ul
ug
Am
don
nn⸗
E
r
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
i
der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wochentlich mit Unterhaltungtk⸗
ßlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1M 60 — einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1) 75 , einschließlia
10 ⸗Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die A4gespaltene Garmondzeile oder deren Naum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I8 3, NReclamen 30 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
—
Donnerstag, 26. Februar 18885. 20. Jahrg.
Politische Uebersicht.
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ enthält in ihrer
Montagsnummer eine Adresse von pfälzi—
schen Bauern an den Reichskanzler, die sich für
xihöhung der Getreidezölle ausspricht und mit fol⸗
jendem Antrage schließt: „Noch einen Wunsch
nöchten wir ergebenst Ew. Durchlaucht iu Vorlage
ringen. Es ist dies eine Nachzollerhebung auf die
großen Vorräthe an eingeführten Früchten, die
nassenhaft bei Großhandelshäusern auf Lager liegen.
Sollten von diesen Massen keine Zollerhebungen
zattfinden, so wird der Bauer in nächster Zeit vom
rhöhten Getreidezoll wenig verspüren, während die
Großhändler Millionen gewinnen würden.“
Paris, 24. Februar. Admiral Courbet er⸗
hielt Instruktionen, welche dahin gehen, zu verhin⸗
dern, daß auf dem Seewege Proviant nach China
zineingelange. — Die „Agence Havas“ berichtet
yon einer in der Nähe von Paris abgehaltenen
bersammlung von Irländern, in welcher erneute
Anschläge auf London und andere englische Städte
zeschlossen worden seien.
Neapel, 24. Februar. Die dritte Expedition
inter General Rici ist mit dem Packetboot „Was⸗
zington“ Nachmittags abgegangen.
London, 24. Februar. Im Unterhause er⸗
viderte der Uuterstaaissekretär Croß auf eine An⸗
rage Taylor's, daß der Vizekönig von Indien,
ꝛord Dufferin, keine Verstärkung britischer Truppen
ür Indien verlangt habe. Die Regierung halte
aher eine Verstärkung für unnöthig. Gladstone
rtiärite. die Regierung beschäftige sich damit, die
zesammte afghanische Grenze einschließlich Herats
eftzustellen und zu sichern. Weitere Mittheilungen
vürden dem Staatsinteresse nachtheilig sein.
London, 24. Februar. Das für Suakin
estimmte Ostheer soll aus 10,000 Soldaten,
5,000 Kameelen, 3000 Maulthieren und 1000
ßferden bestehen, abgesehen von den einheimischen
Arbeitern, die an Ort und Stelle geworben werden.
Washington, 24. Februar. In der gestrigen
—A
olution eingebracht, wonach der Ausschuß für aus⸗
härtige Angelegenheiten zu beauftragen sei, zu er⸗
nitteln, ob die Interessen der Vereinigten Staaten
licht die Annahme von Zollerhöhungen für solche
zjus Deutschland importirte Hauptartikel erheischen,
ie in den Vereinigten Staaten ebenfalls gebaut
der fabrizirt werden.
daß ihr Mann jener Dieb gewesen ist. Die Mon⸗
sttranz sei dann in einem Acker vergraben wieder
aufgefunden wurden.“
— Ein etwa 30 Jahre alter Mann aus
Aberkandel fiel vor einigen Tagen beim
Zutzelbrechen so unglücklich vom Baum herunter,
zaß er nach drei Stunden seinen Verletzungen erlag.
— Rheinzabern, 24. Februar. Letzten
Sonntag Nachmittag trieb sich hier ein frecher
Bauner herum, welcher das Mitleid der angesoch⸗
enen Leute dadurch erregte, daß er nur einen Arm
jatte. Der Rockärmel der anderen Seite hing
eer herab. Unser wackerer Polizeidiener beobachtete
sas Treiben des Einarmigen eine Zeit lang und
zerlangte dann dessen Papiere, worauf derselbe
einen ungültigen Fetzen aus der Westentasche zog
ind denselben präsentirte. Auf die Frage, wo er
einen Arm verloren hätte, gab er zur Antwort,
n Frankreich an der Bahn sei er verunglückt.
Polizeidiener Zirker, der den Vogel an den Federn
rkannte, ging ihm nun zu Leibe und zog ihm den
uin der Brust festgebundenen Arm hervor, so daß
er nun wieder, wie andere Menschenkinder, zwei
Urme hatte. Der geriebene Gauner, welcher aus
Jockgrim gebürtig sein soll, wurde nun aufs Wacht⸗
okal verbracht und in derselben Nacht noch durch
ie Gendarmerie nach Hatzenbühl in fichern Ge—
vahrsam abgeführt. 1W. T.)
Y Nächsten Sonntag den 1. März. Vormittags
10 Uhr, wird in Neustadt im Saalbau eine
Ausschußsitzung der Pfälzischen Kampfgenossenschaft
ibgehalten und werden die s. Z. von einer Kom⸗
nission ausgearbeiteten Statuten, „Errichtung einer
Bfälzischen Sterbekasse“, in Vorlage gebracht.
— Von den drei Pionier-Kompagnien in
S„peier und 3 Kompagnien des Pionier ⸗Batail⸗
ons in Ingolstadt werden Mitte Juli kifd. Jahres
zrößere Uebungen auf dem Rheine vorgenommen
verden, zu welchem Zweckee die letztere Abtheilung
n Speyer untergebracht werden wird. Nach Be—
ndigung dieser Uebungen werden sich beide Abthei⸗
ungen an den Feslungsmanövern bei Ingolstadt
zetheiligen.
— Ludwigshafen, 24. Februar. Zum
Zwecke der Erbauung einer zweiten katholischen
Pfarrkirche dahier wurde ein hierzu sehr geeignetes
Terrain auf dem Hemshofe privatim käuflich er⸗
worben.
Deutsches Reich.
— Müͤnchen, 24. Februar. Se. Maj. der
Zönig haben bestimmt, daß die Schützenabzeichen
zei Aufschlägen mit Patten fortan allgemein auf
»em Unterärmel des Waffenrocks über der Aermel⸗
latte getragen werden.
Berlin, 24. Februar. Es verlautet, daß der
Staatsrath binnen Kurzem zusammenberufen
verden wird, um in einer wichtigen Frage zu
hotiren.
Aus den Reichslanden wird berichtet:
zn Sachen der wichtigen Frage des Canalprojekts
Ztraßburg· Ludwigshafen hat die vierte Kommission
es Landesausschusses (Berichterstatter Abgeordneter
5d. Köchlin) mit 9 gegen 2 Stimmen den Be—
chluß gefaßt, die Petition der Regierung zu über—
veisen mit folgendem Antrage: Ihre Kommission
chlägt Ihnen vor, die Regierung von der in der
21. Sitzung der 11. Session kundgegebenen Absicht,
die Aufstellung des Projektes eines Canals von
„traßburg nach Ludwigshafen dem Reiche zu über⸗
ragen, ausdrücklich zu entbinden und sie zu er⸗
uchen, die Aufstellung dieses Projektes vorzunehmen.
Straßburg, 24. Februar. Der kaiserliche
Statthalter von Elsaß⸗-Lothringen, Generalfeldmar⸗
chall Frhr. v. Manteuffel, beging heute die Feier
eines 76. Geburtstages. Von allen Seiten em⸗
pfing der greise Staatsmann, der seit 5 Jahren
die Geschicke unseres Landes lenkt und während
dieser Zeit die vollgiltigsten Beweise dafür gegeben
hat, daß die Beglückung von Land und Volk seinen
mnigsten Herzenswunsch bildet, warme Kundgebungen
der Theilnahme.
Zokale und pfälzische Nachrichten.
Homburg, 28. Februar. Am nächsten
Zonntag Nachmittag findet in unserer Stadt eine
»urch Herrn Dekan Henn einberufene Versamm ⸗
ung statt behufs Gründung eines Zweigvere
ins der allgemeinen deutschen Lutherstife
ung für das Dekanat Homburg.
— Kaiserslautern, 24. Februar. Mit
»em 1. März wird hier eine Arbeiterküche ins
deben treten, in welcher vollständiger Mittagstisch
u 30 Pfg. verabreicht wird. Diese von dem Ver—⸗
ine gegen Hausbettel ins Leben gerufene Einrich⸗
ung wird von den Arbeitern sicher mit Freuden
»egrüßt werden.
— Die Erbonkels und Erbschaften
iußerhalb des Deutschen Reiches scheinen in neuerer
Zeit sich zu mehren. Vor einigen Tagen ging
zurch die Presse die Kunde von einer Erbschaft,
velche an Familien im Großherzogthum Baden im
Zetrage von über einer Million Mark ausbezahlt
vurde. Neuerdings macht eine Silber'sche in
Börlitz (Schlesien) und eine Walter'sche Erbschaft
n Holland viel von sich reden. Die Erben der letzteren
ersammeln sich, wie man dem „Pf. K.“ meldet,
im nächsten Sonntag den 1. März, Nachmittags
z Uhr, in der Brauerei Mayer in Edenkoben zu
iner Besprechung in dieser Angelegenheit. Wir
hȟnschen den Erben zu der Erbschaft den besten
Erfolg.
Vor etwa 29 Jahren wurden aus der
ath. Kirche zu Insheim eine Monstranz ge—
tohlen und blieb der Thäter bis jetzt unentdeckt
stun soll, wie man dem „A.“ erzählt, dieser Tage
in Mann in Insheim mit seiner Fcau in Streit
erathen sein und letztere dabei verrathen haben,
Ausland.
Vermischtes.
Mannheim, 24. Februar. Der verhaftete
Jean Kief aus Speyer, der des Mordes an der
Margaretha Ries verdächtig war, ist gestern gegen
Ztellung einer Kaution auf freien Fuß gesetzt worden.
4 Rufach, 20. Februar. (Lebendig ver⸗
zrannt.) Gestern Abend gegen 9 Uhdr ertönten die
Sturmglocken. Es brannte, wie der „Neuen Mül—⸗
jauser Zeitung“ gemeldet wird, in der Wohnung
»es Rentners van Büren, welcher vor 2 Jahren
yon Belfort nach Rufach übergesiedelt war. Das
Feuer griff so schnell um sich, daß an die Rettung
der Frau vom Hause nicht gedacht werden konnte.
Die Unglückliche verlor leider das Leben. Die
Ursache des Brandes dürfte wohl in dem Umstande
zu suchen sein, daß die Dame, welche im Bett zu
esen pflegte, bei dieser Gelegenheit das Licht um—
tieß und so das Bett Feuer fing.
Köln, 23. Februar. Der Kaufmann Karl
skogge stand heute vor dem Schwurgericht, ange—⸗
lagt, den Hauptmann Hirsch gefordert und im
duell tötlich verwvundet zu haben. Es wurde nach⸗
Wien, 24. Februar. Die Erhöhung der Ge⸗
reidezölle ist zwischen den beiderseitigen Regierungen
»ereits prinzipiell vereinbart. Die Zollkonferenz
eräth hauptsächlich die Zollerhöhung auf Industrie-
irtikel. Die Annahme der Nordobaähnvorlage gilt
ls versichert.
Paris, 24. Februar. Heute am Jahrestage
er Revolution von 1848 fand die Enthüllung des
A
Nlatze statt. Von 1 Uhr an war der Voltaireplatz
nit Zuschauern angefüllt. Als der Festzug die
Nairie verließ, wurden vereinzelte Rufe? „Es lebe
ꝛie Anarchie!“ gehört, worauf jedoch die nachdrück-
ichen Gegenrufe: „Weg mit der Anarchie!“ er—
olgten. Während der Feier wurde keine weitere
marchistische Kundgebung gewagt, aber die Begeiste⸗
ung war gering. Um 132 Uhr fiel die Hülle;
ann wurden 5 Reden gehalten; zunächst sprach
ẽlaquet, dann der Arbeiter Alberi, das jetzt lebende
Nitglied der provisorischen Regierung von 1848.