge Männer, Frauen und Kinder, selbst ein 
Bankier Fränkel, der bekanntlich flüchtig gegangen Wagen auf den Schienen, als in demselben Mo⸗ 
st, (inzwischen ist auch dessen Familie mit sammt- menle der Schnellzug heranbrauste. Der Führer 
ichem Haushalt von Fürth weggezogen) soll enorm der Lokomotive „Hansa“ gab den scharfsten Con⸗ 
petulieri haben, man spricht, daß die Spekulations- redampf, die Maschine hob sich förmlich von den 
umme ziria 5 bis 7 Millionen Mk. betragen soll. Schienen, und wenige Meter von den Menschen 
Ddie Akuͤven sollen größtentheils uneinbringlich sein, jieit der Zug am Uebergange. Mit eigener Lebens⸗ 
da Fränkel ohne Auftrag seiner Kunden, aber auf jefahr hatte der wackere Maschinist das Leben Vieler 
eren Rechnung spekuliert hat. Man wundert sich jerettet. Sprachlos, an allen Gliedern zitternd, 
ehr, daß fich der Staatsanwalt dieser Angelegen- uhr er seinen Zug langsam in den Bahnhof ein. 
zeit noch nicht bemächtigt hat, es würde gewiß die Untersuchung wird nun wohl ergeben, ob an 
nehr Licht in die Sache gebracht werden. Es ge- diesem Vorfalle das überlastete Dienstpersonal die 
vinnt fajt den Anschein, als wolle man die ganze Schuld trägt, oder ob derselbe dem Leichtsinn des 
Affaire möglichst stillschweigend abmachen, um den Publikums allein beizumessen ist. 
c. Frankel nicht steckbrieflich verfolgen zu müssen. Dem Kaufmann K. Weisenburger in 
xin altes Sprichwort sagt: die Kleinen hängt man Mannheim wurde unter dem Grubennamen 
ind die Großen läßt man laufen. „Katharina“ das Bergwerks-Eigenthum 
St. Johann, 4. Januar. Eine blutige n dem bei Imsbach in den Gemeinden Im 2bach 
Schlacht wurde estern Abend 6 ühr in der Bahn. 1und Falkenstein, kgl. Bezirkamts Kaisers- 
soffitrahe an Brach'n Ec geschlagen. Die Streiten⸗ Aautern im Regierungsbezirke der Pfalz gelegenen 
en waren Damen der Haidwelt, welche aus Eifer-· Felde von 2,000, 000 Quadratmeter oder 200 Heb⸗ 
ucht oder aus Brodneid aneinander geriethen. Dem garen Flächenhinhalt, zur Gewinnung aller in diesem 
Schauspiel sahen wenigstens 300 Menschen zu. Grubenfelde vorlommenden Kobalterzte ver⸗ 
s. Sztg.) liehen. 
f Neunkirchen, 4. Januar. Heute Abend Wien, 1. Januar. In Czernowißz hat fich 
Uhr is Min. wird der Reich stags- und Land- heute fruh Rechtshöret Karl Graf Attems aus Grat 
ags⸗Abgeordnete Eugen Risch ter aüs Kaisers⸗ mit einem Revolver in trunkenem Zustande erschossen. 
qutern hier eintreffen. Derselbe fährt nach Paris, 3. Jan. Ein Theil der Kutscher 
urzem Aufenthalte mit dem letzten Zuge nach Ober- bei dem öffentlichen Fuhrwerk strikt. Vorläufig 
tein weiter, wo er bekannilich morgen einen Vor- ind dies aber nur die Kutscher der städtischen Ge⸗ 
rag halten wird. sellschaft, etwa 1000. Der Strike ist für das Pub— 
'St. Wendel, 29. Dezbr. Aus einem likum bis jetzt wenig fühlbar. 
Nachbardorfe wird der „Nahe⸗Bliesztg.“ folgender F (Falliment Heinau. Co. in Paris.) 
horfall mitgetheilt, für dessen Wahrhaftigkeit der diese Firma war eine der größten Getreide- und 
frzähler die volle Bürgschaft übernehmen will. Mehlfirmen von Paris; sie arbeitet indeß besonders 
des Nachmittags am 26. ds. Mis. wurde eine nit dem französischen Inlande. Angeblich ist ein 
dindtaufe gefeiert. Plötzlich wurde einer der Gaste Defizit nicht vorhanden und die Passiven sollen sich 
inwohl und mußte sich nach Hause begeben. Der uuf nur circa eine Million Franks belaufen. Die 
zustand ward immer schlimmer und nach 4 Stun- Zahlungseinstellung resp. die Zahlungsstockung ist 
en verschied anscheinend der Arme in Mitten seiner dadurch herbeigeführt, daß die Firma große Haufse⸗ 
ahlreichen Familie. Wie es auf dem Lande zu peculationen in Mehl unternommen hat und ihre 
jehen pflegt, wuschen sofort nach eingetretenem Tode Bestände nicht veraußern konnte. In diesen Bestän⸗ 
ie Angehörigen die Leiche und bahrten sie dann auf. den hat sie ihr Vermögen, das für nicht unbeträcht⸗ 
Weinend und betend knieten Angehörige und Nachbarn ich galt, völlig festgelegt. Nach dem O. B.⸗C. 
im den Todten, als dieser plötzlich zum furchtbarsten cheint Deutischland bei dem Falliment völlig unbe— 
Schrecken Aller seine Augen aufschlug und verwun⸗ theiligt zu sein. 
ert umherstarrte. Der Schreck, sich in solchem Zu⸗ FLondon, 2. Januar. Im verflossenen 
tande zu finden, warf den Mann krank darnieder Jahre fanden in England 21 Bergwerks⸗Explosionen 
och soll für sein Aufkommen keine Gefahr vor. katt, die einen Verlust von 118 Menschenleben her⸗ 
anden sein. heiführten. 
F Dillenburg, 31. Dez. Ein höchst trau⸗ FLondon, 3. Januar. Nach einem Kabel⸗ 
iger Vorfall hat sich, wie dem „Rh. Kur.“ ge⸗ selegramm der „Times“ glaubt man in New⸗York, 
neldet wird, in unserer Stadt zugetragen: Heute daß die Liquidation der Position Villard's in 
Morgen fand man den Kontrolleur des hiesigen Rorthern Pacific-Werthen ꝛc. nunmehr beendet ist. 
horschuß⸗ und Kreditvereins, Hrn. H., in seinem billard habe sein großes Vermögen verloren und 
Schlafzimmer erhängt. An Reitung war nicht dll in Folge dessen in äußerst erregtem Gemüths— 
nehr zu denken. Der Abgeschiedene, eine hier ge- hustand sein. Wie die „Frankfurter Ztg.“ meldet, 
ichtete und beliebte Persönlichkeit, hatte wahrschein-⸗ cepräsentirt die Cours-Einbuße der Villard'schen 
ich die That in einem Anfalle von Geistesstörung Werthe während des letzten Semesters nahezu 68 
vollführt. Millionen Dollars (26794 Millionen Mark.) 
fF Crefeld, 29. Dez. Die Niederrh. Vztg. Das abgelaufene Jahr erwies sich als äußerst 
neldet: Am zweiten Weihnachtstage wäre auf derhängnißvoll für die Schifffahrt und übertraf 
inserem Bahnhofe um ein Haar ein Unglück pas- die Zahl der verlorenen Schiffe und Menschenleben 
sirt, wie es sich vor einigen Monaten in Steglitz nach noch weitaus das Jahr 1882, welches bereits 
reignete. Um 1 Uhr stand eine große Menschen⸗ u den schlimmsten zählte. Die Gesammtzahl der 
nenge zu beiden Seiten des Ueberganges der ingemeldeten Schiffbrüche beträgt 2000. An den 
theinischen Bahn, des Momentes ungeduldig düsten Großbritaniens gingen von dieser Zahl 522 
arrend, wo diese Hemmung aufgehoben werden -Schiffe unter, von denen 12 unter deutscher Flagge 
Ute Ob das Vuöbhlikun nun die Varrieren edelten. Fine wesentliche Erböbund zeigen die