Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltun ge 
zlalt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1AM 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.A 7SBs A, einschließli 
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M 33. 
Politische Uebersicht. 
Deutsches Reich. 
München, 18. März. In der gestrigen 
tismarck⸗ Feier von Korpsstudenten u. s. w. wurde 
olgendes Telegramm an den Kanzier gesandt: 
Dem großen Kanzler des deutschen Reiches bringen 
Tausend Korpsstudenten und Korpsphilister zur 
borfeier seines 70. Geburtsfestes vereinigt ein be—⸗ 
zeistertes Hoch. Lange leuchte noch sein Stern dem 
deutschen Vaterland. Im Namen des präsidirenden 
dorps „Frankonia“ Rudel, 8tud. jur.“ 
Darauf ist im Laufe des Abends folgende Ant⸗ 
vort eingetroffen: „Mit verbindlichem Dank für 
freundliche Begrüßung wünsche jedem der tausend 
dommilitonen seiner Zeit einen fröhlichen 70. Ge⸗ 
hurtstag. v. Bismarck.“ 
Auslaud. 
Paris, 13. März. In den hiesigen diplo⸗ 
natischen Kreisen wird, authentischen Informationen 
wuus London und Petersburg zufolge, an der Ueber⸗ 
eugung festgehalten, daß der russisch⸗englische Con⸗ 
dült eine friedliche Lösung finden wird. Bei dem 
gestrigen diplomatischen Empfange im Auswärtigen 
Amte hat Ferry mehreren Botschaftern bezügliche 
ehr beruhigend lautende Depeschen des franzoslischen 
hotschafters in Petersburg mitgetheilt. 
London, 12. März. Die Börse war gestern 
und heute panikartig bewegt. Es herrscht absolute 
heschaftsflaue, weil man annimmt, daß England, 
wenn der Krieg mit Rußland einmal erklärt würde, 
enischlossen sei, denselben nicht in Afghanistan zu 
wtalisiren, sondern die Flotte nach Kronstadt sen⸗ 
den, bezw. mit dem Sultan einen Vertrag wegen 
des Schwarzen Meeres abschließen würde. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
P St. Ingbert, 15. März. Im pfälzischen 
Vollsblatte Nr. 64 vom 6. Mäarz erschien ein Ar 
ilel aus hiesiger Stadt über die don einer schweizer 
besellschafi am hiesigen Orte zu errichtenden Spinnerei, 
er den Zweck haben soll, dem Unternehmen ent⸗ 
gegen zu arbeiten, welchem von fast sämmtlichen 
Jiesigen Einwohnern das größte Interesse entgegen 
zebracht wird. 
Thatsächlich fehlt es, wie der Artikel zugibt, 
inem Theil der arbeitenden Bevölkerung St. Ing- 
)erts an lohnendem Verdienst und hat unser Stadi⸗ 
rath in richtiger Würdigung dieser Verhältnisse, die 
ich bietende Gelegenheit ergriffen, der gedachten 
Spinnerei den Bauplatz unenigeldlich zur Verfügung 
u stellen, damit das betreffende Elablissement St 
Ingbert gesichett und dadurch wenigstens einem 
beiteren Theil der Bevölkerung neuer Verdienst zu⸗ 
eführt werde. Die Herren Shuler — Schmid 
aben dem Stadtrath gegenuüber die bestimmte Er⸗ 
arung abgegeben, sogleich die Einrichtung für 
0, 000 Spindeln zu reffen und somit Beschaftig 
ung für circa 70 Arbeiter vorerst zu schaffen. So— 
dold aber die Montage der ersten 5000 Spindeln 
brendet ist, beginnt der Betrieb derselben mit circa 
30 bis 35 Arbeiler, wahrend die Montage der 
ibrigen 5000 Spindeln ununterbrochen fortgesetzt 
and die zuerst angegebene Zahl von 70 zu Thätig⸗ 
eit gelangt. 
„Es ist selbstverständlich auch einer Spinnerei 
bensowenig, wie jedem anderen industriellen Unter⸗ 
iehmen, moöglich, sofort mit hunderten von Arbeitern 
u beginnen und muß sich dieselbe erst nach und 
Sonntag, 15. März 1885. 
aach entwickeln. Bei dem hier in Frage kommenden 
Unternehmen nun, ist hauptsächlich zu berücksichtigen, 
»aß dasselbe seine Kundschaft mitbringt, folglich 
ür seine Produkte vollen Absatz hat, umsomehr als 
die Herren Schuler — Schmid nur jene feineren 
Barnnummern erzeugen, die bisher in Deuischland 
nicht angefertigt wurden, woraus mit Sicherheit 
bzusehen ist, daß die hier zur Arbeit gelangenden 
deute dauernde Beschäftigung finden. 
Ueber die spätere Ausdehnung des Werkes läßt 
ich heute ein Urtheil nicht wohl fällen. Wenn 
nan aber von anderen Orten, wo Spinnereien 
entstunden auf St. Ingbert rückschließen darf, so 
ann wohl angenommen werden, daß in absehbarer 
Zeit außer der Vergrößerung der Spinnerei selbst 
nuch Weberei und Zwirnerei eutstehen werden 
Durch die Bedürfnisse neu entstehender Werke er⸗ 
solgt ficher eine Ausdehnung der Vorhandenen und 
eine dementsprechende größere Beschäftigung und 
Nachfrage nach Arbeitskräften. Mit der Nachfrage 
wächst auch der Preis der Waare, in vorliegendem 
Falle also der Verdienst der Arbeiter. 
Vorzugsweise werden in der Spinnerei Frauen 
und Mädchen zur Beschäftigung gelangen und wird 
allerdings der Anfangslohn kein sehr großer sein, 
da ein längeres Anlernen, besonders für die feineren 
ßarne noͤthig ist und der Fabrikant in erster Zeit 
icher ein größeres Quantum nicht gut abzusetzender 
Waare erhält. Die Fabrik kann also selbst bei 
ziesen niederen Anfangslöhnen einen Vortheil nicht 
jaben und wird in Folge dessen von selbst ge⸗ 
wungen, tüchtige angelernte Kräfte zu erhalien 
ind entsprechend zu bezahlen um eine Waare liefern 
zu können, deren Qualität jener des Auslandes 
entspricht. 
Gerade das Anlernen schließt die von dem 
TForrespondenten des pfälzischen Volksblattes ge⸗ 
ürchtete gegenseitige Concurrenz decr vielen hundert 
Jungfrauen von St. Ingbert aus und wird sich 
ein Arbeitslohn von selbst entwickeln, welcher der 
nöthigen größeren Fertigkeit der Arbeiterinnen 
entspricht. 
Die weitere Befürchtung, daß durch Beschäftig— 
ung von Frauen und Madchen der Lohn der männ⸗ 
ichen Arbeiter, ja sogar die Summe der von einer 
Familie verdienten Löhne, kleiner sein soll, als jener, 
den der Mann bisher für sich allein bezog, ist, ge⸗ 
inde ausgedrückt, unverständlich, da es keinem 
Arbeitgeber einfallen kann, die Lohnhöhe seinet 
deute je nach der Beschäftigung ihrer Familienan— 
zehötigen zu normiren, weil sich eben die Höhe des 
dohnsatzes nur nach der Nachfrage nach Arbeit 
cichtet und von sonst überhaupt Nichts abhängig 
st. Als Beweis gegen vorstehende Befürchtung 
kann angeführt werden, daß Fabriken in Pirmasens, 
ebenso in Forbach ⁊c. Familien beschäftigen, welche 
ein monatliches Einkommen von weit über 300 
Mark beziehen. 
Bezuüglich der Arbeitszeit in der geplanten Fabrik 
jat Herr Schuler mit Bestimmtheit versichert, daß 
Nachtarbeit nicht stattfände, schon aus Rücksicht auf 
die Schwierigkeit, welche die Herstellung der feinen 
Barnnummer mit sich bringe, und wird daher die 
Befürchtung, daß durch die Nachtarbeit die Moral 
geschadigt werde — wenn dies überhaupt der Fall 
— vorweg hinfällig. Aber auch wenn die Nacht⸗ 
arbeit stattfände, wird das Standesregister später 
ein Sinken der Moral nicht nachweisen, wenn man 
bon anderen Orten wo Frauenarbeit stattfindet auf 
St. Ingbert Rückschlüsse machen darf. 
20. Jahrg. 
In sänitärer Beziehung wird die Spinnerei 
auf unsere weiblichen Arbeiter nicht ohne gunstigen 
Finfluß bleiben, da die darin beschäftigien Leute 
n gut ventilirten Räumen Aufenthalt finden, der 
edenfalls der Gesundheit derselben zuträglicher sein 
vird, als jener in den engen Wohnungen. Außer⸗ 
)»em werden diese Mädchen an Ordnung und Ar⸗ 
zeitsamkeit gewöhnt, tauglicher in ihren späteren 
Beruf als Hausfrau eintreten. 
Die von dem Gemeinderathe genehmigte Mari⸗ 
malsumme zum Ankauf von Ländereien belrägt nicht 
vie der Artikel sagt, 15 bis 20,000 Mark, sondern 
nach Aussage des Herrn Bürgermeisters Mk. 12,000 
ind hat somit der Correspondent aus falscher Quelle 
geschöpft. 
Auch wir wünschen mit ihm, daß es der Stadt⸗ 
»erwaltung möglich würde, größere Unternehmungen 
ür Beschäftigung männlicher Arbeiter hierherzu⸗ 
zringen, aber ohne dabei die jetzt günstige Ge⸗ 
egenheit für Frauenarbeit außer Acht zu lassen. 
Was nun die in den drei letzten Jahren hier 
intstandenen kleineren Fabriken belrifft, ist es selbst⸗ 
verständlich, daß dieselben nicht in der Lage waren 
»en Wohlstand von St. Ingbert zu heben und 
oͤnnen dies auch größere, hinzukommenden Werke 
merklich so lange nicht, bis hinreichende Beschäftig⸗ 
ung für Alle gefunden. 
Es muß deshalb Jeder, auch der kleinste Unter⸗ 
niehmer, der Arbeit bietet, mit Freuden begrüßt 
verden, damit wir endlich dahin kommen, Alle zu 
veschäftigen. Erst dann, wenn ziemlich Alle Arbeit 
jefunden, wird der Lohn der Arbeit sieigen, dann 
erst der Wohlstand anfangen sich merklich zu heben 
uind wir werden schließlich dort angelangt sein, wo 
etzt jeder ehrlich und aufrichtig Denkende hinstrebt, 
aämlich: 
Verkehr und Umschlag durch die Industrie 
zu schaffen, da der Ackerbau dies hier nicht 
—X— 
Wir geben uns der Hoffnung hin, daß die Unter⸗ 
handlungen mit der Firma Schuler —Schmid 
zu einem günstigen Abschluß führen werden und 
daß alle, denen das Wohl St. Ingberts und dessen 
Arbeiterbevölkerung am Herzen liegt, dazu beitragen, 
die vorhandenen Schwierigkeiten zu beseitigen um 
das Unternehmen St. Ingbert zu sichern. 
— Zweibrücken, 12. März. In den 
Schwurgerichts Sitzungen des 1. Quartals 1885 
lommen folgende Fälle zur Verhandlung: 1) 
Am 16. März, Vormittags 8 Uhr: Peter Dick, 
24 Jahre alt, Steinabrichter von Föckelberg, wegen 
Münzverbrechen. 2) Am 16. März, Nachmittags 
3 Uhr: VLudwig Cornicius, 19 Jahre alt, Kellner 
don Speyer, wegen Brandstiftung. 8) Am 17. 
März, Vormittags 8 Uhr: Ludwig Werling J., 
39 Jahre alt, Ackerer aus Hatzenbühl, wegen 
Todtschlags. 4) Am 18. März, Vormittags 8 
ilhr: Michael Bläite, 23 Jahre alt, Ackerer von 
Rödersheim, wegen Nothzuchtsversuchs. 5) Am 
19. März, Vormittags 8 Uhr: 1) Gustav Wolf, 
43 Jahre alt, Tapezier; 2) Salomea Sicius, 39 
Jahre alt, Ehefrau von Gust. Wolf, beide in Kai⸗ 
serslautern, wegen betrügerischen Bankerutts. 
— Die Bismarckspende im ganzen Kanton 
Frankenthal mit Ausnahme der Gemeinde 
Ldambsheim hat 1367 Mk. 62 Ppf. ergeben, da⸗ 
runter 992 Mk. 10Pf. aus der Stadt Frankenthal. 
— Speyer, 12. März. Der Siadtrath hat 
das Projelt, einen Saalbau oberhalb der Frucht⸗ 
jalle zu errichten, mit allen gegen drei Stimmen 
jenehmigt. — Die Sammlung für die Bismarck⸗