muthmaßlichen Nachfolger des Fürsten interpellirt,
schien darüber aber keine bestimmte Auskunft geben
zu können. Dagegen hält der Botschafter Frank⸗
reichs in Petersburg, General Appert, der sich hier
augenblicklich auf Urlaub befindet, die Versetzung
des Generals v. Schweinitz von Petersburg nach
Paris für wahrscheinlich, glaubte aͤber nicht, daß
dieserhalb bereits die übliche Anfrage hier geschehen
sei. Die Königin Isabel la von Spanien
setzt heute Abend ihre Reise nach München mittelst
des Orient⸗Expreßzuges fort.
LTondon, 28. Juli. Die offiziöse „Mor⸗
—XD—— Die neuen russischen Vorschläge
betreffen den Abĩchluß des vorläufigen Abkommens
uber die afghanische Grenze. Der Streitpunkt be⸗
treffs des Zulfikarpasses bleibi in der Schwebe, doch
dürfen die Afghanen leine Stellung besetzen, welche
die einzig möglichen Weideplätze der rujfischen
Truppen beherrscht.
Lokale und vfalzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 24. Juli. Wie wir hören,
findet morgen, Samstag, Abend im „Hotel zur
Post“ zu Ehren des von hier scheidenden kgl. Amts⸗
anwaltes Herrn Canzler ein AÄbschiedsessen
tatt.
Im deutschen Reiche kamen im Jahre 1883
auf 100 Geburten 922 außer der Ehe geborene
Kinder; in der Pfalz nur — 4,95. In diesem
Puntte zeigt sich nur die preuß. Rheinprovinz (3,52)
Westfalen (2,77). und Lippe⸗· Schaumburg (2,72)
in günstigerem Lichte, denn unsere Provinz.
NHObermoschel, 19. Juli. Es kann immer
nicht genug angerathen werden. nicht mit Schise ß⸗
werflzeugen zu spielen, Kindern solche zu geben
oder damit spielen zu lassen und trotzdem geschiehf
dies, wie nachstehender Fall beweist, nur immer
noch zu oft. Bestern Nachmiitag übergab eint
Fraͤu von dier einem Qnaben eine sog. Spatzen
flinte zur Ueberbringung derselben an Jemanden.
jedenfalls nicht ahnend, daß dieselbe noch geladen
seĩ. Der Knabe und noch einige andere fingerten
an dem Hahn und „Krach“, der Schuß ging los
und fuhr die ganze Schrotladung — 33 Stück
enthaltend — Leinem daneben stehenden Knaben in
Wange und Hals. An dem Auflommen des Knaben
wird gezweifelt. NMopf. B.)
— Kaiserslautern, 23. Juli. In
der gestern hier statigehabten Versammlung der
Bayr. Baugewerksberufsgenossenschaft Regierungs⸗
bezirk Pfalz) wurden die Delegierten und deren
Friahzmanner gewählt. Aus der Wahl gingen
hervor als Delegierte die Herren Karl Kroͤcel
Kaiserslautern; L. Hagenthau, Zweibrücken; J
Mergenthaler, Pirmasens; Ferd. Bernatz, Speyer
Fr. Jagsch. Neustadt; Ph. Kutterer, Ludwigs⸗
hafen; W. Schmitt, Landau; Lorenz vasig
Ludwigshafen und Christian Kaufer, Kaiserslautern
Als Erfaßmanner die Herren: H. Bohlander
Kaiserslautern; W. Kenuerknecht. Zweibrücken
K. RKuf, Pirmasens; Joh. Scholl. Speher; 9
Suß, Neustadt; K. Konrad, Kaiserslautern, S
Jung, Pirmasens; Chr. Joos. Ludwigshafen und
hernatz, Ludwigshafen. EEpf. Pr.)
Die Mezger⸗Innung Kaiserslautern
erließ an die Meßger der Pfalz ein Cirkular, worin
fie dieselben auffordert in den Städien sowohl als
auch auf dem Lande Innungen zu gruͤnden, um
spater einen Pfalzischen Bejirlsverbaud gründen
zu köͤnnen.
wWie die „Pf- Vꝛtg. —X
14 Tagen der Wohlthaͤter der Pfalz, Hert Hilgard,
zenannt Villard, zu längerem Aufenthalt in
Faisersvantern eintreffen.
gandau, 21. Juii. Die Strafkammer
des k. Landgerichts beschaͤftigte sich heute mit der
Berufung des Heren Pfarrers Streuff von Jod⸗
grim gegen ein Urtheil des Schoͤffengerichts Aandel.
Dieses hatte den Apellanten von dem Vergehen der
nterschiagung des Erloses aus zwei geopferten
alten goldenen Ringen 3. N. der Kirchenlasse von
Jodgrim als nicht zureichend uberfuͤhrt freigesprochen.
ihm aber sowohl die Kosten der Vertheidigung als
auch jene des Enllasiungsbeweises berbürdet.
Kechtsanwalt Kellet beantragte als Vertheidiger des
hertn Piarrers dessen Freisprechung. welchem An⸗
irage sich der Herr 2. Slaatsanwall Zahm anschloß,
intem er die Aussagen der beiden Haupibelastungs·
zeugen als nicht zuverlässig anzuerlennen vermochte.
Das Artheil lautete auf ganzliche Freisprechung und
wurde die ersirichterliche Entscheidung als auf einem
Irrthum bderuhend umgestoßen. Zum Schlusse der
VBerhanolung sprah, wie man ot . M— —
let, der Praͤsident, Herr Landgerichtadirektor Haus⸗
unn die Worte: Ich denke, Hert Pfarrer, Sie
haben in diesem Urtheil diejenige Satisfaktion er⸗
Jalten, welche Sie mit Recht erwarten durften.“
Insheim, 22. Juli. Wie dem „L. A.“
nitgetheilt wird, hat gestern der Zimmermann
indreas Kioor bdeim Verhör durch das kgl. Unter⸗
juchungsgericht von Landau eingestaaden, daß er
den Schuß auf Lutz (fiehe vor. Nr.) gerichtet habe.
in der Meinung, Lutz sei sein Vater, mit dem er
schon längere Zeit in Streit lebt. (Gewiß ein
ieber Sohn)
— Den sich legitimirenden Theilnehmern an
dem am 29. und 806. ds. Mis. in Dürkheim
dattfiüdenden Jahresfeste der Gustav Adolf⸗Stiftung
purde von der Direktion der pfatzischen Bahnen
eine Fahrtaxermäßigung in der Weise bewilligt.
daß die einfachen Fahrbillete zur freien Rückfahrt
dis einschließlich 31. Juli berechtigen. Legitimations
arten find bei Herrn Pfarrer Keim in Ludwigs⸗
hafen durch Vermittlung der bett. Geistlichen zu
heziehen. Wir machen besonders darauf, aufmerk⸗
am, daß das Zugspersonal brrechtigt ist, die Vor⸗
eigung der Legitimationskarte bei der Rückfahrt
zu verlangen.
Es sollen abermals zwei tüchtige prote⸗
tantische Geistliche der Vorderpfalz, die Herren H.
in H. und O. in O. nach Rheinhessen, der erstere
aach Monsheim und letzterer nach Bechtheim
ubersiedeln.
Auf dem Rhein haben am Montag die
diesjahrigen großen BrückenschlageUeb—
ungenbegonnen, die bis zum 16. Aug. dauern.
Während bis zum Sclusse dieses Monats dieselben
bon den Feldkompagnien des Speyeret Pionier
Vataillons ausgeführt werden, trifft am 30. Juli
zas 1. Pionier Bataillon von Ingolstadt dort ein,
im das Kriegsschauspiel während der folgenden
14 Tage zu Ende zu führen.
—AIn Roxheim werden zufolge Gemeinde⸗
cathsbeschlusses an Stelle der seither wirkenden vier
satholischen Schulschwestern nunmehr zwei Lehrer
mingestellt.
— — — — — — — —
Vermischtes.
7 Geichsgerichts— Erkenntniß.)
datte sich ein Vater damit einverstanden erklärt,
zaß sein Sohn sich einem Berufe oder einer son⸗
igen Thätigkeit widmete, in welcher er während
her ersten Jahre fich selbst nicht ernähren kann
ind dom Vater standesgemäß unterhalten werden
nuß, so darf der Vater. nach einem Urtheil des
steichsgerichts, nicht einseitig und willkürlich seinen
Willen ändern und gegen den Willen des Sohnes
inen Wechsel in dessen Beruf verlangen, welcher
en Sohn in den Stand setzen wuͤrde, seinen
Unterhalt sofort selbst zu verdienen.
Das Konigliche Eisenbah n⸗Betriebs⸗
umft Saarbrücken hat folgendes Reskript
rlassen: „Es ist bemerkt worden, daß bei der Be⸗
orderung der Bergleute und sonstiget Arbeiter fich
Inzuträglichkeiten eingeschlichen haben, denen mit
ller Sitenge entgegengetreten werden muß. Hierzu
jehoͤrt, daß die Leute 'auf den Planfotmen der
Wagen stehen, anstatt in dieselben hineinzugehen;
sommt sogar vor, daß sie auf den Trittbrettern
itzen und die Beine hinabhangen lassen. Fernert
egen sich die zuerst einsteigenden Leute der Lange
nach auf den Boden der Wagen, so daß der Raum
nur undollständig ausgenutzt wird. Dieselben
sturzen in der Regel auf den Zug los und steigen
cin, bevor die Wagen noch zum Stehen gekommen
sind, ebenso verlassen sie die Wagen, bevor der Zug
stehi. Die in Kolliwagen mit Banken unterge⸗
Frachten Leute hangen die Latiirbaume aus und
setzen sich mit herabhangenden Beinen in die Thüren
Wagen und dergl. mehr. Wir haben die
ꝛdnigliche Bergwerks · Direktion ersucht, die Arbeiter
nuf die Ungehsrigkeiten aufmerksam zu machen und
erlangen von allen betheiligten Beamten, daß sie
iesem Unwesen mit aller Strenge fleuern. die
stamen eiwaiger Zuwiderhandelnden feststellen und
ur Bestrafung melden. Ramentilch darj kein Zug
hon einer Stalion abgelafsfen werden, bevor samtliche
Arbeitet im Innern der Wagen sich befinden.
Zollte es wieder vorlommen, daß Leute auf den
Blaitformen der Wagen fich befinden, obgleich der
HZremser dicht dabei seine Bremse hat, oder ein
Schaffner zur Billetreviston sich an denselben vorbei⸗
chiebt, ohne sie in den Wagen zu bringen, so
verden wir die Beamten unnachsichtlich bestrafen
Ax A ι—— 4
merksam, daß die Händlerinnen häung ..
zas zulaͤssige Gewicht übersteigende Lasten mit in
»en Wagen nehmen, sondern sogar 223 solcher
dasten haben, die ihnen von unbetheiligten Personen
n die Wagen hineingereicht werden. Es ist mil
Strenge darauf zu achten, daß jede Person nut
inen Korb oder eine Last mitnehmen darf, deren
Hewicht das des den Reisenden 1.—3. Klasse ge.
währten Freigepäcks, also 25 Kilogramm, nitst
übersteigen darf.“
Straßburg, 20. Juli. (GPreisAus.
chreiben.) Seitens des kaiserl. Staatssekretärs für
Eisaß⸗Loihringen sind für Abfassung einer volkz
thümlichen Schrift, welche in Form einer Erzählung
die schädlichen Folgen des Lasters der Trunksuch
zu lebendiger Darstellung bringt, drei Preise aus⸗
gesetzt worden von 800 M., 200 M. und 100M
Die Arbeiten sind bis Ostern 1886 bei dem —
Oberschulrath für Elsaß ⸗Lothringen in Straßburg
ꝛinzureichen und sollen höchstens 40 Dceukhseiten
amfassen. Das Manuskript ist mit einem Motto
zu versehen. Der Name des Verfassers darf nich
ersichtlich sein. ——
Frankfurt, 28. Juli. Gestern fand
nuf dem Friedhofe dahier ein blutiges Rencontre
wischen Schutzleuten und einer aus Sozialdemo⸗
raten bestehenden Trauer .Versammlung anlaßlich
der Beerdigung eines Mitgliedes der Partei, Hugo
diller, statt. Nach der Aufforderung des Kommis⸗
urs zum Verlassen des Kirchhofes sollen die Schut
leute die Anwesenden auseinandergetrieben und von
der blanken Waffe Gebrauch gemacht haben, wobei
ahlreiche Personen verwundet wurden. Die „Frff.
Ztg.“, der wir diesen Bericht entnehmen, gibt die
Zahl der Verwundeten auf 50 an, und bemerlt
zuzu, daß nirgends Widerstand geleistet wurde.
F Meisenheim, 21. Juli. Heute Nacht
zegen 1 Uhr wurden die Bewohner des Rappor⸗
irplatzes durch einen markerschütternden Schrei
nus vem Schlafe geweckt. Durch ein mehrfaches
Stöhnen aufmerksam gemacht, fanden Herbeieilende
die IGjährige elternlose Dienstmagd Friederike Klein
von hier auf den Steinfließen vdor der L. schen
Wohnung mit zerschmettertem Kopfe liegen. Die⸗
selbe war vom 3. Stockwerk herabgestürzt und
mußte als Leiche in's Spital geschafft werden.
Urbach, 283. Juli. In der Dynamitsabril
Fil, der Aktien-⸗Gesellschaft „Kölner Dyn amitfabrik
zehörig, erfolgte heute früh 10 Uhr eine Explosion
es Nuͤroglycerin · Kessels mit 250 Kilo Nitroglycerin.
die Arbeiter waren durch aufsteigende Dampfe
zewarnt worden. Drei Minuten nach ihrer Ent⸗
sernung ging die Bude in die Luft. Niemand ist
berunglückt. Alle Fenster ringsum find zerstoͤrt,
diele Dächer beschädigt.
F Von der Festigkeit alt bayerifscher
snoch en geben die Munchener „N. N.“ durch
tolgende Noliz einen erfreulichen Beweis: „‚Cham,
13. Juli. Gestern Abend haben sich wieder ein⸗
nal Kevolver und Messer in ihrer Wirkung ge
nessen. Zur Ehre der betheiligten Bauernburschen
nuß erwaͤhnt werden, daß ihre Knochen undurch
dringlich sind. Blut hat es wohl infolge der Stiche
und Hiebe gegeben und nach einem geistlichen Zu⸗
pruch hat man sich auch im ersten Augenblich ge⸗
sehnt, aber der Revolverschuß prallte buchstablich an
ver Hirnschale des Getroffenen trotz verhaͤitnißmaßig
jeringer Entfernung ab.“
p'Dresbden, 28. Juli. Die Preisvertheiiung
hatgestern Abend ziemlich spat stattgefunden. E
imen 31Preise zur Verteilung. Den 1. Preis
rhieit J. Hennewein aus Stunigart, der 23. lam
an F. Hench aus Wiesbaden, der 3 und 4. kamen
an J. Dix und G. Keller in München und 7
aus Reichenberg, der 9. an Gottfried Schnart
danau, der 11. an G. Ushofet aus Stuttgatt,
iZ. an M. Meller aus Bockenheim und
denninger aus Mainz, der 14. an J. Antes
Frankfurt a. M. In den Mitlelrheinbezick fi —
7 Preise, nach Schwaben 4 und nach i
PODresden, 28. Juli. Gestern
10 uͤhr fand der Schluß des 6. benta
Turhfestes stan. Geh. Hofrath ewgo
dielt die Abschiedsstede an die Turner Die Sa
zurger Turner überreichten eine Marmortafe —*
Widmung, die Innsbrucker einen Edent
der Dresdener Turnerschaft. Die amerilau
Turner übergaben dem Direltor Ehrenje
Andere auslandische Turner dankten fur die gu
Auerichtung des Festes. sowie für die heth
Aufnahme.
J