Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
Der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Donuerstag, Samstag und BSonntag; 2mal wðchentlich mit Unterhaltungk 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich T A G60 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 4, einschliesßliu 
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 B, Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
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Samstag, 21. Februar 1885. 
20. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Der Reichstag seßte am Mittwwoch nachdem 
im Stelle des Prinzen Carolath der Abg. Kulmitz 
zum Schriftführer gewählt worden war, die Be— 
zathung der Getreidezölle fort. Der Antrag Vrömel, 
— D Ablauf 
des spanischen Handelsvertrages in Kraft treten zu 
lassen, wird vom Staatssekretär Burchard bekämpft 
und vom Hause abgelehnt. Der Haferzoll (wofür 
die Regieruͤngsvorlage eine Erhöhung auf 2 Mark 
vorschlägt) wird nach dem Antrag der freien wirth · 
schafilichen Vereinigung bei dem bisherigen Zollsatze 
von 1 Mark belassen. Der Zoll für Buchweizen 
wird unter Ablehnung der Regierungsvorlage (2 
Mark) auf 1 Mark festgesetzt, für Hülsenfrüchte die 
Veibehaltung des bisherigen Zollsatzes von 1Mk. 
(die Regierungsvorlage schlug 2 Mk. vor) beschlossen. 
Für Gerste wird, unter Ablehnung der Regierungs- 
vorlage (1,50 Mk.), der Zoll von 1 Mt. (bisher 
50 Pfg.) beschlossen. 
Die „Berl. Börsen-Ztg.“ will aus parlamen⸗ 
tarischen Kreisen wissen, daß der Reichskanzler ge— 
willt sei, den Reichstag aufzulösen, falls die Vorlage, 
betreffend die Dampfersubvention, vom 
Plenum abgelehnt werden sollte. 
Bei den Deutschen im Ausland findet natürlich 
zie Anregung einer Ehrengabe für den Reichs— 
kanzler lebhaften Anklang. Man weiß dort 
nus igener Ersahrung zu sehr, was jeder Deutsche 
dem Exringer der Einheik der deutschen Stämme 
ind darum auch der Ächtung vor dem Reich zu 
danken hat. So wird u. A. aus einer Sitzung 
des Vereins der deutschen Reichsangehörigen in 
Moskau mit Einstimmigkeit die Betheiligung an 
Zem beabsichtigten Nationalgeschenk beschlossen. Be— 
sonders wurde betont, daß es weniger auf die Höhe 
der zu zeichnenden Beiträge, als vielmehr auf eine 
möglichst allgemeine Theilnahme der deutschen 
NReichsangehörigen an diesem Werke ankomme. 
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eine Station und zahlreiche Güterschuppen berech— 
net) und setzt mich wahrscheinlich schon jetzt, sonst 
iber im nächsten Jahre in den Besitz eines voll⸗ 
landigen Hauses auf diesem Gebiet («Es ist zurzeit 
»ermiethet), so daß ich schon ein fertiges Magazin 
hahe. Außerdem habe ich Verhandlungen zu 
zrößeren Landkäufen angebahnt, aber nicht abge⸗ 
chlossen, da ich das Land nicht gesehen und die 
datze nicht im Sack kaufe; ich habe deshalb nach 
gerlin und Brüssel geschrieben, und die Gesellschaft 
nag sich direkt ins Benehmen setzen, wenn sie da 
»on Gebrauch machen will.“ 
Deutsches Reich. 
Berlin, 19. Febr. Die Subkommission für 
die Börsensteuer will im Laufe des heutigen Tages 
hre Arbeiten beenden und morgen den Entwurf 
ertig vor die Kommission bringen. Der Schluß⸗ 
rotenzwang auf Stempelpapier und der Prozentual⸗ 
stempel von Ne pro Mille für inländische, “20 für 
ausländische Geschäfte wurden definitiv angenommen. 
Ausland. 
Paris, 18. Februar. Die aus Sheipoo, den 
15. Febrnar, datirte, erst heute eingetroffene Depesche 
Foubet's meldet: Die Fregatte „Yuqueen“, 26 
danonen, 600 Mann Besatzung, sowie die Corvette 
Tschengking, 7 Kanonen, 150 Mann Besatzung, 
vurden durch zwei Torpedoboote des Admiralschiffs 
„Bayard“, unter dem Befehle des Schiffskapitäans 
Bourdon und des Schiffslieutenants Duboc in den 
Grund gebohrt. 
Konstantinopel, 19. Februar. Auf den 
ürkischen Protest gegen die italienische Altion im 
Rothen Meere ist hier bis jetzt eine eigentliche Ant⸗ 
vort seitens der Mächte, abgesehen von Itailen, 
nicht eingetroffen. Die Verhandlungen mit der 
talienischen Regierung werden fortgesetzt, um den 
Brotest überhaupt gegenstandslos zu machen. 
London, 18. Februar. Lord Wolseley meldet 
nus Korti von hestern, am 13. Februar sei ein 
Berwundetentransport, der sich auf dem Wege nach 
Metemmeh befand, von den Aufständischen aus 
Thartum angegriffen worden. Der Feind habe 
ich nach anderthalbstündischem Kampfe zurückge- 
ogen, als leichte Kameelreiterei auf dem Kampf⸗ 
latze erschienen sei. Die englischen Truppen hätten 
in dem Gefechte einen Todten nund vier Verwundete 
gehabt. 
London, 19. Februar. Es verlautet, der 
Mahdi mit 50,000 Mann und vielen Geschützen 
tei auf dem Marsche nach Metamneh begriffen. 
Dem „B. T.“ wird aus Rom telegraphirt; 
Zwischen Italien und England wurde geheim ver— 
inbart, daß England sofort zwei englische Panzer⸗ 
fregatten nach den Gewässern von Tripolis als 
reuzer absende, um jedem türkischen oder franzö— 
ischen Hanstreich zuvorzukommen. Um ein Aufsehen 
nnerhalh und außerhalb Italiens zu vermeiden, 
vurde von der Absendung italienischer Kriegsschiffe 
aach Tripolis abgesehen, dagegen hält Italien in 
den sicilanischen und süditalienischen Häfen Trans- 
vortschiffe füt 80 000 Mann bereit, welche theils 
in Sicilien, theils von Vari nach Reggio⸗Neavel⸗ 
Baeta echelonnirt stehen. 
Aus der offiziellen Statistik der letzten 
Reichsstagswahlen ist zu ersehen, daß von 
den 9,382,792 Wahlberechtigten des deutschen 
Reichs bei den ersten Waählen 5,662,957 oder 
60,6 Prozent Stimmen abgegeben worden sind. 
Man sieht, wie groß trotz der lebhaftesten Agitation 
und der erregtesten Wahlbewegung noch immer die 
Stimmenthaltung ist. Es, gibt eine ganze Reihe 
von Wahlkreisen, in denen nur einige 20 pCt. der 
Wahlberechtigten sich an der Wahl betheiligten, 
und es sind dies keineswegs immer Wahlkreise, 
die von vornherein im unbestrittenen Besitze einer 
Partei sind. Von Interesse ist ferner folgende 
Wahrnehmung: Die ideale Wahl, die von Rechts⸗ 
wegen die normale sein sollte, ist ohne Zweifel die, 
daß der Gewählte die Mehrheit der Wahlberechtigten, 
nicht blos die Mehrheit der abgegebenen Stimmen 
für sich hat. Dies trifft aber nur in 51 Wahl⸗ 
kreisen zu. Wir ersehen daraus, daß die Deutschen 
eigentlich noch kein „politisches Volk“ sind 
Premierlieutenant Schul ze vom 47. Infan⸗ 
erie⸗Regiment, bekanntlich Fuͤhrer einer deutschen 
dongo-⸗Erpedition schreibt in einem der 
Münchener Allg. Ztg.“ zur Verfügung gestellten 
Hrivatbriefe aus Noki am Kongo 9. Dezember: 
„Nach ungeheueren Anstrengungen und Entbehrungen 
Jabe ich endlich eine nicht unerhebliche Strecke Landes 
ür die „deutsche Expedition“, d. h. für Deutsch- 
and, durch Kaufverträge, die ich mit den Königen 
in portugiesischer und Kongo-⸗Sprache) und mit der 
Assoziation (in englischer und franzöfischer Sprache) 
ibschloß. Morgen werde ich die deutsche Flagge 
im südlichen Kongo-Ufer bei Noki als unserm 
Figenthum aufhissen. (Nachschrift: Am 12. ds. 
vurde die Flagge gehißt und die Grenzpfähle ge⸗ 
etzt.) Das Gebiet liegt sehr günstig, die Stroöm ⸗ 
mig ist an diesem Platze gering, natürliche Häfen 
ind große Tiefen gestalten selbst See⸗ und Kriegs- 
chiffen dort zu ankern; ich habe die Tiefe gemessen 
ind an zehn verschiedenen Orten ausgepeilt, 5 
Meter Entfernung vom Ufer war 6 Faden und 
kein Grund, auf 3 Meter Entfernung 452 6 Faden 
riefe. Der leitende Gedanke war, deutsche Unter⸗ 
tehmungen unabhängig von andern zu machen. 
Wir mußten (nach meiner Ansicht) vor allem einen 
»igenen Hafen haben, wo unsere eigenen Schiffe 
nuf dem freien Kongo hinauffahren und ihre 
Waaren ohne Zoll und prozentualen Abzug direkt 
nn deutsche Magazine schaffen können. Der Platz 
st fur Anlage von Magazinen, Waarenlagern und 
ine Station brillant geeignet und liegt am Aus⸗ 
jangspunkt der größten Handelsstraße. Ich glaube, 
ch darf diese Erwerbung als einen kleinen Erfolg 
zezeichnen, zu dessen Erreichung ich allerdings alle 
Fuergie, rastlose Arbeit und alle physischen und 
moralischen Krafte aufwenden mußte; aber ich bin 
doch belohnt. Zu gleicher Zeit habe ich einen 
Qaufvertrag mit der Assoziaton abgeschlossen; Co⸗ 
sonel Sir Francis de Winton und ich haben ihn 
bollzogen und je ein Exemplar nach Brüssel und 
Berlin geschickt; dieser Kauf erweitert mein Gebiet 
nicht unerbeblich (immerhin ist es klein. nur für 
Dem Bundesrathe wird in diesen Tagen der 
zwischen Deutschland und der südafrikanischen Re— 
publik (Transvaal) abgeschlossene Freundschafts⸗ 
und Handelsvertrag zur Berathung und Beschluß⸗ 
jassung zugehen. Der Vertrag, welcher am 22. 
Januar d. J. in Berlin zur Unlterzeichnung ge⸗— 
bracht wurde, enthalt im Ganzen 38 Ariikel und 
soll sich im Wesentlichen mit den in letzter Zeit 
von Seiten Deutschlands abgeschlossenen Handels⸗ 
derträgen in Uebereinstimmung befinden. Dem 
Vertrage mit der südafrikanischen Republik ist noch 
ein besonderes Protokoll beigefügt. 
Die Reichsregierung ist unermüdlich, die deut⸗ 
schen Interessen in Afrika zu wahren. So hat sie 
einen Freundschaftsvertrag mit der südafrikanischen 
Republik (Transvaal) abgeschlossen. Unterzeichnet 
ist der Vertrag deutscherseiis von dem kaiserlichen 
Gesandten im Haag, Grafen Herbert v. Bismarck⸗ 
Schönhausen, und dem Geheimen Legationsrath 
Hellwig, für die südafrikanische Republit von den 
Herren Jonkheer Beelaerts von Blodclland. 
IUeber die PVerhältnisse in der vädsee 
vird dem „B. T.“ von dem Forschungsreisenden 
Dr. Bruno Beheim⸗-Schwarzbach aus 
Wellington (Neuseeland, Ende Dezember 1884), 
zeschrieben: „Es geht ein Klage-und Wehgeheul 
urch die Zeitungen Australiens. Deutschlands 
merwarteter Zug im Pacific⸗Ocean läßt sie aus 
hrem Lieblingstraume betreffs einer großen Austral⸗ 
Südsee⸗Vereinigung erwachen. Die Herren Redak⸗ 
eure reiben sich ihre Augen, geblendet durch den 
njeuen Stern, der so plötzlich in dieser Hemisphäre 
rufgegangen. Es war einer der wunderlichsten 
Träume, der je den Sinn der Englisch-Australier 
imfangen hatte. Australien strebte nach dem Besiztz 
»es ganzen Pacific⸗Inselreiches, welches noch nicht 
un fremde Hände übergangen war. Die endlose 
Reihe der Inseln und Inselchen wurde als der 
Schild der Kolonien hetrachtet. Jeder Tbeil dieses