Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Neuville, verhaftet. Derselbe verkaufte einem hie⸗ 
gen Vankhause 16 Stück lombardische Prioritäten 
8300 Frks. um 4000 Mt. Die Papiere stammen 
us dem am 3. November 1884 in dem Wechsel⸗ 
eschäft M. Rodri zues, rue de la Paix 13 in 
aris verübten großen Diebstahl, durch welchen 
wans Million Franks entwendet wurde. 
4 Ueber den Ursprung der Redensart: „Un— 
rm Pantoffelstehen“ berichtet der schwä— 
ische Augustinermönch Benedict Anselmus: Paps 
ud Kaiser hatten vor alten Zeiten nach langen 
lutigen Kämpfen Frieden geschlossen. Zur Feier 
es Ereignisses wurden Feste und Turniere ange— 
rdnet, zu welchen die Blüthe der damaligen Ritter⸗ 
haft geladen wurde. Jeder Turnierende sollte 
isweder des Papstes oder des Kaisers Farben am 
delme tragen. Ein tapferer Ritter Polyphem, 
mit der eisernen Stirn“ genannt, weigerte sich, 
nit einem dieser Zeichen in die Schranken zu treten; 
ruwolle, erklärte er seiner Frau, nur durch seime 
Thaten glänzen. Vergebens flehte ihn Frau Bea— 
rice an, ihretwegen eines der Zeichen anzulegen. 
Us er ihr diese Bitte abschlug, brach sie in Thränen 
us und behauptete, er liebe sie nicht. Der Ritter 
etheuerte das Gegentheil und erbot sich, seine Liebe 
n Kampfe mit scharfer Waffe gegen zwölf Ritter 
u beweisen. Die Dame wollte davon nichts wissen; 
e ging in ihr Kämmerlein und ließ den Ritter 
or der gesperrten Thüre stehen. In diesem Augen— 
lick errönten die Trompeten zum Beginn des 
zueniers. Halb bewußtlos ergriff der gewaltige 
zolhphem den kleinen goldgestickten Pantoffel, den 
ine zürnende Ehehälfte in der Hast verloren, und 
eckte ihn auf seinen Helm. Die Herolde riefen 
hm zu: „Stellst du dich unter den Krummstab 
)es Papfes oder unter das Scepter des Kaisers?“ 
— „Unter den Pantoffel!“ lautete die Antwort. 
Jus dem Kampfspiel ging Polyphem als erster 
zleger hervor; als ihm des Kaisers Schwester den 
dampfpreis., eine von ihr mit Gold gestickte Schärpe 
iber die Schulter hing, redete sie ihn an: „Herr 
stitter, ihr stellt euch weder untet den Papst noch 
inter den Kaiser, ihr bedürft Niemandes Schutz; 
uch vermag kein Mann zu überwinden, aber unter 
»em Pantoffel steht ihr doch!“ Dieses Wort wurde 
»ald im ganzen Reiche bekannt, und es zeigte sich 
ha mit einem Male, daß der Pantoffel mehr Unter— 
hanen habe als Krummstab und Scepter zusammen. 
F Frankfurt, 18. Januar. Von allen 
Zeiten kommen Nachrichten über Verhaftungen von 
Jersonen aus Anlaß der Ermordung des Polizei— 
athes Rumpff. In den meisten Fällen erfolgte 
chon in Kurzem wieder Freilassung der Verhafteten 
ind nur einige derselben, welche sich nicht zu legi— 
imiren vermochten, wurden in Haft behalten. Im 
debrigen schwebt über den Mord heute noch ein 
zleich tiefes Dunkel wie unmittelbar nach der That. 
F Aachen, 18. Januar. Die Gebäude der 
heinischen Tuchfabrik (Aktiengesellschaft), welche 
nehrere Hunderte von Arbeitern beschäftigt, sind 
seute Nachmittag vollständig niedergebrannt. Von 
en angrenzenden Fabriken und Wohnhäusern ge— 
ang es, das Feuer abzuhalten. Der Feuerschaden 
st ein sehr grozer; bei demselben sind 7 verschie— 
dene Versicherungsanstalten betheiligt. 
FBraunichweig, 18. Januar. In einer 
seute hier abgehattenen, von Angehörigen aller 
Ztände und Parteien zahlreich besuchten Versamm— 
ung wurde die Bildung eines Komités beschlossen, 
velches für das Herzogthum Braunschweig die An— 
elegenheit der Darbringung einer Ehrengabe an 
en Reichskanzler Fürsten von Bismarck bei Gelegen— 
neit des 70. Geburtstages desselben in die Hand 
iehmen soll. 
F Berhin. Ein Roman aus dem Leben.) 
der Sergeant Thilo B. stand während des Feld— 
uges 1870 -71 bei einem Artillerie-Regiment. 
In dem Stadtchen Gifors lag seine Batterie wäh⸗ 
end dreier Monate und zwischen den Ortsbewoh—⸗ 
sern und den Artilleristen hatte sich ein gutes 
tinvernehmen herausgebildet. Bald erzählte man 
ch, daß der mit dem eisernen Kreuz — croix de 
edan, wie die Frauzosen es nannten — dekorirte 
hmucke Sergeant B. seiner Wirthin, einer wohl⸗ 
abenden Kaufmannswittwe, nicht gleichgiltig sei. 
Us nach Abschluß des Friedens die Batterie heim— 
ehrte, gab es in der That heiße Thränen, und 
nes schönen Tages erschien die Französin in der 
Jarnisonsstadt ihres Sergeanten, um sich von dessen 
Zefinden persönlich zu überzeugen. Dieser hatte 
ber inzwischen den Ahschied genommen und be— 
wirthschaftete in Thüringen ein kleines Bauerngut 
seiner Mutter. Dorthin folgte ihm die treue 
Französin. Betrübten Herzens mußte sie aber 
vieder heimziehen, denn die alte Bäuerin erklärte 
iich entschieden gegen eine Verbindung ihres Sohnes 
nit der katholischen Französin. Später übernahm 
B. das Besitzthum seiner Mutter, die Wirthschaft 
sing indeß immer mehr zurück, so daßk' er sich ent⸗ 
chloß, sie aufzugeben und nach Berlin zu gehen, 
im hier sein Glück zu versuchen. In der Nostiz- 
traße fing er ein kieines Geschäft an, mit dem es 
iber ebenfalls nicht recht gehen wollte, er ent— 
jußerte sich daher desselben und zog vor Kurzem 
iach Schöneberg, wo er sich mit seiner Hände 
Arbeit kümmerlich durchschlug. Am jüngsten Sonn— 
ibend erhielt nun der ehemalige Sergeant durch 
Hermittelung des hiesigen Konsulates von einem 
ranzösischen Anwatt ein Schreiben, in welchem ihm 
nitgetheilt wird, daß die am 27. vor. Mts zu 
Zreisach g borene, in Gifors verstorbene Wittwe 
zrnestine Rotani dem früheren Sergeanten im 4. 
jezt 19.) Artislerie-Regiment Thilo B. 6000 Fres. 
estamentarisch dermacht habe. 
F Linz, 16. Januar. (Geheimnißvolle Ent⸗ 
ührung.) Der Postmeister Peßl aus Neuzeug bei 
Steyr fuhr am 6. ds. Mis. nach Linz. Dort, er— 
ählt er, sei er nach seiner Aukunft von einem 
inbekannten Manne im Zustande der Betäubung, 
jervorgerufen durch eine von dem Unbekannten 
ingebotene Prise, entführt, in einem in einer 
iubekannten Gegend gelegenen Bauernhause vier 
Tage lang gefangen gehalten und von da aus am 
ünften Tage (am 13. d. M.) Morgens zur Station 
tleinreifling der Rudolphbahn gebracht worden. 
Vährend seiner Entführung will Peßl seiner Brief— 
asche, welche Werthpapierre und Bauknoten im 
Werthe von etwa 4000 fl. enthalten haben soll, 
»exaubht worden sein. Ein Postkommissär hat Amt 
ind Kassa, welche Pessel verwaltete, untersucht und 
u musterhafter Ordnung gefunden. Auch die 
Zrivatvermögensverhältnisse Peßl's sind in besten 
zuständen. Während seiner Abwesenheit kam an 
»eine Verwandten ein Telegramm aus Divacca 
Istrien), welches mit seinen Namen gezeichnet, 
eine baldige Rückkehr meldete. 
Eine Anekdote vom Grafen Moltke er— 
ählt Fr. Dernburg in der „Nat. Ztg.“: Es ist 
n dem betreffenden Artikel die Rede von der im 
ussischen Volke und namentlich in der russischen 
Irmee vorhandenen Neigung zu heiteren Düpirungen. 
daunn heißt es weiter: Den Grafen Moltke haben 
ie aber doch nicht daran gekriegt, die klugen Pe— 
ersburger. Sie führten ihm in den Turnhallen 
der Petersburger Regimenter immer dieselben Leute 
»or. Als man den großen Feldherrn frug, wie 
hin die Leute gefielen, sagte er, ohne eine Miene 
zu verziehen: „Ich bewundere Alles an ihnen, na⸗ 
nentlich die Ausdauer.“ 
F Merkwürdige Naturerscheinung 
Aus Madrid wird gemeldet: An einigen Orten 
»er Provinz Granada hat man bemerkt, daß die 
„onne, die sich hinter den Bergen erhebt, jetzt eine 
salbe Stunde später sichtbar wird als früher. Diese 
Anomalie führt zu der Vermuthung, daß die Ge— 
zirgskette der Sierra Nevada sich um einige bundert 
Meter gehoben hat. 
f London, 17. Januar. Der Donnerstag 
jon Dublin nach Holyhead abgegangene Postdampfer 
„Admiral Moorsch“ ist in Folge einer Collision 
nit dem ameritanischen Schiffe „Santa Clara“ 
nahe bei Holyhead untergegangen. Zwölf Mann— 
chaften und vier Passagiere sind ertrunken; die 
ibrigen zwöif Mannichaften und zwei Passagiere 
vurden heute vom „Santa Clara“ in Polyhead 
gelandet. 
4 (Brand.) Das Schloß Montaigne bei 
derigerd, eine Perle der französischen Landsitze, ist 
siedergebrannt. Unschätzbare historische und Kunst 
ammlungen sind mit zu Grunde gegangen. Das 
„chloß war Eigenthum des Herrn Thirion-Mon⸗ 
auban, Schwiegersohnes des vormaligen Finanz 
ninisters Magne. 
FSingapore, 10. Januar. Einsturz 
ines Tempels.) In der Stadt Kiang Hung am 
Makhongflusse in Hinter-Indien feierten die Be— 
vohner dieser Stadt eben ein Fest, wobei sie schon 
‚eitig Morgens nach dem in der Mitte des Flusses 
nuf Pfählen erbauten Tempel „der neun Tugenden“ 
trömten, um der hier befindlichen Kolossal-Statue 
des Buddha zu opfern. Eben standen acht Priester, 
nit ihrem Oberpriester an der Spitze vor dieser 
Ztatue versammelt, als plötzlich der Fußboden des 
Tempels zu wanken anfing. Gleich darauf stürzte 
das ganze Gebäude zusamnien und versank mit allen 
in demselben weilenden Andächtigen in dem Flusse. 
Nur vier Personen, die draußen auf der Brücke 
tanden, welche den Tempel mit dem Festlande ver⸗ 
band, konnten sich retten. Wie versichert wird, 
haben 110 Personen, darunter auch die ueun 
Friester, ihren Tod bei dieser Katastrophe gefunden. 
Fine eingeleitete Untersuchung ergab, daß die höl— 
jernen Pfähle, auf denen der Tempel stand, faul 
und morsch waren. 
Newyork, 19. Januar. Das Kranken⸗ 
saus der Irrenanstalt in Kankakee (Illionois) ist 
niedergebraunt. Siebzehn Kranke sind in den 
clammen umgekemmen. 
Gemeinunuitziges. 
(Ein einfaches Mittel bei Verwundungen.) 
Unter dem Titel „Etwas Wissenswerthes“ bringt 
der „Bauernfreund'“ folgende Mittheilung eines 
Lesers: „Wir lesen öfters, daß Leute, welche in 
rostige Nägel getreten oder sich auf andere Weise 
kleine Wunden heigebracht haben, heftig erkrankt, 
ja theilweis an Mundsperre dem Tode erlegen sind. 
Wenn Jedermann in der Welt mit einem Mittel 
zegen solche Uebel bekannt wäre, so würden alle 
olche Berichte aufhören. Wir können ein solches 
Mittel angeben, aber wir können die Leute nicht 
wingen, es auzuwenden. Dasselbe wird Vielen zu 
infach vorkommen; doch es ist hei leichter Anwend- 
yarkeit unfehlbar in seiner Wirkung. — Man 
äuchere, um seine Beschreibung zu geben, die 
Wunde mit brennender Wolle oder mit einem 
»rennenden wollenen Tuch. Zwanzig Minuten in 
dem Rauch von Wolle wird die Schmerzen aus 
der schlimmsten Wunde nehmen und bei wieder— 
sjolter Anwendung dieses Verfahrens wird die hef— 
igste Entzü dung beseitigt wirden. Die Leute 
nmögen über das Alte-Weiber Mittel spotten, so viel 
ie wollen, aber wenn sie in Grefahr sind, laßt sie 
s nur probiten. Dasselbe hat viel Schmerzen ge— 
lindert, manches Leden gerettet und ist werth, in 
Buchstaben von Gold in jeder Familie aufgehängt 
zu werden.“ 
Sterbefälle. 
Gestorben: in Langenkandel Frau Katharina 
Rödel, geb. Schlachter, 54 J. a.; in Neustadt 
Undreas Kernberger, 15 J. a.; in Hermers— 
»erg Gustab Kettencing, 50 J. a.; in Kai— 
jerslautern Jakob Schenkel, pens. Lehrer der 
tädt. Töchterschule, 60 J. a.; in Landau Herr 
Tarl Häffner, Ooerstlieutenant und etats— 
näßiger Stabsoffizter im k. 18. Infanterieregiment, 
58 J. a.; in Siebeldingen Wuhelm Herrmann 
Mathias, prot. Pfarrer; in Vandau Herr Joh. 
Uugust Fohl, Rentner. 
Für die Redettion verantwortlich: F. X Demetz. 
Aus allen Kreisen 
der Bevölkerung stammen die Anerkennungen und Dankes— 
schreiben, we che dem Apothekler Brandt zu Theil werden, 
und mögen die Leser auf das nachfolgende Schreien be⸗ 
onders aufmerksam gemacht sein. Euer Wohige oren! be— 
tätine ich, in Erwiderung Ihrer geehrten Zuschrift vom 
15. d. M.. daß ich Ihre sog. Schweizerpillen schon seit 
Jahr und Tag in meinec Farmilie eingeführt ud solche 
nir und meiner Frau ganz vorzügliche Diensse ge— 
eistet haben. Dieselben sind bei Störungen der Verdau⸗ 
uing und des Stuhles, euenso gei Kopfschmerze und Schwindel⸗ 
anfällen, welche olgen dieser Störungen sin, von aus— 
zezeihneter Wirkuig und haben den eminenten Vorzug, 
daß fie nicht im Geringsten belästigen oder quälen und 
auch mit Leichtigkeit von Jedermann genommen werden 
önnen Ich benützte dieselden zeitweise auch ohne weitere 
Beranlassung als Kur in der Art, daß ich alle 2—23 Monate 
icht Tage lang täglich Abends vor dem Schlafengehen 1.2 
Stüch nehme. Die Wirkung ist eine treffliche. Bei mangeln⸗ 
dem Appetit gibt es nichts Besseres als salch' eine Kur. 
Ihr ergeenster C. Goetz, königl. bayer RNotar. Suchloe. 
Han achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett 
ein weißes Kreuz in rothem Feld und den Namenszug R 
Brandt trätt. ——— 
„Neue Musik⸗Zeitung“. Vor uns liegt Nr. 2 dieses 
lustrirten Famteienblaltes, welche außer den neuesten 
nteressantesten Berichten aus dem Theater u. Käarstler⸗ 
eben, bri gt: Geschichte des Klaviers init 2 Illustia— 
fionen. — Geschichte der Holzblasinstrumenten mit 
25 Abbildu gen. — Eczäuzungen zum Konversa— 
ons⸗Lexikon der Tonkunst. — Ein Fruührmugstraum, 
Frinnerung an Franz Schubert von Ciaire Gerhard. 
— Eine Nebenbuhlecin der Fanuy Eißler, (Fanny 
Ferito). — Dolores und Palestrina, Fottsetzung. 
— Richard Wagner-Erinnerungen von Aug. Lesimple. 
Wie vorliegende Nummer beweist, ist der Ver— 
leger vestrebt troz des billigen Preises (80 Pfg. 
pro Quartal 6 Nummern) die Zeitung immer reich— 
haltiger zu gestalten. 
Probenummern in jeder Buch— u. Musikalien 
handlung gratis.