Full text: St. Ingberter Anzeiger

vxt. Ingbherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
derSt. Jugberter Auzeiger“ erscheint wbchentlich fuufmalr Am Montag, Dienstag, Dounerstag, Samtstag und Sonutag; 2mal wöoͤchentlich XXXEX 
—RX Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blat kostet vierteljahrlich i A 60 A einichließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 —XXXX 
Zustellungsgebuhr. Die Eurackuugégebuhr far die 4Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragt bei Inseraten aus der BPfalz 10 , bei außerpfälzischen und solche 
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13H. Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrucung wird nur dreimalige berechnet. 
— 
— 
Dienstag, 9. Juni 1885. 
20. Jahrg. 
Politische Uebersicht. 
Obwohl das Borsensteuergesez erst am 
Oklober 1885 in Kraft treten soll, ist man, so 
chreiben die offizivsen Berl. Pol. Nachr.“, in den 
acheiligten Ressorts angelegentlich damit beschäftigt. 
je für die Durchführung desselben wesentlichen 
horbereitungen, Ausführungsanweisungen u. s. w. 
um Abschluß zu bringen. Denn es liegt offenbar 
m Interesse sowohl der Beamten, welche jenes 
heseß handhaben. als des Publikums, welches nach 
Amselben sich richten soll, zeitig genug mit den 
Ausführungsanordnungen bekannt zu werden, daß 
je sich volig damit vertraut machen können, bevor 
as Gesetz selbst zur Anwendung gelangt. Da das 
hesetz nicht aus der Initialive der Regierungen 
herborgegangen ist, haben selbstverständlich auch die⸗ 
enigen Vorbereitungen im Voraus nicht getroffen 
verden können, welche anderenfalls es ermöglichen, 
sem Gesetze die Vollzugsverordnungen auf dem Fuße 
vlgen zu lassen: um so energischer werden jetzt die 
jetreffenden Arbeiten von den Reichsbehörden ge⸗ 
ordert, so daß die Vorlegung des Ergebnisses im 
hundesraihe nahe bevorstehen dürfte. Zu den 
Raßregeln, welche bei Durchführung der Novelle 
uum Reichsstempelgesetz erforderlich sind, gehört die 
heschaffung der erforderlichen Stempelmarken. Die 
zisherigen auf den Fixftempel berechneten Stempel⸗ 
narken können selbstverständlich nicht weiter gebraucht 
verden, es muß daher ein ausreichender Vorrath 
jon Stempelmarken für die verschiedenen nach der 
ibgestuften Prozentualsteuer vorzusehenden Steuer⸗ 
zefraͤge beschafft und so vertheilt und bereit gehal⸗ 
jen werden, daß das Publikum in bequemster und 
eichtester Weise sich den Bedarf an Stempelmarken 
zerschaffen kann. Neben der Festftellung der Zahl 
ind der Appoints der Marken wird daher die Zu⸗ 
Janglichmachung derselben für das Publikum und 
die Beamten der Gegenstand sorgsamer Ausführung 
ein. Wie bei der Berathung der Vorlage im 
Reichstage, so wird, wie die „B. P. N.“ beifügen, 
uuch bei den Anführungsanordnungen von der Re⸗ 
jierung der größte Werth darauf gelegt, daß jede 
nit dem Zwecke des Gesetzes nicht nothwendig ver⸗ 
jundene Belästigung oder Beschwerung der Gewerbe⸗ 
reibenden vermieden wird. 
ind erwiedert, daß ihm als Deutschem die 
eutsche Sprache Diplomatensprache sei. Die 
eiden französichen Kriegsschiffe und die Cor⸗ 
zetie „Bismarc“ gingen dann fort nach Grand 
Popo, wo ein Segelschiff gestrandet war. Sie 
amen aber zu spät, da das Schiff bereits aus⸗ 
zeraubt war“ꝰ. 
Vor einigen Tagen berichtete zwar der Pariser 
Temps“, daß die Angelegenheit zwischen den Re⸗ 
jierungen von Deutschland und Frankreich erledigt 
ei, und daß die französische Flagge nunmehr in 
diitle Popo feierlich gehißt sei. Ganz klar erscheint 
die Angelegenheit indeß noch immer nicht und ins- 
zesondere ifl es nicht ersichtlich, was der franzöfische 
dapitän mit seinem Ansuchen an den Admiral 
dnorr, gegen die Aufhissung der französischen Flagge 
chriftlich zu protestiren, bezwedte. 
wurde von dem Kommandeur der 1. Kavallerie-⸗ 
hrigade Obersten v. Nagel, das zweite Treffen 
dom Kommandeur der 1. Feldariilleriebrigade 
Beneralmajor v. Mussinan, die ganze Parade vom 
stommandeur der ersten Division Generallieutenant 
Prinz Leopold kommandirt. Punkt 9 Uhr erschien 
der Generalinspekteur der Armee, Generalfeldzeug⸗ 
meister Prinz Luitpold, in Begleitung einer 
Aänzenden Suite und wurde vom Prinzen Leopold 
empfangen. Nachdem die Treffen abgeritten waren, 
formirten sich die Truppen zum Parademarsch. 
Derselbe geschah das ersie Mal: Infanterie in 
Zompagniefronten mit angefaßtem Gewehre, Ka⸗ 
hallerie in halben Eskadrons, Artillerie in Batterie⸗ 
ronten, Train in Kompagniefronten und im 
Zchritte. Das zweite Mal: Infanterie und Fuß⸗ 
mannschaften des Train in geschlossener Zugskolonne 
mit angefaßtem Gewehre, Kavallerie und Artillerie 
in Eskadrons⸗, bezw. Batteriefronten, sowie Fahr⸗ 
zeuge des Trains im Trabe. — Von Seite des 
. Hauses hatten sich außer den kk. HH. Prinzen 
duitpold und Leopold eingefunden: Prinz Ludwig 
in Generalsuniform, Prinz Ludwig Ferdinand in 
der Oberstenuniform des 18. Infanterieregiments 
'owie JJ. kik. HH. die Prinzessinnen Ludwig, 
Therese, Adalbert mit ihren Töchtern Elvira und 
Zlara. Gisela, Maria de la Paz mit Gefolge; 
Prinz Alphons machte die Parade mit und führte 
die 3. Eskadron des 1. Schweren Reiterregiments 
bei dem Vorbeimarsche vor. Von der hohen 
Beneralität waren anwesend: Kriegsminister 
Benerallieutenant v. Heinleth, General der In⸗ 
'anterie Frhr. v. Horn, der Chef des Generalstabes 
der Armee, Generallieutenant Graf Verri della 
Bosia, Se. Exzellenz der Herr Stadtkommandant 
Benerallieutenant v. Wirthmann und Generalmajor 
Müller. Das prächtigste Wetter begünstigte die 
Parade. zu welcher sich auch ein sehr zahlreiches 
Publikum eingefunden hatte. 
Berlin, 7. Jun. Der zum Gesandten am 
rumanischen Hofe ernannie frühere Unterstaats⸗ 
elreitär im Auswärtigen Amte, Dr. Busch, hat 
Berlin verlassen um sich auf seinen neuen Posten 
nach Bukarest zu begeben. 
Baden-Baden, 7. Juni. Der deutsche 
ronprinz und der Großherzog von Baden find 
heute Nachmitiag zum Besuche der Kaiserin hier 
eingetroffen. 
In einer Korrespondenz des „Temps“ wird 
über das Uebergewicht geklagt. welches der 
deutsche Handel in Südamerika erlangt 
hdat. In Bolivien z. B. seien von vierzig großen 
dandelshausern fünszehn in deutschen Handen, und 
der Import werde hauptsächlich durch deutsche Ver⸗ 
nittelung betrieben. Dadurch, daß die einwandern · 
den Deuischen gewöhnlich französisch und spanisch 
prachen, sei ihnen die Moͤglichkeit gegeben, schnell 
nusgedehnie Verbindungen anzuknüpfen. Sie setzten 
ich dann fesft, ließen aus Deutschland Waaren kom⸗ 
nen und bezahlten diese zum Theil mit Landes 
zrodukten, welche sie nach Europa schidten. Der 
Zorrespondent konstatirt, daß auch der englische 
donsul in Porto Alegre versichere, der deutsche 
dandel mache rapide Fortschritie. Der Handel 
wischen Poris Alegre und Deutschland habe jetzt 
prößere Tragweite, als der mit England; eine 
AInzahl Artikel, welche früher Monopol englischer 
Fabriken waren, kame jetzt aus Deutschland und 
dem europaischen Festlande via Hamburg. Wie 
der Handel fast ganz in deutschen Händen sei, so 
hätten sich auch die Bezugsquellen vollstandig ge⸗ 
indert, denn wahrend früher in den Magazinen 
jaft nur englische Artilel verkauft worden seien, 
fande man jetzt fast nur deutsche Fabrikate oder 
solche des europaischen Kontinents. Wie der be· 
ollmachngte französische Minister in Chile mittheilt, 
entwickeie Nordamerika jetzt eiue große Thatigkeit, 
um der europäischen Konkurrenz zu begegnen, und 
die russische Regierung bereite für das nächste Jahr 
in Brasilien eine Ausstellung von ruffischen Erzeug 
nissen, namentlich Tuch, Flanell, Shawls ⁊c. vor, 
um den russischen Produkten mehr Eingang zu ver⸗ 
chaffen. Von der Ansicht ausgehend. daß die 
zranzosische Inferioriidt, wenn sie einmal —XX 
servortriit, immer auf Rechnung Anderer zu setzen 
jei, findet der Korrespondent auch in diesem Fall, 
daß der franzosische Handel in Vrasilien besonders 
heeintrachtigt werde durch Mißbrauch oder Nach⸗ 
ahmung französischer Marken durch andere Geschafts⸗ 
zäuser. Sache der französischen Handelskammern, 
wvelche sich in Santiago und Rio de Janeiro und 
inderen Orten etablirt haben, sei es, dem entgegen⸗ 
uwirken und den geschadigten Fabrikanten mit 
hrem Rath und ihrer Hilfe bei Verfolgung der 
Falschet zur Seite zu stehen. 
Deuntiches Reich. 
Munchen, 7. Juni. Königsparade.) Vom 
schönsten Wetter begünstigt fand gestern Vormittagẽ 
d' Uhr auf Oberwiesenfeld die alljahrliche soge 
nannte Konigsparade statt. Das erste Treifen 
leber die vor langerer Zeit gemeldete Aufhissung 
xt jränzöschen Flagge im Togo⸗Lan de (West⸗ 
ifrila) gehen der Weser⸗Feitung“ aus Little Popo 
wm 28. April die folgenden Mittheilungen zu: 
„Am 17. April Morgens war dort unter 
sanonendonner und Musik die französische Flagge 
jehißt worden in Gegenwart zweier französischer 
riegsschiffe, dann folgte ein Umzug der weißge⸗ 
leideten Marinesoldaten durch die ganze Stadt. 
Die Franzosen haben die Verhälmisse gelassen wie 
sie sind, den König Cretschi als ersten König 
merkannt, Lawson für Rewlondon und den Cu⸗ 
buzeer für die Beach. Lawson hat sich sehr ent⸗ 
läuscht gefühlt, da er viel zu gewinnen hoffte. — 
Ungefahr 4 — 3 Stuuden spater kam dann die 
deutsche Corvetie Bismark“ heran vnd dampfte 
jofort nach Porto Segura, um vort das Aufziehen 
der fanzosischen Flagge zu verhindern. Sie landete 
denselben AÄAbend noch 25 Piann. Auf das Er- 
uchen des französischen Kapitäns, gegen das 
Aufhissen der franzosischen Flagge zu protestiren 
ind diesen Proiest und Briefwechsel in französicher 
Sprache, als der Diplomalensprache, zu führen, 
dat Admiral Knorrt dieses Ansinnen berweigert 
Auslaud. 
Bruͤfsel, 7. Juni. Das Auswaͤrtige Amt 
fordert von der französischen Regierung Erklaärungen, 
warum man bei der Veerdigung Viktor Hugo's 
die „republikanische belgische Liga“? offiziell zuge⸗ 
lassen hat. 
Vetersburg, 7. Juni. Die Admiralitat 
verfügte, daß Angesichts der politischen Lage säͤmmt⸗ 
liche russische Kriegsschiffe volle Kriegsausrüstung 
heibehalten sollen. 
Eokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 9. Juni. Der Garten⸗ 
und Obstbauverein hat, wie durch Inserat bereits 
dekannt gegeben, seine Mitglieder auf heute Abend 
8 Uhr in das obere Lokal des Café Oberhauser zu 
einer Generalverjammlung eingeladen. In derselben 
tommt u. a. auch ein Obstkabinett zur Besichtigung, 
pas für jeden Freund des Obsibaues gewiß von 
Interesse ist. Wir wollen darum nicht verfehlen, 
nochmals darauf aufmerksam zu machen. 
*St. Ingbert, 9. Juni. Gestern Rach⸗ 
mittag gegen 1 Uhr wurden wir durch Feueralarin 
—