xt. Iugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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M 138.
Politische Uebersicht.
*Kaiser Wilhelm hat am Dienstag
seinen Aufenthalt in Ems beendigt und jst noch
am Nachmittag des genannten Tages nach Koblenz
u einem zweitägigen Besuche seiner erlauchten Ge⸗
nahlin abgereist. Auch die diesjährige Emser
Trink- und Badekur ist dem greisen Monarchen
auf's Trefflichste bekommen und haben die in Ems
anwesenden Kurgäste täglich Gelegenheit gehabt, die
Füstigkeit zu bewundera, mit welcher sich der hohe
derr auf seinen Promenaden bewegte. Am Freitag
Abend gedenkt der Kaiser auf der Bodensee-JInsel
Mainau, der Sommer-Villegiatur der großherzoglich
badischen Herrschaften, einzutreffen, um hier einen
oder auch mehrere Tage zu weilen, worauf die
Weiterreise nach Gassein erfolgt.
Bischof Kor um von Trier weilte in diesen
dage zum Besuche in Munchen. Es liegt nahe,
ie Reise mit dem Paderborner Erlaß in Zu—⸗
sammenhang zu bringen.
Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin,
daß die allgemeinen Ausweisungsmaß—
tegeln in den preußischen Ostprovinzen, die bis⸗
her fast nur gegen russische Unterthanen zur An—
wendung gekommen find, demnächst auch gegenüber
den Angehörigen der österreichisch ungarischen Monar⸗
chie Platz greifen sollen. In Oberschlesien und
weiterhin / längs der Grenze bis zum Konigreich
Sachsen wohnt eine nicht unansehnliche Bevoölkerung
uus Oesterreich eingewanderter Czechen und Polen,
die jetzt vielleicht auf die Ausweisungsliste gelingt.
die Gemeindehehörden in der Grafschaft Glaß
haben bereits die Aufforderung erhalten, ein Ver.
cichnitz dieser Personen einzureicher. Gegen die in
deutschland eingewanderte czechische Arbeiterbevoöl⸗
erung hat sich der nicht ungegründete Verdacht er⸗
vben, daß unter ihr die sozialistisch-anarchislischen
zestrebungen einen fruchtbaren Boden finden, wie
ich dies z. B. bei dem aufgelösten „Czesky⸗Klub“
a Dresden zur Evidenz herausgestellt hat und daß
ih Deutschland solcher bedenklichen Elemente fremder
Aaatsangehörigkeit · nach Moglichkeit zu eniledigen
uht, darf nicht auffallend erscheinen.“ Anderfris
wanchirt sich Oesterreich freilich, indem es die
hittwen und Waisen solcher preußischer Unterthanen,
e ihren Familien keine genügenden Subsistenz
mittel hinterlassen haben, ausweist.
LordVyons, der englische Boischafter in
sars soll von seinem Poften Abbeeafen und durch
vord Lytton erseht werden, was wohl als eine
Iuhwiitung deß Miimisterwehels ba Londen
xtrachten sein würde.
Die Sensationsnachticht von dem Tode des
Nahdi bs zur Stunde unbestätigt ge—⸗
heben. Man wird fich erinnern, daß der Ches
r sudanessischen Rebellen schon mehr als einmai
—A ist daß er aber tiotzdem immer
oder uͤntrüguüche Vewesse seiner Weiterexistenz
w. Vielleich verden de Englunder nach Been⸗
ung des Ramazan welchee wochenlange Fest
Luenwärtigin der gesammien islamitischen Weit
irn wird, noch denug von dem todigesagten
ahdl zu hoͤren bekonmnen.
darüeneral Wolseley ist am Montag
achmintag mit seiden Stabe in London einäe
Donnerstag, 16. Juli 1885.
20. Jahrg.
zroffen. Eine zahlreiche Menschenmenge erwartete
den General an der Viktoria⸗Station und begrüßte
hu mit enthusiastischen Zurufen.
deren Mitglieder sich inzwischen in den verschiedenen
Wirthschaften der Stadt restauriert hatten. Punkt
z Uhr erfolgte der Abmarsch der Festzuges. Ein
mposantes Schauspiel: Dieser endlose Zug, die
Musik voran, über den Menschenmassen die flattern⸗
den Fahnen, die Häuserreihe der Nationalstraße
entlang Flagge an Flagge. Und in das Getöse
der Musik, in das Gesumme der sich neben und
zinter dem Zuge herwälzenden Voilksmassen hinein
challten, um den Festeindruck zu erhͤhen, vom
Schloßberge herab donnernde Böllerschüsse. Als
der Zug in der schattigen Buchenhalle des Schönecker
Waldes angelommen war, entwickelte sich ein
nunteres, buntes Treiben. Lied um Lied erscholl;
zazwischen spielte die Musik, erklangen die Gläser,
chollen Bravorufe u. s. w. Die sämmtlichen Chor⸗
und Einzellieder waren trefflich einstudiert und
vurdig schön vorgetragen. Zur Ehre der „Ge⸗
müthlichkeit“ und ihres trefflichen Dirigenten sei
ꝛ2s gesagt, daß gerade sie sich im Vereine mit dem
Besangbereine ‚Concordia“ aus St. Abold, glän⸗
jend ausgezeichnet haben. Die „Gemüthlichkeit“
drachte namlich zum Vortrage „Schifferlied“ von
starl Eckert. — Es herrschte unter den Sanges⸗
genossen die fröhlichste Stimmung u. eine erhebende
ckinmütigleit u. Herzlichkeit. Schon gegen 62/
Uhr verließen einzelne Vereine den Festplatz und
lehrten in die Stadt und nach dem Bahnhofe
zurück. Hier ging es noch recht gemüthlich zu;
doch kamen Ausschreitungen und Unordnungen
vahrend des ganzen Festes nicht vor. Möge dieses
scchöne Bild deutschen Volkslebens allen Sangesge⸗
ossen und Sangesbrudem recht lange in Erinner⸗
X
— Gung gefreit.) Unter den in Pirma—
sens in diesem Jahre ausgehobenen Rekruten be⸗
inden sich nach dem „P. A.“ mehr als fuünf Ver⸗
heirathete.
— Wie der „Ev. Kirchenbote“ berichtet, reicht
die Ahnenreihe unseres Kaisers auch in die Pfalz
hinein. Ein Ahnherr desselben ist der fromme
aund leutselige Graf Christian Karl Reinhard von
deiningen⸗ Heidesheim bei Grünstadt, geb. am 16.
Juli 1695 und gestorben am 17. November 1766.
Derselbe hatte 5 Töchter, von welchen eine, Maria
duise, sich 1748 mit dem Landgrafen Georg von
Hessen⸗ Darmstadt verheirathete und durch ihre
Tochter Friederile, die sich mit einem Herzog von
Medlenburg⸗Strelitz vermahlte, die Großmutter der
Zonigin Louise und somit die Urgroßmutter unseres
Kaisers geworden ift.
— Hagenbach, 14. Juli. Ein Akt ge⸗
meiner Rohheit und wahrscheinlich kleinlicher Rache
wurde in der Racht von Sonntag auf Montag
derübt. Dem hiesigen Bierbrauer, Herrn Weisen⸗
burger, einem allgemein geachteten und beliebten
Bürger, wurden in seinem Hopfenstücke ca. 40 der
schonsten Stöcke total abgeschnitten. Bis jetzt hat
man noch, kdeine Ahnung von dem Thaͤler. Es
vaͤre gewiß von allgemeinem Interesse, wenn dieser
entdeckt und der gerechten Strafe entgegengeführt
vürde. J
— Kaiserblautern, 18. Juli. Heute
Abend endigte der Strike der hiesigen Schreiner⸗
gesellen damit, daß dieselben in den stabus quo
ante (früheren Zustand) ihren Brodgebern gegen⸗
—IX
Deutsches Kteich.
Berlin, 14. Juli. Se. Maj. der Kaiser
st heute Nachmittag zum Besuche seiner hohen
hemahlin in Koblenz eingetroffen. Die Ankunft
»es hohen Herrn in Gastein ist jetzt bestimmt auf
den 21. d. M. festgesetzt. Kaiser Franz Joseph
jat den Wunsch, mit unserm Kaiser in Gastein zu⸗
ammenzutreffen, um ihm die Reise nach Ischl zu
rsparen.
Berlin, 13. Juli. Für den Fall, daß die
Stelle des Statthalters für Elaß⸗Lothringen durch
den deutschen Botschafter in Paris, Fürsten v.
hohenlohe, besetzt werden sollte, nennt man bereits
als dessen Nachfolger den deutschen Botschafter in
Petersburg, General v. Schweinitz, der seinerseits
n Petersburg durch den Grafen v. Hatzfeldt ersetzt
werden würde. Anderseits wird versichert, daß
man auch an den deutschen Botschafter in Wien,
Prinzen Reuß, denke.
Berlin, 15. Juli. Die ,Nordd. Allgem.
Ztg.“ erklärt heute, jedes andere Fürftenhaus sei
cher möglich‘ in Braunschweig als das welfische
weil dieses immer Pratendent auf Hannover bleibe.
Ausland.
Paris, 14. Juli. Die Regierung hat die
rste Gelegenheit, Deutschland einen Beweis von
Sympathie zu geben, nicht benutzt, indem sie die
Demonstration der Patriotenliga vor der Straß⸗
burger Statue gestattete. Diese erhielt durch die
Theilnahme von Offizieren und uniformirten Poly⸗
technikern, welche letztere einen Trauerkranz trugen
einen offiziellen Charakter.
London, 15. Juli. Die zweite Ausgabe
der „Times“ meldet aus Jagdocabaten vom 11.
d. ein Gerücht, wonach die Russen in beträchtlicher
Stärke nach Zulfikar vorrückten. Die Rufsen be⸗
jandeln das persische Gebiet, als ob es russisches
wäre. In Askabad treffen Verstärkungen ein. Die
Afghanen sind besorgt, aber entschlofsen. Man
glaubt, Oberst Alikhanoff sei entschlossen, den Krieg
se herbeizuführen, und daß er den Zaren
äuscht.
Lofeale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 16. Juli. Am verflossenen
Dienstag wurde auf dem hiesigen Bahnhofe ein
beim Rangiren beschäftigter Arbeiter so schwer ver⸗
letzt, daß er in's Spital verbracht werden mußte.
P. St. Ingbert, 16. Juli. Wie schon
zekannt, unternahmen die aktiven Mitglieder des
Maͤnnergesangvereins Gemüthlichkeit“ don. hier
am verflossenen Sonntag einen Ausflug nach For⸗
zach, um an dem Sängerfeste daselbst theilzunehmen.
Der schoͤne Verlauf des Festes verdient in weiteren
kreisen bekannt zu werden.
Mit dem Zuge 11 Uhr 42 Min. fuhren die
Gemüthlichen“, ausgerüstet mit stattlichen Ramerun⸗
Binfenhüten, nach Forbach. Den in den Bahnhof
einfahrenden Zug begrüßte die Kapelle des Schles⸗
wig⸗ Holstein'jschen Dragoner ⸗Regimenis aus St.
Avold mit den Mitgliedern des Festkomitès an der
Spitze. In feierlichem Zuge, voran die Musik,
vurden nun die „Gemüthlichen“, denen sich auch
der Ottweiler Gesangverein angeschlofsen hatte,
zurch die Stadt nach dem Hotel Maßl geleitet.
Um'2115 Uhr begann die Aufstellung der Vereine,
Bermischte.
—⸗sUeber das Auftretenschlagender
Wetter ist die erste Notiz, nach einer Minheilung
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