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Herr Lange. Mit dem schoͤnsten Appetit von der
Pelt setzte er sich zu Tisch, nahm eiligst Messer
iind Gabel zur Hand, blickte zärtlich auf die ge⸗
valtige Keule und wollte mit kräftiger Hand den
—V
hinstecken mochte, so fand er doch überall nur
jartes Knochenwerk. Zornig sprang der Enttäuschte
Juf, ließ die Knochen zusammenpaken und dem
Schlächter Carl Johenn Tille mit dem Bedeuten
uschicken, daß dieser dafür entweder besseres Fleisch
enden, o»der aber den entfallenden Betrag zurück⸗
ahlen möge. „J, wo werd' ick denn?“ polterte
iber der Herc Schlächter, „gekooft is mal gekooft,
bekomme det Kalb soch nicht ohne Knochens.“
herr Lange war aber anderer Meinung und denun⸗
aͤrte den Schlächter wegen Betrugs. In dem
jestern deßhalb vor dem Schöffengericht angesetzten
Termin zeigte nun Frau Lange den Knochen vor,
dessen Verdauung ihrer Familie von dem Schlächter
zugemuthet war. Die in der That gewaltigen
dimensionen des Kalbsknochens machten auf das
Zchöffengericht einen so tiefen Eindruck, daß es
'ofort den Schlächter wegen Betruges zu einer
Heldstrafe von 10 Mark verurtheilte.
f,Ordnungenist zu allen Dingen
müsße“, dachte ein Dieb in Mecklenburg und trug
ämmtliche Diebstähle, die er verübte, sorgfältig in
ein Buch ein. Seine Ordnungsliebe war auch
nützlich, aber nicht für den Spitzbuben, sondern
für die Polizei. Diese hatte ihn wegen eines
Diebstahles im Verdacht, durchsuchte seine Effekten
und — fand das sonderbare Hauptbuch. Nicht
weniger als 60 Diebstähle und Einbrüche hatte
der Mann seit 1883 sich verzeichnet!
f(Gdie deutsche und die englische
Flotte) Es ist interessant, zu lesen, was der
„New⸗York Herald“ darüber schreibt: Im Jahre
1870 hatte Deutschland das beste ausgerüstete
hest befehligte und zahlreichste Heer der Welt
Heute hat es dasselbe Heer, nur noch zahlreicher.
1870 hatte Deutschland keine erwähnenswerthe
Flotte. Heute ist es die dritte Seemacht und bau
Schiffe nach den neuesten Systemen in einem Tempo,
daß, wenn es so fortgeht, Deutschlund in wenigen
Jahren im Stande sein wird, sich zu Wasser mit
Frankreich oder England zu messen. Sechs neue
griegsschiffe sind im Bau, und die noch vorhandenen
verden mit allen möglichen Vervollkommnungen für
Torpedodienst versehen, welche ersonnen und mit
Jeld angeschafft werden können. In fachmännischen
dreisen wird bereits die Ueberlegenheit der deutschen
Lorpedos über die englischen und französischen an—
ertannt; ebenso allgemein bricht sich die Ueberzeugung
hahn, daß die größten Panzer wehrlos gegen eiuen
jeschict gehandhabten Torpedo sind. Erwägt man
uußerdem, daß zwei deutsche Torpedos auf einen
englischen kommen, so muß man gestehen, daß der
ZStolz Deutschlands auf seine Flotte kein leerer
Wahn ist. Deutschland hat keine eisengepanzerten
Ungethüme, wie die „Devastation“, „Dreadnought“
»der den „Agincourt“; das einzige deutsch Panzer⸗
chiff, das sich damit vergleichen ließe, ist der „König
Bilhelm“ von 9,757 Tonnen. Der Rest der
dentschen Schiffe hat ungefähr 8000 Tonnen. Aber
so, wie sie find, find die deutschen Schiffe brauchbar.
Es sind keine Fehlbauten, wie der „Polyphemus“,
der sich sehr hübsch in der Zeichnung ausnimmt,
aber im Kriegsfall zu nichts taugt. Ich habe eine
Anzahl Panzerschiffe besichtigt, in der Absicht, sie
nit englischen zu vergleichen. Nach eingehendem
Studium der Sqciffe, ihret Offizier und der Be⸗
atzung glaube ich nicht zu viel zu sagen, wenn ich
zehaupte, datz, wenn die im englischen Publikum
serrschende Ansicht über die deutsche Marine von
den englischen Marinebehörden getheilt wird, ihnen
benso unangenehme Ueberraschungen bevorstehen,
vie sie Frankreich im Jahre 1870 gemacht hat.
Jeder Engländer, wenn er von den deutschen An⸗
strengungen, die Marine betreffend, spricht, behauptet:
„Bah, die Deutschen haben, wie Jedetmann weiß,
leine Seeleute.“ Das ist ein ebenso großer Unsinn,
vie der, daß ein Engländer es mit fünf Franzosen
aufnimmt, à la Kapitän Marryat. Thassache ist,
daß an der Nord- und Oftsteküste ein so vorzüg⸗
licher Schlag von Seeleuten vorhanden ist, wie ihn
ic nur irgend eine Flotte wünschen kann. Diese
Leute, haben nicht den Vortheil langer Reisen, wie
di⸗ Matrosen einer Seehandelsnation, wie England,
»as ist wahr; aber für die Zwecke der modernen
criegsschifie hat das nichts zu bedeuten. Deutsch
ijand hat einen unberechenbaren Vortheil vor Eng—
land voraus: es nimmt seine Seeleute, wie für
das Heer, aus der Blüthe seiner Jugend, während
EIngland die Leute in verrufenen Gassen oder auf den
Werften der Seestädte aufliest, um sie der Flotte
anzureihen, und dann noch unverhältnißmäßig
höheren Sold zu zahlen hat als Deutschland. Die
deutsche Regierung verpflichtet einfach jeden körperlich
zeeigneten jungen Mann der Küste, sich an einem
zegebenen Tage zur Besichtigung zu stellen, um
»ventuell in Dienst gestelll zu werden. Jeder dient
seine Zeit auf dem Schiffe ab, kehrt dann wieder
zu seiner gewöhnlichen Beschäftigung zurück, jeder⸗
zeit bereit, für den Kriegsfall wieder einzutreten.
Auf den Kriegsschiffen, die in der Ostsee kreuzten,.
habe ich ein Corps von Seeleuten gesehen, so vor⸗
züglich in Ausbildung, Körperbeschaffenheit und
Haltung, wie kaum je zuvor. Ich sah die deutsche
Flotte vergangenen Sommer in der Ostsee manöv⸗
riren und kann wohl, ohne die englische Flotte
zerabsetzen zu wollen, sagen: seit in Folge der
Torpedos, Rammen, Drehtürme und Hinierlader
der modernen Panzerschiffe die Wissenschaft eine
zroße Rolle zu spielen angefangen hat, gibt es keine
Flotte auf der Welt, deren Ofsiziere denen der
deutschen Marine überlegen wäre.
* Eine muthige Dame. Eine Lehrerin
in Todi hat durch zwei Kolleginnen den dortigen
Magistratssekretär auf Pistolen fordern lassen.
F (Stürme.) Von verschiedenen Küstenplätzen
Englands liegen Berichte vor über die Wirkungen
des heftigen Sturmes, der in der Nacht vom Sonn⸗
tag zum Montag wüthete. Stellenweise ist der
ingerichtete Schaden zu Land und auf See sehr
zeträchtlich. Zu gleicher Zeit verursachten auch
Hochfluthen in vielen Ortschaften arge Verheerungen.
F.Walfischfang.) Auf der Höhe vbon
Southampton, Long Island, wurde am 19. Jan.
ein riesiger Walfisch getödtet und an die Küste ge—
chleppt. Das Ungeihum mißt 40 Fuß in der
Länge und hat einen Umfang von 30 Fuß. Der
Werth des Fisches beträgt 1200 Doll.
FDie Ehe als Lebenselixir. Der
chottische Statistiker Dr. Stark hat den Nachweis
zeliefert, daß selbst das ärmste Mädchen ihrem
Manne eine Mitgift mitbringe, die mehr Werih ifl
als Millionen. Es sind dies nämlich 11 Lebens⸗
jahre, welche ein Junggeselle von 25 Jahren opfert,
wenn er unverheirathet bleidt. Nach Starks Auf⸗
zeichnungen sterben von 100 Junggesellen im Alter
bon 20 bis 25 Jahren genau doppelt so viel als
Verheirathete gleichen Alters. Im Jahre von 25
bis 30 Jahren raffte der Tod von 1000 Unver⸗
zeiratheten 13,7 pet. von 1000 Ehemännern
nur 8,5 pCt. fort. Ferner sterben von 1000 ver⸗
jeiratheten Männern im UÄlter von 30 bis 85
Jahren nur 9 pCt., während von 1000 Jung⸗
zesellen 14,7 pCt. ins Gras beißen müssen. Auch
m hohen Alter macht sich dieselbe Erscheinung
jeltend, denn von 1000 Ehemännern im Äülter von
30 bis 65 Jahren sterben nur 38,8 pCt., von
000 Hagestolzen im gleichen Alter dagegen 43,3
t. Eine ungefähre Berechnung ergibt daher, daß
die verheiratheten jungen Männer von 25 Jahren
die Chance haben, durchschnittlich 11 Jahre laͤnger
zu leben als die unverheirathen und man kann
»eßhalb wohl mit Recht sagen, selbst das ärmste
Mädchen bringe dem Manne eine schöne Mitgift
aämlich 11 Jahre mit.
FEine brennende Petroleumquelle.
Bei Thorn unweit Old City in Pensylvanien, steh'
ꝛine Oelquelle in Flammen, welche täglich volle
25,000 Barrels Oel brennend in die Luft schleu—
dert. Die Gewalt des nachdrängenden Petroleums
st so groß, daß die Flammen erst 10 Fuß über
dem Boden erscheinen. In dieser Höhe hat die
Feuersäule einen Durchmesser von 5 Zoll, 100 Fuß
jöher einen soschen von 5 Fuß und in der Hohe
pon 290 Fus breiten sich die Flammen zu einem
riesigen Umfange aus und fallen zur Erde zurück
'o daß sie an die brennenden Zweige einer unge.
heuren Trauerweide erinnern. Nur wer sich einen
der größten Geyser am Yellowstone brennend vor⸗
stellen kann, mag sich einen Begriff von der Groß
artigkeit des Naturschauspiels machen.
Gemeinnuũitzges.
Aus altem Rahm gute, schmackhafte Butter zu
erzielen. — In kleineren Wirthschaften mit wenig
Kühen dauert es oft längere Zeit, bis man soviel
Rahm zusammen hat, um buttern zu können. Da—
durch nimmt die Butter leicht einen bitteren,
strengen und unangenehmen Geschmack an. Diesem
Uebelstande beugt man nach der „Dresdn. landw.
Pr.“ vollkommen vor, wenn man dem Rahm nach
und nach eine kleine Quantität Salz, etwa 30 bis
40 Gr. auf 1 Liter zusetzt. Die Butter gewinnt
durch diese Beimischung nicht nur an Geschmack,
sondern wird auch fester und kerniger. Der Salz⸗
zusatz erleichtert auch das Buttern.
Gegen Erkältung. — Bei Erkältung und deren
Folgen, Schnupfen, Husten ꝛc., befteht ein einfaches,
bielfach bewährtes Mittel darin, daß man sich eine
Zeit lang aller Getränke und flüssigen Speisen
zänzlich enthält. — Ein anderes Mittel, das be—
'onders wirksam ist, wenn fieberhafte Erscheinungen,
Frostschauder und Hitze eintreten, besteht in detr
Anwendung des Campherspiritus. Man nimmt
davon alle 5—10 Minuten 5 Tropfen auf Zucker.
Dierdurch kann man bei rechtzeitigem Gebrauch jede
Erkältung und deren Folgen abwenden.
Marktberichte.
Zweibrücken, d Febr. (Fruchtmittelpreis und Vik—
dualienmarkt.) Weizen 8 M. 10 Pf., Korn O M. — Pf.
Berste zweireihige O M. — Pf., vierreihige O M. — Pf.,
Spelz 0 M. — Pf., Spelztern — M— Pf., Dinkel
— 28. — Pf. Mischfrucht O M. — pf., Hafer 7 M.
37 Pf. Erbsen O M. — Pi, Wicken — M.— Pf.,
Heu 3 M. — Pf. Stroh J Qual 2 M. 40 Pf. II. Quai.
1M. 80 Pf., Kartoffeln 1M80 Pf., Weißbrod 12/2 Kile
50 Pf., Kornbrod 3 Kilo 60 Pf. Gemijschtbrod 83 Kils
75 Pf., paar Weck 80 Gru6 f., Rindfleisch J. Qual.
60 Pf., II. Qual 56 Pf., Kalbfleisch 50 Pi., Hanmel⸗
leisch 60 Pf., Schweinefleisch 30 Pf. Wein JLiter 80 Pf.,
Bier J Liter 24 Pf., Butter 3 Kilogr. O M. 90 pjf.
— —
Homburg, 4 Febr. (Fruchtmittelpreis und Viktua—
lienmarktt., Weiten 7 M. 70 Pf., Korn M. Pf.
Spelzkern — M. — Pf., Speiz d M. — Pf., Gerste
2reihige O M. — Pf. Verste 4reihige O M.— Pf.
dafer 7 M. 68 Pf., Mischfrucht O M. — Pf., Erbsen
— M. — Pf, Widen — M. — pf., Bohnen 0 M.
— f. Kleesamen — M. — Pf. Kornbrod ö Pfund
s0 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf., Ochfenfleish Pf.
Kindfleisch 50 Pf. Kalbfleisch 30 Pf., Hammelfleisch — pÿf.
Schweinefleisch 46 Pf., Butter iPfund d Migs Pf.
Zartoffeln per FJeniner 1 M. 80 Vf.
Kaiserslautern, 3. Febr. (Fruchtmittelpreis und
Viktualienmarkt.) Weizen 8 Mt. 81 Vf., Korn 8M.
— Pi., Spelzkern — M. — pf., Spelz 6 M. 48 Pf.
Gerste 8 M. 86 Pf., Hafer 7 M. 42 Pf., Erbsen 0 M.
— Pf., Wicken O M. — Vf., Linsen — M. — Pf. Klee⸗
samen 41 M. — Pf., Schwarzbrode6 Pfund 66 Pi.,
8 Pfd. 33 Pf., Gemischtbrod 3 Vfund 38 Pf., Butter pro
Pfd. O M. 96 Pf., Eier per Dzd. — Pf.— Kartoffeln per
Zentner 1.M. 80 Pf., Stroh J. Qual. 2 M20 Pf.,
II. Qual. 2 M. — Pf, Heu pro Etr. 3 M. 30 Pf.,
Kleeheu d M. — Pf.
Sterbefälle.
Gestorben: in Pirmasens Philipp Uhl, Schuh⸗
händler, 59 J. a.; in Neustadt Frau Louise
Schöning, geb. Christ, 32 J. a.; in Weisen—
heim am Berg Ernst Karl Eugen —A
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Demeß.
— ⏑—⏑
Aus allen Kreisen
der Bevölkerung stammen die Anerlennungen und Dankes⸗
schreiben, we che dem Apotheker Brandi zu Theil werden,
und mögen die Leser auf das nachfolgende Schreiben be—
sonders aufmerksam gemacht sein. Euer Wohlgeboren! be—⸗
stätige ich, in Erwiderung Ihrer geehrten Zuschrift vom
15. d. M.. daß ich Ihre sog. Schweizerpilien schon seit
Jahr und Tag in meinet Familie eingeführt und solche
mir und meiner Frau ganz vorzügliche Dienste ge⸗
leistet haben. Dieselben sind vei Störungen der Verdaͤu—⸗
ung und des Stuhles, ebenso bei Kopfschmerzen und Schwindel⸗
anfällen, welche Folgen dieser Störungen sind, von aus—
zezeichneter Wirkung und haben den eminenten Vorzug,
daß sie nicht im Geringsten belästigen oder quälen un
auch mit Leichtigkeit von Jedermann genommen werden
onnen. Ich benützte dieselden zeitweise auch ohne weitere
Veranlassung als Kur in der Art, daß ich alle 228 Monate
icht Tage lang täglich Ahends vor dem Schlafengehen 122
Siück nehme. Die Wirkung ist eine treffliche. Bei mangeln⸗
dem Appetit gibt es nichts Besseres als folch' eine Kur.
Ihr ergebenster C. Goetz, königl. bayer. Rolar. Buchloe.
Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett
ein weißes Kreuz in rothem Feld und den Namenszug R.
Brandt trägt