Full text: St. Ingberter Anzeiger

a m den Dohlen der Frauenthürme bemerkbar 
u. In Karl sru he leben nicht weniger als 
hsn. d h. Selecpllichüse. wei ein 
ln und darüber versteuern. Dieselben gebieten 
*— über das hübsche Sümmchen von 
b 40 Asze F 
FHeid elberg, 28. Juli. Das allgeme ine 
zhesprüch ist Herr Dr. Schweninger und die 
Halanstalt. die er zu errichten gedenkt. Der 
des Reichskanzlers hat hoch oben auf dem 
* neben dem Schloßhotel ein Grundstück er⸗ 
—* und die Absicht, ein breites Stüch Land 
r ed zur Schlienhager Chaussee weiter anzu⸗ 
usm. VDie Unierhandlungen sind vorläufig noch 
gt perfekt, da der Besitzer des Grunditücks die 
Nfige Gelegenheit beim Schopf fassen will und 
n vemlich —D — 
pdrankfurt, 29. Juli. Ein Epilog zu 
m Prozeß Lieske spielte sich heute vor Gericht 
die hielbesprochene Affaire Stulz. Als Ver⸗ 
ndiger fungiren die Herren Rechtsanwälte Ebner 
d doldheim. Gegenstand der Anklage ist der 
jasuch det Beamtenbestechung. Im Mai machte 
In der Angellagten, der Schreiber des R.A. 
R Wilhelm Stulz, Friedrich Galsterer durch Mit. 
ralung seines Hausherrn, des Dienstmannes 
phann Notheis, den Versuch, einen Zettel an 
Ae gelangen zu lassen, welcher dieser avertiren 
e, daß Stulz ihn gratis vertheidigen wolle 
Nufseher der Konstabler Wache sei von Notheis 
wonnen worden, einen Beamten des Klapperfeldes 
Abgabe des Zettels zu veranlassen. Die drei 
gnannten stehen heute vor Gericht. Der Staats⸗ 
walt beantragt das Schuldig gegen alle Ange⸗ 
lugte und zwar gegen Stuiz 10 Wochen Gefäng 
egegen Galsterer b Wochen und gegen den Dienft. 
dunn i4 Tage. Die Vertheidiger treten für die 
uschuld ihrer Clienten ein. die nichts Unerlaubtes 
hen hatten. Dr. Holdheim hetont, daß kein 
iler Bestechungsversuch vorliege, Dr. Ebner will 
seiner von prächtigem Humor durchwehten Schutz · 
detes gar nicht gelten lassen, daß es überhaupt 
u Amtsvergehen gewesen sei, wozu der Beamte 
mochen werden sote. Die sstündige Verhandlung 
heßt mit der Freisprechung der Angeklagten. 
sar nimmt das Gericht au. daß der Beamte eine 
jichwidrigkeit begangen hätte, wenn er sich hätte 
saleiten laffen. Allein es fehle in subjektiver Hin⸗ 
qi.an dem Moment des Bewußtseins der Rechts⸗ 
vidtigkeit der Handlung. —WV V 
Bad Kreuznach, 29. Juli. Das hiesige 
ꝓui du Nord steht in hellen Flammen. Die 
athehung des Brandes ist noch unbekannt.“ 
In Efsen ist vor einigen Tagen ein Bries 
nit folgender poetischen Adresse auf die Post ge⸗ 
athen und bestellt worden: „Ihr lieben Stephans 
inger, Nehmt diesen Scherz nicht schief, Mein 
gieund, der nennt sich Alex, Ihm sendet diesen 
drief. Sein Vater, der heißt Lowenthal Und 
nade so heißt er, Drum waͤre wohl der Adressat 
zu finden gar nicht schwer, Wenn Sie den Wohn⸗ 
ut wüßten. Nun, der ist wohlbekannt, Er nenn⸗ 
id nämlich Hüsten und liegt im Sauerland.“ 
f Selbst das Nachsitzenbleiben in »der Schult 
linn Einem zum Heile gereichen Das erfuhr. wie 
egz Koln. Tagebte“ erzahlt vsrigen Freitag zu 
doln ein Junge aus einem der beiden eingestürz 
Hauser. Derselbe mußte des Morgens bie 
nach 12 Uhr sitzen bleiben. Und diesem Um— 
sande verdankt er wahrscheinlich sein Leben; denn 
grade, als er auf dem Holzmarkt war,erfolgte 
dt Einsturz der beiden Haͤuser. 
f Der Kaisser hat für die in Köln bei dem 
Aujereinsturz Berunglückten 1000 Mt. bewilligt 
fHamburg, 29. Juli. Den Dieben 
14 vor kurzem der hiesigen Reichsbanlstelle 
90.000 Mi. gestohlen haben, scheint man endlich 
uf der Spur zu sein. Wenigstens wurde ein 
wier Agent und noch zwei andere in unserer 
geschaftstreidende Personlichleiten verhaftet. 
— dringend verdächtig sind, mit den drei 
en in Verbindung zu stehen. Es wurde bei 
ein sehr belasteuder Briefwechsel gefunden, 
* em sich hoffentlich genauere Einzelheiten er 
n, so daß man die wicklichen Thäter ausfindig 
chen und ihrer habhaft werden kann. 
—5* Geschichte der Tournüre. 
33 erliner Wespen“ erzahlen folgende lehrreiche 
9* cherzigenswerthe Geschichten. Eine modern 
dete Dame ging neulich vom Bell⸗Alliance⸗ 
Platß die Friedriche Straße hinauf. An der Weiden⸗ 
dammer Brücke wendete sie sich um und bemerkte 
daß drei Studenten schon seit der Puttkamerstraßt 
hinter ihrem Rücken, und zwar auf dem Plateau 
ihrer Tournüre. Skat spielten. Entrüstet über 
diesen Mißbrauch ihres Kunstwulstes, rief sie einen 
Schutzmann herbei, der sie alsbald arretierte. Nun 
fieht sie ihrer Bestrafung wegen Gestattung eines 
oͤssentlichen Glückspieles entgegen.“ — „Bigsher 
war die Tournüre ein kahler Berg, nun aber soll 
sie Leben erhalten. Die Mode hat verschieden⸗ 
Neuheiten auf diesen Gebiete erfunden. Man 
pflanzt jetzt auf dem Cul Champignons oder bringf 
an seiner Spitze, da wo die Tournüre am höchsten 
ist, ein Feuerwerk an, das die Dame unbemerk 
anzündet, Sehr hübsch ist auch ein an derselben 
Stelle angebrachter Springbrunnen aus dem wohl 
riechende Wasser sprudeln.“ — „Ein entsetzliches 
Unglück wurde neulich durch einen günstigen Zufal 
noch rechtzeitig abgewendet. Die Pferde eines Om⸗ 
nibus waren nämlich bei dem Anblick eines Jäger⸗ 
ijaners in Gala scheu geworden und rasten unauf⸗ 
—XEED— 
nibus eine Dampfspritze, vier Kinder, zwei Spreng 
wagen und drei Bäume umgerissen, schon neigte er 
sich und drohte umzustürzen, schon ertönte von seinem 
Verdeck das markerschütternde Geschrei der Passa— 
giere, als die Deichselstange an die Tournüre einer 
Dame anprallte. Sofort blieben die Pferde stehen 
und zitterten wie vor einem Kameel ··· 
F Im Jahre 1884 fanden in Preußen 
10,328 Zwangsversteigerungen von Grundstücken 
tait, gegen 13,573 im Jahre 1883, 16,197 im 
Jahre 1882 und 17,4783 im Jahre 1881. Es 
sat also eine dauernde Verminderung der Zwangs⸗ 
zersteigerungen im allgemeinen stattgefunden, und 
war insbesondere bei Grundstücken, welche haupt⸗ 
achlich zu Land⸗ und Forstwirthschaft dienen.“ 
—Vor kurzem ist der 2. Jahrgang einer im 
Reichs⸗Justizamte bearbeiteten deutschen Justi z⸗ 
Statistik erschienen. Aus demselben ergibt sich 
1. a. die in wirthschaftlicher Beziehung nicht un—⸗ 
interefsante Thatsache. daß nach den statistischen 
krhebungen von 1881 - 1883 die Zahl der 
Wechselprozesse um 10,4 pPCta die der Arrestsachen 
um 22.4 pCt. und die der Konkurseroffnungen um 
10,7 pCi. abgenommen hat. 
Vor sich h.nrTrohz der ausgiebigen Bewach⸗ 
ung ihrer Palais wurden — auch die Juwelen der 
kronprinzlichen Hertschaftenbet ihrer Abreise von 
Berlin in der Reichsbank deponirt. 
p Diebstatl. Nach einer an die Berliner 
Zriminalpolizei gerichteten Mittheilung“ sind dem 
zroßherzogl. badischen Kammersänger Hauser in 
helgoland am 26. d. M., Vormittags. waͤhrend 
der Badezeit —aus dem Badekarren auf der Dunz 
drei Ringe im Werthe von über 2000 Mk. ent 
vendet worden: Ein goldener Ring, à jour gefaßt. 
zdestehend aus 1. Rubin, 1 Diamant und 1 
Smaragd, alle 3 Steine von gleicher Gtoͤße und 
reinstem Wasser, die Fassung zwischen den Steinen 
ist mit Brillantspitzen besetzt; ein goldener Ring 
zour gefaßt, a Karat mit gelbem Stich; ein 
Joidener Diamantring, e Karat, blütheweiß. 
fx Vortreffliches Mittel gegen Zahnweh. 
Man löst eine Messerspitze voll Borarsäure in 
varmem Wasser, nimmt es in den Mund und hat 
elten nothig, das Mittel zu wiederholen. Es ist 
zesonders wirksam, wenn die Schmeizen von dem 
Jeinfratß der Zahne herrühren. 
fGEin kurioses Testament.) Vor dem 
Tribunalezu Avignon‘ in Frankreich kommt dem ˖ 
zächst eine nen Frage zur. Entscheidung. Ein 
Heneralrath zu Vaucluse, Herr Heinrich Meynard, 
st in letzter Jein gestorben und hat sein ganzes 
ßermoͤgen ‚seiner sterblichen Hülle“ vermacht. Es 
seißt im Tejtam⸗nt:“ Ich vermache meiner sterb⸗ 
ichen Hülle meu Haus in Valreas. so wie jch es 
on den Erben der Herren Matius und Kar! 
Meynard am 30. Dezember 1880 gekauft habe. 
Ich wünsche, daß alles, was darin ist, in demselben 
Zustande bleide, wie es im Moment meines Ab 
ebens war. ohne eliwas daran zu ändern., und 
aß alle mir gebörigen Thiere bis zu ihrem Todẽ 
ort erhalten werden. Es soll in der Laterne der 
Halecie des Wohnhauses ein Monument von kleinen 
Dimensionen errichtet werden, in weichem mein 
Sarg in einer ausgehöhlten Gruft in einem Blod 
on bartem Stein deigesetzt werde, det mit einem 
ben solchen Siein bedeckt wecden muß, welcher 
dann mit Cement verkittet wird. Ich will ohnt 
Assistenz eines Geistlichen irgend eines Religions 
bekenntnisses beerdigt werden und wünsche, daß ich 
von meinem Todtenbett direkt in meine Gruft übee⸗ 
tragen werde.“ Das von Herrn Meynard „seiner 
sterblichen Hülle“ vermachte Haus hat einen Werth 
von mehr als 200,000 Fres. Es fragt sich nun, 
ob Jemand das Recht habe, sein Vermögen sich 
selbst zu legieren? 
FParis. Kürzlich stand ein Einbrecher von 
seltener Gemüthlichteit vor den Geschworenen. 
Dieses gelungene Exemplar heißt Blanchard und 
war angeklagt, etwa ein halbes Dutzend Laadhäuser 
in der Umgebung von Paris ausgeplündert zu 
haben. Wahrend der Behandlung entspann sich 
zwischen dem Gerichtspräsidenten und dem Ange— 
klagten folgende Wechselrede: Präsident: „Man 
hat bemerkt, daß Sie in der Villa Lebon gewisse 
Werthgegenstände liegen ließen. Weshalb haben 
A 
stück! Weil ich nicht konnte! Denken Sie sich an 
meine Stelle. Im Schubkarren hatte ich schon drei 
Stockuhren, sechs Paar silberne Armleuchter und 
ꝛinen Barometer. Unmoglich, noch mehr fortzu⸗ 
schleppen.“ „Sie schrieben auf die Thüre eines Ka⸗ 
binets: „Wenn ich Zeit hätte, würde ich auch noch 
diese Thüre aufmachen. Ich kneife aber lieber 
uus.“ Angeklagter: „Ganz richtig. Ich fürchtete 
Zudringliche.“ Prasident: „Sie trugen einen ge— 
ladenen Revolver bei sich? Angeklagter: „Ei frei⸗ 
lich, um mich gegen die Spitzbuben zu vertheidigen.“ 
Ein Kammerdiener, der als Zeuge vorgenommen 
wird, versichert, daß ihm ein Koffer voll Kleidungs⸗ 
stücke gestohlen worden ist. Angeklagter (sehr höflich: 
‚Ich habe diesen Herrn nicht bestohlen; der Herr 
velieben fich zu täuschen!“ Zeuge (sehr zornig).: 
„Ich soll mich täuschen? Das ist zu arg. Der 
Rock, den Sie da anhaben, ist ja auch einer von 
meinen Röcken!“ Angeklagter: „Ei, ei, also Ihnen 
gehört er? Na, wenn Sie ihn erkennen, so ist 
nichts weiter dazu zu sagen.“ Der Gerichtshof 
war grausam genug, den gemüthlichen Gauner zu 
achtjahrigem schweren Kerker zu verurtheilen. 
MDer Einzug der Deuischen in 
Paris. Saßen da in einem Pariser Café zwei 
französische Bürger und unterhielten sich über den 
deutsch⸗französischn Krieg 187071. Nachdem man 
die verschiedenen „Siege“ Frankreichs durchgesprochen; 
'am man auf den unerwarteten Schluß des Kriegs⸗ 
dramas, auf den Einzug der , Prussions“ in Paris. 
Es wurde die Frage aufgeworfen, ob dieselben beim 
Einzug in Paris durch“ den Triumphbogen hin⸗ 
durch oder um denselben herummarschirt seien. Die 
Ansichten waren eben so getheilt, wie dies zwischen 
zwei Personen nur immer moͤglich ist. Eine Wette 
wurde entrirbe Wer sollte sie enischeiden ? An das 
französische Kriegsministerium sich wenden, war am 
Ende nicht schidlich. Außerdemgenießt dasselbe 
seit 1870 kein Vertrauen bei den Parisern. Man 
zeschloß an Viktor Hugo, den Verfasser des „furcht⸗ 
daren Jahres“, zu schreiben. Aber der franzosische 
Dlympier geruhte nicht zu antworten. Was nun 
ihuny Da tam der eine der Wettenden, Hert 
Telliet, auf den schlauen Gedauken fich an den 
preußischen Kriegsminister zu wenden. Und siehe 
da, in Bälde traf das nachstehende frankirte 
Schreiben ein;: 
Kriegoministerium. Berlin, den 16. April 1885. 
Auf die an S. E. den Herrn Kriegsminister 
gerichtete Eingabe vom 14. v. Mtis. wird Ihnen 
das Folgende ergebenst mitgetheilt: uieæ 
Nach Ausweis der Akten rückte am 1. Marz 
1871 um 8 Uhr Morgens der zum Kommandanten 
don Paris ernannte General⸗Lieutenant v. Kamede 
mit der 1, Schwadron des 2. essischenHusaren⸗ 
Regiments Nc. 14 und dem L. Bataillon des 3. 
nassauijchen Infanterie ˖ Regiments Nr. B8 von der 
Brucke vor Neuilly aus in Paris ein. Der Ein⸗ 
narich g ichah völlig driegsmäbig, vorauf ein Zug 
Husaten; dann folgte die Schwadron unter Ritt- 
neister d. Colomd, der stommandant mit seinem 
Stabe und das Bataillon; am Schluß ein Zug 
dusaten. Derauf dem Wege liegende Arc de 
Triomphe ist für gewöhnlich durch Keetten abge⸗ 
perrt. Außerdem war damals unter demselben 
ein Geaben gezogen. 
Um die Bewegung uicht. aufzuhalten, marschirte 
muan zur Seite am Triumphdvogen dorbei. Ritt⸗ 
meister von Colomb ritt jedoch mit einigen Husaten 
detr Vorhut durch den Triumphbogen, Uber das 
pindernitßz hinweg. Um 1 Uhr Nachmittags er—⸗ 
dolgte der Einmarsch des 6, 11. und des 2. dayer. 
Armee⸗Korps mit Musik und fliegenden Fahnen, 
vobei der Triumphbogen ebenfalls umgangen wucrde