Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
—* St. Ingberter Anzeiger“ erscheint udchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Conntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltur g⸗ 
Blatt und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljiährlich 1 M 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen L.M 75 4, einschließlich 
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M 28. 
Sonntag, 8. Febrnar 18885. 
20 Jahrg. 
Politische Ueberficht. t 
* Der Reich stag nahm am Donnerstag in 
zweiter Lesung das Anleihegesetz in der Ausschuß⸗ 
kassung an, wonach die nachträgliche Idemnität für 
die Verwendung mehrerer Millionen im Jahre 
1884188 für Grenzschutzzmaßregeln ausgesprochen 
wurde. Staatssekretär Burchard erklärte sich 
mit der Fassung des Ausschusses einverstanden. — 
Der Gesetzentwurf wegen des Zollanschlusses Bremens 
ging an einen vierzehngliedrigen Ausschuß, nachdem 
sänmtliche Redner für die Vorlage gesprochen hatten. 
— Das Zusaßgesetz zu dem Tabaksteuererhebungs⸗ 
gesetz wurde in erster und zweiter Lesung ange⸗ 
nommen. Es folgten dann nach Wahlprüfungen, 
die größtentheils nach den Ausschußanträgen erledigt 
wurden. 
Auslaud. 
Paris, 5. Februar. In der Deputirten⸗ 
kammer stellte Tonhy Revillon den Antrag zur 
Bewilligung des Kredits von 25 Millionen für die 
inbeschäftigten Arbeiter und verlangte Dringlich— 
leitserllärung. Der Minister des Innern, Waldeck⸗ 
stousseau, sprach gegen die Dringlichkeit, überhaupt 
zjegen die Bewilligung des Kredits. Nach einer 
ängeren erregten Debatte wird die Dringlichkeit 
nit 338 gegen 125 St. abgelehnt und der Antrag 
an die Budgetkommission verwiesen. 
London, 6. Febr. Ueber Gordon's Schick 
al laufen verschiedene Gerüchte um, alle jedoch 
darin übereinstimmend, daß Khartum durch Verrath 
in den Besitz des Feindes gelangte. Es verlautet, 
der mit der Bewachung der Wälle betraute Com⸗ 
mandeur solle am 26. Januar dem Feinde die 
Thore Khartums geöffnet haben. 
LEokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 7. Februar. Für die 
purch das Erdbeben geschädigten armen Spanier 
zingen uns von einem ungenannt sein Wollenden 
tMark zu. Wir hoffen, daß dieser ersten Gabe 
ioch weitere aus dem Kreise unserer geehrten 
deserinnen und Leser folgen und werden solche mit 
Lergnügen dem Hauptkomité in München übermitteln. 
— Wie wir s. Zt. mittheilten wurden in 
Atterberg zwei Kaiserslauterer Velocipedisten, 
velche dahin einen Ausflug machten, durch Zer—⸗ 
chneiden der Gummiringe ihrer Vehikel schwer ge— 
chädigt. Ein 18jähr. Mädchen wurde deßhalb vom 
Schöffengerichte in Otterberg sammt einer Wittwe, 
velche Beihilfe leistete resp. dazu Anleitung gab, 
yrozessirt, und erhielten beide Geldstrafen von je 
50 Mk. Der Polizeianwalt hatte 6 Wochen Ge⸗ 
ängniß beantragt. Der Schadenersatz ist für die 
Lerurtheilten nun die nächste Folge. 
— In Neustadt haben einige Jagdliebhaber 
d)en Pachtzins für die Waldjagd dieser Stadt, wo⸗ 
für bisher 135 Mt. bezahlt warden, auf 700 Mk. 
hinaufgetrieben. Jeder geschossene Rehbock wird 
jetzt blos 100 Mk. kosten. 
— Speier, 5. Februar. Die gestern Abend 
im Rathhaussaale dahier behufs Wahl des Planes 
für den Bau der Gedächtnißkirche abgehaltene 
Beneralversammlung des Retschervereines war gut 
zesucht. Dieselbe faßte nach eingehender Berathung 
'olgenden einstimmigen Beschluß: „Die General⸗ 
yersammlung, indem sie dem Urtheile der Preis— 
iichter beipflichtet, empfiehlt in erster Linie den 
Plan der Herren Architekten Flügge und Nordtmann 
von Essen zur Ausführung.“ An die Generalver⸗ 
ammlung sich anreihend fand eine Sitzung des 
veiteren Ausschusses des Retschervereins statt, wel— 
her auf Grund des Beschlusses der Generalver⸗ 
sammlung sich dahin einigte, es sei bei der seiner⸗ 
eitigen Ausführung des Baues der Entwurf der 
Herren Flügge und Nordtmann mit den nothwen⸗ 
digen Modifikationen inz Auge zu fassen. 
Bermischtes. 
fSaarbrücken, 5. Februar. Wir ent⸗ 
iehmen der „S. Z.“ folgendes nette Geschichtchen: 
„In einem Landorte unseres Kreises sollte kürzlich 
ein Brautpaar getraut werden und die Hochzeits⸗ 
esellschaft war versammelt, um zur Kirche zu 
siehen. Da wurde der Bräutigam vermißt. Nach 
angem Suchen fand man ihn im Wirthshaus 
interm Schoppen sitzen und es bedurfte der güt⸗ 
ichsten Worte der Braut, um den saumseligen 
Ehestandskandidaten zum Mitgehen in die Kirch 
u bewegen, wo später der Trauungsakt stattfand 
Nach der Heimkehr aus der Kirche sollte der Hoch 
zeitsschmaus beginnen, das neue Ehepaar aber war 
sich mittlerweile in die Haare gerathen und es 
regnete Schläge so hageldicht, daß die Gäste, auf 
das lecker bereitete Mahl verzichtend, Reißaus 
nahmen. Das wird wohl eine recht glückliche Ehe 
wverden! 
In besonders fideler Weise wird der Carne⸗ 
hal in Forbach Cothringen) begangen. Der 
zortige Bürgermeister hat namlich eine Verordnung 
erlassen, wonach es zur Vermeidung von „Unord⸗ 
nungen“ und „Unfällen“ verboten ist, ohne bürger⸗ 
meisteramtliche Erlaubniß sich maskirt, verkleidet 
oder entstellt auf öffentlicher Straße zu zeigen. 
Diese bürgermeisteramtliche Erlaubniß dostet aber 
pro Nase 2 Mark. 
fF Nürnberg, 2. Februar. Hier erschoß 
ich am 31. vor. Mts. Abends der Prioalier 
Schmidt, 73 Jahre alt. Bei der Leiche wurde 
ein Zettel mit folgenden Worten gefunden: „Geld 
gar und ich auch. 
F Die Emmerich'sche Millionen—⸗ 
erbschaft, die in Rheinhessen und der Pfalz 
puckt, ist nichts! Das Schreiben eines Notars aus 
Philadelphia an einen Interessenten in Bechtolsheim 
»esagt, daß fragliche Erbschaft nicht existire und 
eder, der gegentheilig aussage, sich eines Betruges 
chuldig mache! 
f Die Vorbereitungen zum Mainzer 
darneval sind in vollem Gange. Zum Zug 
im Fastnachtmontag sind 42 Gruppen jugelassen 
zegen 32 im Vorjahre. Prinz Karneval wird am 
Samstag vor Fastnacht seinen Einzug in die Stadt 
durch das Neuthor halten. 
. Eine blutdurstige Petition. 
Unter dieser Spitzmarke schreibt man dem „Liegn. 
Anz.“: „Die Petitionskommission des Reichstages 
jat über das Gesuch eine Dame aus Breslau, 
einer alten Kostgängerin der Petitions⸗-Kommission, 
jzerathen, welche die endliche Vollstreckung des 
1848 gefällten Todesurtheils“ am dem Chefredal- 
eur Dr. Stein (Breslauer Zeitung) befürwortet. 
Die Petentin sieht in dem allen vorlrefflichen Stein 
— dem Nestor der deutschen Journalistii — den 
Vater des Nihilismus, Anarchismus und sonstiger 
chönen Sekten mehr. Die Petitionskommission hat 
lebergang zur Tagesordnung unter verständniß⸗ 
nniger Theilnahme für den Geisteszustand der Pe⸗ 
entin beschlossen.“ Die „Bresl. Zig.“ fügt dieser 
PVotiz hinzu, daß die erwähnte Dame Herrn Dr. 
Stein seit mehr als 20 Jahren mit ihrem Haß 
)erfolgt und beim Landtiag und beim Reichstag 
aͤhnliche Petitionen, wie die obengenannte, einbringt. 
Hamburg, 5. Februar. Zufolge tele 
zraphischer Ordre wurde auf dem aus Rewyork 
ingelangten Dampfer „Bohemia“ eine ankommende 
Dame nebst 10 Männern hierselbst im Hafen von 
der Polizei empfangen, durchsucht und verhaftet. 
Es wurrden anarchistische Schriften bei derselben 
gefunden. 
Dem Bundesrath ist vorgestern der Gesetzent⸗ 
vurf betr. die Abänderung von Bestimmungen des 
Gerihtsverfassungszesetzes und der 
Strafprozeß-Ordnung zugegangen. 
Nicht blos in Afrika, sondern auch in Zen— 
eral-Asien soll es den Engländern schlecht 
gehen. Wie verlautet, sollen die Russen nur noch 
100 Kilometer von Herat entfernt stehen. Ein 
Zusammenstoß zwischen Rußland und England, der 
schon lang erwartet wird, dürfte daher in nicht 
allzuferner Zeit zu erwarten sein. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 5. Februar. Die „Nordd. Allg. 
Ztg.“ sagt: Die Ablehnung der Dampfervorlage 
wird von den verbündeten Regierungen nicht anders 
zerstanden werden können, als einen Protest gegen 
ꝛaie Colonialpolitik. Wie aber auch die Entscheidung 
des Reichstages ausfalle, vor Allem komme es 
darauf an, daß eine solche gefällt werde. Die 
Taktik, Fragen, wozu man weder Nein noch Ja 
'agen will, in der Commission zu begraben, 
ist neuerdings wiederholt und mit Erfolg ver⸗ 
sucht worden, und sicherlich sind die Fort— 
chrittspartei und das Centrum geneigt, auch die 
Dampferrorlage auf diese Weise aus der Weit zu 
chaffen. Indeß diesmal dürfte doch einem salchen Ver⸗ 
uche die öffentliche Meinnng sich mit aller Energie 
entgegenstellen. Wenn der Reichstag diese Angelegen⸗ 
heit, der eine entscheidende Bedeutung für die Ent⸗ 
wickelung unserer gesainmten industriellen und kom⸗ 
merziellen Verhältnisse beigelegt wird, einfach in den 
Sumpf würfe, würde die öffentliche Meinung das 
einftimmig für eine frivole und gewissenlose Behand⸗ 
ung der Interessen unseres Voikes erklären. Wir 
ind überzeugt, daß dann von kompetenter Seite der 
Nothwendigkeit einer bestimmten Entscheidung Aus⸗ 
ꝛruck gegeben wird. Die „Norddeuische“ schließt: 
Ddem Reichstag liegt ein so bedeutendes Arbeus— 
densum vor, daß der Gedanke an eine Vertagung 
für eine gewissenhafte Volksvertretung ausgeschlossen 
sein sollte. 
Berlin, 5. Februar. Die Kreuzerkorvdette 
Marie“, welcher bei Neuirland das Ruder anu 
dorallenfelsen beschädigt wurde, gehi nach Sydnei, 
im daselbst zu docken. — Die Kreuzerfregatte 
Stofch geht mit 16 Geschützen und 404 Manuü an 
Bord nach Kamerun. Künftig sollen alle größeren 
Fregatten oder Corvetten mit wenigstens 80 Sol- 
)aten besett sein. Die Schiffe Bismarck und Olga 
ühren keine solche Abtheilungen, die ihnen doch 
Jewiß bei den Unternehmungen in Kamerun sehr 
villklommene Stutze geboten hätten. 
Dienstesnachrichten. 
Der Sekretar am Landgericht Kaiserslautern, 
Erhardt, wurde uuf Ansuchen zum 3. Staatsanwalt 
in Frankenthal, Amtsanwalt Nikolaus in Kirch⸗ 
Jeimbolanden auf Ansuchen zum Sekretär in 
daiserslautern ernannt. 
QGerichtsvollzieher Clauß in Edenkoben wurde 
uuf Ansuchen nach Waldmohr versetzt, der geprüfte 
zewerber Völkel in Neustadt aH. zum Gerichts- 
voslzieher in Edenkoben ernanni. 
Fur die Redaktion veraniwortlich F.X Dem⸗ 
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